Breath of Death VII REVIEW

Breath of Death VII (kurz: BoDVII) ist das Erstlingswerk des US-Amerikanischen Indie-Entwicklerstudios Zeboyd Games. Im April 2010 als Xbox Live Indie-Spiel veröffentlicht, wurde das Spiel über ein Jahr später dann auch auf Steam losgelassen, wo es im Doppelpack mit „Cthulhu Saves the World“, dem zweiten Titel von Zeboid Games, für günstige 1,99 € verkauft wird. Die Entwicklungszeit für dieses parodistische Rollenspiel im Stil alter NES-JRPG’s, soll übrigens nur schlappe 3 Monate gedauert haben. Ob solch eine kurze Entwicklungszeit ausreicht um ein gutes Spiel zustande zu bekommen? Laut Meinung der Fachpresse und Spielerschaft schon, denn Breath of Death VII hat doch überwiegend positive Kritiken eingeheimst und verfügt zusammen mit Cthulhu Saves the World über einen gewissen Kultstatus in der Indie-Szene. Was das Spiel jedoch tatsächlich zu bieten hat, wollen wir im folgenden Review herausfinden.

 

Nach dem dritten Weltkrieg regiert der Tod, oder besser gesagt, die Toten

Nachdem sich die Menschheit durch den dritten Weltkrieg selbst ausradierte, entstand aus deren Überresten eine neue Zivilisation in Form von Untoten wie Zombies, Skeletten, Geistern und weiteren Monstern. Die meisten Untoten wollen einfach nur in Frieden leben, aber freilich gibt es auch in dieser Zivilisation Schufte und Unruhestifter, die ihre Mituntoten terrorisieren. Doch auch bei Untoten gibt es noch wahre Helden! Der Skelettkrieger „Dem“ ist einer von ihnen und schickt sich zu Beginn des Spiels an, ein paar Trolle zu beseitigen, die seine Heimatstadt Palad-Lennus peinigen. Nach getaner Arbeit kehrt das Gerippe in die örtliche Taverne ein, wo er auf das niedliche Geistermädchen Sara trifft. Diese engagiert Dem prompt als Bodyguard. Sara ist nämlich Historikerin und wünscht sich nichts sehnlicher als die Geheimnisse der Vergangenheit zu erforschen. Zu diesem Zweck plant sie eine Reise zu der Ruinenstadt im Osten. Während ihrer Reise stoßen die Beiden nicht nur auf zwei weitere Gefährten (die Vampir-Technikerin Lita und den Zombie-Prinz Erik), sondern kommen einem Geheimnis auf die Spur, dass irgendwie mit der verlorenen Menschenzivilisation im Zusammenhang steht.

Das düstere Setting in Kombination mit dem humorvollen Grundtenor, kann man nur als disharmonisch bezeichnen. Einerseits haben wir ein düsteres, postapokalyptisches Setting, dass mit einem Intro eingeleitet wird, in dem man eine Atombombe in einer Großstadt explodieren sieht, und andererseits sieht sich der Titel als leichtherzige Parodie auf Rollenspiel-Klischees, wie man schon anhand des bekloppten Spieltitels erkennen kann. So ist der Held Dem z.B. eine Parodie auf den stummen Protagonisten diverser JRPG’s. Als Skelett ohne Lunge kann er sich ja ohnehin nicht artikulieren (er kommuniziert dafür mittels Gedankenkraft). Später durchquert man dann einen Pseudo-Dungeon, der nur aus einem einzigen mickrigen Screen besteht. Und die Dialoge zwischen den Charakteren regen freilich stets zum schmunzeln an. Im krassen Gegensatz dazu, findet man sich dann aber plötzlich in einer zerbombten Stadt voller Häuserruinen und Autowracks wieder und wird am Ende der Reise mit einem bittersüßen Abspann konfrontiert, den man nicht unbedingt erwartet hätte. Breath of Death VII hat sich zwischen zwei grundverschiedene Stühle gestellt und versucht diese nun miteinander zu vereinen. Das klappt hier, meines Erachtens, aber nicht so richtig gut. Viele Witze sind einfach zu flach und ich habe nie das Gefühl verspürt, mal näher über die Konsequenzen eines dritten Weltkrieges nachzudenken. Andere Spiele wie Barkley Shut Up and Jam Gaiden oder Anachronox haben den kruden Mix aus absurder Parodie und ernsthaftem Rollenspiel-Abenteuer wesentlich besser hinbekommen. Vielleicht liegt es also an meinem bisherigen RPG-Erfahrungsschatz, dass ich BoDVII nicht vollauf zu würdigen weiß. Letztendlich sehe ich persönlich halt nur eine laue Mischung, die zwar verzweifelt versucht zu zünden, aber im Endeffekt nicht so richtig hochgeht.



Aufs wesentliche reduziertes JRPG mit flottem Spielablauf und frischen Ideen

Zu Beginn wählt ihr erst mal aus den drei Schwierigkeitsgraden Easy, Normal und Hard aus. Neben der Stärke der Feinde wird dadurch auch die Effizienz der MP-Regeneration nach dem Ende eines Kampfes festgelegt. Die HP werden nach jedem Kampf übrigens grundsätzlich vollständig regeneriert. Und das hat auch seinen Grund, auf den ich ich später zu sprechen komme. Wer das Spiel durchgespielt hat, schaltet ferner den Score Attack-Spielmodus frei. In diesem Modus werden die Zufallskämpfe deaktiviert, was den Spieler dazu zwingt die Bosskämpfe auf niedrigster Levelstufe zu absolvieren und entsprechende taktische Finesse walten zu lassen. Bei Erfolg wird man mit Punkten belohnt, mit denen man wohl etwas angeben kann. Da die Steam-Version jedoch keine Achievements oder Leaderboards anbietet, empfinde ich diesen Spielmodus als etwas witzlos. Aber hey, mehr Content ist immer willkommen!
Statt des Score Attack-Spielmodus, wäre es mir jedoch lieber gewesen, man hätte einen vernünftigen Controller-Support gewährleistet. Auf der Steam-Storepage wird zwar behauptet, das Spiel bietet „vollständige Gamepad-Unterstützung“, doch scheint dies meinen Controller vom Dritthersteller Saitek auszuschließen. Dieser wird vom Spiel nämlich nicht erkannt. Aber immerhin gibt es eine frei konfigurierbare Tastatur-Steuerung, die auch tadellos funktioniert.

Der Spielablauf richtet sich nach den absoluten Kernspielelementen des JRPG-Genres. Ihr steuert Dem und seine Gefährten aus der Vogelperspektive durch die Maps (Stadt, Land, Dungeon-Prinzip), öffnet Schatztruhen, bestreitet rundenbasierte Menükämpfe um aufzuleveln und Geldeinheiten zu verdienen, investiert das verdiente Gold in neue Ausrüstung und kommuniziert in den Städten mit NPC’s, um Tipps zu erhalten oder die Story voranzutreiben. BoDVII bleibt dabei über seine kurze Spielzeit von ca. 6 Stunden stets ein strunzlineares Abenteuer. Das nächste Reiseziel ist immer klar vorgegeben. Zugänge in neue Regionen auf der Weltkarte öffnen sich erst, wenn es der Handlungsfortschritt erlaubt. Nur in seltenen Fällen gibt es einen optionalen Dungeon, wo man sich ein neues Ausrüstungsteil verdienen kann. Die Dungeons sind übrigens fast allesamt sehr unspektakulär gestaltet und setzen sich in den meisten Fällen nur aus langen Korridoren zusammen. Freilich gibt es auch viele Abzweigungen, die in Sackgassen mit Schatzkisten führen, aber abgesehen davon gibt es wirklich nichts nennenswertes. Wirklich schlimm wird es jedoch nur im finalen Dungeon, der unglaublich in die Länge gezogen wurde und mit lästigen Labyrinth-artigen Leveldesign nervt.

Das Kampfsystem ist da schon wesentlich interessanter. Die große Besonderheit in Breath of Death VII ist der Stärkegrad der Feinde, der mit jeder Runde um 10% steigt. Wer die Feinde also nicht schnell genug erledigt, hat nach zu vielen Runden keine Chance mehr auf einen Sieg. Freilich muss man für einen schnellen, effektiven Sieg Gebrauch von den Fähigkeiten der vier Charaktere machen. Die Fähigkeiten werden in Tech- (physische Fähigkeiten), Magic- (magische Zaubersprüche) und Unite-Skills (Gruppenaktionen, die den Zug zweier Charaktere verbrauchen) untergliedert. Freilich gibt es Gegnertypen die entweder eher auf physische oder magische Angriffe reagieren. Unabhängig davon, verbrauchen jedoch alle Skills Magiepunkte, die sich im Gegensatz zur vollständigen Regeneration der Lebenspunkte nur teilweise nach Kampfende regenerieren. Je schneller der Kampf abgeschlossen wird, desto höher die MP-Regeneration. Die Idee dabei ist, dass man zwar zusehen sollte in den regulären Kämpfen die Gegner schnell und effizient zu beseitigen, aber eben nicht zu viel MP zu verbrauchen, so dass man im Ernstfall auf einmal ohne MP dasteht. Der exzessive Einsatz der Skills wird aber nun einmal dringend benötigt, um die Gegner schnell und effektiv zu beseitigen, bevor zu viele Runden verstreichen. Es entsteht also ein strategischer Konflikt.

Diesen eigentlich sehr spannenden Konflikt kann man jedoch sehr leicht aushebeln, indem man einfach etwas Zeit in Grinding investiert. Die Zufallskämpfe eines jeden Gebiets deaktivieren sich nämlich, sofern man eine bestimmte Anzahl von Kämpfen absolviert hat. Die erforderliche Anzahl wird auch jederzeit im Menü angezeigt. In Dungeons beträgt diese Anzahl oftmals 15-20 Kämpfe, danach bleibt man vor den lästigen Zufallskämpfen verschont. Wer dennoch weiterkämpfen will, darf über das Menü aber jederzeit von sich aus einen Kampf starten! Somit kann man also selbst bei deaktivierten Zufallskampfgenerator jederzeit weitergrinden. Ferner gibt es noch Regenerations-Speicherpunkte, welche die verbrauchten MP der Charaktere vollständig wiederherstellen. Wer clever ist, bewältigt seine Grinding-Orgien freilich in der Nähe dieser Regenerationspunkte. Wem es hingegen nur ums Speichern an sich geht, braucht sich jedoch keine Sorgen zu machen, denn BoDVII erlaubt es überall, in insgesamt fünf Saveslots zu speichern. Fünf Saveslots sind zwar etwas arg dürftig, für so ein kurzes Spiel aber gerade noch ausreichend.

Eine weitere Besonderheiten im Kampf ist das Combo-System. Mit regulären Angriffen oder bestimmten Skills wird der Combo-Zähler nach oben gedrückt. Je höher der Zähler, desto wirksamer gestalten sich bestimmte Combo-Break-Attacken. Eine Taktik besteht also darin sich einen hohen Combozähler aufzubauen und dann eine besonders mächtige Break-Attacke rauszuhauen, um den Gegner den Rest zu geben. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass es viele Skills gibt, die den Combozähler unterbrechen – Heilzauber zum Beispiel. Wer auf effektive Combo-Break-Attacken setzt, wird also auf viele andere wichtige Skills verzichten müssen. Wer glaubt, er könne dieses Treppchen mit Heiltränken (werden hier Potions genannt) umgehen, liegt jedoch nur teilweise richtig. Potions sind endlich und können nicht bei Händlern erworben, sondern nur in Schatztruhen gefunden werden. Die Potions die man hat, sollten also besser sparsam eingesetzt werden. Dafür erweckt eine Potion aber auch einen gefallenen Kameraden wieder zum Leben.

Das letzte große Spielelement, welches Breath of Death VII von der Konkurrenz unterscheidet, ist der Einfluss auf die Charakterentwicklung. Immer wenn ein Charakter aufstuft, muss der Spieler eine Wahl aus zwei Entwicklungsoptionen treffen. So werden oftmals verschiedene Statusboost-Sets oder verschiedene Skills zur Auswahl gestellt. Der Spieler muss also nach jedem Level-Up entscheiden in welche Richtung sich der Charakter weiterentwickeln soll. Ob man den Skelettkrieger Dem nun zum reinen Krieger oder doch eher zum Krieger/Magier-Hybriden weiterentwickelt, liegt allein beim Spieler. Erst ab Stufe 30 ist dieser Entwicklungsprozess abgeschlossen. Alle weiteren Stufenaufstiege bringen dann nur noch dieselben Standard-Statusverbesserungen.

Den Aspekt, welchen ich in Breath of Death VII jedoch am meisten zu schätzen weiß, ist der respektvolle Umgang mit meiner Zeit. Viele JRPG’s haben eine Tendenz die Zeit des Spielers mit langen Kampfanimationen, träger Laufgeschwindigkeit der Spielfigur, sehr weit voneinander entfernt liegenden Speicherpunkten und anderen Nettigkeiten zu verschwenden. Keine dieser Problematiken trifft auf Breath of Death VII zu. Ich habe ja weiter oben bereits erwähnt, dass man überall speichern darf. Und ein Dash-Button bzw. eine Renn-Funktion ist auch gegeben. Am meisten freut mich jedoch die sehr, sehr flotte Kampfabwicklung. Ich kenne kein anderes JRPG, welches seine Rundenkämpfe schneller abwickelt als dieses hier! Da können sich andere Entwickler gerne mal zwei Scheibchen von abschneiden. Da verzeiht man dann auch gerne, dass die zweite Spielhälfte etwas zu viel Grinding-Arbeit erfordert. Den Sieg über einige der späteren Bosse musste ich mir da schon regelrecht erarbeiten und das obwohl ich auf normaler Schwierigkeitsstufe gespielt habe. In dieser Hinsicht hätten die Entwickler vielleicht noch etwas Feinschliff beim Balancing betreiben können.

 

Grafik, Sound und weiteres

Breath of Death VII sieht sich als Flashback zu alten NES-JRPGs der 80er Jahre, also Titeln wie den ersten Teilen von Final Fantasy und Dragon Quest. Dementsprechend spartanisch sieht dann natürlich auch die Grafik aus. Man hat tatsächlich den Eindruck, man würde an einem alten NES-Game dransitzen. Es ist halt diese Art von Grafik, bei der man nicht nur jeden Pixel einzeln zählen kann, sondern die auch noch unter einer gewissen Farbarmut leidet. Das geht sogar so weit, dass es keine Hintergrundgrafik im Kampfscreen gibt. Stattdessen sieht man nur einen schwarzen Screen, vor dessen Hintergrund die pixeligen Monstersprites auftreten. Altmodischer geht’s kaum.^^ Ob einem diese sehr altmodische Grafik nun gefällt oder nicht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Ich selbst gehöre dann doch eher zur Super Nintendo-Generation und empfinde die Grafik von Breath of Death VII zwar als durchaus charmant aber nicht wirklich genießbar. Früher war halt dann doch nicht immer alles besser.

Die größte Stärke von Breath of Death VII ist der überraschend gut gelungene Soundtrack. Ironischerweise ist es auch gerade der Soundtrack wo man den Retro-Zwang über Bord geworfen hat. Die Qualität der Tracks ist jedenfalls deutlich höher, als das was seinerzeit möglich war. So gesehen hat man beim OST also einen glatten Stilbruch betrieben. Aber das ist jetzt keinesfalls negativ gemeint, denn wie gesagt: Der Soundtrack ist hervorragend gelungen und gehört ohne weiteres zu den besseren Vertretern seines Genres. Ohrwürmer inklusive.

 

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Breath of Death VII – The Beginning ist ein nettes kleines Spielchen für Zwischendurch. Neben dem einwandfreien Preis- Leistungsverhältnis bietet das Spiel eigene Ideen rund um die Rundenkämpfe, einen tollen Soundtrack und vor allem respektiert es die kostbare Lebenszeit des Spielers. Im ernst: Ich kenne kein anderes JRPG, welches die Kämpfe schneller abwickelt als dieses hier! Weniger gelungen sind jedoch das öde Dungeondesign, der eher flache Humor oder die arg altmodische Grafik im NES-Stil. Das Spiel ist eben kein Überflieger, aber das muss ja auch nicht immer so sein. Wer einfach mal mithilfe eines Pseudo-Retro-JRPG's der NES-Ära in Nostalgie schwelgen möchte, liegt hier jedenfalls goldrichtig. Und wenn man mit BoDVII fertig ist, kann man sich ja gleich im Anschluss mit Cthulhu Saves the World auseinandersetzen.

- Von  Volker

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