Red Dead Redemption 2 REVIEW
Mit Red Dead Redemption 2 hat Rockstar Games acht Jahre nach dem ersten Teil der Reihe nun den offiziellen Nachfolger endlich veröffentlicht. Mit rund 14 Millionen verkauften Exemplare, schaffte Red Dead Redemption einen grandiosen Erfolg und wurde zu einem Meilenstein der damaligen Generation. Wir haben uns nun den Nachfolger angeschaut und berichten im Test, wie sich RDR 2 im Vergleich zum Vorgänger schlägt und ob der zweite Teil das Potenzial hat, den erfolgreichen ersten Teil zu überbieten.
Zurück im Wilden Westen
Die Story von Red Dead Redemption 2 spielt im Jahre 1899 und damit 12 Jahre vor seinem Vorgänger. Im Grunde ist es damit eher ein Prequel, als ein zeitlicher Nachfolger. Wir übernehmen die Kontrolle von Arthur Morgan, welcher Mitglied in der gefürchteten Räuberbande von Anführer Dutch Van der Linde ist. Nach einem gescheiterten Raubüberfall in der Stadt Blackwater, schlägt es die Bande in die kalten und verschneiten Grizzly-Gebirge. Doch dort bleiben wir nicht lange alleine, denn die rivalisierten Pinkerton-Agenten sind uns bereits auf den Fersen, weshalb wir alsbald weiter in ein entlegenes Tal ziehen. Dort will die Bande neue Pläne schmieden, um eine bessere Zukunft zu haben. Also müssen neue Überfälle geplant werden, welche wir in den zahlreichen Missionen durchleben werden. Natürlich dürfen einige Twists nicht fehlen, allerdings möchten wir euch selbst die Geschichte erleben lassen. Die sechs umfangreichen Kapitel (hinzu kommen noch zwei Epiloge) solltet ihr in rund 50 Stunden komplett erlebt haben. Durch die zahlreichen Nebenaktivitäten lässt sich diese Spielzeit natürlich noch um einiges verlängern.
Während der langen Geschichte, wechseln wir öfter einmal den Standort unseres Lagers und die Bande streift so durch die große Landschaft in Red Dead Redemption 2. Die Story schreiten wir größtenteils fort, in dem wir Missionen für die Mitglieder der Bande absolvieren. Die handelnden Personen haben dabei alle ihren ganz eigenen Charakter. Sadie scheint auf Rache aus zu sein, Bill wirkt immer etwas mürrisch und Lenny ist ein eher zurückhaltendes Mitglied der Bande. Und auch der Hauptcharakter des ersten Teils, John Marston, bekommt im zweiten Teil einen weiteren Auftritt spendiert.
Open World der Superlative
Schon zu Beginn des Spiels kommen wir aus dem Staunen so schnell nicht mehr heraus, als wir die wunderschönen, schneebedeckten Berge erkunden. Das große Highlight von Red Dead Redemption 2 stellt völlig ohne Frage die imposante Spielwelt dar, die noch größer und abwechslungsreicher als die Karte von GTA V ist.
Während wir im ersten Kapitel noch durch Story-Missionen die Grundlagen des Spiels erklärt bekommen, merken wir bereits im folgenden Abschnitt des Spiels, dass uns zahlreiche Nebenaktivitäten von der eigentlichen Story versuchen abzulenken – und das gelingt den Entwicklern außerordentlich gut. So können wir mit unseren Banden-Mitgliedern diverse Raubüberfalle auf verfeindete Banden ausführen, oder einfach Städte überfallen. Wir können allerdings auch friedlichere Aktivitäten ausüben, indem wir beispielsweise auf die Jagd nach seltenen Tieren gehen, um an ihre Felle und Nahrung zu gelangen. Ferner dürfen natürlich die typischen Glücksspiele im Wilden Westen nicht fehlen – so wird es uns ermöglicht, bei einer Runde Poker oder Black Jack zusätzliche Dollar für unseren Geldbeutel zu erspielen, aber natürlich auch zu verlieren. Vor allem Geld wird zu Beginn nötig sein, um euer Lager auszubauen, womit ihr unter anderem erst die Schnellreise freischaltet. Ein großer Kritikpunkt zahlreicher Fans, den wir durchaus unterschreiben können. Hier hätte man sicher eine bessere und komfortablere Lösung finden können.
