Mars: War Logs REVIEW

Unser roter Nachbarplanet, der nach dem alten römischen Kriegsgott Mars benannt wurde, ist immer wieder mal Schauplatz für ein spannendes Science Fiction-Abenteuer. Sowohl in Büchern, Filmen und natürlich auch Computerspielen wird der rote Felsen unsicher gemacht. Allerdings war man bislang clever genug dieses Szenario nicht totzuwälzen, weswegen der Mars in den Unterhaltungsmedien nach wie vor als relativ frisches, unverbrauchtes Setting fungiert.

Mitte 2013 wurde der Mars dann auch vom französischen Entwicklerstudio „Spiders“ (Sherlock Holmes Versus Jack the Ripper, Of Orcs and Men) besiedelt, die mit Mars: War Logs das erste mal ihre Fühler in den Sci-fi-Bereich ausstrecken. Spiders Interpretation von einer Mars-Kultur ist dabei eine interessante Mischung aus Dystopie, Cyberpunk und (Nach)kriegsdrama. Was genau das französische Kriegstagebuch, welches in Form eines Action-RPG’s gebündelt wurde, zu erzählen und zu bieten hat, schauen wir uns im folgenden Review an.

 

Aus dem Tagebuch eines Kriegsveteranen

200 Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem der Mars von der Menschheit teilweise terraformiert und besiedelt wurde. Dummerweise wurde der Mars 70 Jahre nach seiner Besiedelung von einer nicht näher genannten Katastrophe heimgesucht, welche die Achse des roten Planeten verschob. In Folge dessen wurde ein Großteil der Siedlungen und Städte auf dem Mars verwüstet und obendrein brach der Kontakt zur Erde vollständig ab. Aufgrund der kosmischen Strahlung derer sie nun hilflos ausgesetzt waren, mutierte ein Teil der jetzt heimatlosen Flüchtlinge in die unansehnlichen „Dust.“ Das lebensnotwendige Wasser wurde zum kostbarsten Gut auf dem Mars, weswegen die Wasserversorgungsunternehmen leichtes Spiel hatten die politische Führung zu übernehmen. Heutzutage haben sich die Unternehmen in insgesamt vier Gilden aufgesplittet, die sich freilich nicht riechen können und ihre Zeit mit kriegerischen Auseinandersetzungen untereinander verbringen um ihren jeweiligen Machtbereich zu vergrößern. Die militärisch-diktatorisch geführte Gilde „Abundance“ führt dieser Tage Krieg gegen die etwas zivilisiertere „Aurora“-Gilde.

Der junge, naive „Innocence“ Smith gehört zu den Streitkräften Auroras und wird zu Beginn des Spiels zusammen mit einigen Kameraden in ein Kriegsgefangenenlager von Abundance deportiert. Eigentlich kann er sich glücklich schätzen, denn im Gegensatz zu vielen anderen seiner Kameraden ist er noch am Leben. Doch in der Dusche des Lagers zeigen einige alteingesessene Soldatenbrüder ihr hässliches Gesicht und drohen den jungen Burschen zu vergewaltigen. Nur der hartgesottene Roy „Temperance,“ geht schützend dazwischen und nimmt Innocence unter seine Fittiche. Roy handelte jedoch nicht aus reiner Nächstenliebe. Der freiheitsliebende Mann benötigt dringend Unterstützung für seine Ausbruchspläne. Freilich kann man in einem Kriegsgefangenenlager kaum jemanden vertrauen, da kommt ein treuherziger Neuling mit Namen „Innocence“ (Unschuld) gerade recht. Folglich verbringt man das erste Spieldrittel damit den Gefängnisausbruch vorzubereiten und durchzuführen, danach finden sich Roy und Innocence jedoch in einer Welt wieder, die sich während ihrer Gefangenschaft stark verändert hat – und zwar nicht gerade zum besseren …

Mars: War Logs überrascht mit einer überraschend harten und bodenständigen Story. Trotz einiger phantastischer Elemente wie Technomanten und Mutanten, behandelt die Story im Grunde genommen hauptsächlich das alltägliche Elend und Leben in einer sehr lebensfeindlichen Umgebung, welche obendrein durch Kriege zerrüttet wird. Folglich geht es dem Hauptcharakter Roy Temperance in erster Linie darum zu überleben statt irgendwelche Heldentaten zu vollführen und das obwohl er als Technomant zu den mächtigsten Lebewesen auf dem Mars gehört. Der idealistische Innocence bildet da den Kontrast zu Roy, weil er trotz seiner eher bescheidenen Fähigkeiten die Welt zu einen besseren Ort machen will. In der zweiten Spielhälfte schließen sich Roy dann noch einige weitere Charaktere an, von denen die weiblichen auch für eine obligatorische Romanze zur Verfügung stehen. Darüber hinaus hat man auch die Möglichkeit Roys Verhalten selbst zu bestimmen. Ob er sich in Dialogen freundlich, bösartig oder neutral verhält und ob er seine Feinde tötet oder verschont, liegt bei euch. Dadurch wird freilich auch ein gewisser Wiederspielwert gefördert. Außerdem gilt es zum Ende von Kapitel 2 eine Entscheidung zwischen zwei rivalisierenden Gruppierungen zu treffen, welche die Handlung des dritten und letzten Kapitels deutlich ändert.

Unabhängig davon weiß die Handlung jedoch ohnehin zu gefallen. Die bodenständige Story in einer dystopischen Mars-Welt wirkt frisch und unverbraucht und auch die Tatsache, dass Story und Charaktere in den eher knappen aber prägnanten Dialogen nicht zu sehr ausufern ist ein frischer Ansatz. Es stimmt zwar, dass die Geschichte um Innocence‘ und Roy’s Kriegstagebuch für einige Rollenspieler zu bodenständig ausfallen mag, aber das entsprechende Charisma kann man den Hauptcharakteren oder der harschen Mars-Kultur definitiv nicht absprechen. Wer hingegen ein theatralisches Epos inklusive Weltrettung erwartet ist hier an der falschen Adresse.

 

Unterhaltsames Kampfsystem in einem ansonsten eher „überschaubaren“ Spiel

Zunächst steht erst einmal die Entscheidung aus einem der vier Schwierigkeitsgrade an. Zur Auswahl stehen Easy, Normal, Hard und Extreme. Ich wählte „Hard“ und wurde vom Spiel auch angemessen gefordert. Die Kämpfe sind keine stupiden Klickorgien und die Gegner sind relativ clever, leisten fleißig Gegenwehr und blocken was das Zeug hält – wenn auch nur nach fest vorgegebenen K.I.-Muster. Man sollte schon wissen, was man alles machen kann um im Umgang mit feindlichen Subjekten erfolgreich zu sein. Im Zweifelsfall darf man den Schwierigkeitsgrad aber ohnehin jederzeit nach eigenem Gusto anpassen, also braucht man sich darüber keine allzu großen Gedanken zu machen, es sei denn, man will sich die entsprechenden Achievements verdienen. Gespielt wird entweder mit Maus und Tastatur oder Controller. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Die Kampfsteuerung fühlt sich mit Controller wesentlich komfortabler und effektiver an, dafür ist die Menüführung mit Maus und Tastatur deutlich angenehmer. Unterm Strich funktionieren aber beide Varianten gut genug, wenn auch nicht überragend.

Der Spielablauf in Mars: War Logs ist recht simpel. Ihr steuert Roy in Third Person-Perspektive durch sehr überschaubare Areale (inklusive Kartenfunktion), sammelt aus Müllhaufen und Behältern diverse Items und Rohstoffe ein, um mit diesen Handel und Crafting zu betreiben, sprecht mit einigen NPC’s um Haupt- und Nebenquests zu erhalten und werdet unterwegs immer wieder in Kämpfe verwickelt. Die Quests bieten zwar manchmal variable Lösungsmöglichkeiten, sind aber leider allesamt recht unspektakulär. „Geh zu Punkt A, um Event B zu triggern,“ „Erledige diese Gegner“ oder „Sprich mit dem.“ Diese Aufgaben dienen im Grunde genommen primär dazu den Spieler durch alle verfügbaren Levelkarten zu scheuchen – und das teilweise sogar mehrmals! Besonders das zweite Kapitel zieht sich unglaublich in die Länge. Vor allem deshalb, weil man in Kapitel 2 Gegnerrespawning eingebaut hat, was echt nicht hätte sein müssen, da man den Großteil der Erfahrungspunkte ohnehin für gelöste Quests erhält. Erledigte Gegner bringen zwar auch etwas Exp. und Beute, aber übermäßig viele Level-Ups werdet ihr in War Logs ohnehin nicht erlangen. Ich war am Ende dieses ca. 20-stündigen Spiels gerade mal auf Stufe 26.

