Raidou Remastered: The Mystery of the Soulless Army REVIEW

Entwickler und Publisher Atlus hat seit Bestehen so ziemlich jede Variante des Rollenspiels im Rahmen der umfangreichen Shin Megami Tensei Franchise durchexerziert. Vom klassischen Dungeon-Crawler aus der First-Person-Perspektive im Stile von westlichen Pionieren wie Wizardry hin zu traditionellen Rollenspieltugenden mit rundenbasierten Kampfsystem und starken westlichen und japanischen Einflüssen, zu Strategie-RPGs und actionfokussierten Gameplayansätzen. Mit Letzteren hatte das Studio nie so richtig den Dreh rausbekommen, wie das 2006 für die PlayStation 2 veröffentlichte Devil Summoner: Raidou Kuzunoha vs. the Soulless Army gezeigt hat. Inhaltlich mit interessanten Ansätzen versehen, enttäuschte das Spiel mit seinem nicht zu Ende gedachten Echtzeitkämpfen. Entsprechend wurde der Titel samt seiner Fortsetzung der Vergessenheit überlassen und ist nur einer überschaubaren Fangemeinde in Erinnerung geblieben…

Atlus erster Ausflug in die Vergangenheit


…das dürfte sich jetzt aber endlich ändern, denn dieser Tage ist mit Raidou Remastered: The Mystery of the Soulless Army ein vollumfängliches Remaster für PlayStation, Xbox, Nintendo Switch und PC veröffentlicht worden. Und das hat es ganz schön in sich, lehnt es den Begriff Remaster doch ganz schön weit aus. Tatsächlich würde ich die Neuauflage des in meinen Augen durchaus verkannten Titels eher als Remake titulieren. Atlus ist nämlich einige Extrameilen gegangen und hat nicht nur ein audiovisuelles Update, sondern auch diverse Quality-of-Life-Anpassungen und ein um 180 Grad auf den Kopf gedrehtes Kampfsystem springen lassen. Und der ursprüngliche Charme? Der ist beibehalten worden, zum Glück!

Denn wenn etwas diesen Eintrag in der riesigen Shin Megami Tensei Franchise ausmacht, dann ist es der spezielle Charme. Hervorgerufen wird dieser unter anderem durch die Wahl des Settings. Wir befinden uns hier nämlich im 20. Jahr der Taisho-Ära, sprich im Jahr 1931. In dieser Zeit schwingt sich Japan endgültig vom einst isolierten Inselstaat zu einer Weltmacht auf, die mit militärischer Stärke die Region bestimmen will. In welcher Katastrophe dies enden wird, hat die Geschichte gezeigt. Die gesellschaftlichen Entwicklungen spielen auch in der Spielhandlung eine Rolle. Bei Atlus war man gerade in den noch frühen Jahren ohnehin nicht scheu um historische Verweise, auch wenn nicht jedes Kind beim direkten Namen genannt wurde.

Militärische Verstrickungen, Dämonen und ein gewisser Rasputin (ja, genau der) spielen in Raidou eine wichtige Rolle. Tokyo wird von seltsamen Zwischenfällen erschüttert, bei denen Dämonen ihre Finger ebenso im Spiel haben, wie andere Parteien, die das Land kontrollieren wollen. Seit jeher sorgt der Kuzunoha-Clan dafür, den dämonischen Einfluss auf die Hauptstadt einzudämmen. Schössling Raidou Kuzunoha ist mittlerweile der 14 aus seiner Familie, der mit dem Schutz der Hauptstadt vertraut wurde. Gemeinsam mit seiner sprechenden Katze Gouto arbeitet Raidou in einer örtlichen Detektei, wo man ihn auf jene Fälle ansetzt, welche offenbar mit Dämonen zu tun haben.

Eine spannende Vorlage


Raidou war der erste Ausflug von Atlus in ein historisches Setting, wobei historisch hier mit ganz dicken Anführungszeichen gesetzt werden sollte. Denn inhaltlich wirft man vieles auf eine Leinwand und nimmt, was irgendwie haften bleibt. Vor allem Verweise auf Anime und Literatur werden genommen, um das Szenario zu unterfüttern. Der gesamte Plot ist beispielsweise eine Spiegelung des Anime Doomed Megalopolis, die wiederum eine Adaption von Fantasy-Werk Teito Monogatari von Hiroshi Aramata ist. Und aus diesem entspringt letztlich auch die gesamte Inspiration für die Figur von Raidou, welcher wiederum auf dem Bösewichten Yasunori Katō basiert. Wer Lust hat, einfach mal den Namen googeln und sich für einen Abend in das wirklich spannende Rabbit Hole begeben, welches sich hier entspringt. Unter anderem stand Yasunori Katō auch Pate für einen gewissen M. Bison aus Street Fighter.

Unser Raidou ist aber kein Bösewicht, sondern einer von den Guten. Auch wenn seine Berufsbezeichnung Devil Summoner, also Teufelsbeschwörer, etwas anderes vermuten lässt. Durch seine Fähigkeit einen Pakt mit Dämonen einzugehen und diese im Kampf zu befehligen, kann sich Raidou letztlich aber den wirklichen Übeltätern stellen. Die Teufelsbeschwärung kann man sich übrigens wie in Pokemon vorstellen. Im Kampf nähert man sich einem Dämon, den man ins eigene Team holen will, und verschachert die Kreatur in einem Röhrchen (auch hier kann man an den Pokeball denken). Von diesen kann man bis zu 24 mit sich tragen, wobei man aktiv im Kampf immer nur bis zu zwei Dämonen an der eigenen Seite kämpfen lassen kann. Diese kann man autark agieren lassen oder aktiv Befehle ausführen lassen.

Mehr Remake als Remaster


Das wirklich interessante an Raidou ist aber der Rest des Kampfsystems. Sämtliche Duelle mit anderen Dämonen laufen nämlich in Echtzeit ab. Während die eigenen Dämonen ihr Ding machen, kann man als Raidou mit Schwert und magischen Attacken ebenfalls aktiv teilnehmen. Im Original funktionierte das mehr schlecht als recht und hat sich nie so richtig toll angefühlt. In der Neuauflage hingegen machen die Kämpfe jetzt endlich Spaß. Das hat in keinster Weise die Qualitäten eines Devil May Cry oder anderen Actiontitels, spielt sich jetzt aber schön flott und zugänglich. Mit Schüssen aus dem Revovler unterbricht man die Bewegungen der Gegner, mit magischen Attacken visiert man gezielt Schwachstellen an und mit dem Schwert schnetzelt man mit leichten und schweren Attacken um sich. Dazu kommen noch eine Reihe von Spezialattacken, sobald man den entsprechenden Balken durch längere Kombos gefüllt hat. Das ist im Jahr 2025 nichts weltbewegendes, im direkten Vergleich mit dem Original aber eine spürbare Verbesserung.

Und dabei hört es noch lange nicht auf. Es gibt keine Random Encounters mehr, man kann jederzeit speichern (auch in Dungeons), es gibt ein Schnellreisesystem, welches erst dann Zugriff auf Orte gibt, wenn man diese mindestens einmal besucht hat. Es gibt eine durchgängige Sprachausgabe in Englisch und Japanisch, die UI wurde überarbeitet, es gibt ein übersichtliches Questlog und 60 Frames auf allen Plattformen, außer der originalen Nintendo Switch. Spielt man Letztere auf der Switch 2 (was ich gemacht habe) bekommt man aber stabile 60 FPS, muss aber hier mit einer nicht so hohen Auflösung leben. Auf allen anderen Systemen geht es hoch bis 4k. Kurzum: Raidou ist in der Neuauflage fast ein komplett neues Spiel geworden.

Video zum Spiel

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • toll modernisiertes Juwel der Shin Megami Tensei Franchise
  • sehr eigenständiges Setting und Handlung
  • das Kampfsystem wurde angepasst und spielt sich endlich gut
  • viele sinnige Quality-of-Life-Anpassungen, wie jederzeit mögliches Speichern, Fast Travel uvm.

thumbs-up-icon

Cons
  • im Kern nach wie vor ein PS2-Spiel mit all seinen Vorzügen und Nachteilen
  • Auflösung auf der Nintendo Switch recht grobschlächtig (alle anderen Versionen sind hingegen sauber)

Facebook
Twitter

Das könnte dir auch gefallen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Partner: