Tokyo Mirage Session #FE Encore REVIEW

Rund vier Jahre nach der erstmaligen Veröffentlichung von Tokyo Mirage Session #FE für die Nintendo Wii U, erscheint jetzt eine inhaltlich erweiterte und technisch angepasste Version mit dem Zusatz Encore für die Nintendo Switch. Und das ist durchaus ein Grund zur Freude, schließlich war das Original nicht nur aufgrund der mangelnden Versorgung mit Rollenspielen auf der Wii U ein Lichtblick für Fans des Genres.

Was lange währt…


Als Tokyo Mirage Session #FE 2016 erstmals erschienen ist, hatte das gemeinsame Projekt von Nintendo und Atlus bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich mal als Crossover zwischen Fire Emblem und Shin Megami Tensei geplant, entwickelte sich das Spiel im Laufe der Jahre in eine Richtung, die viele bei der offiziellen Enthüllung zunächst vor den Kopf gestoßen hat. Weder düstere Settings, noch ein Aufeinandertreffen bekannter Figuren beider Franchise wurde geboten, stattdessen spielt die Geschichte im Japan der Jetztzeit, ist mit grellen Farben inszeniert und thematisch in der hiesigen Idol-Industrie verortet, während sich die Elemente aus den Ursprungsspielen oft nur auf Namedropping und wiederkehrende Spielmechaniken beschränken. Das hat auch mich beim ersten Spielen vor knapp vier Jahren zunächst irritiert, doch die anfängliche Skepsis wurde schnell aus dem Weg geräumt, sodass ich das Spiel bis heute in sehr, sehr guter Erinnerung halte. Entsprechend habe ich mich im Vorfeld der Veröffentlichung der Nintendo Switch Version gefreut und war gespannt, ob sich mein damaliger Eindruck bestätigen wird.

Die Welt der Stars und Sternchen


Seit einer Weile verschwinden in Tokyo immer wieder spurlos Menschen. So auch die Schwester von Tsubasa Oribe, die sich vor rund fünf Jahren während eines Konzertes von einem Moment zum anderen in Rauch aufgelöst hat. Die Schülerin will ihrer talentierten Schwester nacheifern und versucht sich mittlerweile selbst als Sängerin. Neben ihrer Liebe zur Musik erhofft sie sich dabei aber auch neue Informationen über ihre Schwester in Erfahrung zu bringen. Und tatsächlich kommt sie der Wahrheit ein Stück näher, als sie eines Tages selbst ins Fadenkreuz übernatürlicher Mächte gerät. In diesem Moment an ihrer Seite ist ihr Schulfreund Itsuki Aoi, der ebenso wie Tsubasa nicht nur in eine merkwürdige Zwischenwelt gezogen wird, sondern dort auch seine inneren Kräfte entdeckt. Wie sich bald herausstellt, sind für das Verschwinden der Menschen sogenannte Mirages verantwortlich. Die Dämonen trachten nach dem Performa der Menschen, welches wiederum für Kreativität verantwortlich ist. Protagonist Itsuki, Tsubasa und einige andere sind glücklicherweise in der Lage sich mit nicht feindlich gesinnten Mirages zu verbünden und gemeinsam gegen das Böse anzutreten.

Was in der Beschreibung abgefahren klingt, ist in der Umsetzung nicht weniger eigenwillig. Man muss den Story-Schreibern immerhin lassen, dass sie offenbar selbst nur so vor Performa gesprudelt haben, als sie die Handlung für Tokyo Mirage Session #FE Encore für verfasst haben, leider gilt dies aber eher für einzelne Versatzstücke, als die übergeordnete Handlung. Diese ist nämlich recht simpel gestrickt und kommt ohne spannende Wendungen und Erkenntnisse aus. Was in Bezug auf die Geschichte hingegen interessant ist, ist der Blick hinter die Kulissen der japanischen Unterhaltungsindustrie sowie die Entwicklung der auftretenden Figuren. Bedauerlicherweise wurden schon für die westliche Version des Wii U Originals inhaltliche Schnitte vorgenommen, die auch in der Switch Fassung zugegen sind. So war die japanische Fassung in ihrer Tonalität stellenweise düsterer und hat die Schattenseiten der Idol-Industrie ernster thematisiert.

Ein großer Hauch Persona…


In der Rückschau wirkt Tokyo Mirage Session #FE Encore wie der Prototyp von Persona 5. Das kommt aufgrund der Beteiligung von Entwickler Atlus an beiden Spielen natürlich alles andere als von ungefähr, spricht aber sehr für das Nintendo exklusive Spiel. Im spielerischen Mittelpunkt steht auch hier ein rundenbasiertes Kampfsystem, welches mit seinen unzähligen Möglichkeiten nicht nur gegenüber anderen Spielen mit einer solch klassischen Mechanik aufgewertet, sondern auch enorm dynamisch wirkt. Man tritt in den Kämpfen stets mit einem Trio an, wobei man außer Itsuki jede Figur auch austauschen kann. Jeder bringt eine eigene Mirage und damit individuelle Fähigkeiten mit, wodurch sich auch entscheidet, ob eine Figur Nah- oder Fernkamkampf affin ist, sich eher für physische oder magische Angriffe eignet, gegen welche feindlichen Angriffe Vorsicht angebracht ist etc. Entscheidend für den Erfolg ist es, die Schwachpunkte der Gegner herauszufinden. Hat man diese gefunden und greift entsprechend an, kann man wesentlich stärkere Kombo-Angriffe ausführen, die in ihrer Inszenierung grandios over-the-top sind und nur so vor Kitsch sprudeln. Eine sinnvolle Neuerung ist die Möglichkeit, die Session genannten Komboketten nun per Tastendruck zu beschleunigen.

Gekämpft wird in thematisch unterschiedlichen Dungeons in einer Zwischenwelt namens Idolsphere. Auch hier bietet sich der Vergleich mit Persona an, da die Dungeons nicht nur als Kampfort dienen, sondern immer wieder auch mit Umgebungsrätseln aufwarten und in mehrere Zonen eingeteilt sind, die man nach und nach durchstreifen muss. Zufallsbegegnungen gibt es nicht, stattdessen kann man Gegner stets sehen, sie umgehen oder sich im Kampf einen Vorteil beschaffen, indem man von hinten oder seitlich angreift.

…und ein bisschen Fire Emblem


Auch außerhalb der Dungeons und Kämpfe erinnert Tokyo Mirage Session #FE Encore vor allem an die Atlus Rollenspiele. Statt wie in Persona die Schulbank zu drücken, ist man hier aber vor allem im Umfeld einer Talentagentur zugegen. Ein Großteil der Haupt- und Nebenmissionen greift also auch hier das Idol-Thema auf und macht mit den unterschiedlichen Aspekten der Unterhaltungsindustrie sowie dem Fandasein vertraut, was nach wie vor ein schöner Kontrast zu vielen anderen JRPGs darstellt. Stimmig ist nicht zuletzt die sehr farbenfrohe Inszenierung der Spielwelt, die visuell mit ein paar schönen Designentscheidungen aufwartet.

Fragt sich nur, wo der Fire Emblem Part abgeblieben ist. Dieser ist tatsächlich sehr klein und verbirgt sich vor allem in den verbündeten Mirages. Diese basieren nämlich auf bekannte Figuren von Nintendos Rollenspiel-Taktik, wie etwa Chrome und Tharja. Die Mirages lassen sich unter Einsatz von gesammelten Ressourcen auch weiterentwickeln, auch ein späterer Wechsel der Klassen ist möglich, wodurch man das eigene Team nach und nach dem eigenen Spielstil nach individualisieren kann.

Alles neu macht die Switch


Neben deutlich schnelleren Ladezeiten und etwas stabilerer Performance, bringt die Switch Version auch ein paar neue Features mit. So sind alle Premium-DLCs der Wii U Version von Haus aus enthalten, es gibt neue Songs und Kostüme (unter anderem Joker aus Persona 5) und mit Ex Story gibt es auch ein komplett neues Areal inklusive eigener Story. Ansonsten finden sich vor allem noch einige technische Anpassungen. Neben den bereits erwähnten schnelleren Ladezeiten, macht Tokyo Mirage Session #FE Encore vor allem im Handheld-Modus einen guten Eindruck, sowohl in grafischer Hinsicht, als auch bei der Performance. Lediglich die kleine Schrift im Handheld-Modus erweist sich auf Dauer als anstrengend.

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Pro
  • klassisches Rundenprinzip mit frischen Ideen aufgelockert
  • Idol-Setting als großes Alleinstellungsmerkmal
  • audiovisuell stimmig gestaltet
  • sinnige Neuerungen und Erweiterungen für die Switch Version

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Kontra
  • nebensächliche Story
  • zu kleine Schrift im Handheld-Modus

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Pro & Kontra

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Pro
  • klassisches Rundenprinzip mit frischen Ideen aufgelockert
  • Idol-Setting als großes Alleinstellungsmerkmal
  • audiovisuell stimmig gestaltet
  • sinnige Neuerungen und Erweiterungen für die Switch Version

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Kontra
  • nebensächliche Story
  • zu kleine Schrift im Handheld-Modus

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
84
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Vier Jahre, nachdem ich das Crossover zum ersten Mal auf der Wii U gespielt habe, konnte mich das Spiel erneut in seinen Bann ziehen. Zwar köchelt die Handlung bis zum Ende hindurch eher auf Sparflamme, dafür sorgen das selbst in japanischen Rollenspielen eher untypische Idol-Setting und vor allem die spielerische Umsetzung mit den auch nach dutzenden Stunden noch unterhaltsamen Rundenkämpfen für viel Spaß. Außerdem darf man sich auf der Nintendo Switch über eine bessere Performance und zusätzliche Inhalte freuen, die das ohnehin schon stimmige Abenteuer stimmig abrunden. Kurzum: Fans von JRPGs kommen bei Tokyo Mirage Session #FE Encore also voll auf ihre Kosten.

- Von  Adrian

Nintendo Switch

Tokyo Mirage Session #FE Encore REVIEW

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