Weird West REVIEW

Mit Weird West ist ein Spiel erschienen, welches uns zeigt, wie schmutzig und unfair der Wilde Westen gewesen sein muss. Das Rollenspiel aus dem Hause Devolver Digital hält nicht zurück damit, die eigene Verzweiflung ansteigen zu lassen. Nichtsdestotrotz schafft es der Titel mit all seinen Möglichkeiten, viele Spielstunden zu begeistern. Doch was nun schon wie das Fazit klingt, soll nur der Anfang einer Liebesbekundung sein, die auch manche Hassmomente eingefordert hat.

Lasst uns überleben

Ich liebe Rollenspiele genauso wie viele andere. Doch bei einem nahezu übersättigten Markt geht die eine oder andere Perle schnell unter. Weird West beschäftigt sich mit einem Setting, welches eher weniger genutzt wird – dem Wilden Westen. Die Kombination des Genres mit dem Land der Gesetzlosen bietet eine aufregende, unerforschte Welt, die wohl die wenigsten Entwickler in einem Guss gesehen hätten. Binnen weniger Minuten hat mich die Atmosphäre des Spiels gepackt, ohne dass ich zu diesem Zeitpunkt geahnt hätte, wie komplex der Titel eigentlich ist.

Natürlich findet die Einleitung mit einer Story statt, die sich aber schnell unterordnet, wenn sich all die Quests nach und nach eröffnen. So bedarf es nicht nur diversen Befreiungsaktionen und Botengängen, sondern auch das Ergreifen von gesuchten Straftätern – ganz gleich ob tot oder lebendig. Mit der Erfüllung steigt nicht nur euer Geldbeutel, sondern auch euer Ruf.

Immer neue Quests werden euch zuteil, die aber eine ganz große Aufgabe einfordern werden: Das eigene Überleben. Denn in Weird West wird nicht nur scharf geschossen! Befremdliche Wesen wollen ebenfalls euer Reiseziel aushebeln. Lasst euch zudem gesagt sein, wenn ihr denkt, das Abenteuer wäre vorüber, geht es erst so richtig los. Es bleibt nicht nur bei einer Hauptfigur und einer Story – der Umfang des Action-Rollenspiels hat es in sich!

Durchkreuzte Pläne

Mit einer angenommenen Quest geht es über eine Landkarte zum erwählten Zielbereich. Doch die Reise, die gerne virtuelle Tage in Beschlag nimmt, wird nicht selten durchkreuzt. Inmitten der Wanderschaft werdet ihr gelegentlich durch verschiedene Szenarien aufgehalten. Mal stoppt euch ein praktischer Händler, manchmal hindern euch Bären oder Schweinemenschen an der Fortsetzung eurer Reise. Selbst in eine Geiselnahme könnt ihr unverhofft hineinplatzen.

Und egal, in welchem Schwierigkeitsgrad ihr euer Abenteuer erleben möchtet, leicht ist die Konfrontation selten. In der mittleren Schwierigkeitsstufe ereilt mich oft der Exitus, da meine Munition schnell zur Neige geht oder die Gegner eine hohe Gruppenstärke aufweisen.

Wer dies dennoch überlebt, kommt oftmals geschwächt an seinem Zielort an, der auch nicht unbedingt mit friedvollen Bürgern bestückt ist. Allgemein ist außerdem zu erwähnen, dass sich der Weg zum gewünschten Zielbereich zufällig generiert und sich bei erneutem Laden anders darstellen kann. Das heißt, waren eure Recken zuvor noch in einen Hinterhalt geraten, könntet ihr hingegen bei erneutem Aufbrechen an einen zuvorkommenden Händler geraten.

Ganz vorsichtig!

Weird West verlangt aber nicht nur die Offensive von euch. Ihr erhaltet die Möglichkeit, einen Gegner aus dem Hinterhalt auszuschalten und ihm danach seine Besitztümer zu stehlen. Dadurch erlangt ihr neue Munition und steigert eure Überlebenschancen.

Um die Kräfte wieder aufzufrischen, könnt ihr aus Wasserfässern trinken, die sich bei regnerischen Wetter sogar selbstständig auffüllen. Oder aber ihr nutzt Kakteen als Nahrungsquelle. Findet ihr ein Feuerchen, kann gesammeltes, aber rohes Fleisch ebenfalls als Krafterneuerung genutzt werden.

