EA SPORTS NHL 23 REVIEW

Meine Berührungspunkte mit Eishockey sind ziemlich überschaubar und beschränken sich auf zwei Erlebnisse. Das eine Mal war ein Klassenausflug zu einem Heimspiel der Kassel Huskies, das andere eine recht intensive Phase in der Freunde und ich die MegaDrive Version von NHL 94 gespielt haben. Letzteres liegt entsprechend lange zurück und doch hatte ich beim Anblick von NHL 23 das Bedürfnis verspürt, mir das Spiel genauer anzusehen. Entsprechend ist die folgende Besprechung des neuesten Serienteils alles andere als eine „Expertenmeinung“, sondern der Blick einer nahezu Genre-fremden Person. Aber gerade ein solches Urteil könnte ja durchaus interessant sein (rede ich mir jedenfalls ein).

Ein Rookie betritt das Eis


Ganz fremd im Feld der Sportsimulationen bin ich nicht. Hier und da spiele ich ein paar Runden FIFA, das Gleiche gilt für NBA2K und die Madden-Reihe. Am ehesten bin ich noch mit dem aktuellen Stand von Sonys Baseball-Simulation MLB The Show vertraut, obwohl mich der reale Sport nahezu nicht interessiert. Was ich damit sagen will: man kann mit Sportspielen auch Spaß haben, obwohl man am realen Gegenstück wenig Interesse hat. Entsprechend bin ich auch an NHL 23 weniger mit der Erwartungshaltung herangegangen, ein möglichst realistisches Eishockey-Game zu bekommen, sondern wollte vor allem eine gute Zeit haben.

Offenbar haben die Entwickler Leute wie mich nicht ganz von der Prioritätenliste gestrichen. Gleich zu Beginn öffnet sich ein absurd detaillierter Optionsregler für den spielerischen Anspruch. Wer Erfahrung mit der Reihe hat, wird hier sicherlich die höchsten Einstellungen wählen, ich habe alles auf einfach Rookie gestellt und mich vor allem über eine Option gefreut. Cool: man kann den Realismus bis zur Simulation oder gar auf ein Arcade-Erlebnis hinunterstellen. Das gleiche gilt auch für die Steuerung, bei der sogar das Zwei-Button-Layout von NHL 94 angeboten wird.

Soviel Weitsicht für eine möglichst hohe Benutzerfreundlichkeit hätte ich dem Spiel gar nicht zugetraut und gerade in einer Zeit, in der das Bewusstsein für ein möglichst barrierefreies Spielerlebnis immer präsentiert in den Köpfen wird, hat man hier gute Arbeit geleistet. Nicht nur was den Schwierigkeitsgrad angeht, sondern auch andere Dinge. Die Größe des Pucks lässt sich einstellen, es gibt einen Modus für Farbenblinde und akustische Signale.

Für alles und jeden was dabei?


Erschlage hat mich hingegen die Auswahl der Modi. Franchise-Modus, Ultimate Team, direkter Sprung zu den Playoffs, Saison und, und, und. Wo fängt man da an, vor allem als Neueinsteiger? Immerhin gibt man sich die Mühe und hat die Modi in die entsprechenden Kategorien (Solo- und Multiplayer) eingeordnet und bietet für jede Spielweise eine kurze Erläuterung. Ich habe mich auf jeden Fall erst einmal ins freie Training begeben, Grundlagen lernen. Die Erläuterungen sind knapp, aber verständlich, die Basics habe ich recht schnell verinnerlicht. Also raus aus dem Training und rein in die brachiale Realität vor Zuschauern und Live-Kommentatoren.

Uncanny Schmunzler


Seit ich Games spiele, höre ich Marketing und Presse im Gleichschritt von „nie da gewesenen Realismus“, „lebensechten Animationen“, einer „Stimmung wie im Stadion“ schwadronieren. Das war schon in den 1990ern so, das war in den 10ern so und das ist auch noch heute so. Zugegeben: die Stimmung vor Ort, wie ich sie mir vorstelle, wird schon einigermaßen authentisch herübergebracht. Bei den virtuellen Zuschauerinnen und Zuschauern hingegen kam aber doch recht schnell das Uncanny Valley Gefühl hoch. Eigentlich erstaunlich, dass man das bis heute nicht so richtig in den Griff bekommen hat. Aber juckt das richtige Fans überhaupt? Für einen Schmunzler hat es bei mir zumindest gereicht.

Wesentlich authentischer wirken da schon die Live-Kommentatoren. Wie bei allen Sportspielen von EA, so hat man sich auch hier natürlich Menschen vom Fach geholt (die mir nichts sagen). Auch in der deutschen Version gibt es nur englischen Kommentar, was der Stimmung aber zuträglich ist. Visuell haut mich NHL 23 nicht aus den Eisschuhen (haha). Ob die bekannten und weniger bekannten Spieler auf dem Eis nun ihren echten Vorbildern entsprechen, vermag ich nicht sagen zu können, aber zumindest wirken die Profis in ihren Aussehen wesentlich menschlicher als das Publikum. Richtig gut sind die Animationen, die derart flüssig ablaufen und einen ebensolchen Spielfluss auf dem virtuellen Eis inszenieren, dass da tatsächlich ein bisschen von der gerne beschworenen Authentizität rüberkommt.

