Vengeful Guardian: Moonrider REVIEW

Vengeful Guardian: Moonrider (Einfachheit halber auch Moonrider genannt) ist der neueste Streich des brasilianischen Indie-Entwicklers JoyMasher (Blazing Chrome, Odallus, Oniken). Der Action-Platformer im Stil von Segas Shinobi-Reihe und dem seltenen SNES-Titel Hagane steht seit dem 12. Januar 2023 unter anderem auf Steam für 16,99 € zum Verkauf. Freundlicherweise haben uns die Verantwortlichen einen Key zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Ob das Game seinen stolzen Preis wert ist und den oben genannten 16-bit Klassikern gerecht wird oder nicht, soll folgender Test klären.

Wirres Storygebräu

Das Spiel versetzt uns in eine düstere Cyberpunk-Zukunftsvision. Im Staate Penrai herrscht die Diktatur und die verantwortlichen Politiker verstecken sich hinter einer gigantischen Kriegsmaschinerie. Der letzte Streich besagter Maschinerie sind Roboter-/Cyborg-Supersoldaten, die im Stil alter Samurai-Krieger gestaltet und denen ein entsprechend fanatisches Pro-Diktatur-Gedankengut einprogrammiert wurde. Bislang wurden sieben dieser Supersoldaten zusammengebastelt. Doch mit dem achten Model, dem Namen-gebenden „Moonrider“ ist der Spaß für die Diktatur vorbei. Moonriders Programmierung wurde verkackt und die Cyborg-Kriegsmaschine findet das derzeitige Regime zum kotzen. Sie zieht aus, um die sieben anderen Supersoldaten, sowie das Schreckensregime zu bekämpfen, um den Menschen die Freiheit zurückzubringen.

Natürlich war die Story in einem 2D-Action-Platformer schon immer eher nebensächlich. Für Indies bietet es sich also an hier eine Schippe draufzulegen und eine gehaltvollere Geschichte zu erzählen. Leider haben es die Leute von JoyMasher nicht hinbekommen ihre Handlung vernünftig ins Spiel zu integrieren. Die Ingame-Sequenzen wirken wirr und abgehackt. Sie ziehen so schnell vorbei, dass man keine Chance bekommt die Bildschirmtexte zu lesen. Besagte Bildschirmtexte schwellen aber auch zu sehr mit Pathos über, wodurch keine Motivation aufkommt der Handlung zu folgen. Ferner passt die Kombination aus südamerikanischem Revoluzzer-Gehampel und Samurai-Pathos hinten und vorne nicht zusammen. Die Handlung von Moonrider ist meiner Meinung nach ziemliche Grütze bzw. wird sie bemerkenswert schlecht präsentiert. Dann doch lieber die simplen „Rette XYZ“ und „Nimm Rache“-Stories der Vorbilder.

Überraschend freundlicher Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu den bockschweren Vorbildern

Vengeful Guardian: Moonrider bietet insgesamt neun Stages, welche natürlich Zwischen- und Bosskämpfe beherbergen. Die erste und die letzten beiden Stages sind vorgegeben. Die sechs Levels dazwischen dürfen frei angewählt werden.

Der Moonrider bietet ein solides Moverepertoire. Gehen, Rennen, Springen, Hangeln und Wandsprünge helfen dabei die zahlreichen Platform- und Fallenpassagen der Level zu bewältigen. Die Gegner könnt ihr mit dem Schwert (die typische Nahkampf-Dreier-Schlagkombo), nach unten gerichteten Sprungkicks und Spezialangriffen zerlegen. Letztere verbrauchen einen entsprechenden Energiebalken und sollten daher für Notfälle aufgespart werden. Zu Beginn verfügt Moonrider nur über seinen unspektakulären Mondspeer als Spezialangriff, doch mit jedem besiegten Level-Endgegner bekommt er dessen Spezialangriff ins Arsenal – Megaman lässt schön grüßen.

Darüber hinaus gibt es auch ein Upgrade-System. In den Stages liegen jeweils eins bis zwei Powermodule verborgen. Der Moonrider darf maximal zwei dieser insgesamt 12 Module ausrüsten, um sich Vorteile oder zumindest Gimmicks zu verschaffen. Durch die Module kann man etwa die Reichweite des Schwerts steigern, die Abwehr und Angriffskräfte verbessern oder auch die Rüstungsfarbe von Moonrider ändern. Einige Module bringen auch Nachteile. Mit dem Glaskanonen-“Upgrade“ verliert man etwa bereits nach einem Treffer ein Leben und wird zum letzten Checkpoint zurückgeworfen, welche relativ großzügig gelegt wurden. Sind alle Leben verbraucht, wird nach dem Game Over aber auch ein Checkpoint in der Mitte des jeweiligen Levels aktiviert. Dementsprechend wirkt das Extraleben-System in Vengeful Guardian: Moonrider auch reichlich überflüssig, zumal man ja auch in jeden abgeschlossenen Level zurückkehren darf, um Extraleben zu farmen.

Abgesehen von den Powermodulen und Extraleben wurden auch Energie-Pickups für den Lebensbalken und die Spezialangriffe in den Stages platziert. Mit diesen Hilfsmitteln kann man das ca. 3 Stunden lange Spiel recht gut in den Griff bekommen. Vor allem nach dem ersten Game Over, welches das Rüstungs-Powermodul freischaltet, sollte das Spiel kein Problem mehr darstellen, sofern man das Rüstungs-Powermodul aktiviert. Ich selbst finde es gut, dass man den Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu den Inspirationsquellen gedrosselt hat. Eingefleischte Profis dürften das aber anders sehen. Eine Schwierigkeitsgrad-Auswahl sucht man hier nämlich vergebens. Stattdessen darf der Neuling einen separaten Tutorial-Level im Startmenü anwählen, um sich behutsam in den Spielablauf einführen zu lassen.

Positiv ist der Abwechslungsreichtum der Stages. In einer Stage muss man sich mit Wasserpassagen auseinandersetzen (fühlt sich wie Schwerelosigkeit an) und löst simple Schalterrätsel, in der anderen flüchtet man aus einem brennenden Gebäude und als Sahnehäubchen gibt es sogar zwei Action-Racer-Passagen auf dem Motorrad. Langweilig wird es also nicht. Ärgerlich ist jedoch, dass die Spielfigur nicht hundertprozentig auf Button-Eingaben reagiert. Manchmal drehte sich der Cyborg nicht nach links oder rechts, oder der Runbutton wurde nicht registriert. Dieses Problem tritt nur selten auf, ist aber dennoch sehr lästig. Ansonsten könnte man noch kritisieren, dass der große Aha-Knall in Moonrider ausbleibt. Es fühlt sich schon ein wenig wie „Alles schon mal gesehen“ an. Spaß machts trotzdem.

Grafik und Sound

In grafischer Hinsicht gelang es den Entwicklern ein erfreulich hohes Maß an Authenzität zu 16-bit-Grafiken der damaligen Zeit zu erreichen. Man bekommt tatsächlich den Eindruck, dass das Spiel auf ein Modul passen würde. Unabhängig davon sieht Vengeful Guardian: Moonrider recht gut aus, leidet jedoch unter seinem eintönigen Setting, welches euch regelmäßig in ungemütliche futuristisch-industrielle Einrichtungen schickt. Dort dominieren graue Farbtöne, was der Grafik eine gewisse Eintönigkeit beschert. Darüber hinaus habe ich auch grafische Highlights vermisst. Sicher sehen einige der Bosssprites sehr cool aus und die Motorrad-Abschnitte im Mode 7-Stil sind eine schöne grafische Abwechslung, aber die eigentlichen Stages wirken eher trist und unspektakulär. Die Animationen schwanken zwischen hölzern und cool. Wer die Shinobi-Spiele kennt, kann sich in etwa vorstellen was ich damit meine. Die Cutscenes sind hübsch anzuschauen. Unterm Strich kann man die Grafik problemlos als „gut“ einschätzen. Man sollte jedoch nicht erwarten vom Hocker gerissen zu werden.

Der Soundtrack passt hervorragend zum Stil des Spiels. Die Tracks erzeugen einen treibenden industriellen Flair mit einer guten prise Techno-Gewummer und Ninja/Samurai-Action-Feeling. Definitiv keine Mischung die sich zu verstecken braucht. Obendrein wird die Gameplay-Action wunderbar unterstützt. Einziger Wermutstropfen ist der mangelnde Ohrwurmfaktor.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • im Vergleich zu den Inspirationsquellen gestaltet sich der Schwierigkeitsgrad als überraschend fair
  • relativ umfangreiches Moverepertoire und nettes Upgrade-System, die obendrein leicht zu handhaben sind
  • variantenreiche Level-Features

thumbs-up-icon

Cons
  • Retro-Profis werden sich unterfordert fühlen
  • penetrant graue Farbpalette
  • schwaches Preis- Leistungsverhältnis (16,99 € für ca. 3 Stunden Retro-Gaming?)

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Mit Vengeful Guardian: Moonrider haben die brasilianischen Indies von JoyMasher einen weiteren schönen Liebesbrief an alte Retro-Klassiker verfasst. Dieses mal wurden Shinobi und Hagane bedient, wobei man deren Spielprinzip mit einigen Elementen aus Megaman anreicherte. Schön ist weiterhin, dass man den Schwierigkeitsgrad drosselte und das Gameplay-Konzept somit einem breiteren Spielerkreis öffnete. Hardcore-Profis werden davon freilich weniger begeistert sein, aber die können ja die alten 16-bit-Klassiker weiterspielen. Etwas unverständlich ist das verbohrte Festhalten am Extraleben-System. Das hatte schon bei Odallus massiv gestört und wirkt in Moonrider besonders unnötig, da man hier einfach in alte Level zurückkehren kann um Extraleben zu farmen. Eine etwas zuverlässigere Steuerung wäre auch schön gewesen. Bei solch einem Spiel sollte die Spielfigur schon uneingeschränkt auf Button-Eingaben reagieren. Doch das sind Kleinigkeiten, die den Spielspaß nur geringfügig beeinträchtigen. Moonrider mag zwar kein Spiel sein, welches vom Hocker reißt, aber es wurde gut umgesetzt und macht Spaß.

- Von  Volker

Playstation 4
MS Windows
Nintendo Switch
PlayStation 5

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