Salt and Sanctuary (Nintendo Switch) REVIEW

Die Nintendo Switch macht sich dieser Tage weiterhin als Indie-Maschine einen Namen, indem haufenweise hochwertige kleinere, teils bereits ältere Titel unabhängiger Entwickler und Publisher ihren Weg auf die Konsole finden. Zu den Portierungen älterer Indietitel gehört auch Salt and Sanctuary, welches auf der PlayStation 4 bereits im März 2016 erstveröffentlicht wurde und etwas später auch Versionen für Xbox One, Mac, Linux und Windows-PCs erhielt. Und nun treibt das 2D-Action-RPG mit Soulslike-Elementen auch auf der Nintendo Switch die Spieler in den Wahnsinn. So auch mich.

Anfangs knüppelhart und wenig Kontext

Denn zu Beginn hat das Spiel einen unglaublich hohen Schwierigkeitsgrad. Salt & Sanctuary vertritt in Ansätzen das Genre der Soulslikes. Das bedeutet: häufige Tode mit Verlust (zumindest eines Teils) des gesammelten Fortschritts. Das kann einen schon mal zur Weißglut treiben. Gleich zu Anfang des Spiels werden wir unvorbereitet auf einem Schiff ins Geschehen geworfen und bekommen es mit ein paar Fieslingen zu tun, die scheinbar unser Schiff kapern möchten. Natürlich bin ich sofort an diesen gescheitert, fiel in Ohnmacht und wurde schiffbrüchig an Land gespült. Also heißt es unbekanntes Gebiet zu erkunden, und das wortwörtlich. Wir haben keine Karte und keinen Auftrag und laufen erstmal einfach drauflos. Genauso ergeht es einem auch bei einigen wenigen Auswahlmöglichkeiten in Bezug auf die Klasse oder die religiöse Zugehörigkeit des Charakters. Diese werden einem ohne jeglichen Kontext und konkrete Erläuterungen der Vor- und Nachteile zur Wahl gestellt.

Aber keine Sorge: zumindest die Wahl der Religiosität, die später im Spiel bestimmt, in welchen Heiligtümern (englisch: Sanctuary), man die Möglichkeit erhält Opfer zu bringen, lässt sich durch einen Wechsel der „Konfession“ abändern. In eben diesen Heiligtümern, denen man an verschiedenen Stellen im Spiel begegnet, wird man im Falle eines Todes wiedergeboren. Ebenso kann man dort sein durch Erlegen von Gegnern gesammeltes Salz (englisch: Salt) zum Levelaufstieg nutzen oder durch den Einsatz von Ikonen verschiedene Händler rufen, bei denen man sein Gold loswird. Und das ist bitter nötig, denn durch die nicht zu selten passierenden Tode verliert man immer einen Teil seines Goldes, ggf. gesammelte Items, sowie sein gesamtes Salz. Lediglich das Salz kann man sich im direkt auf den Tod folgenden Spieldurchlauf zurückholen, indem man die sich aus dem Salz manifestierende Kreatur besiegt. Doch Vorsicht, stirbt man bei diesem Versuch erneut, so ist das Salz endgültig verloren.

RPG-Elemente

Möchten wir uns also der Aufgabe annehmen, uns, ohne viele Hinweise auf den nächsten empfehlenswerten Schritt, durch die verwinkelte Spielwelt zu schlagen, so ist ein stetiger Stufenaufstieg unabdingbar. Zwar ist Salt & Sanctuary nicht vollkommen linear, dennoch zeigen sich nach einigem erkunden schnell die sinnvollsten Pfade, auf denen man zu mächtig kniffligen Bossgegnern gelangt. Meist lassen sich weitere Gebiete, durch Schalter, Gitter oder fehlende Leitern abgetrennt, auch erst nach besiegen dieser Bosse erreichen. Hier ist es im klassischen Stile eines Soulslike vor allem notwendig, die Angriffsmuster jener Kreaturen zu durchschauen und mit abwechselndem Blocken, Rollen und Angreifen und vor allem viel Geduld entsprechend dieser Muster vorzugehen. Dennoch ist es hilfreich die Levelaufstiegsmöglichkeit zu nutzen, um nicht bei jedem kleinsten Fehler das zeitliche zu segnen. Mit jedem Stufenaufstieg erhalten wir nämlich einen Skillpunkt, den wir im Baum der Fähigkeiten einsetzen können, um in Stärke, Ausdauer, Geschicklichkeit, Willenskraft, Magie und Weisheit aufzusteigen. Die einzelnen Attribute sind dabei jeweils maßgebend für das Führen unterschiedlicher Waffen. Stärke hilft ganz klassisch beim Kampf mit den meisten Schwertern, Geschicklichkeit verbessert die Handhabung von Bögen und so weiter. All dies spielt sich immer in den Heiligtümern ab, in denen wir außerdem unsere Energie vollständig zurückerlangen. Darüber hinaus werden allerdings auch Feinde wiedergeboren, sobald wir ein Heiligtum betreten, was wir uns allerdings zum klassischen „Looten und Leveln“ zu Nutze machen können. Kurze Ausflüge und eine schnelle Rückkehr ins Heiligtum zum Verwenden des gesammelten Salzes können somit weitaus effektiver sein, als sich ständig von neuem fernab eines sicheren Ortes abschlachten zu lassen.

Das Levelsystem ist alles in allem übersichtlich und es erschließt sich schnell, welche Attribute für die persönlich favorisierte Vorgehensweise von Nöten sind. Das genaue Gegenteil gilt leider für die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Religionen, das Ablegen von Eiden, den Einsatz der Ikonen, und einige weitere Attribute, die sich aus den Zugehörigkeiten und dem Grad der Hingabe zu einer Religion ableiten lassen. Hier wäre ein wenig mehr Erläuterung absolut notwendig, denn es ist schwierig hier den Überblick zu behalten und die genauen Zusammenhänge zu verstehen. Auch die Auswahl der sinnvollsten Ausrüstungsgegenstände ist etwas für absolute RPG-Fans, und bereitet einiges an Kopfzerbrechen. Bekleidung wie Mützen, Handschuhe und Hosen haben je 9 verschiedene Attribute, die zu – Beginn selten, später häufiger – Werte von Null bis weit über 100 haben können. Die optimale Kombination zu finden ist somit einiges an Rechnerei und nicht immer wirklich spannend.

Morbid-süßer Zeichenstil, passables Gameplay

Optisch sticht Salt & Sanctuary zweifelsohne aus der Masse an grafisch soliden Metroidvania-Titeln heraus. Der morbid-süße Zeichenstil ist dabei aber nicht unbedingt jedermanns Sache. Nicht schön, aber selten, könnte man sagen. Doch auch diese Optik hat sicherlich ihre Liebhaber, mein Fall ist sie allerdings nicht. Umgebungseffekte wie Feuer- und Kerzenschein, Wechsel zwischen diffusem Licht und vollständiger Dunkelheit oder Nebelschwaden, die in- und außerhalb der brüchigen Gemäuer über den Boden wabern, sorgen aber für eine überzeugend düstere Atmosphäre.

Salt and Sanctuary ist außerdem eines der vielen Indiegames, die aktuell für die Nintendo Switch erscheinen, und da auch perfekt hinpassen. Der insgesamt simple Grafikstil macht im Handheld-Modus kaum Abstriche und durch das automatische Speichern bei jedem Tod, bzw. der Rückkehr ins Heiligtum sorgt für die Möglichkeit kurzer Spielsessions zwischendurch und unterwegs.

Beim Gameplay kann ich mich nicht vollkommen zufrieden zeigen. Salt and Sanctuary ist verdammt schwer. „Aber das haben Soulslikes nunmal so an sich“, mag manch einer sagen. Ja, aber die wichtigste Eigenschaft dieses Subgenres ist auch das „skillbasierte“ Kampfsystem und diesbezüglich kann das Spiel nicht vollends punkten. Zwar ist es sicherlich möglich auch ohne großen Stufenanstieg einige Gegner zu besiegen, jedoch gehört da schon einiges an Glück dazu. Zum einen liegt das an der Steuerung, die hier und da etwas träge wirkt. Schlagkombos werden schon mal einfach nicht ausgeführt, wenn man, so zumindest meine Theorie, zu nah am Gegner steht. Zum anderen ist bei einigen der Bosse auch das Angriffsmuster sehr zufällig. Auswendig lernen und entsprechend agieren funktioniert da nur zum Teil. Das hat dann letzten Endes wirklich hohes Frustpotenzial. Man fühlt sich gelegentlich durchaus unfair behandelt und meiner Meinung nach hat man zu häufig das Gefühl, dass es eben nicht nur auf die eigenen Spielfähigkeiten ankommt.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
73
73
-
Multiplayer

FAZIT

Trotz kleiner Schwächen im Balancing und einer mindestens gewöhnungsbedürftigen Optik ist Salt and Sanctuary alles in allem ein ordentliches 2D-Action-RPG. Wer nicht davor zurückschreckt sich beim Spielen auch mal zu ärgern und einzelne Passagen wieder und wieder zu spielen, sollte durchaus zuschlagen. Trotz eines komplexen Skill-Systems eignet sich das Spiel auch für kurze Sessions zwischendurch und ist somit ideal auf der Switch.

- Von  Florian

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Salt and Sanctuary (Nintendo Switch) REVIEW

USK 0 PEGI 3

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