Siege und Niederlagen


Nachdem ich mich in ein paar Matches warm am Controller gespielt habe, habe ich den Weg zu einen der großen Modi gesucht und eine Saison im Franchise-Modus begonnen und…uff. Da war sie wieder, die erschlagende Detailversessenheit. Ich finde es ja cool, wie sehr man mittlerweile jedes noch so kleine Zahnrädchen managen kann. Selbst Entscheidungen wie das Bauen von Parkplätzen und wie gut ausgestattet denn nun die Toiletten im eigenen Stadion sein sollen, kann ich treffen. Ich verstehe absolut, wie Enthusiasten hier das Herz aufgeht und wie tief sie sich in Statistiken versteifen können wollen und selbst Trainer/Manager spielen. Ich wollte aber erst einmal nur eine Saison spielen und Spaß haben. Also wieder raus und stattdessen ab in den im Vergleich schon fast biederen Saison-Modus. Spiel um Spiel fahre ich Siege mit den Maple Leafs aus Toronto ein, am Ende reicht es für die Play-Offs und den Sieg des Stanley Cups.

Auch in die Online-Modi habe mich gewagt. Das Matchmaking hat mich zu Beginn mit Personen zusammengeführt, deren Können sich mit meinem deckt. Ein paar Siege, ein paar Niederlagen. Spaß? Ja. EA SPORTS NHL 23 ist aber eines dieser Spiele, die im Multiplayer für mich am besten lokal funktionieren. Auch Hockey Ultimate Team (HUT) habe ich mir angeguckt und bin schnell wieder umgekehrt. Ich kann nicht beurteilen, wie stark man wirklich auf Mikrotransaktionen zurückgreifen muss, um sich hier das eigene Dreamteam zusammenstellen zu können. Aber die Kritik an diesen Modi der EA Sportspiele kommt sicherlich nicht von ungefähr.

Arcade oder Simulation? Spiel einfach wie du möchtest!


Das ich mit NHL 23 eine gute Zeit hatte, liegt sicherlich vor allem an den Eingangs erwähnten Optionen hinsichtlich des spielerischen Anspruchs. Nach wie vor spiele ich meine Matches gegen die KI mit der althergebrachten Drei-Knöpfe-Steuerung. Im Angriff braucht man einen Knopf zum passen, einen anderen zum schießen einen weiteren zum sprinten. In der Defensive ist ein Knopf mit dem Bodycheck belegt, mit einem anderen versuche ich den Puck vom Gegner wegzuschlagen, der Sprint bleibt erhalten. Eigentlich kaum zu glauben, dass da noch mehr geht. Ich habe mich zwar mittlerweile auch an die anderen Steuerungsmodelle probiert, aber meine Güte sind die überladen. Kudos, wer sich hier zurechtfindet.

Ich mag das arcadige Gameplay sehr, verstehe aber natürlich das auch die simulationslastige Auslegung seinen Reiz hat. Ein richtiges Fest für meine Affinität zum Arcade-Gameplay ist der Modus „Ones Now“, bei dem drei Personen gegeneinander antreten und binnen kürzester Zeit versuchen so viele Punkte wie möglich zu holen. Nicht nur kann man den Modus gegen die KI spielen, sondern auch online wie offline. Hier kann man nicht nur mit den Superstars der NHL, sondern auch mit Maskottchen bekannter Teams antreten. Genau mein Ding also.

Pro & Kontra

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Pros
  • audiovisuell ordentliche Präsentation
  • große Auswahl an Modi im Single- und Multiplayer
  • tiefgehende Accessibility Optionen
  • Möglichkeit den Spielstil und Anspruch zwischen Arcade und Simulation anzulegen

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Cons
  • keine großartigen Grafikoptionen auf PS5
  • das Publikum schreit ganz laut "wir sind im Uncanny Valley"
  • Mikrotransaktionen im HUT-Modus

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Spiel Bewertung
Singleplayer
82
82
Gut
81
Multiplayer

FAZIT

Ich hatte eine erstaunlich gute Zeit mit NHL 23. Ich bin wirklich erstaunt, wie einsteigerfreundlich die Entwickler das Erlebnis gestalten. Wer die absolute Simulation haben möchte, kann dies tun. Wer einfach nur munter drauflos spielen möchte und das Arcade-Gameplay alter Serienteile bevorzugt, wird ebenso abgeholt. Diese Erkenntnis mag für Kennerinnen und Kenner der Serie ein alter Hut sein, für mich ist sie aber neu und hat für eine positive Gesamterfahrung gesorgt. Ob ich jemals so viel Affinität für mein virtuelles Team haben werde, um sie im Franchise-Modus an die Spitze zu führen? Mal schauen. Aktuell habe ich einfach eine gute Zeit und tobe mich vor allem im lokalen Multiplayer gerne aus und versuche mein Können gegen die KI im regulären Saison-Modus zu steigern und habe dabei eine gute Zeit.

- Von  Adrian

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