Dungeon Travellers 2 REVIEW

Eine der schönsten Seiten an unserer Gaming Kultur ist, dass es, dank eines stets unbändig florierenden Spiele Marktes, wirklich für jeden individuellen Geschmack das richtige Spiel gibt. Längst beschränkt sich Vielfalt der Konsolen Spiele nicht mehr nur auf unrealistische Autorennen, in denen man schadlos mit 280 km/h Wand touchiert, oder Fußball Simulationen, in denen man mit gewissen Tasten-Kombinationen und Laufweg Mustern das WM Finale mit 34:0 gewinnen kann. Wir können heutzutage so viele virtuelle Welten erkunden und Facetten entdecken, dass man fast nicht mehr weiß, wo man anfangen soll. Spiele sind also nicht nur in sich komplexer geworden, sondern die Genre-Vielfalt ist ebenso massiv gewachsen im Laufe der Jahre. Es ist daher immer besonders interessant, Spiele zu erkunden, die nun wirklich kaum auf dem Weihnachtswunschzettel des Europäischen Otto-Normal Gamers stehen. Genau einen solchen Titel nehmen wir hier und heute unter die Lupe. Und nicht nur Genre und Machart des Spiels sind definitiv „mal was anderes“, sondern auch die Plattform auf der sich unser Abenteuer abspielt, ist keiner der gängigen Konsolen Titanen: Wir betrachten heute das neue „Dungeon Travellers 2 – The Royal Library and the Monster Seal“ auf der Sony Playstation Vita.
 
 

Big in Japan

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Was erwartet uns auf dieser Reise? Diese Frage stellt sich zwangsläufig, wenn wir uns das bombastische und knallige Cover des Spiels das erste Mal näher ansehen. Eines steht natürlich sofort fest: Wir bewegen uns in die Welt von Anime und Manga. Die zwei überaus figurbetonten und in bester Japan-Style Manier gekleideten zwei jungen Damen auf dem Cover, vor allem aber der Blick auf ein paar Screens und Trailer zu diesem Spiel suggerieren uns, dass dieses Spiel eine durchaus freizügige Komponente haben wird.
 
Wir treten nun also ein in diese ungewisse, höchstwahrscheinlich jedoch bunte und lebhafte Welt, und sofort… geht es ab! Nach dem Titel Screen ertönt prompt die Intro Musik, eine sehr typische, fast schon Parodien-hafte schnelle Rocknummer mit elektrischen Drums und kernigen E-Gitarren Sounds (das obligatorische hochtönige Gitarrensolo selbstredend inklusive). Dazu stimmt uns der leidenschaftliche Gesang schon mal darauf ein, was wir auch im kompletten weiteren Verlauf des Spieles akustisch vernehmen werden: Ein komplettes Soundbild auf Japanisch. Die Optische Komponente wird während dieses Intros von einem mehr als lebhaften Video begleitet, das mich an blitzende, hektische und Kinderaugen überfordernde Anime Serien aus den 90er Jahren erinnerte. Was uns wirklich an Story und Gameplay erwartet, können wir bislang aber noch nicht aus dem Material schließen – nur, dass es nicht an knapp bekleideten Kriegerinnen im Manga Design und Action in finsteren Dungeons mangeln wird. Wagen wir also einen Blick hinter die Kulissen, und mitten hinein ins Spiel.
 
Mit Dungeon Travellers 2 präsentiert Publisher NIS einen Titel, den Fans und Experten als sogenannten „Dungeon Crawler“ definieren. Die Handlung setzt dabei auf altbewährte Story Elemente: Unsere Spielfigur ist ein tapferer junger Mann, mit dem typischen Japanischen Kriegernamen „Fried“, der sich ins Königreich Romulea aufgemacht hat, um dort beim Kampf gegen die dunkle Bedrohung zu helfen. Bei dieser Bedrohung handelt sich jedoch nicht, wie die Formulierung implizieren mag, um vom Kurs abgekommene Mitglieder der Jedi Ritter, sondern vielmehr um mysteriöse Monster und Dämonenähnliche Wesen, die sich in den unterirdischen Kerkern des Königsreiches verstecken und drohen, zu einer Gefahr für die friedlichen Einwohner der heilen Welt zu werden. Diese recht vage Inhaltsangabe ist nicht etwa meinem mangelnden Einfallsreichtum geschuldet, sondern dem Umstand, dass wir zunächst einmal nicht viel mehr erfahren. WAS wir jedoch erfahren, ist dass wir – in Person unseres Protagonisten, als junger Alchemist in der Royal Library vorstellig werden, wo wir uns als Monster-Jäger bewerben. Hier nämlich befindet sich der Sitz der „Libras“ der tapferen Bewegung, der dem Unheil aus dem Untergrund den Kampf angesagt hat. Nach erfolgreicher Bewerbung können wir dann schon bald in die umliegenden Dungeons losziehen, um dort den bösen Kreaturen des Tunnelreiches den Gar aus zu machen. Direkt bei unserem ersten Auftrag stoßen wir dabei auf zwei junge Damen, die sich als unser Support in Person von zwei Kriegerinnen herausstellen und uns fortan begleiten werden.
 

