The Banner Saga REVIEW

Bereits Anfang 2014 konnten PC-Spieler in The Banner Saga die beschwerliche Reise durch eine verschneite Fantasywelt auf sich nehmen. Trotz der bereits im vergangenen Jahr erfolgten Ankündigung einer Konsolenportierung hat es noch jedoch einmal eine ganze Weile gedauert, bis auch Besitzer von PlayStation 4 und Xbox One nun endlich in den Genuss dieses nach wie vor frischen und außergewöhnlichen Taktik-Rollenspiels kommen dürfen. Trotz einiger technischer Defizite hat sich das Warten gelohnt.

 

Die Reise beginnt

The Banner Saga_20160114113731

The Banner Saga nimmt sich in den richtigen Momenten Zeit inne zu halten und mit seiner Atmosphäre zu glänzen.

 

Wikinger, nordische Mythologie, eine Spur Game of Thrones: der sich aus ehemaligen Mitarbeitern von Bioware zusammensetzende Entwickler Stoic bedient in The Banner Saga einige derzeit beliebte Motive und Elemente aus dem Fantasy Genre und schafft es trotzdem etwas ganz eigenes zu kreieren. Das liegt auch an der Ausrichtung von Gameplay und Spieldesign, findet seinen Ursprung aber nicht zuletzt in der spannenden Rahmenhandlung.

Das Setting bedient sich, wie eingangs erwähnt, Motiven der nordischen Mythologie und diverser Fantasy-Elemente. Doch statt mit Elfen, Orks und anderen Klischees des Genres um sich zu hauen, bleibt The Banner Saga angenehm auf dem Boden. Zwar gibt es auch übernatürliche Elemente, diese spielen sich aber eher am Rande ab. Im Kern der Handlung stehen zwei Reisegruppen, in denen Menschen und gehörnte Riesen namens Varl mit unterschiedlichen Agenden durch die Lande ziehen. Dabei treffen sie immer wieder auf die sogenannten Wüter, humanoide und an steinerne Golems erinnernde Wesen, die in Vorzeiten bereits gegen Menschen und Varl Krieg führten. Die zwei großen, vergangenen Kriege sind auch der Grund dafür, warum Menschen und Varl kooperieren. Doch das Bündnis ist brüchig, Vertrauen ein rares Gut. Und nicht nur die Wüter machen die Reise beschwerlich. Auch knappe Nahrung, egoistisches Handeln und Verrat herrschen vor.


Schwierige Entscheidungen

The Banner Saga_20160113221245

Immer wieder wird der Spieler vor Entscheidungen gestellt, die den weiteren Verlauf der handlung beeinflussen.

 

Ein wichtiger Baustein von The Banner Saga sind die Entscheidungen, die man auf der langen Reise immer wieder treffen muss. Ein angetrunkener Varl sorgt innerhalb der Gruppe für Unmut. Bestrafe ich ihn? Zwinge ich ihn dazu, fortan nur noch Wasser zu trinken und hoffe, dass er sich an die Vorgabe hält? Schmeiße ich ihn aus der Gruppe? Eine Gruppe Dredge folgt meiner Gruppe. Ein naher Wald bietet sich an, um die Verfolger abzuschütteln. Oder versuche ich sie im Kampf zu stellen und die Verfolgung so zu beenden? Locke ich sie in den Wald und brenne diesen nieder, in der Hoffnung, dass die Wüter umkommen oder meine Gruppe zumindest einen Vorsprung erzielt? Welche Schlussfolgerung ziehe ich, nachdem Dutzende meiner Männer erkranken? Wurde das Essen vergiftet? Oder glaube ich an meine Truppe und vermute keinen Saboteur und gehe stattdessen einer anderen Spur nach?

Immer wieder wird man vor Entscheidungen gestellt, welche den Fortgang der Geschichte beeinflussen. Wie wichtig eine reifliche Überlegung in manchen Spielsituationen ist, wird spätestens dann klar, wenn man plötzlich einen Spielcharakter aufgrund einer falschen Entscheidung verliert und dieser dann auch für den weiteren Spielverlauf tot ist. Doch nicht nur der endgültige Tod eines Kameraden kann die Gruppen schwächen. Ebenso ist es wichtig darauf zu achten, dass genügend Nahrung die Karawane begleitet, andernfalls sinkt die Moral, was sich auch in den Kämpfen widerspiegelt. Insofern hat The Banner Saga stellenweise fast schon etwas von einem Simulator, in welchen auf Ressourcen, Zufriedenheit und anderen Faktoren geachtet werden muss. Klingt öde, ist es aber ganz und gar nicht!

Denn dieser Simulationsaspekt ist sehr eng mit der fantastischen Narration verknüpft und fügt sich vollkommen natürlich in die Abschnitte ein, in denen man seine Krieger nicht aktiv in der Schlacht befehligt, sondern die meist nicht vertonten Dialoge liest, Entscheidungen trifft und sich durch die stimmungsvolle Erzählweise weiter in die Welt ziehen lässt. Zwar sind die rundenbasierten Kämpfe nichtsdestotrotz der spielerische Kern, doch das ganze drum herum ist so stimmungsvoll und motivierend gemacht, dass zu keinem Moment Langeweile entsteht.

 

Frische Ansätze

The Banner Saga_20160114115737

Die Kämpfe sind angenehm knackig und bieten frische Ansätze.

