Transmissions: Element 120 REVIEW
In letzter Zeit ist die Half-Life-Serie durch einige qualitativ fragwürdige Spiele in Verruf geraten. Titel wie „Half-Life: Prospekt“ oder „Hunt Down The Freeman“ sind dabei übrigens nicht nur von schwacher Qualität, sondern auch noch kostenpflichtige Produkte, die obendrein offiziell auf Valves eigener Verkaufs-Plattform Steam veräußert werden.
Dies ist natürlich ein echter Brecheisen-Schlag ins Gesicht für jeden Half-Life-Fan, dass Valve dermaßen Gedankenlos mit ihrer Zugserie umgeht und sich nach wie vor weigert endlich eine Fortsetzung zu produzieren. Diese Lücke wird dann freilich von diversen zwielichtigen Gestalten ausgenutzt, die in folge dessen ihre Billig-Produktionen raushauen, um den hungernden Fan das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wer jedoch etwas genauer auf Steam nachschaut, wird recht schnell entdecken, dass es dort auch einige Fanmade-Mods zu den Half-Life-Spielen gibt. Mods die im übrigen kostenlos sind und ironischerweise über eine höhere Qualität verfügen, als die oben genannten Rohrkrepierer. Und eben solch eine Mod will ich euch vorstellen. Die Rede ist von Transmissions: Element 120. Eine Half Life 2-Mod, welche bereits seit 16.06.2016 kostenlos auf Steam bereitsteht, ohne das zugrunde liegende Hauptspiel (Half-Life 2) lauffähig ist und sogar Achievements anzubieten hat!
Ein neues Spielzeug für den Widerstand
Handlungstechnisch hat die Mod leider nicht viel zu bieten. Das liegt sicherlich auch daran, dass sie in erster Linie in Form einiger weniger, rein optionaler Clipboards mit schriftlichen Nachrichten erzählt wird. Normalerweise verfolgt man die Handlung eines Half-Life-Spiels durch Gespräche zwischen NPCs, die man aus der Egoperspektive passiv mitverfolgen kann. Mit dieser Erzählform erschuf Valve seinerzeit eine unglaublich dichte Atmosphäre. Diese Art der Storypräsentation sucht man in dieser Mod jedoch vergeblich, da man hier schlicht und einfach keinen friedlichen NPCs begegnet. Transmissions geht darüber hinaus fest davon aus, dass man sich im Half-Life-Universum auskennt. Wer diese Spiele nicht gespielt hat, wird hier also ohnehin nichts kapieren.
Aber wie auch immer: Man übernimmt die Rolle eines stummen Unbekannten (höchstwahrscheinlich Gordon Freeman) und erwacht plötzlich in einem stillgelegten Güterzug-Wagon. Nun liegt es am Spieler herauszufinden, wo man sich befindet, zu welchem Zweck man an diesen Ort gebracht wurde usw. Recht schnell stellt sich heraus, dass man sich in der Nähe eines Rebellen-Stützpunktes befindet, der gerade von den Combine hochgenommen wird. Und das hat auch seinen guten Grund, denn die Rebellen haben mithilfe von Combine-Beute-Technologie das sogenannte „Element 120“ entwickelt. Dieses wurde dazu genutzt eine brandneue Waffe zu entwickeln – den Nullpunkt-Energieprojektor bzw. die Gravity Concussion Gun.
Gelungener Mischmasch aus Egoshooter und Horror-Adventure
Besagte Gravity Concussion Gun ist dann auch die Hauptattraktion dieser Mod, denn sie ermöglicht es den Spieler Super Mario-like durch die Gegend zu springen, indem man aus dem (regulären) Sprung heraus mit der Waffe auf den Boden ballert. Dieses Manöver klingt zwar witzig, ist jedoch leider recht schwammig umzusetzen, womit sich einer der großen Pluspunkte dieser Mod zumindest teilweise als Schwachpunkt entpuppt. Ich selbst habe erst in meinem zweiten Spieldurchlauf gecheckt, wie der Sprung zumindest einigermaßen vernünftig auszuführen ist. Wirklich gut fühlte sich dieses Manöver danach aber immer noch nicht an.
Als reine Waffe ist die Concussion Gun aber echt cool. Sie feuert Druckwellen ab, welche die Gegner sofort unschädlich machen und obendrein die Umgebungsobjekte durch die Gegend pfeffert. Dies sorgt für einige nette Physik-Animationen und hilft obendrein dabei versperrte Wege freizuräumen. Das gute Stück verbraucht übrigens keine Munition, sondern setzt stattdessen auf einen Energiebalken, der sich recht schnell wieder auflädt.
Abseits der Concussion Gun gibt es freilich noch eine solide Auswahl an Half-Life 2-Schießeisen. Die ikonische Brechstange darf freilich auf keinen Fall fehlen. Darüber hinaus gibt es noch die 9mm-Pistole, den .357 Magnum-Revolver, die Schrotflinte, die SMG, den RPG-Raketenwerfer, Granaten, die Armbrust und das Impulsgewehr. Eine solide Auswahl, die jedoch nicht gegen die mächtige Concussion Gun anstinken kann. Lediglich zu Beginn muss man auf Brechstange und 9mm zurückgreifen, während für das finale Gefecht noch der Raketenwerfer relevant wird, weil man es dort mit Stridern (die Tripods des Half-Life-Universums) aufnehmen muss, welche nur gegen Raketen-Geschosse empfindlich reagieren. Letzteres ist leider auch der große Knackpunkt in der finalen Levelkarte, denn die notwendige Munition für den Raketenwerfer ist begrenzt und wurde zudem auf den Dächern der umliegenden Gebäude verteilt. Dies zwingt den Spieler einerseits dazu genau zu zielen und andererseits den nervigen Super Mario/Concussion Gun-Sprung in hektischen Situationen zu nutzen, um auf die Dächer zu gelangen. Als entsprechend heikel und intensiv entpuppt sich dann auch das letzte Gefecht, wobei es aber auch eine geheime Alternativ-Methode gibt, die lästigen Strider zu vernichten.
Doch der Clou an Transmissions ist, dass es sich hierbei nicht um einen reinen Egoshooter handelt, sondern die Mod auch erfolgreich versucht Horror-Adventure-Atmosphäre und -Gameplay aufzubauen. Das erste der insgesamt vier Kapitel ist sehr atmosphärisch und düster gehalten und konfrontiert den Spieler mit einigen überraschend cleveren Adventure-Passagen. Ich will nicht zu viel spoilern, darum möchte ich es dabei belassen zu erwähnen, dass hier ein sehr guter Einsatz von Licht und Dunkelheit eine Rolle spielt.
Audiovisuell basiert Element 120 vollständig auf Valves Half-Life 2 (wer hätte es gedacht). Dementsprechend sollte man auch nichts wirklich neues erwarten, sofern man Half-Life 2 gespielt hat. Es wird jedoch angepriesen, dass die Mod verbesserte Beleuchtung, Physikstrukturen usw. bietet. Das Leveldesign der ca. eine Stunde andauernden Mod ist jedoch sowohl in optischer als auch spielerischer Hinsicht absolut gelungen! Und hey, grafisch sieht Half Life 2/Transmissions: Element 120 selbst dieser Tage noch ungewöhnlich schick aus!