Damit ihr aber nicht von einer brenzlichen Lage in die nächste schlittert, könnt ihr Söldner als Leibwache anheuern. Diese nutzen im Kampf zwar mehr die passive Gangart, können in einer Notlage jedoch einen sonst fast aussichtslosen Sieg erzwingen. Zudem kann es sein, dass ein geretteter Mann euch ferner zur Hilfe eilt, da er in euer Blutschuld steht. Dennoch sei zu beachten, dass eure Begleiter nicht unsterblich sind.

Gut gerüstet

Als komplexes Rollenspiel, für das ich Weird West halte, ist eines nahezu Bedingung – gute und viele Ausrüstungsgegenstände. In diversen Fässern, Kadavern, Truhen, Schränken sowie besiegten Gegnern, findet ihr allerlei nützliche wie unnütze Gegenstände. Oftmals sind es Waffen, die ihr auf die vorgegebenen Slots verteilen könnt, manchmal aber auch nur Tücher oder Löffel, die lediglich im Verkauf ein paar Münzen bringen.

Schnell ist das Inventar voll und ein Händler muss aufgesucht werden, der euch von all dem Kram befreit. Doch Obacht! Nicht alles ist so sinnlos, wie es anfänglich erscheint. Mit einem Spaten könnt ihr graben, um weitere Fundstücke zu erschließen und ein Seil bringt euch in die Tiefen von Brunnen, die so manche Geheimnisse beherbergen. Ihr habt Dietriche im Gepäck? Perfekt! Denn das nächste Schloss, das diese einfordert, findet sich garantiert nicht weit.

Und was ihr nicht über die Ausrüstung wettmachen könnt, erschließt sich über Fähigkeiten, die ihr ferner erweitern dürft. Ob Kampftechniken oder Talente, die Möglichkeiten, euren Charakter zu verbessern, ist in einem guten Maße eingebracht worden. Dennoch vermisse ich einen wesentlichen Bestandteil eines komplexen RPGs: Das Level-Up-System. Dadurch fehlt mir der Anreiz, Gebiete mehrfach zu bereisen und Gegner vom Platz zu tilgen. Abgesehen davon bleiben schwer einzunehmende Gebiete immer auf demselben Niveau. Das kann bei vermehrten Versuchen der Einnahme etwas frustrieren.

Vorsicht, es gibt Ärger

Im Wilden Westen sollte man sich aber immer recht vorsichtig bewegen. Knallt ihr durch eine Fensterscheibe, sind die Bewohner weniger erfreut. Hebt ihr eure Waffen bei den friedvollen Bürgern, kann dies schnell in einer Schießerei mit unschönen Ausgang enden. Und auch beim Stehlen ist Vorsicht geboten. Oft sind die Augen auf euch gerichtet, wenn ihr in einen Schrank oder eine Truhe greift. Dann heißt es nur noch: Gefängnis und Strafe bezahlen! Von eurem sinkenden Ruf ganz zu schweigen.

Technik

Die Steuerung von Weird West ist straff, intuitiv und gibt euch das Gefühl, die Kontrolle zu haben. Natürlich muss das Zielen mit einem Revolver in genauem Augenmaß erfolgen, sonst geht der Schuss daneben, was der Gegner wiederum ausnutzt. Dafür schafft es diese Vorgabe aber, die Bedrohlichkeit eines Schusswechsels gut einzufangen. Aufgrund der Perspektive, die das Abenteuer von oben begleitet, entgeht euch aber kaum ein gegnerisches Versteck.

Grafisch kann ich dem Rollenspiel sehr viel abgewinnen. Insbesondere, wenn man die Ansicht auf eine dichtere Perspektive wechselt, sieht man all die kleinen Details. Zwar wiederholen sich einige Orte des Öfteren, als störend empfinde ich das aber nicht.

Soundtechnisch halte ich das RPG für gelungen. Komplett vertonte Dialoge gibt es jedoch nicht. Die meisten Gespräche werden über Textfenster angewiesen. Dafür bekommen wir Entscheidungsmöglichkeiten, die den Verlauf der Dialoge bzw. Tätigkeiten nachhaltig beeinflussen. Damit Weird West auf eine größere Zielgruppe zurückgreifen kann, sind die Texte komplett in deutsch verfasst.

Pro & Kontra

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Pros
  • Sehr komplexe Möglichkeiten mit vielen Freiheiten
  • Schönes, umfangreiches Sammelsurium
  • Tolle Optik und Sound
  • Viele verschiedene Aufgaben und zufallsgenerierte Aufeinandertreffen
  • Üppiger Umfang mit mehreren Charakteren und Storys

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Cons
  • Hoher Schwierigkeitsgrad - selbst im leichten Modus
  • Kein nützliches Level-Up-System

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