Es liegt in der Natur des Genres, das Taktik-Rollenspiele gerade zu Anfang überladen und verkopft wirken. The Banner Saga ist da keine Ausnahme, auch wenn sich das Spiel reichlich Mühe gibt, die elementaren Spielelemente in bündigen Erläuterungen einzuführen. Ähnlich wie man es aus vergleichbaren Titeln wie Final Fantasy Tactics her kennt, so wird das Spielfeld auch hier in einem Quader unterteilt. Pro Zug hat man nur einen gewissen Aktionsradius, welcher je nach Spielfigur mal größer, mal kleiner ausfällt. Das Ziel der Kämpfe (alle Gegner besiegen) ist simpel, der Weg dorthin aber nicht. Denn der Schwierigkeitsgrad ist angenehm knackig, ohne aber zu frustrieren.

Pro Schlacht kann man sechs Helden verwenden, die ebenfalls zur Karawanen zählenden Kämpfer hingegen nehmen nicht aktiv teil, beeinflussen aber diverse Werte im Hintergrund. Ist die eigene Armee etwa zahlreicher, als die des Gegners, so sind diese verängstigt und im eigentlichen Kampf nicht ganz so stark, wie es umgedreht der Fall wäre.

Löblich: die Entwickler haben sich beim Kampfsystem Gedanken gemacht und das etablierte Muster an den richtigen Stellen erweitert. So reicht es nicht aus die Gegner einfach auf Schaden hin anzugreifen. Denn jede Spielfigur, auch die eigenen, besitzen neben der üblichen Gesundheitsanzeige auch einen Wert, welcher die Rüstung bestimmt. Diese sollte man im besten Falle als Erstes attackieren, denn ist die Rüstung erst einmal geschwächt, so wirken sich Attacken auf die Gesundheit stärker aus. Wie viel Schaden eine jeweilige Attacke beim Gegner ausrichtet, wird im Übrigen vor der Ausführung angezeigt. Dadurch kann man taktisch im Vorfeld planen und lernt, vor jeder Aktion auszuloten, was wann Sinn macht. Haue ich mit einem mächtigen Beilschwinger die Rüstung runter und lasse daraufhin meine Bogenschützin den Gegner aus der Distanz attackieren? Benutze ich einen Rundumschlag, wenn ich von Gegnern eingekesselt bin in der Hoffnung, möglichst viele zu treffen, selbst wenn der angerichtete Schaden überschaubar ist?

 

Tolles Artdesign, schwächelnde Performance

The Banner Saga_20160113180951

Vor allem audiovisuell macht das Spiel eingies her.

 Abgesehen von dem in sich stimmigen Gameplay, überzeugt The Banner Saga nicht zuletzt in audiovisueller Hinsicht. Alleine das sehr eigene Artdesign ist eine Wucht und begeistert mich selbst nach mehreren Stunden Spielzeit immer wieder auf´s neue. Zwar sind Zwischensequenzen lediglich als Standbilder verfügbar, doch das hohe Niveau dieser gepaart mit dem einzigartigen Look entschuldigt voll und ganz. Ein optischer und inszenatorischer Leckerbissen sind auch jene Momente, in welchen man seine Karawane aus der Ferne beobachtet und die Gelegenheit bekommt für einige kurze Momente inne zu halten und die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Grandios ist auch die musikalische Untermalung, welche mal mit orchestralen Klängen das Geschehen begleitet, mal mit isländischen Gesängen für Gänsehautstimmung (im besten Sinne) sorgt.

Weniger schön sind hingegen die technischen Schwächen, mit denen The Banner Saga auf Konsolen zu kämpfen hatte. Mal ganz abgesehen von zwei Abstürzen, die mich in meiner Testphase zum Neustart zwangen, ärgern vor allem die leichten Ruckler in Kämpfen und während man die Reisegruppe durch die Welt ziehen sieht. Als ebenfalls störend erachte ich die zuweilen etwas zu kleine Schriftgröße, die gerade bei einem solch Text lastigen Spiel doch mühsam werden kann. Diese Defizite reißen das Spiel zwar nicht in den Abgrund, mildern aber doch den Gesamteindruck. Selbiges gilt für die leider nicht zu Ende gedachte Umsetzung der Controller Steuerung. Prinzipiell funktioniert diese zwar gut, allerdings ist sie nicht ganz so intuitiv, wie man es nun einmal mit Maus und Tastatur gewohnt ist.

Facebook
Twitter
Spiel Bewertung
Singleplayer
83
83
Gut
83
Multiplayer

FAZIT

Den technischen Mängeln zum Trotz erhebt sich The Banner Saga auch auf den Konsolen in meisterliche Sphären und serviert Fans von Taktik-Rollenspielen ein im Vergleich zu anderen Genrevertretern zwar kurzes, aber dafür umso intensiveres Erlebnis. Spätestens, wenn Entwickler Stoic (hoffentlich) einen Patch nachliefert und der schwankenden Framerate ein Ende setzt, kann man als Genre-Fan unbeirrt zugreifen und sich in ein faszinierendes Abenteuer entführen lassen.

- Von  Adrian

Playstation 4
Xbox One
MS Windows
PlayStation Vita
Mac OS X
Apple iOS
Android

The Banner Saga REVIEW

USK 12 PEGI 3

Das könnte dir auch gefallen

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Partner: