Captain Commando REVIEW
Nach der Veröffentlichung von „The King of Dragons“ fackelte Capcom nicht lange und schob bereits weniger als 2 Monate später den nächsten Brawler für Arcade-Spielhallen nach. Die Rede ist von Captain Commando. Das Spiel erschien erstmals am 28. September 1991 in Japan und bekam 1995 eine SNES-Version und 1998 eine PS1-Version nachgeschoben. Dieser Tage kann man jedoch das Arcade-Original in verschiedenen Capcom-Compilations finden, weswegen es kein Problem darstellt an das Spiel ranzukommen.
Nach dem etwas experimentellen „The King of Dragons“ kehrt man mit Captain Commando zu den Final Fight-Wurzeln zurück und entschloss sich eine schräge Sci-fi/Superhelden-Variante der Straßenschlägerei zu schöpfen. Als Protagonisten nutzte Capcom ihr obsoletes Werbemaskottchen „Captain Commando.“ Dieser futuristische Held, der in den 80ern eine Zeit lang in Handbüchern und auf Verpackungen von Capcom-Games auftauchte, bekommt hier sein erstes und bis dato letztes Spiel. Ob der Captain ein gutes Spiel bekommen hat, soll folgender Test klären.
Hier gehts nicht mehr nur darum Metro City zu retten
Wir schreiben das Jahr 2026. Metro City wird, wieder einmal, von Verbrechenswellen erschüttert. In der Zukunft zeichnet sich hierfür jedoch nicht die Mad Gears-Gang verantwortlich, sondern der fiese Scumocide, seines Zeichens Super-Krimineller und Genforscher. Der verbrecherische Muskelprotz nutzt sein Handwerk dafür, sich eine Armee aus gentechnisch gepimpten Gangstern heranzuzüchten, welche nicht nur die Erde, sondern gleich noch fremde Planeten unterjochen sollen. Das darf natürlich nicht geschehen, also schickt sich das Team um den Superhelden Captain Commando an, Scumocide und seiner Organisation das Handwerk zu legen. Neben seiner selbst besteht Captain Commandos Team aus der außerirdischen Mumie Mack the Knife, dem Ninja Ginzu und Baby Head, einem im Labor gezüchteten Baby-Wunderkind, welches bereits in der Lage ist einen Mech zu steuern.
Und ja, das Spiel speist seine Faszination aus dem quirligen Setting, welches Superhelden-Klischees mit Sci-Fi kreuzt, sowie schrägen Charakteren, die glatt aus einem Samstagmorgen-Cartoon entsprungen sein könnten. Eine aufwändige Handlungspräsentation oder tiefgängige Charaktere sucht man natürlich vergebens, aber das Spiel ist so wunderbar bunt und schrill gestaltet, dass man derartiges auch gar nicht vermisst (zumal man so etwas ohnehin nicht in einem Brawler erwartet).
Schräges Superhelden-Quartett
Spielt man das Spiel über das Capcom Beat’em Up Bundle bekommt man Zugriff auf zwei verschiedene Regler für Schwierigkeitsgrade. Den Ersten kann man in acht Stufen und den Zweiten in vier Stufen regulieren. Da es sich um die Arcade-Version handelt ist der Schwierigkeitsgrad jedoch selbst auf der niedrigsten Stufe sehr hoch angesetzt. Man sollte also schon damit rechnen mehrere Continues zu verballern. Andererseits stellt euch die „Bundle“-Version aber ohnehin unendlich viele Continues zur Verfügung, weswegen der Schwierigkeitsgrad nur schwer zu messen ist. Höhere Grade steigern aber immerhin die Aggressivität der Gegner und könnten daher dennoch eine Runde wert sein.
Eine weitere Einstellungsoption ist die Anzahl der Extraleben pro Continue (1-4). Auch das Buttonlayout für den Controller kann festgelegt werden. Interessanterweise wurde die Option ein paar Extraleben durch Highscore-Punktzahlen hinzuzuverdienen abgeschafft. Somit dient der Highscore in Captain Commando wirklich nur noch als solcher (inklusive Ingame-Bestenliste, versteht sich).
Aber genug von derartigen Optionen: Vor Spielbeginn steht natürlich auch die Wahl der Spielfigur. Die Statistika der vier Spielfiguren bleiben leider völlig im dunkeln. Somit muss der Spieler selbstständig herausfinden welche Spielfigur ihm liegt, und welche nicht. Und das kann ein großes Problem sein. So konnte ich mit diesem Spiel lange Zeit nichts anfangen, was ganz einfach daran lag, da ich immer versucht habe das Spiel mit Baby Head oder dem Captain zu zocken. Erst später hab ich gemerkt, dass mir das Spiel nur mit Mack und Ginzu wirklich Spaß macht, da diese beiden eben flotter sind und Mack obendrein die beste Spezieltechnik hat. Jeder der vier hat natürlich wieder einen Verzweiflungsmove, welcher zwar ein Stück Lebensenergie kostet, aber dafür auch guten Schaden macht und vor allem Luft verschafft.
Das Spielprinzip eines Brawlers ist schnell erklärt. Ihr bewegt euch mit eurer Spielfigur gemächlich von links nach rechts und vermöbelt jeden Gegner, der es wagt sich euch in den Weg zu stellen. Am Ende einer Stage wartet natürlich ein Bossgegner, der wesentlich mehr Gegenwehr leistet als die Standard-Gegner, und dessen K.I.-Muster schleunigst erlernt werden sollte, um nicht zu viele Extraleben einzubüßen. Wobei jedoch klargestellt werden muss, dass auch die Standard-Gegner gefährlich werden können, da sie die lästige Angewohnheit haben in Überzahl aufzukreuzen und den Spieler gerne in die Zange nehmen
Um sich dieser Gegnerhorden zu erwehren verfügt man über reguläre Schläge, die sich automatisch zur Schlagkombo verketten, ein Sprungmanöver welches in Kombination mit dem Schlagbutton einen Sprungkick offenbart und den bereits genannten Verzweiflungs-Spezialangriff. Ferner ist es auch möglich zu rennen, aus dem Lauf heraus einen mächtigeren Sprungangriff loszutreten, sowie den Gegner zu packen und in hohen Bogen wegzuwerfen, um sich etwas mehr Luft zu verschaffen.
Einige Gegner und Container beherbergen auch Waffen, die man freilich selbst nutzen darf, um den verursachten Schaden zu erhöhen. Zur Verfügung stehen Pistole, Maschinengewehr, Laser, Betäubungsstrahler, Raketenwerfer, Hammer und Shuriken (letzterer kann nur von Ginzu genutzt werden). Darüber hinaus dienen Nahrungsmittel zur Regeneration des Lebensenergie-Balkens und alle restlichen Krimskrams-Items zum Aufstocken des Punktekontos. Wem das immer noch nicht reicht, der darf sich auf Mechs freuen, welche eine schamlose Kopie der Golden Axe-Reittiere darstellen. Mit dem grünen Mech könnt ihr zuschlagen, der Blaue versprüht Frostpulver und der Rote hat nen Flammenwerfer.
Captain Commando gelingt es sehr gut die Eintönigkeit eines Brawlers zu kaschieren. Die insgesamt 9 Level sind relativ übersichtlich gehalten und fahren eine, fürs Genre, sehr respektable Variation an Gegnertypen und Locations auf. Zwischendrin gibt es auch noch einen Gimmicklevel in Form einer Surfing-Verfolgungsjagd. Der Aspekt wo Captain Commando jedoch einige Federn lassen muss sind einige wirklich nervige Bossgegner. Am schlimmsten ist da jedoch mit Abstand der Endgegner Scumocide, der so ziemlich einer der übelsten Münzenfresser ist, dem ich jemals in einem Arcade-Game begegnet bin. Dieser Endboss hat dem Spielspaß gegen Ende hin einen ordentlichen Tritt in die Weichteile verpasst – schade.
Eine Multiplayer-Session könnte hier vielleicht aushelfen, jedoch ist der Online-Multiplayer im Capcom Beat’em Up Bundle leider tot. Gelingt es dennoch einige Mitspieler aufzutreiben, sa kann man Captain Commando mit bis zu drei Spielern bestreiten.
Grafik und Sound
Grafisch orientiert sich Captain Commando an Final Fight. Das heißt man bekommt wieder herrlich große und detaillierte Charaktersprites geboten, welche mit coolen Animationen aufwarten. Trotz dessen schafft es das Spiel mühelos ein gutes Dutzend dieser Sprites auf dem Screen zu entfesseln. Anders als in Final Fight, kann dieses mal auch das Setting begeistern. Der Variantenreichtum ist enorm und reicht von einem Museum zu einer Surfeinlage bis hin zur Raumschiffsfahrt zu einem fremden Planeten. Obendrein bieten einige Ortschaften ein kleines Maß an Interaktivität. So zerdeppern neuerdings Glasscheiben, Bäume und dergleichen.
Wieder mit dabei ist natürlich auch der angenehm farbenfrohe Comic-Look, sowie ein lässiges Artdesign, welches Erinnerungen an einen Samstagmorgen-Cartoon weckt. Hierdurch wird dann auch der Gewaltgrad ordentlich abgeschwächt. Umso mehr irritiert das Spiel mit einigen unpassenden Gore-Einlagen. Hier wird gerne mal der Rumpf eines Kämpfers durchtrennt (inklusive etwas Blut und dezenten Blick auf die Wirbelsäule) oder der Körper zerschmilzt bis auf die Knochen. Im Vergleich dazu wirken die Verbrennungs- und Stromschlag-Animationen geradezu harmlos. Ich verstehe nicht so recht, was sich Capcom dabei gedacht hat. Ich finde nicht, dass der Gore zum Spiel passt oder dieses bereichert. Immerhin wird es damit nicht übertrieben.
Der Soundtrack fetzt gut und bereichert die Action des Spiels. Es befindet sich jedoch nichts Ohrwurmlastiges unter den Tracks, was mich hier aber nicht gestört hat. Die akustische Show wird sowieso von den coolen Soundeffekten gestohlen. Die Prügellaute, Waffensounds und Sprachsamples tragen sehr viel zum Unterhaltungswert bei.
Pro & Kontra

- tolle, farbenfrohe Grafik mir riesigen Charaktersprites und abwechslungsreichen Ortschaften
- gewohnt gut spielbarer Brawler-Klassiker von Capcom
- hoher Wiederspielwert durch variable Schwierigkeitsgrade, 4 Spielfiguren und Online-Coop-Multiplayer

- der Endkampf gegen Scumocide ist ein ganz übler Coin-Muncher – Spaßfaktor null
- unnötige Gore-Animationen, die nicht zum restlichen Stil des Spiel passen
- einige Charaktere spielen sich deutlich schlechter als andere, den passenden Charakter zu finden ist hier deutlich wichtiger als in anderen Beat'em Ups
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