Returnal (PC) REVIEW

Im Jahr 2021 sorgte das Entwicklerstudio Housemarque für eine Überraschung. Bekannt für seine beeindruckenden Side-Scrolling- und Twin-Stick-Shooter wie Super Stardust, Matterfall und Dead Nation, zeigte das Studio plötzlich noch größere Ambitionen. Sie wollten etwas mit einer tiefgründigen Handlung, einem innovativen Konzept und den neuesten Technologien der nächsten Generation schaffen. Das Ergebnis war Returnal, zunächst exklusiv für die PlayStation, das den Spieler in eine Zeitschleife versetzt und für mich alles richtig gemacht hat. Jetzt hat sich Sony entschieden, diesen Titel auch auf den PC zu portieren, nachdem sie bereits Spiele wie Uncharted, Marvel’s Spider-Man und God of War ebenfalls auf den PC gebracht haben.

Returnal war der Grund, warum ich unbedingt eine Playstation 5 haben wollte, wenngleich ich nun den PC Test übernehmen. Doch jetzt tauchen wir erst einmal gemeinsam in die geheimnisvolle Welt ein, die unsere volle Aufmerksamkeit verdient.

Technisch High-End, Systemanforderungen moderat

Returnal startet auf dem PC mit einem Leistungstest und schlägt dann einen geeigneten Grafikmodus vor. Aber keine Sorge, das Spiel lässt uns auch mit vielen anderen Einstellungen spielen, um das Erlebnis unseren Wünschen anzupassen. Die Climax Studios, die für die Portierung verantwortlich sind, haben wirklich an alles gedacht. Auf dem PC werden nun auch die Breitbildformate 21:9 und 32:9 unterstützt. Wer einen PC mit entsprechender Hardware hat, kann mit AMD FSR die Bildwiederholrate erhöhen und gleichzeitig das Bild hochskalieren. Aber auch NVIDIA DLSS und mehr stehen zur Verfügung, um noch mehr FPS herauszuholen, ohne dass die Optik zu sehr leidet.

Selbst mit schwächerer Hardware kann man mit einigen Anpassungen problemlos eine flüssige Bildrate von 60 fps erreichen. Um auch in den Genuss der fast nicht vorhandenen Ladezeiten zu kommen, ist allerdings eine SSD notwendig. Ich empfehle die Verwendung des DualSense-Controllers, um das haptische Feedback und die Trigger-Effekte auch am PC voll auskosten zu können. Doch keine Sorge, wer lieber mit Tastatur und Maus spielt, kann die Tastenbelegung komplett anpassen. Der hervorragende Sound wird durch Dolby Atmos noch beeindruckender. Alles in allem ist die PC-Portierung recht gut. Nur das Raytracing kann man getrost abschalten. Es bringt kaum optische Vorteile oder fällt überhaupt auf. Dafür drückt es die Performance und war zum Release für regelmäßige und kurze Ruckler verantwortlich.

Mein Testsystem war ein Shadow PC mit folgender Konfiguration: AMD EPYC 7543P CPU, NVIDIA RTX A4500, 16 GB RAM. Damit lief das Spiel butterweich und ich konnte es per Cloudgaming überall hin mitnehmen.

Volles Paket und spannende Science-Fiction

Wer Returnal von der Konsole (Review zum Spiel) kennt, wird sich freuen, dass alle Updates direkt auf dem PC verfügbar sind. Diese bringen neue Inhalte mit sich, wie zum Beispiel die Möglichkeit, das Spiel im Koop-Modus zu spielen und den Fortschritt zwischen zu speichern, anstatt das Spiel in einem Durchgang abschließen zu müssen. Außerdem gibt es einen Endlosmodus, in dem man sich von Stockwerk zu Stockwerk durch einen Turm voller Gegner kämpfen muss.

Returnal ist ein Roguelike-Spiel, das oft zu Unrecht verurteilt wird. Es basiert auf dem Konzept des endgültigen Todes der Spielfigur („Permadeath“) und verbindet gekonnt Science-Fiction, Horror und Psychothriller. Der Titel eignet sich sowohl für Einsteiger in das Arcade-Genre als auch für Hardcore-Experten. Je länger man spielt, desto deutlicher wird, dass Housemarque auf den Erfahrungen seiner früheren Arcade-Shooter-Titel aufbaut, in Returnal aber neue Technologien integriert und ein rund 20-stündiges Erlebnis bietet, das man nicht so schnell vergisst.

Die Ausgangssituation bleibt jedes Mal gleich: Als Weltraumpilotin Selene stürzt man auf dem Planeten Atropos ab und stellt schnell fest, dass man in einer Zeitschleife gefangen ist. Versucht man vom Planeten zu entkommen und stirbt dabei, wird man einfach wieder „geboren“ und das Spiel beginnt von vorne – bis man schließlich einen Weg findet, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Das mag frustrierend klingen, besonders für Neulinge im Genre, aber genau das ist das Wesen eines Roguelike-Spiels: Sterben, lernen und besser werden.

Bei jedem Neustart verliert man die Waffen und Gegenstände, die man in der vorherigen Runde erbeutet hat. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die man behalten und aufrüsten kann. Darunter fallen beispielsweise einfache Waffen wie Schwert und Pistole, sowie kleinere Upgrades wie der Raumanzug-Schub und freigeschaltete Inventar-Slots. Zusätzlich gibt es tägliche Herausforderungen im abgestürzten Raumschiff, die man aktivieren kann, um das Gameplay zu verändern.

Hier ist doch was anders?

In Returnal darf man sich nicht darauf verlassen, dass man die Fundorte der verlorenen Gegenstände beim nächsten Durchgang schon kennt. Das Spiel nutzt das Zufallsprinzip, um die Beute zu verteilen, und die Fundorte ändern sich bei jedem Durchlauf. Obwohl die eindrucksvolle Welt jedes Mal anders aussieht, hat man nach mehrmaligem Spielen den Eindruck, dass das Game aus einem Pool von Gegenständen schöpft und nicht alles von Grund auf neu aufbaut. Aber keine Sorge, die Abwechslung ist riesig und es fühlt sich jedes Mal wie eine neue Welt an, wenngleich man dasselbe der sechs Biome schon dutzende Male gespielt hat.

Die Gestaltung der Spielwelt ist absolut faszinierend. Jedes Detail erzeugt eine unglaublich spannende Atmosphäre, selbst eine harmlos aussehende Pflanze oder ein hilflos wirkendes Wesen kann deinen Puls in die Höhe treiben. Man möchte alles erkunden, trotz der Gefahr, die hinter jeder Ecke lauert. Flora und Fauna können nicht nur spielerisch genutzt werden, sondern bieten auch atemberaubende Licht- und Neoneffekte.

Doch nicht nur die Spielwelt ist bis ins kleinste Detail durchdacht, auch das Drumherum kann sich sehen lassen. Die Soundkulisse ist gigantisch und gehört zum Besten, was man je in einem Videospiel erlebt hat. Rauschende Blätter, pfeifender Wind, energiegeladene Laser und Plasmakugeln sowie Regentropfen – alles scheint um den Spieler herum zu tanzen und nicht nur aus den TV-Lautsprechern zu kommen. Auch der DualSense-Controller kommt zum Einsatz und bietet bei fast jeder Gelegenheit ein neues haptisches Feedback. Der Regen tropft mit leichten Vibrationen auf unseren Anzug und die Schadensbegegnungen fühlen sich noch realistischer an.

Ich habe was zu erzählen

Im Gegensatz zu den meisten anderen Roguelike-Titeln hat Returnal eine übergeordnete Handlung, die sich über alle Versuche erstreckt. In jeder Runde erhält unsere Heldin neue Informationen, die auf dem Bordcomputer in Form von Texten oder Videosequenzen angezeigt werden – einige davon sind sogar spielbar und bieten Gruselfeeling aus der Ego-Perspektive! Diese Informationen sind zunächst rätselhaft, fügen sich aber nach und nach wie ein Puzzle zusammen und bringen uns dem Geheimnis des Planeten immer näher.

Für Gänsehaut sorgen auch die auffindbaren Audiologs und die Leichen unseres früheren Ichs. Während der Fund der Leichen immer wieder schockiert, verraten uns die Logbücher, was unsere Heldin vorher gedacht und gefühlt hat. Neben einigen Standardsätzen der Motivation und Verzweiflung gibt es auch längere Spielpassagen, in denen Selene einfach nur schweigt. Die Sprachausgabe ist hervorragend und es gibt sowohl eine deutsche Sprachausgabe als auch Untertitel.

Am Ende jedes Bioms wartet ein Endgegner, dessen Niederlage das nächste Biom freischaltet. Hier zeigt das Spiel Ähnlichkeiten mit z.B. Sekiro. Obwohl es nicht ganz so brutal ist, gibt es weder einen wählbaren Schwierigkeitsgrad noch eine Levelfunktion. Um stärker zu werden, muss Selene den Endgegner besiegen. Erst dann kann sie mit zusätzlichen Boni ins nächste Biom starten. Da sind selbst Dark Souls und Nioh versöhnlicher, denn in diesen Spielen levelt und grindet man, um sich besser auszurüsten.

Die Kämpfe selbst sind spektakulär – trotz der Effekte und der sehr flüssig und detailreich animierten Gegner erinnern sie an die Bullet-Hell-Spiele des Studios. Laserstrahlen und Plasmakugeln gilt es flink auszuweichen, Bewegungsmuster von Gegnern und Bossen zu erkennen und immer die Fluchtmöglichkeit im Auge zu behalten. Doch nicht immer ist eine Flucht möglich: Anfangs sind es nur wenige und weit entfernte Gegner, doch von Biom zu Biom kommen immer größere, schnellere und gefährlichere Feinde hinzu, die oft auch in geschlossenen Arenen und Gruppen bekämpft werden müssen.

Man behält stets die Kontrolle

Die Steuerung ist präzise. Sie ist so präzise, dass Selene auch in hektischen Kämpfen blitzschnell ausweichen, angreifen, springen und sich mit dem Greifhaken über Abgründe schwingen kann, ohne dass man die Kontrolle verliert. Ein Scheitern im Spiel ist daher immer fair und hängt von den Fähigkeiten des Spielers ab. Die wachsende Anzahl an Gadgets kann nicht nur im Kampf eingesetzt werden, sondern auch um neue Bereiche der Spielwelt zu erreichen.

Um im Spiel zu überleben, sind Währungseinheiten, so genannte Obolites, und Beutestücke, die die Gesundheit regenerieren und verbessern, von entscheidender Bedeutung. Eine Besonderheit stellen Parasiten dar, die in der Spielwelt gefunden werden können. Wenn man sich mit ihnen infiziert, heften sie sich an Selenes Körper und verstärken oder schwächen bestimmte Attribute. Die Waffen in „Returnal“ schießen ohne herkömmliche Munition, überhitzen aber bei längerem Gebrauch. Geschickt eingesetzte Waffen wie Pistolen und Schrotflinten verursachen unterschiedlichen Schaden und haben unterschiedliche Reichweiten. Der Spieler kann auch Modifikationen wie Raketen und Splittergeschosse freischalten und alternative Feuermodi nutzen. Das erinnert an andere Genre-Vertreter wie zB. Doom.

Die Online-Anbindung des Spiels ist gelungen. Ihr habt die Möglichkeit, Hologramme von verstorbenen Spielern aufzurufen, um zu sehen, welche Gegner oder Fallen in der Nähe auf sie warteten. Wenn man den Tod eines anderen Spielers rächen möchte, erhält man Spielwährung und einen besonders starken Gegner als „Belohnung“. Alternativ kann man auch eine bestimmte Menge an Währung bezahlen, um die Leiche eines anderen Spielers zu plündern. Auch ein Koop-Modus ist enthalten, der dem Spiel eine launige Komponente für gemeinsame Sessions verleiht. Mehr features gibt es aber leider nicht.

Das Ende ist ein Anfang

Ich kann gar nicht sagen, was mir an diesem Spiel nicht gefällt. Es spricht mich absolut an und holt mich da ab, wo ich mich am wohlsten fühle: Brachiale Science-Fiction, dichte Schießereien und eine tiefgründige Story. Es hat mich sogar vom Genre überzeugt – etwas, was bisher noch kein Spiel geschafft hat. Elden Ring, zum Release gekauft. Liegt herum. Die Souls Titel? Bitte nicht fragen. Ich muss in diesem Falle aber meine dringende Empfehlung für Returnal aussprechen. Zumindest solltet ihr dem Spiel eine Chance geben. Wenngleich ihr bisher einen großen Bogen um solche Art der Spiele gemacht habt. Seht es als lohnendes Wagnis.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • Roguelike auf den Punkt
  • Top PC-Portierung mit flüssiger Performance
  • Trotz hübscher Grafik nur moderate Systemanforderungen
  • Spannende Geschichte und mysteriöses Science-Fiction
  • Forderndes Gameplay das Fair bleibt
  • Die Soundkulisse beeindruckt mit Fülle

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Cons
  • Balancing wirkt manchmal unausgewogen

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Spiel Bewertung
Singleplayer
90
88
Gut
85
Multiplayer

FAZIT

Ein Roguelike, bei dem man das Gefühl hat, dass der unausweichliche Tod genauso dazugehört wie die Tatsache, dass man als Spieler mit jedem Run besser und besser wird. Aber diese Spielmechanik ist so mit der Geschichte verwoben, dass man immer weitermachen muss, um alle Geheimnisse zu lüften. Die PC-Portierung ist endlich ein AAA-Release, das sich auch so anfühlt. Keine Bugs, Abstürze oder fatale Fehler. Sony sollte dringend und viel schneller noch mehr Titel zusätzlich auf PC veröffentlichen. Damit erschließt man sich nicht nur weitere potentielle Spieler, sondern kann auch immer wieder mit Qualität von sich überzeugen.

- Von  Stefan D.

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