Story of Seasons: Friends of Mineral Town REVIEW

Story of Seasons: Friends of Mineral Town hat es nun in unsere Gefilde geschafft. Doch handelt es sich dabei nicht um einen gänzlich neuen Titel. Mit Friends of Mineral Town brachten die Entwickler von Marvelous nun das Remake eines beliebten Gameboy-Advance-Klassikers auf den Markt. Die Neuauflage der Farming-Simulation wurde komplett überarbeitet und kommt mit frischem Look und einigen extra Features daher. Zugleich bemüht man sich allerdings, den Charme des Original-Spiels einzufangen. Als Fan und Dauerspieler des Gameboy-Advance-Ablegers durfte ich nun testen, ob Marvelous diese Aufgabe erfolgreich gemeistert hat und Story of Seasons: Friends of Mineral Town trotz des simplen Gameplays, auch heute noch überzeugen kann.

Schönes Farmleben aus alten Tagen

Was früher unter dem Namen Harvest Moon bekannt war, wird jetzt mit Story of Seasons fortgesetzt. Entwickler Marvelous entschied sich schon vor einigen Jahren dazu, die japanische Spiele-Reihe Bokujō Monogatari in Zukunft selbst auf dem westlichen Markt zu vertreiben. Die Namensrechte für Harvest Moon behielt allerdings der frühere Publisher Natsume. Daher läuft das Remake von Friends of Mineral Town nun unter dem Namen Story of Seasons, obwohl es faktisch die Neuauflage des früheren Harvest-Moon-Titels ist.

Bereits der Anfang des Spiels bietet altbekannte Elemente des Originals und macht gleichzeitig deutlich, dass sich dennoch einiges geändert hat. Zu Beginn können wir aus mehreren männlichen und weiblichen Charakteren mit verschiedener Hautfarbe auswählen und dann direkt in den Farm-Alltag starten.

Wir kommen als Stadtjunge auf dem Bauernhof unseres verstorbenen Opas an. Der Bürgermeister bittet uns sogleich, diesen zu übernehmen. Danach lässt uns das Spiel die freie Wahl, ob er uns einige grundlegende Dinge erklären soll, oder ob wir gleich loslegen möchten. Erfahrene Farmer müssen also gar nicht lange warten und ersparen sich die unnötigen Dialoge am Anfang des Spiels. Ein so flotter Einstieg ist durchaus nicht üblich für die Story of Seasons Ableger und fühlt sich überraschend angenehm an.

Doch was macht man nun so ganz allein auf einer alten Farm? Nun, das überlässt die Neuauflage ganz euch. Die Prämisse ist simpel: Baut die alte Farm wieder auf, kümmert euch um eure Tiere, baut Nutzpflanzen an und verschönert euer Haus.

Eure Tiere möchten beispielsweise natürlich tagtäglich gepflegt werden. Diese Aufgabe umfasst allerdings etwas mehr als sie einfach nur zu füttern. Ihr solltet zusätzlich regelmäßig mit ihnen sprechen, um sicherzugehen, dass es ihnen auch gut geht und sie sich wohl bei euch fühlen. Die Zuneigung zu den Tieren auf eurem Bauernhof bestimmt nämlich maßgeblich, ob sie Eier legen oder Milch geben. Auch die Qualität der tierischen Produkte wird dadurch beeinflusst.

Ein erwachsenes gesundes Huhn legt bessere Eier als ein trauriges, das kaum Futter bekommt. Bei den Kühen und Alpakas geht die Pflege sogar noch weiter, denn ihr solltet sie jeden Tag bürsten, damit sie glücklich sind.

Alles in allem also gar keine leichte Aufgabe. Außerdem stellen eure Tiere eine gute Einnahmequelle dar. Eier, Milch und Wolle sind in den Wintermonaten meist die einzigen Dinge auf eurem Bauernhof, mit denen ihr an Geld kommen könnt.

Hat man sich erstmal an das Prinzip gewöhnt, kann man später den eigenen Stall vergrößern, um noch mehr Tiere zu kaufen und diese zu pflegen. Schön ist auch, dass sich die Auswahl hier im Vergleich zum Ursprungs-Spiel noch einmal vergrößert hat.

Das Tempo ist dabei ganz dem Spieler überlassen. Wir müssen uns nicht gleich innerhalb der ersten Tage Tiere kaufen und so schnell es geht alle Ziele erreichen, sondern bestimmen selbst, wie wir Story of Seasons: Friends of Mineral Town spielen.

Als Neuling stehen uns anfänglich ohnehin nicht alle Mittel zur Verfügung um komplett durchzustarten. Wir bekommen zwar Werkzeuge, doch sind diese am Anfang noch nicht sehr effektiv. Und so ist die Arbeit auf dem Feld noch recht hart und anstrengend.

Um die Effektivität der Werkzeuge zu erhöhen, müssen wir sie erst beim Schmied verbessern. Das kostet nicht nur jede Menge Geld, sondern auch Erze wie Kupfer, Silber oder Gold, welche wir nur in den Minen des Spiels finden.

Dort angekommen müssen wir allerdings auf unsere Ausdauer achten, während wir uns durch die vielen Ebenen der Minen graben. So gut wie jede Aktion verbraucht nämlich Ausdauer und wir können diese nur mit Essen, Gräsern oder einem erfrischenden Bad in einer heißen Quelle wiederherstellen. Bevor ihr mit der Arbeit beginnt, solltet ihr also immer gut vorbereitet sein. Während Kupfer und Silber noch recht einfach zu besorgen sind, wird es bei Gold, Diamanten und anderen wertvollen Ressourcen schon schwieriger.

Doch auch abseits von Verbesserungen für euer Werkzeug lohnt sich ein Besuch in der Mine sehr. Dort findet ihr nämlich auch Materialien zur Herstellung von teuren Geschenken, welche ihr dann an die Dorfbewohner weitergeben könnt.

Das glückliche Leben in Mineral Town

Neben dem doch recht einsamen Alltag auf eurer Farm bietet euch die namensgebende Stadt Mineral Town einige Möglichkeiten, um euch den Tag zu verschönern. Ihr könnt euch mit den Bewohnern unterhalten, in Geschäften einkaufen, neue Freunde finden oder sogar auf die Liebe eures Lebens treffen, um diese später zu heiraten. Erstmals ist es im Remake nun auch möglich, beide Geschlechter zu heiraten. Somit ist die Auswahl eures künftigen Ehe-Partners natürlich noch viel umfangreicher als im Original-Spiel von Story of Seasons: Friends of Mineral Town.

Um die Gunst eurer Angebeteten zu erlangen, solltet ihr jeden Tag vorbeischauen und Geschenke vorbeibringen. Jeder Charakter mag allerdings andere Dinge. Daher ist es durchaus nützlich, sich vorher mit den Menschen zu unterhalten, um herauszufinden, was sie besonders bevorzugen und bei welchen Dingen sie eine Abneigung verspüren. Jeder NPC, den ihr heiraten könnt, besitzt eine Herzanzeige, welche sich dann nach einer gewissen Anzahl an Geschenken und einem Herz-Event verändern kann. Ein Herz-Event wird immer dann ausgelöst, wenn ihr eure Angebetete schon mehrfach beschenkt habt und sie/er sozusagen bereit ist, den nächsten Schritt zu gehen.

Für diese Herz-Events müsst ihr zu ganz bestimmten Zeiten an einem speziellen Ort sein und löst dabei zumeist Gespräche aus, in denen ihr mehrere Entscheidungsmöglichkeiten habt. Ferner steigt euer Ansehen bei den gewählten Personen. Das Ganze kann allerdings auch nach hinten losgehen und ihr könnt sogar Antworten geben, die den Personen gar nicht gefallen. Die Entscheidungsmöglichkeiten sind allerdings immer recht offensichtlich, sofern man den Menschen zuhört.

Viele der Herz-Events sind teilweise die gleichen wie bereits im Original-Spiel. Hier hat man sich etwas zu sehr an die Vorlage gehalten und hat die Chance verpasst, neue und eigene Ideen mit einzubringen. Falls ihr ein extrem gutes Gedächtnis habt, könnt ihr die Events auf die gleiche Weise auslösen wie bereits 2003. Dies wurde wohl aus Nostalgie-Gründen ins Spiel übernommen.

Habt ihr die Sequenz erfolgreich gemeistert, ändert sich nach 1-2 Geschenken meist die Herzfarbe der entsprechenden Person und damit wisst ihr, dass ein Mensch nun mehr Zuneigung für euch empfindet. Wiederholt man das oft genug, ist es später schließlich möglich, die Person zu heiraten und sogar zusammenzuziehen, sowie Kinder zu bekommen. Dies dauert aber eine Weile und ist nur schwer innerhalb des ersten Jahres zu bewältigen.

Wenngleich sich das alles schön anhört, so verkommen die Besuche bei der Geliebten und das Abklappern der verschiedenen Geschäfte, die an manchen Tagen auch geschlossen haben, schnell zu einer täglichen Routine. Schon bald hat man sich daran gewöhnt und es gehört einfach zum Alltag dazu, ohne dass es noch besondere Gefühle oder Emotionen hervorruft. Innerhalb des ersten Jahres des Spiels bleibt es aber noch abwechslungsreich genug.

Wer dann immer noch nicht genug zu tun hat und mehr Abwechslung braucht, der darf sich gerade zu Beginn des Spiels auf einige Feste freuen. So könnt ihr beim Pferderennen mitmachen, eure Nutztiere bewerten lassen, teure Preise gewinnen oder Erntedankfest mit allen Bewohnern auf dem Marktplatz feiern. Diese Events sind eine willkommene Abwechslung und je nach der Jahreszeit gibt es Verschiedenes zu erleben.

