Baldur’s Gate II: Enhanced Edition REVIEW

Nach dem großen Überraschungserfolg von Baldur’s Gate, war es nur eine Frage der Zeit, ehe der kanadische Entwickler BioWare eine Fortsetzung zum großen CRPG nachschieben würde – vor allem da im Ending des ersten Teils stark angedeutet wurde, dass dem Protagonisten noch eine Menge Arbeit bevorsteht. Besagte Fortsetzung erschien letztendlich Ende September 2000 und trug den Namen Baldur’s Gate: Schatten von Amn. Das Spiel war ein großer Erfolg und wird immer noch als eines der besten CRPGs überhaupt gehandelt. Wie schon der Vorgänger hat auch Teil 2 ein Add-on erhalten, welches jedoch kein einfaches „Mission-Pack“ ist, sondern die Handlung der Serie abschließt.

Nachdem bereits Teil 1 samt Add-on fast 14 Jahre später in einer erweiterten „Enhanced Edition“ wiederveröffentlicht wurde, konnte man sich denken, dass auch Teil 2 dieselbe Aufmerksamkeit erhalten würde. Und der für die Enhanced-Versionen zuständige Entwickler und Publisher Beamdog erfüllte diese Erwartung letztendlich am 15.11.2013 mit der Veröffentlichung von Baldur’s Gate II: Enhanced Edition. Ob das legendäre CRPG in seiner erweiterten Fassung immer noch überzeugen kann oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Review.

Eine epische Nebengeschichte der Bhaalkind-Saga

Nachdem das Intro die Ereignisse des Vorgängers grob nacherzählt und obendrein eine sehr schwammige Erklärung hinrotzt, warum sich unsere Protagonisten in der misslichen Lage befinden, in der ihr aktuelles Abenteuer beginnt (irgendeine Entführung durch gesichtslose Schurken), finden wir uns auch schon im Folterkerker eines gewissen Jon Irenicus wieder. Irenicus ist ein durchgeknallter Magier, der versucht die göttlichen Kräfte des Bhaalkindes (unserer Spielfigur) zu erwecken. Dies versucht er durch Folter zu erreichen, jedoch waren seine bisherigen Bemühungen vergeblich. Die Chance zur Flucht eröffnet sich, als das weitläufige Versteck des Magiers von einem Trupp Schurken gestürmt wird. Unserer Stiefschwester Imoen gelang es durch das hieraus resultierende Chaos auszubrechen. Und ihre erste Handlung besteht natürlich darin ihr Geschwisterchen aus dem Käfig zu befreien. Zu unserem Glück befinden sich auch unsere alten Weggefährten Minsc und Jaheira im Kerker, so dass wir als Vierergruppe den Fluchtversuch starten können. Leider hatte Dynaheir nicht so viel Glück, sie wurde laut Minsc bereits getötet und es dauert nicht lange, ehe wir über die Leiche von Jaheiras Ehemann Khalid stolpern. Mit düsteren Gedanken und im Kreuzfeuer von Irenicus monströsen Kreaturen und der mordlüsternen Schurken kämpfen wir uns ans Tageslicht.

Es stellt sich heraus, dass der grausame Magier sein Verlies unterhalb der Promenade von Athkatla errichtete – der Hauptstadt des Reiches Amn. Dummerweise ist uns Jon auf den Fersen. In ihrer Panik feuert Imoen in aller Öffentlichkeit Magie-Geschosse auf ihren Folterknecht ab und bricht somit das wichtigste Gesetz von Athkatla: „Du sollst keine Magie wirken, solange du kein offiziell genehmigter Magier bist.“ Beim Bruch dieses Gesetzes teleportieren sofort die „Verhüllten Magier“ zum Ort des Geschehens, um den Schuldigen gefangenzunehmen und in einer geheimen Irrenanstalt abzuliefern, wo die Lobotomie droht. Dementsprechend werden Imoen und Irenicus einkassiert (wobei sich letzterer völlig unbeeindruckt zeigt) und an den geheimen Ort verfrachtet.
Von nun an verfolgen wir die Ziele Imoen zu retten und mit Jon Irenicus abzurechnen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn Athkatla ist eine riesige fremde Stadt, die von mächtigen, undurchsichtigen Organisationen wie den Verhüllten Magiern und den Schattendieben kontrolliert wird. Darüber hinaus tauchte in der Stadt vor einiger Zeit auch noch eine neue Gruppierung von Vampiren auf, die den etablierten Schattendieben die Vormachtstellung streitig machen. Sowohl die Schattendiebe, als auch die Vampire treten an uns heran. Für eine wuchernde Goldsumme wollen sie den Aufenthaltsort der Irrenanstalt und somit von Imoen/Irenicus für uns ermitteln. Doch bevor wir an den Punkt angelangen, wo wir uns für eine der beiden Gruppierungen entscheiden müssen, gilt es erst einmal die Moneten anzuschaffen. Und wie geht das besser, als allerlei haarsträubende Aufträge in Athkatla und den ländlichen Regionen von Amn abzuwickeln?

