Framed Wings REVIEW

Das am 06. August 2016 veröffentlichte Framed Wings ist der Debut-Titel des UK-Indie-Entwicklers Kodama Games. Bei Framed Wings handelt es sich um ein RPG Maker XP-Spiel, welches man am besten als eine Art Liebesbrief zu SNES-Abenteuerspielen bezeichnen kann. Ob es der Entwickler geschafft hat, trotz der RPG-Maker-Limitierung den Geist diverser SNES-klassiker wie Zelda III, Secret of Mana, Lufia oder Ys V einzufangen, soll folgender Test aufzeigen.

Mal wieder die Rettung von Freundin und Heimatwelt

Das Spiel findet auf irgendeiner Insel in irgendeiner Fantasywelt statt. Die Insel wird von Menschen und diversen Monsterspezies bevölkert. Um die Monster in Schach zu halten, wurde eine Magier- und eine Kriegergilde gegründet, deren Abkömmlinge zum Schutz der Zivilbevölkerung dienen. Der Protagonist Faust steht kurz davor seine Ausbildung in der Kriegergilde abzuschließen. Seine Freundin Elena ist Mitglied der Magiergilde und gilt als beste Nachwuchsmagierin ihrer Gilde. Die Dinge laufen also sehr gut für unser Pärchen.

Doch das gute, geregelte Leben ist nicht von Dauer, denn eine Gruppe zwielichtiger alter Kuttenmagier wollen ein altes Siegel brechen. Hierfür benötigen sie jedoch ein altes Buch aus der gut geschützten Bibliothek der Magiergilde. Die Kuttenmagier erpressen eine Freundin Elenas, was letztendlich dazu führt, das Elena entführt wird, damit sie beim Diebstahl des Wälzers mithilft. Die Kuttenfuzzies haben jedoch nicht mitbekommen, dass die Entführung von zwei Kindern beobachtet wurde. Hierdurch erfährt Faust nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Kriegerausbildung, was mit seinem Mädchen geschehen ist. Was folgt ist die unvermeidliche Rettungsaktion gepaart mit der Konfrontation der verantwortlichen Kuttenmagier. Nebenbei werden noch ein paar düstere Geheimnisse der Spielwelt aufgedeckt.

Die Story ist ganz ordentlich, reißt jedoch trotz netter Plottwists keine Bäume aus. Im Endeffekt läuft es halt wieder einmal darauf hinaus die Welt vor einer dunklen Bedrohung zu retten. Das hat man zuvor bereits dutzende male aufgetischt bekommen, und jetzt halt noch einmal. Aber zumindest wird die Handlung relativ charmant präsentiert. Nervig ist jedoch, dass es zum Schluss noch ein paar unerledigte Angelegenheiten gibt. Hier hätte man noch mit einer Art Epilog ausholen können, stattdessen bleibt das Ende recht kurz angebunden.

Nostalgietrip durch Features alter SNES-Abenteuer

Wie von RPG-Maker-Spielen gewohnt erkundet ihr die Spielwelt aus der Vogelperspektive, tratscht mit NPCs, öffnet Schatztruhen und beseitigt Feinde, um Erfahrungspunkte für Level-Ups und Gold für neue Ausrüstung, Zauber und Nutzgegenstände zu verdienen. Das was Framed Wings von anderen Maker-RPGs unterscheidet ist der Verzicht auf Rundenkämpfe. Stattdessen beseitigt ihr die Gegner in Echtzeit-Kämpfen. Per Tastendruck schwingt Faust sein Schwert, setzt sein aktuell ausgerüstetes Werkzeug ein, nutzt einen Heilgegenstand oder tritt einen Zauber los. Da dem Spiel der RPG-Maker zugrunde liegt, fühlt sich das alles ein wenig schwammig an, was ganz einfach daran liegt, dass der RPG-Maker nicht auf Actionkämpfe ausgelegt wurde. Dennoch funktioniert der Echtzeit-Kampf solide genug, so dass er zumindest keinen Stolperstein darstellt. An die Qualität eines SNES-Action-RPGs kommen die Kämpfe von Framed Wings jedoch nicht heran.

Um den Kampf nicht in allzu stupides Hack’n’Slay ausarten zu lassen, wurde ein Konditionssystem beigefügt. Jeder Angriff verbraucht einen Prozentsatz an Kondition. Fällt die Kondition auf 0, darf man nicht mehr angreifen oder rennen und muss einige Sekunden warten, bis sich der Prozentzähler wieder ein wenig aufgeladen hat. Wer Squares „Secret of“-Titel gespielt hat, kann sich in etwa vorstellen wie sich das Kampfsystem von Framed Wings anfühlt, wobei natürlich nicht die Qualität der Originale erreicht wird.

