Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence REVIEW
Strategiespiele und Konsolen, das passt für viele nicht zusammen. Das ist durchaus verständlich, denn obwohl es durchaus positive Beispiele gibt, bei denen die Zusammenkunft von Genre und Heimkonsole funktioniert, überwiegen jene Titel, die das Gegenteil aufzeigen. Eine Reihe, bei der es funktioniert, ist Nobunaga’s Ambition von Koei Tecmo. Die Reihe existiert seit nunmehr 30. Jahren und ist vornehmlich auf den Konsolen der letzten drei Dekaden beheimatet gewesen. Mit dem aktuellen Ableger Sphere of Influence erscheint das erste Mal ein Ableger des Franchise auch bei uns.
Die Einigung des Landes

Das Setting ist im kriegsgebeutelten Japan des 15. und 16. Jahrhunderts angesiedelt. Als Spieler schlüpft man in die Rolle eines Feudalherren, dem die Einigung des Archipels obliegt. Dabei legen die Entwickler einigermaßen Wert auf historische Fakten und lassen viele historische Persönlichkeiten auftauchen und inszenieren geschichtliche Ereignisse korrekt nach. Trotzdem bleibt Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence natürlich ein Unterhaltungsprodukt, weshalb die Figuren teilweise sehr überzeichnet sind, die Dialoge nicht selten mit einem lockeren Humor unterfüttert wurden und die Ausgänge einzelner Szenarien sich von der Realität unterscheiden.
Wie bei eigentlich allen Koei Tecmo Titeln mit historischen Einschlag, so gibt es aber auch im Vorliegenden die Möglichkeit abseits des eigentlichen Spiels Informationen in Form von Texten zu den Clans, Figuren und geschichtlichen Ereignissen nachzulesen. Da soll doch einer noch mal sagen, dass Videospiele nicht auch ein bildendes Medium sein können.
Wer will, der kann aber auch eigene Charaktere und Clans erstellen und diese in das feudale Japan schicken. Der entsprechende Editor ist einfach verständlich und geht angenehm unkompliziert von der Hand.
Wie bitte?

Bis sich die Faszination von Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence offenbart vergehen leider unnötig viele Spielstunden. Gerade zu Anfang ist man nämlich erst einmal erschlagen angesichts der vielen Möglichkeiten, strategischen Feinheiten und Menüs. Zwar gibt es ein Tutorial, aber schon dieses ist eine Spur zu verkopft und hinterlässt unnötig viele Fragen. Für einige Spieler dürfte erschwerend hinzukommen, dass die Texte lediglich in einem einigermaßen anspruchsvollen Englisch vorliegen, während man bei der Tonspur die Auswahl zwischen dem japanischen Original und der englischen Sprachfassung hat.
Hat man sich aber erst einmal in das Spielsystem eingefunden und die grundlegenden Mechaniken verstanden, beginnt man nach und nach die vielen verschiedenen Möglichkeiten und den großen taktischen Spielraum zu schätzen. So lassen sich beispielsweise sehr viele individuelle Einstellungsmöglichkeiten vornehmen, etwa ob man weiblichen Nachfahren den militärischen Werdegang gewährt.
Aufbau des eigenen Imperiums

Die drei Hauptaspekte von Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence lauten Aufbau, Diplomatie und Kriegsführung. Am Anfang eines jeden Imperiums steht natürlich dessen Aufbau, welcher gewohnt zaghaft mit einer ersten Basis beginnt und im Idealfall nach und nach um neue Territorien erweitert wird. Letztere gewinnt man in der Regel durch kriegerische Einfälle in benachbarte Gebiete.
Bis es aber so weit ist, muss man sich erst einmal daran machen eine Armee aufzubauen, Reisfelder zu bestellen, für ein regelmäßiges Einkommen sorgen, indem man beispielsweise Güter verkauft, das eigene Ansehen durch den Bau von Theatern und anderen Etablissements erhöhen, mit benachbarten Clans Bündnisse eingehen, den Feind ausspionieren, politische Entscheidungen treffen und so weiter. All diese Aktionen laufen im pausierten Spielablauf statt, sodass man genügend Zeit hat, seine Aktionen zu überdenken. Ausgeführt werden die Aktionen in der zweiten Spielphase. In dieser finden im übrigen auch die Kämpfe statt, die als einziges Element Entscheidungen in Echtzeit erlauben. Wirklich notwendig ist das meistens nicht, da die Kämpfe automatisch ablaufen. Allerdings kann man auch aktiv eingreifen und Entscheidungen diktieren, schließlich muss man verschiedene Aspekte wie die noch verbleibenden Nahrungsvorräte oder die eigene Truppenstärke im Auge behalten. Denn nicht immer laufen Gefechte zum eigenen Gunsten ab, weshalb ein Rückzug manchmal die klügere Wahl ist.
Trotz ihrer Wichtigkeit für den Aufbau des eigenen Reiches, so bleiben Gefechte doch ein Randelement. Denn die Hauptzeit verbringt man mit diplomatischen Entscheidungen, dem in Auftrag geben neuer Gebäude und den Ausbau der Infrastruktur. So vergeht Monat um Monat, Jahr um Jahr. Das mag etwas trocken klingen, ist aber tatsächlich sehr reizvoll und hält viele Spielstunden über bei Laune.
Schönes altes Japan?!?

Technisch kann Nobunaga’s Ambition: Sphere of Influence derweil nicht ganz so begeistern, wie es der spielerische Tiefgang tut. Vor allem grafisch merkt man dem Titel an, das seine Ursprünge auf der PlayStation 3 liegen. Zwar wurde die PlayStation 4 Fassung hinsichtlich der Auflösung etwas aufpoliert, trotzdem wirken die recht unspektakulären Kämpfe, die immer wieder etwas zu grob aufgelösten Charakterporträts und die etwas detailarm präsentierte Map-Overview altbacken. Immerhin ist der visuelle Stil ansprechend und gibt sich recht farbenfroh.
Auf der akustischen Seite überzeugt das Spiel vor allem mit seinem breiten Soundtrack-Katalog, der sich aus der gesamten Historie der Reihe speist und sogar individuell festgelegt werden kann. Etwas weniger vorbildlich sind die Sprachfassungen, aber auch nur, weil sie sehr sparsam eingesetzt werden und es nahezu keine vertonten Sequenzen gibt.
Die Steuerung mit dem Dualshock Controller 4 funktioniert übrigens tadellos und zeigt, dass die Serie vor allem auf den Konsolen beheimatet ist und die Entwickler verstehen wie man eine Controller Steuerung in das Strategie-Genre sinnig implementiert. Wer will, kann im übrigen auch die Steuerung noch ein wenig personalisieren und anpassen. Wer sich trotz der wirklich gelungenen Umsetzung für die PlayStation 4 aber nun gar nicht mit einem Strategietitel auf einer Konsole anfreunden kann, der kann zur ebenfalls bereits erschienenen PC-Version greifen, die über Steam erhältlich ist.
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