Armed Emeth REVIEW

Armed Emeth ist bereits der zweite Ableger von Hit-Points JRPG-Reihe „Emeth.“ Das erste Spiel „Rusted Emeth“ erschien in seiner englischsprachigen Version bereits im ersten Quartal 2014. Anders als sein Vorläufer hat es Armed Emeth jedoch geschafft aus dem Mobile-Sektor auszubrechen und auf andere Plattformen wie Steam, Switch, PlayStation 4 und Xbox One einzuschlagen. Dieser Test bezieht sich auf die Steam-Version, welche es seit dem 06. August 2021 zu kaufen gibt.

Eigentlich wollte ich ja nichts mehr mit Titeln zu tun haben, die aus dem Publisherhaus KEMCO stammen, für Armed Emeth habe ich jedoch eine Ausnahme gemacht, da die Emeth-Reihe große Inspiration aus der Metal Max-Serie bezieht, welche meiner Meinung nach zu den coolsten JRPG-Serien überhaupt gehört. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob es sich gelohnt hat dem Publisher eine neue Chance zu geben. Ich hoffe man hat sich dieses mal mehr Mühe gemacht den Mobile-Microtransaktions-Mief aus der Steam-Version zu entfernen. Ich habe das Antiquia Lost-Debakel nämlich keinesfalls vergessen.

Nachdem der Mond vom Himmel gefallen ist

In der Welt in der Armed Emeth stattfindet, spielt eine Energie namens „Edea“ eine tragende Rolle. Hierbei handelt es sich um die Lebensenergie, welche jedem Lebenwesen und sogar Planeten innewohnt. Nun hat es sich leider ergeben, dass Wissenschaftler herausgefunden haben, wie man Edea in kristalline Form bringen kann. Einer der verantwortlichen Wissenschaftler nutzte diese Entdeckung, um sich zum „Dictatore“ aufzuschwingen und sein eigenes Imperium namens „Dernier“ zu gründen. Mithilfe der Edea-Kristalle gelang es ihm die mächtigen Golems zu kreieren. Hierbei handelt es sich um zerstörerische Vehikel, welche einen kruden Mischmasch aus Panzern und Mechs darstellen.

Niemand hatte Dictatores Golem-Armee etwas entgegenzusetzen, und mit der Ausbreitung des Imperiums wuchs die Unzufriedenheit der Leute. Durch diese negativen Emotionen wurden Teile der Edea-Energie verdorben und viele Tiere mutierten zu blutrünstigen Monstern. Um die Ausbreitung des verdorbenen Edeas zu stoppen, wurde den Menschen verboten negative Emotionen zu empfinden. Jedoch hatte man mit dieser irrsinnigen Idee endgültig die Saat für Rebellen- Widerstandsorganisationen gelegt.

Letztendlich kam es zur Katastrophe: Einer der beiden Monde „Serene“ zerbrach und die Bruchstücke stürzten auf die Planetenoberfläche. Die Schäden waren apokalyptisch. Das Dernier-Imperium war durch die Einschläge stark geschwächt, ein Umstand, den sich die Rebellen zunutze machten, um dem Imperium den Gnadenstoß zu verpassen. Jedoch blieb unbekannt, was den Absturz Serenes verursachte. Einige glauben an eine Konsequenz des verdorbenen Edeas, andere vermuten einen Terrorangriff der Rebellen. Aber was auch die Wahrheit sein mag, die Situation hatte sich für die Überlebenden drastisch geändert. Die Überlebenden rotteten sich in sogenannten Communities zusammen, und durch das Machtvakuum breiteten sich Verbrecher und Monster immer weiter aus. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben die meisten Communities eine Kopfgeldjäger-Gilde eingerichtet, welche unter regem Austausch untereinander stehen. Diverse Kopfgeldjäger sollen mit klingender Münze dazu animiert werden Banditen und Monster auszuräuchern. Einige dieser Kopfgeldjäger befinden sich sogar in Besitz der mächtigen Golems. Diese Leute werden als Bounty Golems bezeichnet.

Ein paar Jahrzehnte nach den oben geschilderten Ereignissen übernehmen wir die Rolle von Valess, einem jungen Mann der als Kopfgeldjäger in seiner Heimatkommune Romani tätig ist. Der Bursche wurde von seinen Eltern sitzengelassen und hat eine starke Fixation auf Geld entwickelt. Seine Kopfgeldjagd-Masche beläuft sich darin, dass er bezwungene Banditen um Lösegeld erpresst, statt diese in der Gilde abzuliefern. Die Masche funktioniert gut. Valess führt ein relaxtes Leben, seine Eltern haben ihn zumindest ein Haus hinterlassen und ne hübsche Freundin hat er auch.

Doch sein gemütliches Leben wird auf den Kopf gestellt, als eines Tages der autonome Half-Flesh-Golem „Lock“ aufkreuzt und ihn darüber informiert, dass Valess‘ Mutter Maia von der Terroristengruppe „White Radish“ entführt wurde. Zunächst zeigt unser Kopfgeldjäger kein Interesse daran seine Erzeugerin zu retten, doch bezirzt ihn Lock mit einem astronomischen Kopfgeld welches auf den Anführer der White Radish gesetzt wurde. Die Rede ist von satten 50.000.000 Piepen! Obendrein übergibt ihn Lock ein Geschenk seiner Mutter – ein eigenes Golem-Vehikel! Und so fasst sich Valess ein Herz und begibt sich doch noch auf die Reise. Noch ahnt er nicht, dass er hierdurch all die schmutzigen Geheimnisse des Imperiums, der Rebellen und seiner eigenen Familie zu Tage fördern wird.

Sofort fällt auf, dass Armed Emeth im Vergleich zum Metal Max-Vorbild ein wesentlich größeres Augenmerk auf die Story legt. In den Metal Max-Spielen ist die Handlung i.d.R. nur Nebensache, aber hier ist sie ein wichtiger Aspekt des Gesamtpakets. Und tatsächlich ist die Story recht spannend und dient als Motivation zum weiterspielen. Es gibt immer wieder Wendungen, und durch Dialoge mit NPCs erfährt man viel über das Sagengut dieser Welt. Leider bleiben die Charaktere relativ oberflächlich und die Dialoge kommen mit einem abgehackten SNES-Flair daher. Letzteres mag zwar nostalgische Gefühle wecken, ist aber einfach nicht mehr zeitgemäß und erschwert es immens den komplexeren Handlungserläuterungen zu folgen. Unterm Strich aber dennoch eine gute Wertung für die Handlung.

Sind Golems die besseren Panzer?

Im Kern ist Armed Emeth ein typisches JRPG. Man erkundet die Spielwelt via Weltkarte, besucht Siedlungen und Dungeon-Areale, tratscht mit NPCs, erbeutet Ausrüstung aus Kistenbehältern, erledigt seine Feinde in rundenbasierten Gefechten, um Geldeinheiten für Händler und Erfahrungspunkte für Level-Ups zu kassieren … Es ist eben ein JRPG und jeder Interessierte sollte wissen, was ihn hier erwartet. Im Gegensatz zu den alten Metal Max-Games arbeitet die Steuerung in Armed Emeth sehr bequem und unkompliziert. Ultraverschachtelte Menüs braucht man hier also nicht zu fürchten. Das Spiel unterstützt übrigens Tastatur und Controller, aber keine Maus. Ich selbst wählte die Controller-Steuerung und war damit sehr zufrieden.

Im Gegensatz zu Metal Max verzichtet Armed Emeth auf eine Open World und strukturiert sich eher linear, um ein größeres Augenmerk auf die Story zu legen. In der Anfangsphase hat man zumindest noch das Gefühl eine Semi-Open World zu erkunden, aber das legt sich und außerdem ist das Spiel rein Questbasiert. Hauptquests werden in einem Questlog festgehalten und belaufen sich darauf zu bestimmten Orten zu reisen, mit bestimmten NPCs zu tratschen und Dungeons zu durchqueren. Bei den Sidequests handelt es sich dann um die meistens optionalen Kopfgeld-Bossgegner, welche man ja schon aus dem großen Vorbild kennt.

Da die unspektakulären Dungeons nicht weiter erwähnenswert sind und die Rundenkämpfe abgesehen von etwas Zugleisten-Geplänkel kaum etwas nenneswertes zu bieten haben, gehen wir jetzt direkt auf die große Besonderheit des Titels ein – das Golem-System.

Wie in Metal Max steuert und rüstet ihr hier nicht nur die Heldengruppe, welche auf vier Individuen heranwächst, sondern auch deren Golem-Vehikel. Lediglich Lock kann keinen Golem fahren, da er ja selbst bereits ein Golem ist.
Die Golems stehen irgendwo in einigen Dungeons herum und müssen dann lediglich eingesammelt werden. Komplexe Sidequests zur Akquirierung eines neuen Vehikels sollte man also nicht erwarten. Die Golems können mit Kanone, Sekundärwaffe und Spezialmunition angreifen. Die Kanone ist stark, bekommt nach ihrem Einsatz jedoch einen Cooldown von 2-3 Runden. Diese Einschränkung haben die Sekundärwaffen nicht. Die Spezialmunition ist teuer und man darf im Kampf nur jene Menge abfeuern, die der Golem lagern kann. Dafür ist es jedoch gestattet sämtliche Spezialmuni in einem Zug rauszurotzen. Außerdem können bestimmte Sorten der Spezialmuni negative Zuständsveränderungen verursachen.

Anders als ein Panzer in Metal Max, ist ein Emeth-Golem bereits hinüber, wenn er sämtliche Hitpoints einbüßt. Das System der Stabilität der Bauteile gibt es hier also nicht. Aber immerhin darf man auch hier den Golem in Werkstätten tunen. Hierfür muss man einen Teil der Golem-HP in einen Statuswert wie Angriff, Verteidigung, Mobilität, Spezialmuni-Slots etc. investieren. Natürlich sollte man es nicht übertreiben, da eine hohe Menge an HP ebenfalls wichtig ist. Außerdem darf man ab einem bestimmten Punkt nicht mehr weitermachen und mit jedem Upgrade steigen die Kosten.

Interessant ist noch, dass jeder der insgesamt 9 Golem-Vehikel einen eigenen Satz „Passives“-Perks und eins, zwei Slots für Edea-Kristalle mitbringt. Jeder Golem hat drei Passives, von denen man aber nur einen aktivieren darf. Den zweiten und dritten Passive-Perk muss man aber meistens via Spezialgegenstand freischalten. Ausgerüstete Edea-Kristalle schalten hingegen zusätzliche Kampftechniken mit Cooldowns frei. Man bekommt also genügend Optionen an die Hand um sich seine Golems individuell aufzurüsten. Die Komplexität eines Metal Max wird zwar nicht erreicht, aber dafür ist Armed Emeth übersichtlicher und somit einsteigerfreundlicher.

Bezüglich Einsteigerfreundlichkeit sollten dann auch die ganzen „Quality of Life“-Elemente des Spiels erwähnt werden: So darf man die Kämpfe in drei Geschwindigkeitsstufen regulieren. Normalerweise sind die Kämpfe unangenehm langsam, aber auf der höchsten Speed-Stufe kann man sie in wenigen Sekunden wegbügeln. Es gibt für jedes Gebiet eine Karte, welche sämtliche Fundachen visualisiert. Es gibt ein Teleportersystem und eine Flucht-Option aus Dungeons, welche man von Beginn an ohne Einschränkungen nutzen darf. Reparaturkosten für die Golems sind sehr niedrig gehalten und man kann sich aus einem spezifischen Shop permanente Upgrade-Gegenstände kaufen. Letzterer ist natürlich ein Überbleibsel der Microtransaktionen der Mobile-Version. Glücklicherweise wurde er recht vernünftig ins Spiel integriert. Ihr bekommt zu Beginn 150 GLP (die spezifische Währung dieses Shops) gutgeschrieben, und bekommt alle paar Kämpfe 10 weitere GLP hinzu. Im Shop kann man sich dann z.B. für 200 GLP einen permanenten Boost für Exp oder Gold kaufen. Somit kassiert man dann 50 % mehr Exp oder 100 % mehr Gold und verringert die Grinding-Arbeit. Freilich gibt es auch andere Sachen in diesem Shop zu erwerben, allerdings bleibt dessen Inventar erfreulich übersichtlich und die GLP-Preise vernünftig. Die Option Real-Geld in diesem Shop zu verbraten wurde freilich rausgeschmissen, ist aber glücklicherweise auch nicht nötig. Ich selbst konnte das Spiel in ca. 25 Spielstunden zu 100 % abschließen.

Aufgrund dessen muss ich auch von den DLCs zu Armed Emeth abraten. Es gibt zwei DLCs: „Experienxe x3“ für 4,99 € und „No Encounters“ für 1,99 €. Ersterer verdreifacht den Output von Erfahrungspunkten, was aber recht witzlos ist, da man diesen ja auch mithilfe des GLP-Shops anheben kann, wenn man etwas Zeit investiert um GLP zu grinden. Der No Encounter-DLC macht da schon mehr Sinn, da die Zufallskampfrate in Armed Emeth schon recht hoch ist. Extrem hoch ist sie zwar nicht, aber eben hoch genug, um auf die Nerven zu gehen. Aber auch hier kann entgegensteuern, indem man einfach aus den Kämpfen flüchtet. Die Quote einer erfolgreichen Flucht ist nämlich recht vernünftig. Von daher kann man diese DLCs nur als miese Cashgrabs brandmarken. Schade eigentlich, da Armed Emeths hohe Qualität etwas mehr Respekt von Seiten KEMCOs verdient gehabt hätte.

Grafik und Sound

In grafischer Hinsicht ist Armed Emeth überraschend gut gelungen. Sehr viele KEMCO-JRPGs stammen vom Entwickler Exe-Create und sehen teilweise aus wie billig hingeschluderte Maker-RPGs. Der Entwickler Hit-Point hingegen geht einen anderen Weg und bemüht sich um authentisch wirkende 16-bit-Grafiken. Folglich kommt Armed Emeth mit sympathischer Pixelbildung, einer angemessenen Detailverliebtheit und hübschen Sprite-Animationen daher. 16-bit Pixelfreunde kommen hier definitiv auf ihre kosten. Mit den billig aussehenden Exe-Create-Titeln hat Armeth Emeth definitiv nichts zu tun!

Man könnte höchstens kritisieren, dass es zu wenig Abwechslung bei den Settings gibt. Viele der Siedlungen sehen sich etwas zu ähnlich und auch bei den Dungeons fehlen irgendwie die Highlights. Aber wir befinden uns ja schließlich in einem postapokalyptischen Setting und unterm Strich sieht das Game ja dennoch hübsch aus.

Noch gelungener ist der OST ausgefallen. Viele Tracks transportieren diesen besonderen Flair eines Wild Arms oder eben Metal Max. Vor allem der Kampftheme gereicht dem großen Vorbild zu Ehre und ist ein richtiger Headbanger! Dieser Kampftheme war auch der Hauptgrund, warum ich das Spiel letztendlich haben wollte. Ein Spiel mit so einem coolen Track kann nicht schlecht sein, dachte ich. Und mein Eindruck hat mich nicht getäuscht.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • cooles Golem-Vehikel-System im Stil von Metal Max
  • Epilog mit Open End-Funktion
  • sehr löbliche Quality of Life-Features (Schnelle Kämpfe, Levelkarten, Flucht aus Dungeons, ...)
  • postapokalyptisches Setting
  • gute Grafik im 16-bit-Stil und toller Soundtrack mit einigen Ohrwurm-Tracks
  • Armed Emeth legt ein größeres Augenmerk auf die Story als Metal Max

thumbs-up-icon

Cons
  • gibt zwei Cashgrab-DLCs zum Spiel
  • keine Open World
  • die abgehackten Dialoge im 16-bit-Stil werden der Story nicht gerecht
  • langweilige Dungeons
  • hohe Zufallskampfrate

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Armed Emeth ist ein gutes JRPG im Stil der alten Metal Max-Klassiker der (Super) Famicom-Ära. Zwar wird hier bei weitem nicht die Komplexität der Vorlage angestrebt und der Open World-Faktor größtenteils ignoriert, aber dafür finden Neulinge leichter hinein und werden vielleicht dazu motiviert sich mit dem großen Vorbild auseinanderzusetzen. Und auch alte Hasen bekommen hier ein schönes Spiel mit ansprechender audiovisueller Präsentation, zahlreichen Quality of Life-Features und einer interessanten Story geboten. Armed Emeth ist der Beweis, dass nicht jedes JRPG des Publishers KEMCO reinster Schund ist. Die Nummer mit den Cashgrab-DLCs hätten sich die Japaner aber sparen dürfen.

- Von  Volker

Playstation 4
Xbox One
MS Windows
Nintendo Switch
Xbox Series X
PlayStation 5

Armed Emeth REVIEW

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