Was das Leveldesign anbelangt orientiert sich das Spiel hingegen eher an der Zelda-Reihe. Ihr bekommt im Verlauf des ca. 10-12-stündigen Abenteuers immer mehr Werkzeuge in die Hand gedrückt. Diese wurden 1 zu 1 aus Zelda übernommen. Mit dem Enterhaken kann man sich an Pfählen herüberziehen, mit Bomben kann man spezifische Felsen wegsprengen, mit dem Hammer kann man Pflöcke weghauen usw. Innerhalb der Dungeons muss man kleine Schlüssel und den großen Bossschlüssel einsacken, um weiter vorzudringen. Ab und zu darf man auch mal ein handfestes Puzzle knacken, welche Erinnerungen an Lufia wecken. Es gibt sogar Spezialevents wie Stealth-Abschnitte oder eine Flucht unter Zeitdruck. All diese Dinge wurden in Framed Wings solide umgesetzt, können jedoch nicht an die großen SNES-Vorbilder anknüpfen. Trotzdem funktioniert der Mix und liefert ein kompetentes, unterhaltsames Spielerlebnis für den kleinen Geldbeutel.

Weniger gelungen sind hingegen die Steuerung und ein lästiges Minigame im Mittelteil des Spiels. Erstere funktioniert im Kern gewohnt unkompliziert, involviert jedoch viele Buttons/Tasten für die Aktionsmöglichkeiten und Menüs. Das dauert eine Weile ehe man sich daran gewöhnt hat. Die träge Menüführung bleibt hingegen ein dauerhaftes Problem. Das kritisierte Minigame zwingt dazu unter straffen Zeitlimit eine Abfolge an Tastatur-Tasten zu betätigen. Diese sogenannten Quick-Time-Events werden vor allem dann unangenehm, wenn man das Spiel ja eigentlich mit Controller spielt. Da ist Frust vorprogrammiert.

Positiv ist hingegen die flexible Speicherung, die auf Speicherpunkte verzichtet und eine ausreichende Menge an Saveslots zur Vefügung stellt. Auch an ein Teleportersystem wurde gedacht. Ehrensache, dass das Spiel optionale Schätze und Dungeons parat hält. Man kann sogar einen Bossrush entdecken.

Grafik und Sound

Framed Wings basiert auf dem RPG-Maker XP und mehr gibt es dazu eigentlich auch gar nicht zu sagen. Es werden leider nur vorgefertigte Grafiken aus dem Maker-Bausatz verwendet. Eigenkreationen sucht man hier vergebens. Jedoch muss gesagt werden, dass der Entwickler den Baukasten hervorragend im Griff hat! Die Maps wurden optisch ansprechend und sauber gestaltet und brauchen sich nicht zu verstecken. Das kann nicht jedes RPG-Maker-Spiel von sich behaupten. Was jedoch negativ auffällt sind die Sprites der Bossgegner, denen es oftmals an Animationen mangelt und daher arg improvisiert herüberkommen.

Der Soundtrack ist schön, bietet aber nichts was sich im Gedächtnis verankert. Und auch hier gehe ich nicht davon aus, dass Eigenkreationen Verwendung fanden, sondern eher Tracks aus dem Maker-Baukasten oder eben diversen Open Source-Quellen.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • abwechslungsreiche Verschmelzung aus Elementen diverser SNES-Abenteuerspiele
  • das Spiel strahlt unerwartet viel Kompetenz aus, vor allem für ein One-Man-Projekt
  • sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis ( 3,99 € für ca. 10-11 Stunden Spielzeit)

thumbs-up-icon

Cons
  • die Steuerung wirkt überladen und die Menüführung ist träge
  • verwendet nur vorgefertigte Grafken aus dem Maker-Baukasten
  • das Minigame auf dem Piratenschiff im Mittelteil des Spiels ist eine Qual

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Framed Wings ist ein netter kleiner Liebesbrief an die Zeit der SNES-Abenteuerspiele. Zwar können die einzelnen Bestandteile nicht mit den Vorlagen mithalten, aber die abwechslungsreiche Mischung ist dennoch gefällig. Dank des sehr günstigen Preis kann man dieses Action-RPG-Maker-Spiel durchaus empfehlen. Für den wirklichen Durchbruch muss der Entwickler jedoch eine kompetentere Engine nutzen, denn der RPG-Maker wurde nun einmal für JRPGs mit Rundenkämpfen konzipiert und nicht für einen Action-Adventure-Rolli wie Secret of Mana, Ys oder Zelda. In anbetracht der Limitierungen des genutzten Programms ist das Ergebnis jedoch verdammt kompetent.

- Von  Volker

MS Windows

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