Missile Command: Recharged REVIEW
Einer der größten Klassiker welcher aus dem Hause des legendären Videospiel-Pioniers Atari entstand, dürfte wohl das im Juli 1980 veröffentlichte „Missile Command“ sein. Dieses Spiel in ein spezifisches Genre zu pressen ist gar nicht so leicht. Man kann sagen, dass es eine Mischung aus Simulation, Shooter und Geschicklichkeit ist. Die Aufgabe des Spielers besteht darin eine Stadt vor einem Atomschlag zu schützen. Hierfür stehen drei Raketenabwehrstationen zur Verfügung, welche mit einer begrenzten Anzahl an Abwehrraketen bestückt sind, mit deren Detonationsradius die anfliegenden Atomraketen eliminiert werden sollen. Gelingt es einer feindlichen Atomrakete bis zum Boden vorzudringen wird entweder eine Abwehrbasis oder ein ziviles Gebäude zerstört. Werden alle zivilen Gebäude vernichtet heißt es Game Over. Gelingt es jedoch den aktuellen Angriff (halbwegs) zu überstehen, wird man in die nächste, aggressivere Angriffswelle geschickt.
Um die Sache interessanter zu gestalten gibt es abseits der regulären Atomraketen noch feindliche Bomber und spezifische Smartbombs, welche darauf programmiert sind am Detonationsradius der Abwehrraketen vorbeizumanövrieren. Da es sich um ein Endlosspiel handelt, kann man nicht gewinnen, sondern lediglich darauf hinstreben sein Punktekonto immer weiter in die Höhe zu treiben. Bemerkenswert ist weiterhin, dass das Spiel mit einer Cursor-Steuerung arbeitet, wofür man den Arcade-Automaten mit einem sogenannten Trackball bestückte, welcher schon damals eine sehr präzise Cursor-Steuerung ermöglichte.
Natürlich wurde das Spiel über die Jahrzehnte hinweg fleißig portiert und grafisch aufpoliert. Es gab auch Missile Command-Spiele, die derart abgewandelt wurden, dass man sie auch als Sequels hätte vermarkten können. Diese Maßnahme hat man sich jedoch bis heute gespart. Auch der zum 40-jährigen Jubiläum kreierte Ableger Missile Command: Recharged, der am 27. Mai 2020 veröffentlicht wurde, wird lediglich als Neuinterpretation betrachtet.
Unbegrenzte Raketen-Munition, Power-Ups und Upgrades
Missile Command: Recharged ändert das etablierte Konzept dahingehend, dass sowohl die Strukturierung in Angriffswellen bzw. Levels als auch die Munitionsbegrenzung der drei Raketenabwehrstationen abgeschafft wurde. Man befindet sich dadurch quasi im pausenlosen Dauereinsatz, was dem Spielkonzept eine frische Note mit auf dem Weg gibt. Freilich kann man immer noch nicht hirnlos herumballern, da die Abwehrstationen die Raketen nachladen müssen, was etwas Zeit kostet (daher der Untertitel „Recharged“). Und natürlich werden die Angriffe des Gegners mit der Zeit spürbar heftiger, so dass man früher oder später verlieren wird und im Endeffekt nur der Highscore zählt, welcher selbstverständlich auch an ein Online-Leaderboard gekoppelt ist (zumindest in der Steam-Version).
Um den Spieler bei seiner Highscorejagd etwas unter die Arme zu greifen, hat man Power-Ups integriert, welche mit Buchstaben kodiert wurden und bei einem Abschuss ihre temporäre Wirkung entfalten. Auf diese Weise kann man einen Schutzschild über die Stadtgebäude errichten, eine Zeitlupe für feindliche Raketen und Einheiten aktivieren, die Fluggeschwindigkeit oder Sprengkraft der eigenen Raketen drastisch verbessern oder auch eine bildschirmfüllende Megasprengung erzeugen, welche alle lästigen Atomraketen auf einen Schlag zerbröselt.
Eine weitere Neuerung ist das Upgrade-System. Die Highscore-Punkte zählen hier nämlich auch als Zahlungsmittel für Upgrades zu vier verschiedenen Spielelementen. Durch die Upgrades kann man geringfügig aber permanent die Sprengkraft der eigenen Abwehrraketen erweitern, die Nachladegeschwindigkeit der Stationen erhöhen, die Fluggeschwindigkeit seiner Raketen steigern und die Reparaturgeschwindigkeit zerstörter Raketenabwehrstationen verbessern. Jeden dieser vier Bereiche kann man bis auf Stufe 5 aufrüsten, und wenn man dies nach ca. 2,5 Spielstunden getan hat, sollte man auch kurz davor stehen sämtliche Achievements verdient zu haben und das Spiel somit zu 100 % abgegrast zu haben. Ab diesem Zeitpunkt geht es dann wirklich nur noch um die Highscore-Jagd für eine bessere Platzierung im Leaderboard.
Das heißt im Klartext, dass Missile Command: Recharged nur einen einzigen Spielmodus zur Verfügung stellt und man nicht damit rechnen sollte, dass man sich übermäßig lange mit diesem Spiel beschäftigen wird. Da der aktuelle Steam-Preis jedoch bei 2,39 Euro liegt, kann man das durchaus verschmerzen.
Grafik und Sound
Grafisch versucht Recharged einen stylischen Pseudo-Retro-Flair zu erzeugen. Es werden minimalistische, leicht abstrakte Vektorzeichnungen vor schwarzem Hintergrund dargestellt, welcher mit einem Gitternetz durchzogen ist. Garniert wird dieser schlichte Grundrahmen mit grellen Neon-Farben und einem hervorragendem Synthwave-Track, der sich konstant durchs gesamte Spiel loopt. Obwohl das Spiel nur diesen einen Track zur Verfügung stellt, will dieser nicht langweilig werden und unterstützt sowohl das Spielgeschehen als auch den Ohrwurm. Die Soundeffekte klingen angenehm wuchtig und tragen ihrerseits zum Spielspaß bei.
Es gibt an der audiovisuellen Präsentation nichts auszusetzen. Das Spiel beweist, dass man auch mit einfachen Mitteln ein tolles Gesamtbild erzeugen kann.
Pro & Kontra
- das Grundkonzept ist selbst heute noch genial und spaßig
- clevere Änderungen geben der Recharged-Variante ihre Existenzberechtigung
- bietet ein Leaderboard und Achievements
- stylische audiovisuelle Präsentation
- geringer Umfang, es gibt nur einen Spielmodus und nach maximal 3 Spielstunden hat man alle Achievements eingesackt
- es gibt nur einen Track