Vorbei sind die Zeiten unschuldiger Wald und Wiesen-Abenteuer. Schatten von Amn wirft euch quasi zu Beginn in eine riesige, exotische Stadt mit mehreren Stadtteilen und noch mehr Aufträgen, von denen einige absolut tödlich sein können, wenn man nicht weiß was einem erwartet (und das weiß man beim ersten Spieldurchlauf eigentlich nie). Der Vorteil, der sich hieraus ergibt sind jedoch spannende Nebenhandlungen, aus denen sich auch häufig neue Gefährten für die eigene Gruppe ergeben. Vor Banalitäten wie einem Ring, der in der Kanalisation verloren ging, bleibt man nun also größtenteils verschont. Und die besagten Gefährten sind nun wesentlich ausgefeilter als im ersten Teil. Fast alle bringen ihre eigene Sidequest mit sich und starten immer wieder interessante Gespräche sowohl mit dem Protagonisten als auch den übrigen Gefährten der sechsköpfigen Gruppe. Und ja, auch hier gibt es wieder Konstellationen, wo sich die eigenen Leute an die Gurgel gehen können, also achtet darauf wie eure Pappenheimer ticken! Zur Krönung des Ganzen, darf man dieses mal sogar Romanzen mit einigen bestimmten Gruppenmitgliedern eingehen. All diese Dinge wurden in Baldur’s Gate II: Schatten von Amn etabliert und sind seitdem ein Markenzeichen von BioWare, welches auch von vielen anderen Rollenspielen emuliert wird.

Perfekt ist das Spiel im Bereich Handlung jedoch nicht. Den Schwachpunkt mit der halbarschigen Überleitung von Teil 1 zu Teil 2 habe ich ja schon weiter oben angemerkt. Heutzutage wurde dieser Mangel zwar durch ein zweites Add-on für Teil 1 (Siege of Dragonspear) gefixt, aber damals hatte mich diese lustlose Herangehensweise doch sehr stark enttäuscht. Ein weiterer Knackpunkt ist jener, dass die Handlung von Schatten von Amn eigentlich fast gar nichts mit der Haupthandlung zu tun hat, die im ersten Teil aufgebaut wurde. Zur Erinnerung: Teil 1 etablierte den schwelenden Konflikt zwischen den Bhaalkindern. Denn frei nach dem Motto „Es kann nur einen geben,“ wird das letzte überlebende Bhaalkind die Macht des bösartigen göttlichen Erzeugers erben und somit seinerseits zum Gott aufsteigen. Dieser Handlungsrahmen wird im zweiten Teil nicht wirklich weiterverfolgt. Sicherlich ist unser Erbe als Gotteskind der Katalisator auf dem Jon Irenicus seine finsteren Pläne begründet, aber um ehrlich zu sein fühlt sich Schatten von Amn wie eine glorifizierte Nebengeschichte an, die mit der Haupthandlung nur lose zusammenhängt.

Der dritte Schwachpunkt ist die Festlegung auf die anfänglichen Gefährten. Sicherlich sind Imoen, Jaheira und Khalid die logischsten Gefährten aus der umfangreichen Riege des ersten Teils, aber bei Minsc und Dynaheir wird es da schon wackliger. Und im Endeffekt hat natürlich jeder Spieler seine eigene Helden- oder Schurkengruppe im ersten Teil aufgezogen. Gruppenkonstellationen, die leider nicht in die Fortsetzung übernommen werden können. Aber auch hier schafft dieser Tage das Add-on „Siege of Dragonspear“ zumindest etwas abhilfe. Elegant ist diese Einschränkung aber sicher nicht. Fairerweise muss man jedoch auch den Zeitpunkt der Erstveröffentlichung heranziehen. Schatten von Amn hat so viele Dinge beim Storytelling etabliert, dass man über die Macken durchaus hinwegsehen darf.

Änderungen, neue Features aber letztendlich doch mehr vom altbekannten Spielspaß

Eines Vorweg, ich habe nicht vor wieder dermaßen ins Detail zu gehen wie beim Test des ersten Baldur’s Gate. Vor allem, weil sich die grundlegenden Spielmechaniken seit dem ersten Teil nicht geändert haben. Man hat es eben wieder mit einem komplexen CRPG auf Grundlage der zweiten Edition des Dungeons & Dragons-Regelwerkes zu tun. Die Kämpfe werden im „Real Time with Pause“-Schema (RTwP) abgewickelt und zwischendrin gibt es eben alles was ein vernünftiges Rollenspiel ausmacht (Erkundung, Mikromanagement, Quests, NPC-Dialoge usw.). Hier möchte ich mich auf die wichtigsten Unterschiede und Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger konzentrieren.

Größter Unterschied im Gameplay ist der höhere Schwierigkeitsgrad. Man begegnet hier jetzt den wirklich üblen Kreaturen des D&D-Universums. Also Wesen wie Leichnamen, Betrachtern, Gedankenschindern und natürlich Drachen. Diese sind selbstverständlich wesentlich schwerer zu besiegen, als die Kobolde, Orks und Gnolle des Vorgängers. Glücklicherweise bekommt man aber auch die Werkzeuge zur Verfügung gestellt, um die Herausforderungen zu meistern. In einem Laden auf der Promenade von Athkatla gibt es zum Beispiel einen echt tollen Schild, der Zauber von Betrachtern reflektiert.;) Und das ist nur einer der zahlreichen neuen Ausrüstungsstücke, die ihr hier erbeuten oder erwerben könnt. Fast wirkt es so, als ob jeder dritte Gegenstand ein spezielles Einzelstück ist, von dem man im ersten Teil nur träumen konnte. Glücklicherweise wird man in der „Schatten von Amn“-Kampagne aber noch nicht vollends mit hochwertiger Ausrüstung überflutet. Das passiert erst in „Thron des Bhaal.“

Abgesehen davon bekommt man auch endlich Zugriff auf die hochstufigen Zaubersprüche, was aber auch bedeutet, dass die schiere Masse an Zaubern echt unübersichtlich wird und man sich schon die Zeit nehmen sollte die genauen Funktionen der verschiedenen Sprüche zu verstehen, um sie kompetent einsetzen zu können.

Aber keine Sorge, denn wie schon die Enhanced Edition zu Teil 1, erhöht auch jene für Teil 2 die Anzahl der anwählbaren Schwierigkeitsgrade auf sieben Stück. Und im niedrigsten Grad kann man nicht sterben, womit selbst Anfänger durchkommen sollten.
Bei der Charaktererstellung war Beamdog so nett die neue Schamanen-Klasse von „Siege of Dragonspear“ mit in die EE von Baldur’s Gate II zu integrieren. Somit stehen euch nun 49 (Unter)klassen bei der Charaktererstellung zur Verfügung.
Die Frage ist jedoch, ob man sich wirklich die Mühe machen sollte einen neuen Protagonisten zu erstellen, wenn man stattdessen auch die Möglichkeit hat seinen Charakter aus dem Vorgänger zu importieren. Dadurch werden nicht nur dessen Erfahrungs- und Skillpunkte importiert (es gab im ersten Teil ja diese tollen Bücher um die Skillpunkte permanent zu verbessern), sondern auch einige wenige Ausrüstungsstücke, die man dann in Jons Kerkerversteck aufstöbern darf. PS: Ihr könnt auch einen Speicherstand aus „Siege of Dragonspear“ importieren, wodurch eure Startbedingungen nochmals verbessert werden.;)

Die kontroverseste Änderung im Vergleich zum ersten Teil ist der Verzicht auf eine richtige Open World. Man hat zwar auch im zweiten Teil eine sehr große Auswahl aus Gebieten die man erkunden kann, jedoch dient dieses Phase im Spiel hauptsächlich dazu, um das Gold für die Weiterführung der Hauptquest zusammenzukratzen bzw. sich auf eben diese vorzubereiten. Und die Hauptquest an sich ist eine relativ lineare Angelegenheit, was vor allem in der zweiten Spielhälfte auffällt, wo einem das Spiel eben keine Wahlmöglichkeit aus einem guten Dutzend Ortschaften anbietet. Diese Tatsache wird jedoch durch ein gutes Sortiment an Nebenaufträgen ausgeglichen, die euch auch in der linearen zweiten Spielhälfte begleiten werden.

