Nickelodeon Kart Racer 3 REVIEW
Während auf Nintendos Hybrid-Konsole viele Spieler und Spielerinnen auf ein Mario Kart 9 warten, welches sie aller Voraussicht nach in dieser Generation jedoch nicht mehr bekommen werden, erschien am 14. Oktober 2022 der bereits dritte Teil von Nickelodeon Kart Racer. Aktuell verfolgt man hier nach 2018 und 2020 nun einen Zweijahreszyklus. Ob Quantität auch gleich Qualität bedeutet, wollen wir heute in diesem Review zur Nintendo Switch Version klären.
Was bietet Teil 3?
Im Jahr 2018 hatten wir bereits den ersten Teil von Nickelodeon Kart Racer für die Nintendo Switch in unserem Testlabor. Es war damals ein durchwachsener, aber dennoch solider Start der Reihe, ohne dabei aber jemals in die qualitative Nähe eines Mario Karts heranzukommen. Mit Nickelodeon Kart Racer 3 hat man jetzt, 2022, zumindest auf dem Papier alle passenden Zutaten zusammengetragen, um einen wirklich guten Fun Racer auf den Markt zu bringen.
Modis:
- 10 Cups mit je 4 Rennen (40 Strecken)
- 5 unterschiedliche Modi
- Arena-Modus mit weiteren vier Battle-Modi
- Über 40 Charaktere inklusive Sprachausgabe
- 75 unterschiedliche Reifentypen
- 72 unterschiedliche Auspuffvarianten
- 45 unterschiedliche Lackierungen
- 79 Crewmitglieder, die zur Auswahl stehen
- Offline-Modus
- Lokaler Multiplayer (bis zu 4 Spieler)
- Online Multiplayer (bis zu 12 Spieler)
Erster Rundumblick
Wer sich die Modis betrachtet, denkt sicherlich erst einmal „nicht schlecht“, oder? Genau das dachte ich mir auch und meine Vorfreude war groß, jetzt endlich wieder mit meinen früheren Nickelodeon Cartoon Helden auf die Piste zu gehen. Zumal ich damals beim ersten Teil das Fehlen einiger Charaktere kritisiert habe. So zum Beispiel Rocko und Heffer aus „Rockos Modernes Leben“ oder sämtliche weitere Charaktere aus „Hey Arnold“, die ich schmerzlich vermisste.
Auch ein ausgeklügeltes System einer dreiköpfigen Crew, welche euch während der Rennen mit diversen Vorteilen und Items ausstattet, klingt durchaus interessant. Des Weiteren ist die Transformation eures Vehikels von Land zu Wasser weiterhin ein cooles Feature, wenngleich die Idee dazu nur kopiert wurde. Wenn man das alles zusammenträgt und alles als Zutaten für ein leckeres Gericht betrachtet, dann muss man davon ausgehen, hier ein kulinarisches Highlight serviert zu bekommen. Doch warum es am Ende dann doch eher eine 5 Minuten Terrine wurde, schauen wir uns jetzt im Detail an.
Abgewürgt
Im Jahre 2018 habe ich das Fehlen einer Sprachausgabe kritisiert. Ich bemängelte unter anderem, dass die Emotionen der Charaktere via Sprechblasen während der Rennen zum Ausdruck gebracht werden. Das hat sich glücklicherweise inzwischen geändert, denn jetzt haben wir endlich eine Sprachausgabe! Jedoch ist diese leider nur auf Englisch – aber immerhin hat man sie integriert.
Kein Grund zu meckern, oder? Doch! Statt es einfach bei einzelnen Wörtern oder Geräuschen zu belassen, wie bei einem „Oh Yeah“ von Mario oder „Okay“ von Toad, bekommen wir zum Beispiel von Spongebob „all i know is find breath and diving“ zu hören. Es wurden im Tonstudio zwar eine Handvoll kompletter Sätze eingesprochen, diese wiederholen sich jedoch ständig. Ein einfaches „Okay“ oder ähnliches kann ich auch drei- oder viermal hintereinander hören. Immer wieder die gleichen langen Sätze werden hingegen schnell nervig.
Das Itemsystem wirkt bedauerlicherweise nicht ganz ausbalanciert. In führender Position bekomme ich ständig offensive Items, um Gegner vor mir zielsicher abzuwerfen. Problem ist nur, als erster hat man für gewöhnlich keine Gegner vor sich. In einem Mario Kart bekommt man als führender Fahrer auch nicht ständig einen roten Panzer nach dem anderen spendiert, sondern eher Bananenschalten oder Münzen. Hier rotieren mir die Items zu wenig bzw. eher sinnfrei.
Problembehaftung auf der Nintendo Switch
Doch kommen wir jetzt zu einem Problem, dass zumindest die Nintendo Switch Version besonders trifft: die Technik. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich da beginnen soll? Fangen wir am besten einfach mal bei der Grafik selbst an. Objekte und Texturen, welche 20 oder mehr Meter vor euch zu erblicken sind, zeigen sich zunächst unscharf, verwaschen und werden erst unmittelbar vor euch schärfer und deutlich erkennbar. Die Mittellinie auf der Strecke ist in der mittleren Entfernung total unscharf, verwaschen und pixelig. Auch hier verbessert es sich dieser Effekt erst in direkter Nähe. Das darf einfach nicht passieren – ganz gleich ober es der PlayStation 5 Port oder die Nintendo Switch Version ist. Zumal dies nicht nur die Mittellinie einer Straße betrifft. Holzplanken auf einer Brücke sind zunächst brauner Pixelbrei und werden erst nach und nach zu einer Planke. Zudem ist es während der Rennen passiert, dass unser Fahrer samt Kart durch die Map geglitcht ist. Zum Zeitpunkt dieses Tests sind nun gut 9 Tage seit Release vergangen und es gab noch kein Update zu dieser Problematik!
Und als könnte es nicht noch schlimmer werden, müssen wir noch über die Frames sprechen. In der Spitze, wenn es mal gut läuft, erreicht die Switch Version die 30 FPS. Wenn jedoch, je nach Strecke und je nach Position mal mehr auf der Piste los ist, sinken die Frames auf bis zu 23 FPS und das ist für einen Fun-Racer absolut tödlich! Wenn schon 30 FPS, dann müssen diese auch konstant gehalten werden. In dem Fall wäre es gerade noch okay. Aber so spürt man während der Rennen ständig ein leichtes Ruckeln. Grund dessen musste ich mich bereits nach zwei Rennen regelrecht dazu zwingen, überhaupt weiterzuspielen. Im Handheld-Modus wirkt die Auflösung sogar deutlich unter 720p und zeigt ebenfalls ein verwaschenes und pixeliges Endresultat.
Im Koop lustiger?
Durch die mäßigen Frames wird auch das Gameplay in Mitleidenschaft gezogen. Es zieht zu keiner Zeit direkt an und auch das Driften macht absolut keinen Spaß. Eingabebefehle werden oft nur beim zweiten oder dritten Mal erkannt. Hier war ich mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo ich mir gesagt habe, das tust du dir nicht alleine an und habe mir daraufhin Freunde zu einer Multiplayer Session eingeladen.
An dieser Stelle möchte ich meine Lebensgefährtin hervorheben, die nach einem Coup (4 Rennen) zu mir sagte „Schatz, können wir eine Pause machen? Meine Finger verkrampfen!“. Und das von einer Frau, die mir zum Geburtstag den Mario Kart Booster-Pass geschenkt und mit mir zusammen über 90 Strecken in Mario Kart 8 Deluxe blind rauf- und runtergefahren ist. Mehr muss ich hier wahrscheinlich nicht sagen, oder?
Für diejenigen, die dennoch mehr zum Multiplayer wissen möchten sei gesagt, dass dieser sowohl den lokalen, wie auch den Online-Mehrspielermodus bedient. Während lokal 4 Spieler wie Spielerinnen mitwirken dürfen, sind online bis zu 12 Teilnehmer mit von der Partie. Durch die schlechte Performance kann ich dennoch keinen Mehrwert feststellen.
Kleines Schlusswort
Zum Schluss muss ich aber noch einen positiven Aspekt hervorheben: den Umfang. Denn dieser ist wirklich groß und sorgt für einiges an Abwechslung im sonst stockenden Gameplay. Dass auf frühere Kritikpunkte eingegangen wurde und die Entwickler weitere Charaktere hinzufügten, genauso wie eine grundsätzliche Sprachausgabe, ist wirklich löblich. Gleichzeitig startet man nicht mehr ständig nur vom letzten Platz, was zuvor der Fall war, ganz gleich, mit welcher Position das vorherige Rennen abgeschlossen wurde.
Dennoch, liebe Leute von Bamtang Games, ihr habt alle Zutaten für ein fünf Sterne Menü im Korb gehabt – Lizenzen, Ideen, Kreativität und Erfahrung mit zwei vorangegangenen Teilen. Nichtsdestotrotz ist es am Ende dann doch nur die 5 Minuten Terrine geworden. Doch woran liegt es, dass so viel Potenzial regelrecht verspielt wurde? Letztlich schlagen sich laut meiner Recherche die anderen Portierungen technisch wesentlich besser. Nichtsdestotrotz sollte man bedenken, dass die Nintendo Switch insbesondere in dieser Sparte eine gute Käuferschicht hat. Darum bitte ich, dass vielleicht ein Update einige der groben und unzumutbaren Schnitzer zeitnah ausbessert.
Pro & Kontra
- Großer Umfang
- Abwechslungsreiche Strecken
- Integration einer Crew
- Unausbalanciertes Itemsystem
- Nervige Sprachausgabe
- Schlechte Grafik, Glitches und Framedrops
- Schwammiges Gameplay
- Niedrige Auflösung im Handheld-Modus