Dies zwingt den Spieler aber immerhin dazu, seine durch Level-Ups verdienten Skillpunkte gezielt einzusetzen. Es gilt hierbei sowohl die Charaktereigenschaften (1 Punkt pro Level-Up) als auch die Fähigkeitenbäume (2 Punkte pro Level-Up) zu berücksichtigen. Die Charaktereigenschaften, sind eigentlich nur kleine Boni, wie z.B. höhere Exp.-Verdienste bei erledigten Gegnern oder eine umfangreichere Liste an Crafting-Erweiterungen für Waffen und Ausrüstungsstücke. Crafting ist übrigens nicht weiter kompliziert. Man benötigt einfach nur die vorgegeben Menge an Materialien und kann damit dann Gebrauchsgegenstände wie Munition, Granaten und Heilutensilien herstellen oder eben Upgrades für Waffen und Rüstungen kaufen – mehr steckt da nicht dahinter. Dennoch kann man sich damit das Leben leichter machen. Die Recycling-Funktion, mit der man Ausrüstung zerstören kann um Rohstoffe zu erhalten, empfinde ich jedoch als Kontraproduktiv, da man mehr davon hat, wenn man überflüssige Sachen einfach verkauft.

Die Fähigkeitenbäume hingegen, sind in die drei Bereiche „Kampf,“ „Abtrünniger“ und „Technomantie“ eingeteilt, wobei Technomantie aber erst nach dem ersten Kapitel zugänglich gemacht wird. Im Bereich „Kampf“ verbessert ihr freilich Nahkampf-Fähigkeiten wie Angriffs- und Verteidigungskräfte, aber auch Dinge wie die Effektivität von Parieren, Gegenangriff und Ausweichrolle.
„Abtrünniger“ steht hingegen für die Effektivität von Heilgegenständen sowie sekundärer Waffen wie der Nagelpistole und Sprengsätzen. Auch Fähigkeiten wie die Stealth-Funktion inklusive Instant-Knockout-Attacken und der Möglichkeit geplättete Gegner zu verstecken, kann hier freigeschaltet werden. Die Technomantie dreht sich hingegen um spezielle Kunststücke, die sich elektrische und kinetische Energien zunutze machen, um z.B. einen Schutzschild aufzubauen, die Nahkampfwaffe mit elektrischer Energie zu laden oder die Feinde einfach direkt mit kinetischen und elektrischen Kräften zu traktieren.

Ihr seht also, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt sich seiner Haut zu erwehren. Das schöne dabei ist, dass man zwar genug Skillpunkte verdient, um in jeden Bereich reinzuschnuppern, aber nicht genug um sich einen Alleskönner heranzuzüchten. Ab einem bestimmten Punkt sollte man sich schon entscheiden, welche Skills für den eigenen Spielstil am nützlichsten erscheinen und welche nicht. Jedoch sollte festgehalten werden, dass das Spiel seinen primären Fokus eindeutig auf den Nahkampf legt. Die Munition für die Nagelpistole ist begrenzt und Technomantie verbraucht Energiepunkte, die sich in der Hitze des Gefechts nur langsam wieder regenerieren. Eine durchschlagskräftige Nahkampfwaffe in Kombination mit effizienten Ausweich- und Parier-Fähigkeiten bleibt jedoch 100 %ig zuverlässig. Das bedeutet jedoch nicht, dass die anderen Skills überflüssig wären. Nagelpistole, Technomantie und Stealth fanden in meinem Spieldurchlauf allesamt ihren Nutzen. Man sollte flexibel sein und stets im Hinterkopf behalten, welche Möglichkeiten einem zur Verfügung stehen. Andererseits wird man von der feindlichen Überzahl schnell überrumpelt. Immerhin bekommt man noch einige Companions zur Seite gestellt, von denen uns aber immer nur einer begleiten darf und die ohnehin nur dazu taugen eins, zwei Gegner von Roy abzulenken. Da ändern auch die vier Kampf-Verhaltensweisen nichts daran, die man den Pappenheimern zuteilen darf.

Nach dem Sieg, darf man die Feinde freilich ausplündern. Bei menschlichen Gegnern hat man ferner die Wahl, ob man zusätzliches Serum aus diesen extrahieren möchte. Serum ist die Währung auf dem Mars und rar gesät. Allerdings tötet man sein Opfer durch die Extraktion, was sich negativ auf Roy’s Gesinnung auswirkt. Mithilfe einer besonders positiven oder negativen Gesinnung, kann man spezielle Charaktereigenschaften freischalten, wie ein 50 % Preisdiscount bei Händlern für gute Jungs bzw. die Möglichkeit einige NPC’s einzuschüchtern und somit einige Konfrontationen zu vermeiden, wenn man sich den Ruf eines ruchlosen Mörders eingehandelt hat. Auch das Verhalten in den Multiple-Choice-Dialogen sowie die Beteiligung an Nebenquests beeinflusst den Ruf. Das wirkt sich zu einem geringen Grad auch auf die Epilog-Sequenzen nach einem Kapitelabschluss aus.

 

Grafik, Sound und sonstiges


Wie alle Spiders-Spiele basiert War Logs auf der Silk Engine, einer modifizierten Version von Sony’s PhyreEngine. Die virtuelle Spinnenseide leistet einen guten Job dabei dem Mars Leben einzuhauchen, erreicht bei der Modellierung der Charaktere jedoch recht bald ihre Grenzen. Schlecht sehen die zwar nicht aus, wirken aber leider so, als hätte man die Haut der Akteure mit synthetischer Plastik-Haut, frisch vom Sci-fi-Chirurgen ersetzt.

Da das Spiel auf dem Mars stattfindet, sollte man keine allzu abwechslungsreichen Szenarien erwarten. Weder die Outdoor-Areale, die mit rötlichen Sand-, Gesteins- und Felslandschaften aufwarten, noch die heruntergekommenen, provisorisch errichteten Lager, Fabriken und Siedlungen des Mars, können einen bis zum Ende des Titels bei Laune halten. Aber dies ist nun einmal die logische Konsequenz der Spielwelt, für die man sich entschieden hat. Die Animationen sind ein zweischneidiges Schwert. Innerhalb der Kämpfe sehen die Bewegungen von Freund und Feind wirklich gut aus und untermauern die rohe Brutalität der Gefechte hervorragend. Außerhalb der Konfrontationen wird man jedoch mit hölzernen NPC’s gelangweilt, die hauptsächlich dumm in der Gegend rumstehen und nur sehr spärliche Bewegungsanimationen erhalten haben. Unterm Strich sieht Mars: War Logs für einen Multi-Plattform-Titel aber recht gut aus und braucht sich nicht zu verstecken.

Der Soundtrack passt einwandfrei zum Spiel. Die Tracks bringen die harte, depressive Atmosphäre des Spiels gekonnt herüber und zumindest der Main-Theme weckt Erinnerungen an Synthesizer-Tracks alter 80er Jahre-Streifen. Das gibt freilich kräftig Pluspunkte. Auf der Kontra-Seite ist natürlich zu erwähnen, dass es sich nicht um einen typischen OST handelt, den man sich auch gerne mal außerhalb des Spiels reinzieht. Dafür ist der Soundtrack weder gedacht noch geeignet. Auch die Sprachausgabe ist rundum gelungen. Die Sprecher passen sehr gut zu den Charakteren die sie verkörpern und leisten darüber hinaus einen lupenreinen Job. Negative Ausrutscher in dieser Hinsicht sind mir auch nicht aufgefallen.

Lobenswerterweise wurde das Spiel sehr sauber programmiert. Abstürze oder Bugs sind mir nicht aufgefallen. Ok, einmal verkeilte meine Spielfigur zwischen Umgebungsobjekten, was mich dazu zwang einen alten Spielstand zu laden. Ein kleiner schwarzer Fleck auf einer ansonsten weißen Weste. Die Ladezeiten sind aber sehr human und Autosaves gibt’s auch.
Übrigens gibt es auch ein Prequel zu Mars: War Logs. Das Spiel nennt sich „The Technomancer“ und sieht sehr ansprechend aus!

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Spiel Bewertung
Singleplayer
70
70
-
Multiplayer

FAZIT

Als eher kleines Action-RPG, welches für den Low-Budget-Markt konzipiert wurde, macht Mars: War Logs durchaus eine gute Figur. Das unverbrauchte Mars-Setting in Kombination mit der überraschend rauen, bodenständigen Handlung wirkt zumindest anfangs angenehm erfrischend. Auch die Kämpfe, die auf höheren Schwierigkeitsgraden ziemlich fordern können, sowie eine ordentliche Palette an Charakterentwicklungsmöglichkeiten, halten den Action-Rollenspieler bei der Stange. Leider haben die Franzosen von Spiders den Fehler begangen, das Zweite von insgesamt drei Kapiteln künstlich in die Länge zu ziehen, um die Spielzeit zu Strecken. Durch diese Maßnahme lässt man War Logs seine Halbwertszeit deutlich überschreiten und geht dem Spieler damit im Endeffekt nur auf die Nerven. Denn weder das frische, aber eben auch recht eintönige Szenario, noch die Kämpfe, die dann doch recht bald den immer gleichen K-I-Mustern folgen, können die vollen 20 Stunden bei der Stange halten. Dieses Spiel ist somit ein typischer Kandidat für den weisen Spruch „Weniger ist mehr.“ Trotzdem halte ich eine, wenn auch nur knapp, gute Wertung für angebracht. Wer jetzt Interesse geschöpft hat und das Spiel günstig in der Grabbelkiste, in einem Bundle oder im Steam-Sale findet, kann also ruhig zuschlagen.

- Von  Volker

Xbox 360
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