Eine weitere Kontroverse ist die Reduzierung der möglichen Companions. Im ersten Teil standen einem 25+4 Companions zur Verfügung (die „+4“ beziehen sich auf Beamdogs Neuzugänge). BGII bietet nur noch 16+5 Companions, wobei man aber auch Einen im Geiste abziehen kann, da die Charaktere Imoen und Yoshimo miteinander verknüpft sind, was bedeutet, dass der eine Companion ab bestimmten Storyereignissen im Spiel als Ersatz für den Anderen fungiert. Man ist in der Strukturierung seiner Party also etwas eingeschränkter als zuvor, vor allem da einige Begleiter nun sogar noch giftiger aufeinander reagieren als es nicht schon im ersten Teil der Fall war. Dafür sind die Companions aber auch wesentlich ausgefeilter als im Vorgänger und bringen eigene Nebenquests und manchmal sogar Romanzen mit sich.

Die Romanzen stecken leider noch stark in den Kinderschuhen, da der Trigger für die nächste Multiple-Choice-Dialogsequenz nicht immer offensichtlich ist. Manchmal muss einfach nur genug Ingame-Zeit versteichen, dann soll man wieder im Freien übernachten … Man weiß es halt nicht, wodurch die Gefahr bei der Romanze zu scheitern stets gegeben ist. Auch falsche Antworten innerhalb der Dialoge können eine Romanze vorzeitig beenden, also aufgepasst.

Ebenfalls mit Kinderschuhen behaftet ist die neue Festungsmechanik. Jede Charakter-Oberklasse (Krieger, Schurke, Magier, Paladin, etc.) kann seine eigene Festung bzw. Bleibe im Spielverlauf erwerben, sofern es ihm gelingt eine spezifische Nebenquest zu meistern (hab ich schon erwähnt, dass die meisten Nebenquests in BGII überaus komplex und umfangreich ausfallen?). Jede Festung kommt mit einer individuellen Questreihe daher, die natürlich auf dem Beruf der Charakterklasse basiert. Abgesehen davon bieten die Festungen aber leider nicht viel für den Spieler. Einige sind cool, als Krieger bekommt man nämlich tatsächlich eine Festung, die man in der Questreihe rudimentär verwalten soll. Der Paladin wird hingegen lediglich im örtlichen Tempel aufgenommen und ist somit eigentlich nur ein Rädchen im Getriebe – langweilig. Trotzdem ein schönes Fundament, auf dem ja auch meine geliebte Kreuzwegfeste aus Neverwinter Nights 2 basiert.

Zum Schluss noch einige Worte zu den Beamdog-Companions. Diese kommen, wie gehabt, mit ihrer eigenen Nebenquest daher, welche brandneue Maps freischalten. Besagte Maps wurden dieses mal auch endlich sauber gezeichnet und fixiert. Neera, Rasaad yn Bashir und Dorn Il’Khan kennt man wahrscheinlich schon aus der vorherigen Enhanced Edition. Die Neuzugänge sind die Diebin Hexxat und Grizzlybär Wilson. Während Erstere ein vollwertiger Neuzugang ist, fungiert Wilson in erster Linie als Gimmick-Bonuscharakter, den man leicht verpassen kann und der auch keine Nebenquest oder nennenswerte Dialoge mitbringt. Baeloth Barrityl ist übrigens der Schere zum Opfer gefallen, aber da gibt es ja noch die neue Kampfarena-Kampagne.;)

Baldur’s Gate II: Thron des Bhaal

Das Add-on „Thron des Bhaal“ erschien damals am 19. Juli 2001 und bildete den Abschluss der umfangreichen CRPG-Saga. Die Handlung knüpft einige Zeit an die Ereignisse des Hauptspiels an, wo es dem Bhaalkind gelang die Elfenstadt Suldanessellar vor der Rache des bösartigen Magiers Jon Irenicus zu retten. In Thron des Bhaal wird unsere Spielfigur samt Gruppenmitglieder jedoch freundlichst aus der Stadt verwiesen, denn im benachbarten Reich Tethyr treibt eine fünf-köpfige Gruppe von Bhaalkindern ihr Unwesen. Diese planen die gesamte Schwertküste mal ordentlich mit einem bluttriefenden Krieg durchzuschleifen. Aufgrund dessen werden jetzt alle Bhaalkinder kollektiv angefeindet – egal was sie zuvor geleistet haben und welcher Gesinnung sie angehören. Aber wenigstens ist jetzt endlich ein Ende dieses ganzen Traras in Sicht, denn bald soll sich die Prophezeihung erfüllen, und ein einzelnes Bhaalkind als Sieger aus dem Konflikt der halbgöttlichen Geschwister hervorgehen, um den Thron des toten Vaters in Anspruch zu nehmen. Es versteht sich von selbst, dass unsere Aufgabe nun darin liegt, dafür zu sorgen, dass unsere eigene Spielfigur als letztes Bhaalkind übrig bleibt.