Die Jahreszeiten dauern im Spiel übrigens immer nur einen Monat und verändern das Aussehen der Spielwelt. Abhängig von der Zeit des Jahres könnt ihr andere Pflanzen anbauen und somit mal mehr, mal weniger Geld kassieren. Kleiner Tipp an dieser Stelle: Der Sommer ist definitiv die Zeit, die sich am besten dazu eignet, sein Kapital zu vermehren.

Sinnvolle Verbesserungen und eine schönere Optik

Einige Verbesserungen wurden ja bereits angesprochen. Doch neben dem recht simplen und bodenständigen Gameplay von früher hat man dem Spiel in puncto Bedienung einige sinnvolle Neuerungen spendiert. Story of Seasons: Friends of Mineral Town spielt sich auf der Nintendo Switch sehr flott und lässt sich dank übersichtlichen Menüs sehr angenehm steuern. So ist es dank den Schnelltasten beispielsweise innerhalb von wenigen Sekunden möglich, sowohl die Werkzeuge als auch die Inventar-Gegenstände problemlos zu wechseln, ohne direkt in ein Menü navigieren zu müssen.

Das Bepflanzen der Felder ist jetzt wesentlich einfacher, da man sich die modernen Spiele des Genres zum Vorbild genommen hat und nun genau angezeigt bekommt, in welchen Bereich ein Werkzeug eingesetzt wird. Dadurch schlagen wir präziser auf die Felder, die wir auswählen möchten und verschwenden keine Ausdauer.

Auch die Optik und Anordnung des Menüs trägt sehr zur Übersichtlichkeit bei. Zwar ist der Bildschirm nun etwas überladener als noch im Ursprungs-Spiel, doch die damit verbundenen Vorteile gleichen das wieder aus.

Beim Design sind die Entwickler neue Wege gegangen. Da Friends of Mineral Town aus einer ganz anderen Zeit stammt, reichte ein normales HD-Remaster nicht aus. Es wurde sich dazu entschieden, die Optik etwas kindlicher und knuffiger zu gestalten. Zum verspielten Gesamt-Ton des Spiels passt das glücklicherweise sehr gut. Einige Charakter-Designs wurden sogar überarbeitet, ohne jedoch den Charme des Originals zu verlieren. So muss Story of Seasons: Friends of Mineral Town im Jahr 2020 aussehen!

Im Gegensatz zum Sound-Design. Es ist zwar großartig, die ganzen altbekannten Songs wieder im Hintergrund zu hören, doch hätte man sich bei der Soundkulisse ruhig etwas mehr einfallen lassen können. Regnet es beispielsweise in der Stadt, so hört man gar keine Musik mehr, sondern nur die eigenen Schritte. Und diese hören sich immer gleich monoton an. Gerade während der ersten paar Spielstunden, wenn man noch nicht daran gewöhnt ist, kann das einen sehr stören und aus dem eigentlich schönen Spiel reißen. Hier wäre eindeutig noch mehr möglich gewesen.

Was bleibt am Ende von der Faszination

Doch was bleibt, wenn man sich erstmal an den Alltag auf der Farm  in Story of Seasons: Friends of Mineral Town gewöhnt hat? Bereits nach dem ersten Jahr gibt es kaum noch Neuerungen. Bekannte Vorgehensweisen werden nur vertieft, ohne dabei noch spektakulär zu überraschen. Wir sehen kaum noch neue Charaktere, die Events bleiben die gleichen und wir leben einfach in den Tag hinein.

Auf diese recht simple Farming-Simulation muss man definitiv Lust haben, denn mit Spielen wie Stardew Valley sind schon deutlich komplexere Titel auf dem Markt, die es eindeutig besser machen. Ich hätte mir gewünscht, dass man mehr von der Vorlage abweicht und auch den Spielern der Original-Version etwas Neues bietet.

Trotz aller Kritikpunkte heißt das nicht, dass es gar nichts mehr zu tun gibt. Ihr kümmert euch auf lange Sicht gesehen darum, die größeren Ziele zu erreicht. Baut euer Haus aus, kümmert euch um eure Familie und erweitert eure Farm. Das Aufwerten eurer kompletten Ausrüstung durch Erze in den Minen nimmt ebenfalls etwas mehr Zeit in Anspruch. So seid ihr zum Beispiel im „Endgame“ viel damit beschäftigt, eure Ausrüstung durch das Segnen der verfluchten Werkzeuge auf das absolute Maximum zu bringen.

Danach ist Story of Seasons: Friends of Mineral Town eine angenehm entschleunigte, aber durchaus moderne Farming-Simulation, die euch für einige Stunden dem Alltag entfliehen lässt.

Pro & Kontra

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Pros
  • Feeling des Klassikers wurde gut eingefangen
  • sehr schöner neuer Look
  • übersichtliche Menüs
  • recht flotte und angenehme Steuerung
  • sinnvolle Neuerungen im Vergleich zum Original

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Cons
  • bietet gegen Ende zu wenig Überraschungen
  • Sound-Design lässt etwas zu wünschen übrig
  • starre Erzählstruktur

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