Auf in die Schlacht

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Im Folgenden ziehen wir durch Labyrinthartig aufgebaute, sehr sparsam texturierte Tunnel, auf denen uns immer wieder Monster begegnen, die wir bekämpfen müssen. Nach jedem gewonnenen Kampf gegen eine der vielen skuril gestalteten Kreaturen, fängt unser Titel Held die unglaublichen neuen Wesen mit Hilfe seines magischen Buches ein. Mit einer magischen Kraft und unter tosenden Anime Animationen saugt er diese Gegner in sein Buch, genauer gesagt durch das darauf befindliche „Magic Seal“ und fügt sie damit seiner Sammlung hinzu und verbannt sie aus der heilen Welt und in sichere Distanz. Zusätzlich droppen die besiegten Gegner zufällige Goodies und Upgrades, die wiederum auf unsere 2-Frau-starke Kampf-Crew verteilt werden können. Dazu gehören nicht nur Ausrüstungsgegenstände wie Rüstungen und Waffen, sondern auch andere Dinge, wie zum Beispiel Croissants, die man zur Wiederherstellung verlorener Energie im Kampf benutzen kann. (… was man halt auf eine Monster Jagd mitnimmt: Magisches Buch, Schwert, Blätterteig Gebäck…) Nach und nach werden so die Dungeons des Landes besucht, immer in einem ständigen Wechsel aus marschieren durch die sehr linearen Tunnel, Kampf gegen plötzlich auftauchende, immer anspruchsvoller werdende Monster Gegner, sowie schließlich einem Endgegner am Ende des Tunnelwerkes. Zwischendurch erfahren wir durch Textpassagen in Verbindung mit sparsam animierten Standbildern wie die Story weitergeht, treffen auf verrückte Nebencharaktere und lernen mehr über das Geheimnis des Königreiches. Man trifft dabei mit der Zeit nicht nur auf viele weitere Klassen von Monstern, sondern auch auf neue Kämpfer, die sich für das Gute in die Schlacht begeben. Zudem wächst die Liste der besonderen Skills und Gegenstände immer weiter, während jedoch auch die Gegner, welche es von Anfang an schon in sich haben, auf immer höherem Niveau agieren.
Diese „trockenen“ Fakten erwecken ein wenig den Eindruck, den ich auch bei den ersten Tests zu diesem Spiel gewonnen habe: Wir haben es hier mit nichts bahnbrechend neuem zu tun. Im Gegenteil:Die reine Spielart, das Gameplay und das Konzept dieses Titels sind leider eher schlicht. Wir marschieren mechanisch aus der Ich Perspektive durch immer ähnlichee Tunnel-Dungeons, werden an jedem zweiten Abzweig von einem Monster in Form einer Asiatisch gestalteten jungen Frau in ultra knappen Hotpants, dafür jedoch bedeckt von magischem Gelee, oder aber einer zornig dreinschauenden Monster-Apfelsine  aufgehalten und müssen uns hindurchkämpfen. Dazu gibt es hier und da einige Schatztruhen zu looten, die entweder nützliches, oder bares enthalten können.
 

Zwischen Monstern und Dessous

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On Top hat man versucht, diesem Spiel durch einige knallige, bunte Animationen, schrille japanische Erzählstimmen und vor allem für den hiesigen Gaming-Gaumen etwas deplatzierte Erotik etwas mehr Pepp und Leben einzuhauchen. Dies geht aber ab und zu wirklich in die Hose… sofern eine Hose vorhanden ist. So gibt es einige Szenen zu bewundern, die nicht nur sehr viel Nacktheit ganz im Sinne des japanischen Schönheitsideals mit jungen Damen mit riesigen Brüsten und Wespentaillen präsentieren, sondern auch – kontextmäßig – an den Haaren herbeigezogene angedeutete oder gar recht explizite Szenen mit sexuellen Symbolen und Gesten. Diese Erotik Komponente ist einer der Aspekte, der mich rätseln lassen, was sich die Entwickler dabei als Gesamtkonzept vorgestellt haben. Für mich sorgt so etwas eher für einen Bruch der Abenteuer Stimmung, wenn sie sich denn mal aufbaut, und ist für mich unangemessen platziert und dosiert, wie eine riesengroße Hand voll Salz auf ein Tellerchen Suppe.
Auch weitere Aspekte ergeben für mich ein nicht wirklich begeisterndes großes Ganzes. Wer beispielsweise die Handlung wirklich verfolgen will, muss sich immer wieder lange, lange Dialoge durchlesen, die man durchklicken muss, während die stets sehr grellen und hastigen japanischen Sprecher das ganze akustisch untermalen. Wir bewegen uns dabei aber in Dimensionen, bei denen man sich, selbst bei voller Motivation nach ein paar Minuten denkt: „ Mann, du kannst ja mal mit dem Dachs mit dem Anglerhut telefonieren, aber jetzt geh doch bitte endlich weiter auf Monsterjagd.“

Technik

Weiteres Manko ist schlicht und ergreifend die technische Darstellung: Dieses Spiel wurde bereits vor einigen Jahren auf der Vorgängerkonsole Playstation Portable veröffentlicht, und wurde für den Re-Release auf der leistungsfähigen Vita lediglich etwas aufpoliert. Das hat einen relativ hohen Preis. Die grafische Animation des Dungeon-Marschierens ist wirklich nicht zeitgemäß. Die dunklen Tunnel sind farb- und schmucklos und immer sehr ähnlich. Auch Schatztruhen und umherliegende Schaufeln werten das Bild nicht gerade auf. Kommt es dann zu einer Zwischensequenz, einem Dialog oder einem Kampf erleben wir auch nie eine echte Animation aus einem konstant bewegten Bild, sondern sehen vielmehr Animationen, bei denen sich einzelne Standbilder ein wenig wandeln.
Auch die Soundkulisse ist altbacken, schnell wiederkehrende, typische Japan Game Titelmelodien und die (zumindest für unsere Ohren) sehr anstrengenden japanischen Turbo Stimmen können schnell störend und demotivierend merken, besonders wenn man, zum Beispiel dank des mitunter sportlichen Schwierigkeitsgrades, einige Szenen mehrfach angehen muss.
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