Das Problem dieses Add-ons ist, dass es den sehr starken Eindruck erweckt, dass ein geplanter dritter Teil auf den Umfang eines Add-ons zurechtgestutzt wurde. Nichtsdestotrotz gelingt es Thron des Bhaal die Handlung der Serie zufriedenstellend abzuschließen. Man sollte halt keine großen optionalen Maps und ausufernde Nebenaufträge erwarten, da der Fokus eindeutig auf der Hauptquest liegt. Trotz dessen stellt das Add-on aber auch einen rein optionalen Megadungeon in Form der Wachenden Festung zur Verfügung. Hier sollen wir einer Gruppe Helmiten dabei helfen ein Siegel zu erneuern, welches etwas abgrundtief böses gefangenhält. Dummerweise befindet sich das Siegel am tiefsten Punkt der Festung, weswegen wir uns durch mehrere Stockwerke voller mächtiger Monster, Dämonen und Rätsel durchkämpfen müssen, um zum Ziel zu gelangen. Die Beute, die in der Festung verborgen liegt, ist diesen Aufwand jedoch wert! Witzigerweise darf man die Wachende Festung sogar schon während der „Schatten von Amn“-Kampagne in Angriff nehmen, allerdings ging das damals nur, wenn man auch das Add-on installiert hatte.

Tatsächlich ist die Wachende Festung auch das Beste, was das Add-on zu bieten hat. Das große Problem von Thron des Bhaal ist nämlich der gesalzene Schwierigkeitsgrad, der diese Abschluss-Kampagne teilweise zu einer echten Quälerei werden lässt. Sicherlich macht es Sinn zum Abschluss noch mal richtig harte Kämpfe auf den Spieler loszulassen, aber hier konnte für mich leider die feine Balance zwischen Herausforderung und Spielspaß nicht mehr gehalten werden. Ironischerweise ist die Wachende Festung wesentlich leichter zu bewältigen, als die Maps und Gegner der Hauptquest, dabei sollte es doch eher umgekehrt sein. Aber nun gut, jetzt wo mein großes Problem vom Tisch ist, möchte ich noch auf einige Neuerungen des Add-ons eingehen. Wichtigste Neuerung ist der Zugriff auf das „Einsprengsel“ eine Art Basis in Form eines kleinen Abschnitts von Bhaals Höllendimension, zu der man von fast jedem Ort aus hinteleportieren darf. Von hier aus könnt ihr sämtliche Companions des Hauptspiels zurückbeordern, um euer Team zu strukturieren. Tatsächlich wird das Team sogar um einen Neuzugang erweitert, denn Sarevok, der in der Hölle schmort, findet seinen Weg zu eurer Basis und sichert seine Unterstützung zu.

Wesentlich interessanter als Sarevok ist jedoch Bhaals kleiner Imp-Diener Cespenar, der über die Fähigkeit verfügt spezifische Ausrüstungsstücke aufzurüsten. Hierfür benötigt man aber auch seltene Artefakte und Goldeinheiten. Viele der hierfür geeigneten Gegenstände liegen übrigens in der Wachenden Festung verborgen. Dann gibt es noch drei Container-Truhen im Einsprengsel, sowie fünf Nebenräume, welche jeweils eine Kampfherausforderung beherbergen, die nach und nach freigeschaltet werden. Diese Herausforderungen müssen gewonnen werden, damit man zum Schluss des Spiels gegen den letzten Endgegner antreten darf. Bis man an diesen Punkt angelangt, muss man sich aber erst mal um die fünf Geschwisterchen kümmern, die unseren Ruf ruiniert haben.

Die Weltkarte von Tethyr bot ursprünglich 10 Locations. Durch die neuen Enhanced Edition-Companions Rasaad, Neera, Dorn und Hexxat, kommen aber noch ein paar neue Ortschaften und Maps hinzu. Diese dienen natürlich dazu, die Charakterquests dieser Companions endlich abzuschließen. Unabhängig davon werden auch die altbekannten Companion-Dialoge und eventuelle Romanzen im Add-on fortgeführt. Einen Exp-Cap gibt es hier nicht. Zumindest bin ich nicht auf einen gestoßen. Außerdem erhält man ab einer bestimmten Levelstufe Zugriff auf neue Spezialfähigkeiten und Zauber für die jeweiligen Charakterklassen.

Würde sich Thron des Bhaal nicht so zusammengestaucht anfühlen, und wäre der Schwierigkeitsgrad nicht so ungenießbar hoch angesetzt, dann wäre dieses Add-on richtig geil geworden. So wie es aber nun einmal geworden ist, gestaltet sich Thron des Bhaal als mein bislang ungeliebtestes Baldur’s Gate-Spiel. Dies schließt im übrigen auch die beiden Dark Alliance Spin-offs ein. Ohne die Wachende Festung, welche es schafft Durlags Turm aus dem ersten Teil zu übertrumpfen, hätte ich für den Thron des Gott des Mordes noch nicht mal ne Wertung im 8er-Bereich springen lassen.

The Black Pits II: Gladiators of Thay

Wie schon in der Enhanced Edition des ersten Teils, so stellt Beamdog auch für die Fortsetzung eine brandneue Kampfarena-Kampagne zur Verfügung. Nachdem es den unfreiwilligen Gladiatoren gelang aus Baeloth Barrityls „Schwarzen Gruben“ zu entkommen, kehren sie eines Tages in ein gemütliches Gasthaus ein. Dummerweise taucht plötzlich eine feindliche Party unter der Führung einer gefallenen Planetaren (Engel) auf. Unsere Gruppe hat keine Chancen gegen die übermächtigen Angreifer und wird gefangen genommen. Die Angreifer agierten im Auftrag von Dennaton, dem Leiter der Kampfarena in Thay. Jenem verruchten Land, wo die skrupellosen Roten Magier herrschen. Zwar behandelt Dennaton seine Gladiatoren-Sklaven gut, aber letztendlich erwartet jedem „Akteur“ der gewaltsame Tod in der Arena. Das Ziel liegt nun freilich darin, irgendwie aus der Arena zu türmen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Bevor sich eine Fluchtmöglichkeit auftut, müssen wir nämlich erst einmal Kontakte beim Arenapersonal und unseren Leidensgenossen pflegen – und nebenbei natürlich auch irgendwie die heftigen Arenakämpfe überleben.

Um Gladiators of Thay durchzuspielen, muss man insgesamt 20 Arenakämpfe überstehen und zwischendrin auch noch ne Rebellion anzetteln. Das funktioniert aber nur, wenn wir unsere bis zu sechsköpfige Gruppe mit der bestmöglichen Ausrüstung eindecken. Wie schon Baeloth, so stellt auch Dennaton Arena-interne Shops für seine Gladiatoren zur Verfügung, wo eben diese deren sauer verdientes Preisgeld verprassen dürfen, in der vagen Hoffnung hierdurch den nächsten Kampf zu überleben. Zu Beginn bekommt man 15.000 Goldstücke, um sich seine Startausrüstung zusammenzustellen. Jeder überstandene Arenakampf bringt nicht nur weiteres Preisgeld, sondern auch einen sofortigen Level-Up für die eigenen Gruppenmitglieder. Besagte Gruppenmitglieder kann man entweder eigenhändig zusammenstellen, aus der vorherigen Black Pits-Kampagne importieren, oder eben die vorgefertigte Party verwenden.

Man darf bereits gewonnene Kämpfe so oft man will wiederholen, um sich zusätzliches Gold hinzuzuverdienen. Die Beträge die hierbei herausspringen, sind jedoch ziemlich gering, wodurch Gold-grinding zu einer sehr zähen Angelegenheit wird. Das Gold braucht man jedoch dringend, um sich die bestmögliche Ausrüstung zu erwerben, denn der Schwierigkeitsgrad zieht ziemlich schnell an. Ich selbst habe bereits beim fünften Kampf frustriert das Handtuch geworfen. Gladiators of Thay wurde nämlich für eine sehr sehr spezifische Nische von Spielern konzipiert. Spielern die das Regelwerk und das Monsterkompendium von BGII in und auswendig kennen. Spielern denen ein Kampf nicht schwer genug sein kann. Spielern die sich auch nicht zu schade sind Taktiken zu verwenden, die eher an Glitches, Bugs und Cheaten erinnern. Wenn ihr zu dieser sehr spezifischen Sorte von Gamern gehört, dann werdet ihr die absurden Kämpfe von The Black Pits II lieben. Alle anderen werden diese Kampagne hingegen hassen und sollten keine Minute in der Kampfarena verschwenden.

Klingt harsch? Ist aber so. Ich habe zwar beim fünften Kampf abgebrochen, aber dafür Recherche betrieben. Da gibt es später zum Beispiel einen Kampf gegen drei Drachen gleichzeitig – keine Sorge, so etwas absurdes findet ihr in der Hauptkampagne nicht. Und die Komplettlösungen zu dem Ding schwärmen von einem Beschwörungs-Glitch, den man ausnutzen kann, um dutzende von Beschwörungswesen als kleine Privatarmee zu verwenden. Scheinbar ist Gladiators of Thay auf fairen Wege nicht zu gewinnen. Ich mein, man kann sich vor Kampfbeginn ja noch nicht mal vernünftig buffen, da in den Quartieren der Arena Zauber blockiert werden. Und einige Dinge werden gar nicht erklärt, so kann man vor Kampfbeginn die Menge aufheizen, um vielleicht ein wertvolles Ausrüstungsstück gespendet zu bekommen – so was muss man erst mal wissen.

Ganz ehrlich, ich verstehe nicht so richtig, was sich Beamdog hierbei gedacht hat. Baeloths Arena aus dem ersten Teil funktionierte noch als herrliche und spaßige Tutorial-Kampagne, in derer man die Kampfstrategien gegen die unterschiedlichen Gegner-Typen unter fairen Bedingungen lernen konnte. Davon ist in Gladiators of Thay nichts mehr übrig geblieben. Das Ding ist quasi das CRPG-Äquivalent zu einem dieser ultraschweren Mario-Romhacks. So was ist durchaus witzig für eine kleine Gruppe von Freaks, aber absolut ungeniesbar für alle Anderen.

Grafik und Sound

Die grafische Verbesserung von Baldurs Gate II im Vergleich zum ersten Teil äußerte sich in erster Linie in einer höheren Auflösungsstufe. So durfte man seinerzeit neben 640×480 Bildpunkten auch 800×600 auswählen. Sogar höhere Auflösungsstufen konnte man anwählen, auch wenn diese nicht offiziell vom Spiel unterstützt wurden. In der Enhanced Edition werden natürlich alle heutzutage gängigen Auflösungsstufen angeboten und auch hier darf man neuerdings mit dem Mausrad in den isometrischen Maps hinein- und herauszoomen.

Die isometrischen Maps wurden wieder sehr ansprechend und detailverliebt gezeichnet und schaffen es mühelos den exotischen Flair von Athkatla einzufangen. Außerhalb der Stadt erkundet man hingegen oftmals klassische Wald- und Wiesengebiete, während im späteren Spielverlauf unter anderem auch das Unterreich erkundet wird. Für abwechslungsreiche, phantastische Ortschaften wird also gesorgt.

Anders als in der letzten Enhanced Edition, hat Beamdog dieses mal die Finger von den Zwischensequenzen gelassen. Diese wurden also nicht herausgeschnitten und mit Artworkzeichnungen ausgetauscht. Gut so, zumal die Rendersequenzen von Baldur’s Gate II ohnehin etwas besser gealtert sind, als jene von Teil 1. Tatsächlich hat Beamdog sogar neue 3D-Sequenzen integriert, welche man aber nur zu sehen bekommt, wenn man die neuen Inhalte der Enhanced Edition in Angriff nimmt. Und keine Bange, auch hier darf man wieder anwählen, ob man die neu eingezeichneten Charaktersprites nutzen will oder nicht doch lieber die alte Variante ohne penetrante Schwarzumrandung.

Wie schon im Vorgänger, wurde auch für Baldurs Gate II der deutsche Filmmusik-Komponist Michael Hoenig engagiert. Ehrensache, dass der OST auch hier wieder hervorragend ausfällt und sowohl die variantenreichen Ortschaften als auch die harten Kämpfe einwandfrei untermauert. Der Unterschied zum Vorgänger liegt darin, dass der neue OST nun eine ganze Ecke epischer und orchestraler wirkt als gewohnt. Dieser neue Flair passt jedoch sehr gut zu den gestiegenen Anforderungen, die Teil 2 an den Spieler stellt. Abgesehen davon lässt sich der Stil des Komponisten leicht wiedererkennen, was der akustischen Einheitlichkeit der Serie zu Gute kommt.

Was man hingegen überhaupt nicht wiedererkennt, ist die neue Sprachausgabe. Diese hat nämlich nichts mehr mit der ultra-trashigen Mundart-Vertonung zu tun, die man im ersten Teil aufgedrückt bekommen hatte. Stattdessen bieten die neuen Sprecher passende, einprägsame Stimmen und liefern sogar eine vorbildliche schauspielerische Leistung ab. Die Synchronsprecher haben ihre Aufgabe überraschend ernst genommen – keine Selbstverständlichkeit für die damalige Zeit. Die Sprachausgaben von Teil 1 und 2 unterscheiden sich jedenfalls wie Tag und Nacht!

Was unbedeutende Sprachfetzen von NPCs anbelangt, wurden jedoch teilweise Sprachsamples aus Teil 1 wiederverwurstet, was einem manchmal herausreißen kann. Außerdem hat es Beamdog wieder einmal versäumt eine deutsche Synchronisation für ihre neuen Charaktere bereitzustellen. Wundert euch also nicht, wenn, Neera und Co. oder der Arenameister der neuen Black Pits-Kampagne Englisch sprechen.

Pro & Kontra

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Pro
  • ein absoluter Klassiker des CRPG-Genres, ein Muss für jeden echten Fan
  • zeitlose Grafik mit isometrischen Renderbildern (endlich auch mit exotischen Ortschaften)
  • toller Fantasy-Soundtrack
  • endlich eine professionelle deutsche Sprachausgabe
  • 7 Schwierigkeitsgrade, im Durchschnitt wird ein anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad geboten, der herausfordert
  • jetzt auch mit neuen Features wie Stützpunkten und Romanzen
  • Enhanced Edition bietet gute neue Companions, neue Funktionen und bessere Auflösung

thumbs-up-icon

Kontra
  • The Black Pits II: Gladiators of Thay
  • der Open World-Aspekt des Vorgängers wurde zurückgefahren
  • der Schwierigkeitsgrad im Add-on „Thron des Bhaal“ ist zu hoch und schadet dem Spielspaß
  • der neue Beamdog-Inhalt bekam keine deutsche Sprachausgabe

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Spiel Bewertung
Singleplayer
92
92
Super
92
Multiplayer

FAZIT

Baldur's Gate II: Schatten von Amn konnte mich seinerzeit dermaßen fesseln, dass ich vom Konsolero zum PC-Spieler geworden bin. Denn ich wollte noch viel mehr dieser aufregenden CRPGs zocken. Tatsächlich haben es aber nur die wenigsten PC-Rollenspiele geschafft mit BGII mitzuhalten, denn Bioware haben hier ein waschechtes Meisterstück abgeliefert! Das fängt schon bei den starken Charakteren an, die man entweder ins Herz schließt oder hassen lernt, geht mit der tollen und vor allem zeitlosen audiovisuellen Präsentation weiter und hört erst beim Gameplay auf, welches euch zahlreiche knifflige RTwP-Kämpfe vor dem Hintergrund spannender Haupt- und Nebenaufträge ausfechten lässt. Alle wichtigen Aspekte eines guten Computer-Rollenspiels greifen hier einfach hervorragend ineinander und machen Schatten von Amn zu einem fabelhaften CRPG-Erlebnis – vor allem weil einige dieser Aspekte erst durch BGII etabliert wurden! Schade, dass die Thron des Bhaal-Kampagne da nicht mehr mithalten konnte und mit einem überzogenen Schwierigkeitsgrad nervt. Und je weniger über Gladiators of Thay gesagt wird, desto besser. Behaltet also bitte im Hinterkopf, dass die Endwertung für Beamdogs Enhanced Edition hauptsächlich auf „Schatten von Amn“ abzielt. Besagte Enhanced Edition ist übrigens sehr gelungen, vor allem, weil Beamdog endlich die Finger von den Rendersequenzen gelassen haben und zumindest der neue Zusatzinhalt in Form der neuen Companions durchaus gefällig ist. Puristen, die darauf keine Lust haben können den neuen Inhalt ja ignorieren und sich stattdessen an den hohen Auflösungsstufen, Zoomfunktion etc. erfreuen.

- Von  Volker

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Baldur's Gate II: Enhanced Edition REVIEW

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