Besonders die Jagd auf wilde und wenige wilde Tiere sind neben einer gelungenen Abwechslung, ein schwerwiegendes Gameplay-Element. Denn unser Charakter besitzt drei wichtige Statuswerte: Lebensenergie, Ausdauer und das Dead Eye (hier könnt ihr in Schusswechseln die Zeit verlangsamen). Alle drei besitzen einen Kern, der angibt, wie stark eure Gesundheit und eure Ausdauer zum schnellen Rennen regenerieren. Durch das Jagen von Tieren und dem Kochen des Fleisches, können wir also Nahrung herstellen, die nach dem Essen diese Kerne füllen. So solltet ihr also regelmäßig nach etwas Essbarem suchen, damit eure Regeneration stets oben bleibt. Ob dieser Realismus nun wirklich zu einem Western-Abenteuer passt oder ob hier etwas übertrieben wurde, muss am Ende jeder Spieler für sich selbst entscheiden. Nach einiger Zeit wurden die Kerne doch etwas mehr Last, als dass sie für Spielspaß sorgten.
Sage und schreibe über 200 verschiedene Tiere warten in der Natur von Red Dead Redemption 2 auf euch. Von Hirschen und Wildschweinen über zu Fischen, die ihr angeln könnt, bis hin zu einer beachtlichen Auswahl an Pferden, die ihr allesamt zähmen und als Reittier nutzen dürft, ist alles im Spiel vertreten. Seltene Rassen bieten bessere Werte und reiten schneller über die große Karte des Wilden Westens. Außerdem solltet ihr euch gut um euren Gaul kümmern – Füttern, Waschen und Pflegen gehören selbstverständlich zum Alltagsleben dazu. Des Weiteren ist es wichtig, immer Medizin dabei zu haben, denn auch euer treuer Begleiter kann nach einem Sturz beispielsweise sterben, wenn ihr ihn nicht rechtzeitig behandelt.
Realistisch lebhafte Spielwelt
Die Spielwelt von Red Dead Redemption 2 gehört wie bereits erwähnt zu den realistischsten Welten, die man derzeit in einem Videospiel finden kann. Neben der wunderschönen Natur, begeistert vor allem auch das Leben in den diversen Städten. Die Bewohner gehen einem nachvollziehbaren Tagesablauf nach und so stehen wir nachts auch schon einmal vor geschlossenen Ladentüren. Dann können wir für einen geringen Preis in einem Hotel übernachten und gleichzeitig unseren Spielstand dort speichern.
Abseits der Städte treffen wir sehr häufig auf Bewohner, die unsere Hilfe benötigen. Wir retten beispielsweise eine entführte Frau von ihrem Mann, oder helfen einem von einer Schlange gebissenen Passanten am Wegesrand. Mit ein wenig Glück treffen wir gerettete Charaktere in den Städten wieder, die sich noch an uns erinnern und besonders freundlich grüßen, wenn wir ihnen begegnen. Aber Vorsicht: Nicht jeder Hilfesuchende ist auch wirklich auf Hilfe angewiesen. Dementsprechend kann es euch passieren, dass jemand euer Pferd stehlen möchte und sich versucht aus dem Staub zu machen. Die Konkurrenz im Banden-Geschäft ist groß und so heißt es immer wieder die Augen offen zu halten.
Tot oder lebendig
Neben den bereits erwähnten Aktivitäten, dürft ihr in Red Dead Redemption 2 auch wieder als Kopfgeldjäger auf die Jagd nach gesuchten Verbrechern gehen und diese möglichst lebendig dem Sheriff übergeben. Damit könnt ihr euch wertvolles Bargeld dazuverdienen. Doch aufgepasst: Auch ihr könnt durch Verbrechen Kopfgeldjägern ausgesetzt werden und diese sind nicht zu unterschätzen.
Die Kopfgeldjäger nehmen gerne (gelegentlich mit einer größeren Gruppe) die Verfolgung auf und sind nur sehr schwer abzuschütteln bzw. auszuschalten. Hier ist eine Flucht oft die bessere Option, wenn ihr nicht sterben und ausgeraubt werden möchtet. Leider kommt es immer wieder vor, dass sich Passanten in den Weg stellen und ihr euch bereits durch harmloses Anrempeln strafbar macht. Auch nach Schusswechseln, bei denen wir als Spieler angegriffen wurden, gelten wir als Schuldige. Da hilft leider nur noch der Gang zum Postamt, um euer Kopfgeld zu bezahlen.
Natürlich dürfen spannende Schusswechsel mit verfeindeten Banden nicht fehlen. Diese machen besonders viel Spaß, wenn ihr mit eurer Truppe unterwegs seid. Dort wird es euch ermöglicht, unterschiedliche Befehle zu erteilen wie beispielsweise, ob ihr oder einer euer Helfer zu den Feinden vorrücken soll. Auch wenn die Mechanik eines Deckungs-Shooters sicherlich nur wenig Spielraum für Neuheiten bietet, so spielen sich die Schusswechsel sehr unterhaltsam und spannend. Ihr solltet allerdings bedenken, dass unser Hauptcharakter kein Superheld ist und ohne Deckung nur sehr wenige Treffer einstecken kann, bevor ihn der Bildschirm mit der Aufschrift „TOT“ ereilt. Allerdings können Feinde eure Deckung auch zerschießen, je nachdem, hinter was ihr euch versteckt. Dank eingebauter Zielhilfe lassen sich Gegner jedoch recht zügig ausschalten und die Kämpfe wirken daher keineswegs unfair, trotz der teilweise zahlenmäßigen Überlegenheit eurer Widersacher.
In den Schusswechseln, aber auch während des Erkundens, wird euch sicherlich schnell die reduzierte Geschwindigkeit des Spiels auffallen. Diese Geschwindigkeit wurde von den Entwicklern bewusst gewählt, um das Tempo zu entschleunigen. Einige Spieler sehen dies als sehr kritisch und negativ an, wir sind allerdings sehr angetan mit weniger Hektik durch das Spiel zu schreiten. Schließlich ist Red Dead Redemption 2 kein GTA 6 im Wilden Westen, das darf man schlichtweg nicht vergessen.
Technik die begeistert
Die lebhafte und sehr realistische Spielwelt und die dazu überragende Technik gehören wohl zu den größten Highlights in Red Dead Redemption 2. Besonders die Lichteffekte sehen einfach großartig aus. Wenn die Sonnenstrahlen durch die Baumwipfel strahlen, kommen wir kaum noch aus dem Staunen heraus. Und auch die Weitsicht auf hohen Bergen hat ein großes Lob verdient. Wir erblicken Nebel in weiter Ferne und können Rauchwolken von Lagerfeuern zum Himmel aufsteigen sehen. Die vielen Details, die Rockstar Games eingebaut hat, lassen unser Herz an zahlreichen Stellen vor Freude und Erstaunen hüpfen. So ziehen Kutschen ihre Spuren durch den vermatschten Boden und Pferde hinterlassen ihren sichtbaren Abdruck. Nur ganz selten ging bei mehreren Gegnern die Framerate ein wenig in die Knie.
Auch der Sound trägt zu einer mehr als gelungenen Atmosphäre bei. Wir können den zahlreichen Tieren lauschen oder aber das Wehen des Windes durch die Bäume wahrnehmen. Die Waffengeräusche, sowie der Soundtrack runden das Erlebnis in Red Dead Redemption 2 ab. Die Sprachausgabe ist wie gewohnt für Spiele von Rockstar Games in englischer Sprache, deutsche Texte gibt es also rein per Untertitel. Leider läuft dieser sehr schnell ab, sodass man bei Gesprächen doch sehr fixiert auf den Gesprächslauf sein sollte, um nichts zu verpassen. Zwar wurde an der fehlenden, deutschen Lokalisation ebenfalls Kritik geübt, die englische Sprachausgabe ist aber wundervoll ins gesamte Szenario eingebracht und unterstützt das Wild West-Feeling bestöglich.
Die Steuerung wirkt zu Beginn ein wenig kompliziert, nach einigen Stunden Spielzeit gewöhnt man sich jedoch recht schnell an die teilweise Doppelbelegung der Tasten. Zur Not kann man auch manuell Veränderungen in den Optionen vornehmen.