Jotun: Valhalla Edition REVIEW

Ich sag es immer wieder! Passt auf Euer Karma auf! Wenn man nämlich einen unrühmlichen Tod stirbt, kann es passieren, dass man sich vor den Göttern beweisen muss, bevor einem der Eintritt in das Himmelsreich gestattet wird. Davon kann die Wikinger-Kriegerin Thora ein Lied singen. Weil ihr Tod nicht auf dem Schlachtfeld geschah, entschieden sich die Götter, sie müsse eine Prüfung bestehen, bevor sich Thora die Pforten nach Walhalla öffnen. Und was für eine! Im Kampf soll sie sich fünf mythischen Riesen, den Jotun, stellen.

Das Leben nach dem Tod

Vethrfolnir and the Nameless Eagle

Schon vor einem Jahr, am 29. September 2015, erschien Jotun auf Steam für PC und Mac. Der Metacritic-Score der Steam-Version beträgt 79/100. Jotun hat also die Presse überzeugt. Nun kommen auch Konsoleros in den Genuss des Action-Adventures und werden für die Wartezeit mit dem Brandneuen Walhall-Modus belohnt. Kann Thoras Reise zur Halle der Gefallenen auch ein Jahr später noch gegen die Konkurrenz bestehen?

Jotun ist ein handgezeichnetes Action-Adventure von dem bisher kaum bekannten Studio Thunderlotus. Das Spielgeschehen kann man sich ähnlich wie die klassischen 2D-Zelda-Spiele vorstellen. Aus einer isometrischen Perspektive wird Heldin Thora mittels des linken Sticks durch die Level gesteuert. Mit der X-Taste nutzt die Wikinger-Braut ihre Axt und mit der Y-Taste haut sie zwar wirklich langsam, dafür aber kraftvoll zu. Da wächst dann kein Gras mehr. Ein Druck auf A löst eine flinke Ausweichrolle aus. Die B-Taste dient dazu, die sogenannten Götterkräfte zu nutzen. Dies sind kurzzeitig verfügbare Energieschübe, die Thora etwa Lebensenergie zurückgeben, ihre Angriffskraft erhöhen oder auch ihr Tempo. Sechs dieser Kräfte gibt es an der Zahl und um sie zu nutzen, müssen in den neun Levels die gut versteckten Schreine der nordischen Gottheiten Thor, Freya, Loki, Odin, Frigg und Heimdall gefunden werden.

Suchen und Finden, das bringt uns zum Kern des Gameplays von Jotun. Damit Thora sich ihrer Prüfung stellen kann, muss sie die Tore zu den Jotun öffnen. Dazu muss sie die Runen finden. Um an diese mythischen Schriftzeichen zu gelangen, gilt es für die nordische Kriegerin, neun Levels zu erforschen. Jedes beruht dabei auf einer eigenen Gameplay-Idee. Die Welt „Die Wurzeln von Yaggdrasil“ führt Thora etwa tief unter die Erde, wo sie an riesigen Wurzeln entlang immer tiefer ins Erdreich rutschen muss.

Der Nordhimmel

Yggdrasil

In „Der Nordhimmel“ wandelt Thora auf den Wolken und muss Sternbilder nachbilden, indem sie entsprechende Lichtsäulen aktiviert. Was daran so schwer ist? Während sie das versucht, schlagen unaufhörlich Blitze ein und der Dame mit der Axt fliegen die Funkten um die Ohren. Es sind schnelle Reflexe gefragt, um den Stromstößen geschickt mittels Rolle auszuweichen. Zwar hat jedes seine eigene Grundidee, jedoch ist die Abwechslung in den einzelnen Levels recht gering.

Um Kämpfe geht es in Jotun entgegen des ersten Eindrucks, der vielleicht entstehen mag, nur selten. Zumindest innerhalb der Levels gibt es nur zwei Arten von Gegnern, die auch nur einen kurzen Gastauftritt haben. Das Erforschen der atmosphärischen Welten steht im Vordergrund. Der Wille, jedes Detail zu entdecken, ist entscheidend. Nur wer genau aufpasst, findet die Schreine der Götter und erhält die Götterkräfte. Und nur aufmerksame Abenteurer entdecken den Baum Ithunn in wirklich jedem Level, dessen goldene Äpfel Thoras Lebensenergieleiste dauerhaft wachsen lassen.

