Salt and Sanctuary REVIEW
Was wäre, wenn From Software schon zur 16-Bit-Ära Spiele mit der Dark Souls Mechanik gemacht hätte? Diese Frage können sich PlayStation 4 Spieler nun mit dem frisch erschienenen Salt and Sanctuary beantworten. Der aus dem gerade einmal zwei Personen zählenden Unternehmen Ska Studios stammende Titel sorgt dieser Tage für einiges Aufsehen und erweist sich als ideale Überbrückung zu Dark Souls 3. Warum? Das klärt der Test.
Unverständliches Kauderwelsch…oder, warum man nicht auf den Google Übersetzer setzen sollte
Was ist das? Ein Scherz? Eine sehr eigenwillige Kunstsprache? Oder doch eine vollkommen missratene Lokalisation? Ich konnte es kaum glauben, was für ein unverständlicher Schwall an Texten mir in den ersten Spielminuten entgegen geschleudert wurde, und kann mich in meinen über 20 Jahren als eifriger Videospieler auch an keinen anderen Titel erinnern, der eine solch schlampige Lokalisation gehabt hat. Das deutsche Lokalisationen den zweifelhaften Ruf genießen nicht immer den richtigen Ton zu treffen oder auf einer qualitativen Stufe mit dem Original zu stehen, ist kein Geheimnis. Doch Salt and Sanctuary schießt wirklich den Vogel ab und liefert einen zwar aus deutschen Wörtern zusammengesetzten, aber vollkommen unverständlichen Brei. Da hat Sony´s Qualitätsprüfung wohl ordentlich geschlafen.
Da kann man nur hoffen, dass sich noch mal jemand die deutsche Fassung anschaut und ordentlich nachbessert. Bis dahin sollten sich Spieler mit den englischen Texten behelfen, die man ja zum Glück im Optionsmenü einstellen kann. Aber halt! Wo kann man denn hier die Sprache einstellen?! Als wäre es nicht schon schlimm genug, das hiesige Spieler mit der in den Sand gesetzten Lokalisation gestraft werden, muss man allen Ernstes den umständlichen Weg über die Systemeinstellungen der PlayStation 4 suchen und dort die Sprache auf Englisch abändern. Oh je, oh je…
Hommage oder Klau?
Aber bitte lasst euch von diesem Ärgernis nicht abhalten Salt and Sanctuary eine Chance zu geben. Denn in allen anderen Belangen haben wir es hier mit einem fantastischen Kleinod digitaler Kunst zu tun. Zugegeben: eigentlich wirkt es schon fast dreist wie die Ska Studios die Souls Mechanik und das Spieldesign 1:1 übernommen und in einen 2D-Plattformer gesteckt haben. So dreist, dass es wohl eben wirklich nur der 2D-Optik zu verdanken ist, das From Software noch nicht seine Anwälte los geschickt hat. Denn es wurden eben nicht nur grobe Inspirationen, wie eine dunkle Fantasy-Welt und ein knallharter Schwierigkeitsgrad adaptiert, sondern beinahe das gesamte Spielsystem übernommen und lediglich mit anderen Bezeichnungen versehen.
Statt aus einer Estus Flask heilt man sich aus einer Red Flask. Seelen werden durch Salz ersetzt und gehen wie bekannt beim Tod verloren. Und sterben wird man häufig. Wie auch in der Vorlage erhält man aber noch einmal die Chance den todbringenden Gegner zu besiegen und somit das verlorene Salz zurückzugewinnen. Mit Salz kann man in Schreinen leveln, neue Items kaufen und Waffen und Rüstung upgraden. Außerdem dienen die Schreine als Respawn- und Speicherpunkte, so wie die Bonfires in Dark Souls. Bosskämpfe können an jeder Ecke lauern und werden nur sehr subtil angekündigt. Außerdem können Spieler Nachrichten für andere Spieler hinterlassen und Angriffe und Bewegungen unterliegen einem Ausdauermeter.
Als hätten Dark Souls und Castlevania ein Kind bekommen
Trotz der unzähligen Ähnlichkeiten schafft es Salt and Sanctuary aber einen eigenen Ton zu treffen. Das wurde vor allem durch die ebenfalls vorhandene 2D-Plattformer Mechanik erreicht, die erneut an eine andere Reihe erinnert: nämlich die 2D Castlevania´s. So muss man eben nicht nur unheimliche Feinde bekämpfen und sich seinen Weg durch die finstere Welt bahnen, sondern oftmals auch sein Spring- und Kombinationstalent unter Beweis stellen. Im späteren Spielverlauf kann man durch Walljumps und andere Fertigkeiten zuvor nicht erreichbare Areale betreten. Dadurch wird das durchaus vorhandene Backtracking um einiges reizvoller gestaltet. Witziges Detail für alle Castlevania Fans: als Waffe kann man seinen Helden gar im Stile von Simon Belmont mit einer Peitsche ausstatten.
Oben drauf gibt es noch ein sehr vereinfachtes Rollenspielsystem. An den bereits erwähnten Schreinen kann man Salz eintauschen und dadurch den Spielcharakter leveln. In einem Fähigkeitenbaum verteilt man anschließend Attributpunkte. Sehr schön ist, dass man seinen Charakter ganz unabhängig der zum Spielstart festgelegten Klasse (unter anderem Ritter, Dieb, Magier etc.) weiter entwickeln kann. Warum nicht einen mächtigen Axtschwinger mit magischen Fähigkeiten? Oder doch liebe einen starken Bogenschützen?
Doch nicht nur hinsichtlich seiner ausgereiften Spielmechanik überzeugt Salt and Sanctuary. Auch gelingt es dem Spiel eine spannende Atmosphäre und interessante Welt zu kreieren. Und ja: wie auch bei seinem Vorbild, so ist die Geschichte und Lore von Salt and Sanctuary sehr vertrackt. Eine klassische Narration findet nicht statt, stattdessen muss man sich die vielen Bruchstücke in Gesprächen mit NPCs aber auch mit seiner eigenen Interpretation zusammensetzen.
Oh du schöne düster Welt
Ein echtes Souls-like findet natürlich in einer düsteren Welt statt. Salt and Sanctuary ist da keine Ausnahme und versetzt uns in ein mittelalterliches Fantasy-Setting. Das mag mittlerweile fast schon etwas ausgelutscht wirken, allerdings haben die Entwickler sehr viel Kreativität an den Tag gelegt und einen überaus ansprechenden Stil gefunden. Während die menschlichen Figuren teilweise sehr Comic-haft wirken, ist das Design der Monster schon etwas düsterer.
Und auch Akustisch macht der Titel einiges her. Der Einsatz von Musik ist zwar recht spärlich und oftmals plätschert er fast unmerklich vor sich hin. Doch wenn man genau hinhört, dann erkennt man hier einige starke Melodien. Und auch das Sounddesign ist über jeden Zweifel erhaben.