Night Jackal REVIEW

Beim Action-Rennspiel Night Jackal handelt es sich bereits um das zweite Spiel des Indie-Entwicklers „Nothing Rhymes With Entertainment.“ Der erste Versuch in Form des Horror-Spiels „D.F.R.: The Light“ hat es nie aus dem Early Access-Status herausgeschafft. Aber wie dem auch sei. Night Jackal wurde am 04. Mai 2020 veröffentlicht und hat am 30. April 2022, also fast 2 Jahre nach dem Release, ein Update erhalten. Mit dem Update ging auch ein sehr großer Rabatt für das ohnehin günstige Spiel einher (Standardpreis 3,29 €). Grund genug für mich zuzugreifen und eine ausgiebige Probefahrt mit dem Titel-gebenden Superhelden zu unternehmen. Wie erfolgreich diese ausgefallen ist, soll folgendes Review klären.

Superheld im Blutrausch

Der Namen-gebende Superheld Night Jackal verbringt gerade ein Schäferstündchen mit seiner Flamme Arlene. Was er nicht weiß, ist, dass in der Zwischenzeit seine Geheimidentität aufgeflogen ist. Bösewicht „Burt the Barbarous“ schickt einige Handlanger zu Night Jackal nach Hause. Diese erschießen Arlene, was unseren Superheld in Raserei versetzt. Zuerst metzelt er die Schützen nieder und schwingt sich anschließend in sein Jackal Mobil „Anubis.“ Da Burts Gang primär in Fahrzeugen die Gegend unsicher macht, ist eine Autoschlacht die beste Möglichkeit für Night Jackal an der Gang Rache zu üben.

Und damit ist die Handlung auch bereits erklärt. Es ist eine simple Rachestory, welche eventuell auch als Prequel für die Night Jackal-Comics dient. In denen wird der 80er Jahre-Superheld nach 30 Jahren aus dem Knast entlassen. Vermutlich das Ergebnis seines Amoklaufs in diesem Spiel. Generell wirkt der Protagonist alles andere als sympathisch. Er wirft sehr gerne mit Kraftausdrücken und Mordfantasien um sich, womit er eher den Eindruck erweckt ein Superschurke, statt ein Superheld zu sein. Auch die Sexszene im Intro wirkt sehr „Edgy.“ Hier haben die Schöpfer wohl versucht zu provozieren, hinterlassen im Endeffekt aber nur einen kindischen Eindruck. Immerhin bietet das Spiel auch einen „Censored“-Mode, welcher die allzu deftigen Szenen des Intros entschärft und die Sprachausgabe aus dem Spiel verbannt. Die komplette Streichung der Sprachausgabe in diesem Modus halte ich jedoch für reine Faulheit, denn der Night Jackal hat ja auch durchaus ein paar jugendfreie Sprüche im Repertoire. Da war man wohl zu Faul den Programmiercode für den Censored-Mode entsprechend umzuschreiben – schwach.

Knackt den Highscore!

Night Jackal ist ein Action-Racer im Stil alter 80- und 90er-Jahre Videospiel-Automaten. Das Spiel bietet die Steuerung über Tastatur oder Controller an. Ich nutzte die Controller-Steuerung und war damit sehr zufrieden. Neben den zu erwartenden Dingen wie Lenkung, Gas und Bremse, gibt es noch zwei weitere Buttons für die Waffensysteme. Die da wären die Maschinengewehre und ein Raketenwerfer. Beide Waffensysteme verfügen über unbegrenzte Munition, jedoch dauert es seine Zeit, ehe der Raketenwerfer nachgeladen hat, während die MGs bei Dauerfeuer überhitzen können und dann erst mal abkühlen müssen. Zielloses Dauerfeuer ist aber ohnehin nicht angebracht, da die Straßen von zahlreichen Zivilfahrzeugen befahren werden, deren Zerstörung man tunlichst vermeiden sollte. Jeder getötete Zivilist kostet 5 Strafsekunden und sobald das Zeitlimit 0 erreicht, heißt es Game Over. Zusatzsekunden kann man sich hinzuverdienen, indem man feindliche Fahrzeuge vernichtet oder den nächsten Checkpoint/Level erreicht. Letzteres schreibt 20 Sekunden gut, ersteres variiert zwischen den Levelstufen. In den ersten beiden Levels gibts 10 Sekunden Gutschrift pro Gegner. Level 3 & 4 bringen 5 Sekunden, und Level 5 & 6 nur noch 3 Sekunden.

Abgesehen vom Zeitlimit kann man aber auch durch den Verlust der 3 Extraleben ein Game Over kassieren. Ein Leben verliert man sofort, wenn man mit Objekten am Straßenrand kollidiert. Dies kann z.B. passieren, wenn man in Öllachen reinfährt, welche den Wagen kurzfristig nach links oder rechts ausbrechen lassen. Und selbstverständlich leisten auch die motorrisierten Gangster tüchtig Gegenwehr. Ein Treffer durch eine feindliche Kanone oder eine radioaktive Giftmülltonne kostet einen Lebenspunkt, und von denen hat man 2 pro Extraleben. Kreissägen kosten hingegen ein komplettes Leben. Die vier verschiedenen Gegnertypen setzen individuelle Techniken ein, um Night Jackal zu erledigen und verfügen über spezifische Eigenschaften. Der Wagen mit der Kreissäge hält z.B. 2 MG-Treffern stand, während der Truck nur mit Raketen eliminiert werden kann – aber nur wenn er die hinteren Ladetüren offen hat.

Der Spieler muss also viele Dinge im Hinterkopf behalten und managen, wenn er hier erfolgreich sein will und einen Highscore-Platz im Online-Leaderboard verdienen möchte. Wem das nicht ausreicht, darf sich natürlich auch auf Achievements freuen. Immerhin darf man sich Extraleben hinzuverdienen, wenn man 35.000 Punkte scheffelt (leichter gesagt, als getan). Die Turbofelder sind hingegen mit Vorsicht zu genießen, denn am Turboboost zerschellen auch Zivilfahrzeuge und sterben wie die Fliegen.

Seit dem Update vom 30. April 2022 wurde auch ein Casual-Modus integriert. Dieser entfernt die Gegner und das Zeitlimit, weswegen man hier nur noch darauf achten muss nichts am Straßenrand zu rammen. Unabhängig davon gibts aber auch im Casual-Mode die Extralebenbegrenzung. Highscore-Tabellen werden im Casual-Mode jedoch nicht geboten, weswegen dieser Modus eigentlich ziemlich witzlos ist, da Night Jackal nun einmal ein reines Highscore-Game ist.

Die richtigen Schwachpunkte zeigen sich hingegen im „Knöpchen-Phänomen“ und dem Zufallselement. Ersteres äußert sich darin, dass man sich erst einmal durch zwei Titlescreens, Gegnerliste, Steuerungs-Schaubild und mehrere Szenen des Intros durchklicken muss, bevor man endlich im tatsächlichen Spiel ankommt. Nach dem Game Over wird man wieder in den zweiten Titelscreen geworfen und darf sich erneut durchklicken. Das kann auf Dauer verdammt nervig werden.

Ebenso nervig ist das Zufallselement. Die Anordnung von Gegnern oder zivilen Fahrzeugen wird jedes mal neu berechnet. Sogar die Levellänge variiert mit jedem Spiel. Stures Auswendiglernen hilft hier also nicht weiter. Ob das gut oder schlecht ist, entscheidet natürlich der persönliche Geschmack. Mich persönlich hat jedoch die variable Levellänge sehr irritiert.

Grafik und Sound

In grafischer Hinsicht ist das Spiel sehr gefällig. Das Spiel läuft unter der Unity Engine, wurde jedoch im Stil eines Superscalar-Racers á la Outrun gestaltet. Es werden sechs Location-Settings (Großstadt, Tunnel, Spukwald, Wüste, Tundra und regulärer Wald), sowie einige Grafiksettings wie ein optionales Bildschirmrand-Artwork oder Scanlinien geboten. Die Grafik fängt den angepeilten Arcade-Flair recht gut ein und das Bildschirmrand-Artwork passt gut zur Comic-Vorlage. Lediglich die Ingame-Intro-Cutscene ist recht krude gezeichnet, was wahrscheinlich als Homage an einige Intros damaliger Arcade-Games gedacht ist.

Was den Soundtrack anbelangt, überzeugt das Spiel mit einem extrem Ohrwurm-lastigen Themesong, der zwar sehr schnell loopt, aber trotzdem voll überzeugen kann. Aber auch die sonstigen Ingame-Tracks im 8-bit-Stil sind sehr gelungen und bereiten Laune. Die Soundeffekte für den Automotor, Waffen und Explosionen passen ebenfalls. Und auch wenn mir die Sprüche von Night Jackal teilweise auf die Nerven gehen, so fügen sich die englischen Sprachsamples doch sehr gut ins Gesamtpaket ein.

Tipp: Der Entwickler hat seinen 17-Minütigen Kurzfilm „The World Over“ im Spiel versteckt. Dieser hat zwar absolut gar nichts mit der Night Jackal-Franchise zu tun, ist aber trotzdem sehenswert.

Pro & Kontra

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Pros
  • unkomplizierter Action-Racing-Spaß im Arcade-Stil
  • faires Preis- Leistungsverhältnis
  • bietet ein Leaderboard und Achievements

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Cons
  • lästiges Knöpfchen-Phänomen. Es dauert seine Zeit ehe man sich durch Menüs und Intros ins Spiel geklickt hat
  • der Edgelord-Faktor nervt, Night Jackal flucht sogar noch wesentlich schlimmer als Duke Nukem
  • der Schwierigkeitsgrad ist nicht von Pappe und kann auf Dauer frustrieren

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Spiel Bewertung
Singleplayer
72
72
-
Multiplayer

FAZIT

Night Jackal ist ein netter kleiner Action-Racer im feinsten Arcade-Stil. Zwar bietet das Spiel nur sehr überschaubaren Inhalt, doch kann man dieses Manko aufgrund des sehr fairen Preises leicht verschmerzen. Die übrigen Macken gestalten sich als recht überschaubar. Dem Edgelord-Faktor kann man durch einen Censored-Mode vorbeugen, und wenn man versteht, dass es hier in erster Linie um den Highscore geht, akzeptiert man auch den knackigen Schwierigkeitsgrad. Lediglich auf das Knöpfchen-Phänomen hätte man wirklich verzichten dürfen. Unterm Strich ein schöner Titel für Anhänger von Arcade-Games.

- Von  Volker

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Night Jackal REVIEW

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