Gründlich nach diesen Goodies zu suchen ist bitter nötig! Denn wenn alle nötigen Runen gefunden sind muss Thora sich den Jotun stellen. Die kolossalen Bossgegner haben es wirklich in sich. Jeder der Giganten hat seine eigene Strategie und lässt sich entsprechend auch nur mit bestimmten Mustern zur Strecke bringen. Wer blind mit der Axt drauf los hämmert, wird plattgewalzt, bevor er: „Odin der Göttervater.“ sagen kann. Oft reichen zwei Treffer und Thora verliert auch das Leben nach dem Tod.

Jera, der Natur-Jotun, lässt dutzende Wurzeltentakeln sprießen und hindert Thora daran, sich frei zu bewegen. Dann hüllt sie die Wikingerin in ihre „Todeswolke“ aus giftigen Sporen. Isa, der Winter-Jotun dagegen, hat nicht nur einen frostigen Atem, mit dem er alles auf Eis legen kann, er nutzt auch schlicht seine gewaltige Masse und rennt die holde Maid einfach platt.

Jeder der fünf Jotun ist eine Herausforderung für sich. Die epischen Kämpfe sind stets in zwei Abschnitte geteilt. Zu Beginn agieren die Riesen noch mehr oder minder gemächlich. Trotzdem kostet es selbst erfahrene Spieler mit Sicherheit mehrere Versuche, diese Phase zu überstehen. In Phase zwei, wenn ihre Energie langsam zur Neige geht, drehen die Jotun dann nochmal richtig auf. Eines ist sicher: Jotun ist kein leichtes Spiel. Die Götter haben Thora eine harte Aufgabe gestellt.

So sieht guter Geschichtsunterricht aus!

Jormungandr

Neben dem hohen Schwierigkeitsgrad und dem eingängigen Gameplay macht Jotun vor allem seine Atmosphäre aus. Das beginnt bei der handgezeichneten Grafik. Der Look des Games wirkt von Beginn an sehr stimmig. Nicht nur die gezeichneten Objekte selbst, sondern auch die Zusammenstellung von Farben, Formen und Effekten, seine ganze Identität, machen Jotun aus künstlerischer Sicht wertvoll.

Der Soundtrack untermalt die Reise durch die nordische Mythologie angenehm ruhig und unaufdringlich. Grafik und Sound samt der isländischen Synchronisation dienen dabei als Werkzeug, dem Spieler eine wundervolle, wenngleich kurze Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte von den Göttern des Nordens, von Riesen und Zwergen und die Geschichte einer Kriegerin, die schon als Kind das Kämpfen lernte. Thunderlotus´ Indie-Titel zu spielen, fühlt sich ein wenig an, als würde man in Grimms Märchen eine schaurige Geschichte lesen.

Und die Steuerung lässt jeden Befehl optimal in das Spiel einwirken, sodass ihr trotz der Schwierigkeit, zumindest mit eurem Können einiges wieder wettmachen dürft.

Walhalla ist die Hölle

Isa

Was kann man machen, um ein gutes Spiel noch besser zu machen? Nun, diese Frage haben sich die Mitarbeiter bei Thunderlotus sicher auch gestellt, bevor Jotun ein Jahr später erneut für Konsolen erschien. Der Untertitel „Valhalla Edition“ verrät das Ergebnis ihres Schöpfungsprozesses: Der neue „Walhalla-Modus“. Und der hat es in sich! Der Walhalla-Modus ist ein Boss-Rush-Modus in dem es gilt, gegen alle Jotun erneut anzutreten. Der Haken an der Sache: Die sowieso schon mächtigen Elementaren sind nun noch einmal kräftiger, schneller und sowieso fieser. Ob es nötig war, das Spiel, das ja ohnehin schon recht knifflig war, noch schwerer zu machen? Die Hardcore-Zocker wird es freuen. Außerdem verlängert dieser Modus die Spielzeit. Denn durch den Story-Modus hat man es schon nach etwa 10 Stunden geschafft. Das ist für einen Titel zu diesem Preis eine durchaus vertretbare Zeit. Somit ist auch schon die Überleitung zum nachfolgenden Fazit geschaffen.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
83
83
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Jotun ist für mich ein Game zum Abtauchen. Urlaub für die Sinne. Ein visuell-akustisches Erlebnis, keine Frage. In Sachen Gameplay hat es gut bei anderen abgeguckt und funktioniert einwandfrei. Die mangelnde Abwechslung in den Levels hat mich persönlich nicht sehr gestört. So konnte ich einfach mal den Kopf ausschalten. In den Kämpfen gegen die namensgebenden Jotun ging das natürlich nicht. Hier fordert das Spiel einem alles ab. Den Walhalla-Modus finde ich etwas zu schwer, aber sicher gibt es da draußen einige Experten, die sich auch davon nicht abschrecken lassen.

- Von  Rena

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