Destiny PREVIEW

„Wow, was für ein toller Ausblick“ sind die ersten Gedanken, die mir in den Kopf schossen, nachdem ich die Charaktererstellung und das Intro von „Destiny“ hinter mich gelassen habe und die ersten Schritte im neuen Mammut-Werk von Bungie mache. Und obwohl mich mein Begleiter mahnt, das die Umgebung, in der ich mich befinde, ohne Waffe in der Hand zu gefährlich sei und ich deshalb Schutz in einer nahe gelegenen Anlage suchen soll, so kann ich nicht anders, als eine gefühlte Ewigkeit in den virtuellen Himmel, die riesige vor mir liegende Mauer und die sich vor mir erstreckende, postapokalyptische Szenerie zu schauen.

Einige Minuten später befolge ich den Rat meines Begleiters – einer künstliche Intelligenz in Drohnen-Hülle mit den Namen Geist – und suche schließlich Schutz und Waffen. Dabei erfahre ich, das ich mich in Russland befinde. Alt-Russland um genau zu sein. Denn „Destiny“ spielt mehrere Jahrhunderte in der Zukunft und entwirft das Bild einer Erde, die nicht mehr viel mit jener zu tun hat, wie wir sie heute kennen. Nicht, seit der Mensch sich auf zu fernen Planeten gemacht und diese besiedelt hat. Nicht, seit eine geheimnisvolle Macht aufgetaucht ist und einen Großteil des Lebens auf der Erde ausgelöscht und einen kaum mehr bewohnbaren Planeten zurückgelassen hat. Was diese Macht genau war oder ist scheint niemand so genau zu wissen. Das selbige gilt für den Retter der Menschen, den sie den „Reisenden“ nennen. Wer oder was dieser ist bleibt in der Beta von „Destiny“ eine ebenso ungeklärte Frage, wie vieles andere. Nur eines ist sicher: schon kurze Zeit nach dem Spielstart hat es das neue Spiel der „Halo“ Schöpfer geschafft mich anzufixen.

Eine Tour durch das Science-Fiction-Genre

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Das hat zunächst einmal gar nichts mit der eigentlichen Spielmechanik, sondern sehr viel mehr mit der audiovisuellen Ästhetik des Spieles zu tun. Diese wirkt wie eine sehr stimmungsvolle Mischung irgendwo zwischen „Star Wars“, „Mass Effect“ bis hin zu Tarkovskij´s „Stalker“ und Lynch´s „Dune“. Trotz vieler stilistischer Anknüpfungspunkte zu anderen Werken aus dem Sci-Fi-Genre – die sich offenbar auch Inhaltlich fortführen werden– gelingt es Bungie trotzdem „Destiny“ eine eigene Note zu verleihen. Inwiefern das Universum auch im Endprodukt in sich stimmig ist, lässt sich auf Grundlage der Beta natürlich nur vermuten. Doch die in der Testversion zugänglichen Gebiete machen schon jetzt einen ziemlich atmosphärischen Eindruck.

Die Beta umfasst neben vier Multiplayer-Maps (die nur für zahlende PS+ Kunden verfügbar sind) auch der ersten vier Missionen der Story-Kampagne. Diese führen mich allesamt auf die Erde und in das bereits erwähnte Alt-Russland. Die Umgebung hier ist stark verwüstet. Rostige Panzer, verlassene Bunker und eine majestätisch in den Himmel ragende Startrampe für Raketen sind einige der vielen verbliebenen Spuren der niedergegangenen Zivilisation. Das auf der Erde eine ziemlich starke Macht gewütet haben muss, wird schnell ersichtlich, nicht zuletzt auch an dem wechselseitigen Klima, für welches Schneestürme und weiße Strände innerhalb eines kleinen Radius keinen Widerspruch darstellen.

Grafisch macht „Destiny“ auf der Playstation 4 einen guten Eindruck, stellenweise sogar einen sehr guten. Das Spiel besitzt sehr gelungene Licht- und Schatteneffekte, es gibt gelungen umgesetzte Tageszeitenwechsel, die Animationen sind flüssig und vor allem das gelungene Art-Design wird schön in Szene gesetzt. Ganz euphorisch stimmt mich die optische Qualität aber nicht, allerdings muss man zwei Fakten im Hinterkopf behalten. Zum einen haben wir es hier mit einem Hardware-Generationen übergreifenden Spiel zu tun, welches nicht nur für die Playstation 4, sondern auch deren Vorgänger,sowie Xbox 360 und Xbox One erscheinen wird, zum anderen ist Bungie´s neues Spiel ein MMORPG, das eine sehr große Spielwelt bieten will und dementsprechend gewisse Abstriche machen muss. Wirklich nervig sind nur die teils sehr langen Ladezeiten, an denen die Entwickler bis zur fertigen Version hoffentlich noch ein wenig arbeiten.

Das Erbe von Halo

Darüber hinaus überzeugt auch die spielerische Komponente. Tatsächlich kann man sich hier sehr stark an „Halo“ orientieren, denn „Destiny“ ist Streckenweise das gleiche nur mit anderen Cover. Die Gegner K.I., teilweise sogar deren Animations-Abläufe und Aussehen sind beinahe identisch oder sich zumindest sehr ähnlich. Auch die (fantastische) Steuerung und die Kampf-Inszenierung erinnert stark an die Ausflüge mit dem Master Chief. Obwohl hier überraschend auffälliges Recycling betrieben wurde, fällt dieser Umstand nicht negativ ins Gewicht. Ein weiteres Vorbild war offensichtlich auch „Borderlands“. Dies fällt vor allem bei den Kämpfen auf, denn wann immer man einen Gegner beschießt und trifft werden auf dem Bildschirm die zugefügten Hitpoints visualisiert. So wirklich gefällt mir diese Lösung für ein eher geerdetes Setting wie das von „Destiny“ nicht, vor allem da sie mich ein wenig aus der gut aufgebauten Illusion herausreißen.

Auch sind mir beim spielen der Beta einige andere Details aufgefallen, die auf langer Sicht das Gesamtbild trüben könnten. So spielten sich beispielsweise die in der Testversion verfügbaren Missionen alle recht ähnlich. Hauptsächlich musste ich mich durch Horden von Gegnern kämpfen und einen bestimmten Punkt auf der Karte erreichen um dort beispielsweise Informationen zu sammeln. Die Kämpfe – so gut sie auch in Szene gesetzt sind – verlangten kaum taktischen Tiefgang, was auch damit zu tun hat das die Abläufe der Gegner sehr schnell und sehr einfach zu lesen sind. Die Angriffstaktik, die Suche nach Deckung und das flankieren laufen fast immer nach einem ähnlichen Muster ab. Fordernd sind die Kämpfe meist wegen der großen Masse an Gegnern, die sich mir in den Weg stellen. 90 Kills pro knapp 25-minütiger Mission sind keine Seltenheit. Auch die bisher bekämpften Boss-Gegner setzen eher auf einen dicken Energiebalken und die Fähigkeit großen Schaden zuzufügen, als auf komplexe K.I. Verhaltensweisen. Nichtsdestotrotz machen die Kämpfe Spaß, was neben dem guten Balancing auch an der großen Auswahl an verfügbaren Waffen liegt. So erlaubt bereits die Beta aus diversen Sturmgewehren und Schrotflinten zu wählen, auch gibt es Plasma-Waffen, Sniper-Gewehre und Granaten.

Motivierend ist auch das Charakter-Levelsystem. Je nachdem, für welche Klasse man sich zu Spielbeginn entscheidet bekommt man mit steigenden Level individuelle Fähigkeiten, darunter auch Spezial-Angriffe. So kann der agile Jäger per Knopfdruck etwa einen Goldenen-Revolver aktivieren, dessen drei verfügbare Projektile ziemlich viel Schaden anrichten. Der Warlock hingegen kann mit der Fähigkeit „Nova Bombe“ einen Energieball auf Gegner werfen, während der Titan mit seiner „Chaosfaust“ auf seine Feinde springt und diese niedergestreckt. Neben der Auswahl der Klasse kann man übrigens auch das Aussehen seines Heroen individualisieren. Warum ich nun aber unbedingt aus unterschiedlichen Rassen, Frisuren und Kriegsbemalungen auswählen muss, war mir noch nicht ganz klar, denn im Spiel sieht man seinen Charakter in der Regel nur aus der First-Person-Sicht. Lediglich, wenn ich via Menü den „Turm“ anfliege und mich in dieser letzten großen Bastion auf Erden bewege, kann ich meinen Protagonisten aus der Schulter-Perspektive sehen. Der angesprochene „Turm“ fungiert in „Destiny“ im übrigen als Genre-typischer Hub. Hier hole ich mir Belohnungen für erledigte Aufträge ab, kaufe neue Rüstung und Waffen und bessere diese auf usw. In diesem Areal sammeln sich übrigens auch andere Spieler und erledigen ihre Laufgänge. Auch während man sich in einer Mission befindet trifft man immer mal wieder auf Mitspieler, die sich dem Spieler anschließen können, sodass sich Missionen gemeinsam im Koop-Stil angehen lassen. Leider gibt es bisher keine wirklich zufriedenstellende Möglichkeit der Kommunikation zwischen menschlichen Spielern, die Implementierung eines Chats oder einer anderen Lösung wäre für die finale Spielversion wünschenswert.

Auch bin ich mir bisher noch etwas unschlüssig, ob es Bungie schafft obendrauf noch eine gute Geschichte zu erzählen. Die Versatzstücke der Beta funktionieren schon einmal recht gut. Das sehr mystisch angehauchte Universum fasziniert mich, auch die wenigen, zu sehenden Zwischensequenzen verstehen es Stimmung aufzubauen. Es ist dem Spiel nur zu wünschen, das aus den vielen Komponenten am Ende auch für Spieler mit Hang zu guten Geschichten etwas abfällt.

 

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
80
Okay
80
Multiplayer

FAZIT

Nach einem intensiven Wochenende mit der Beta von „Destiny“ bin ich positiv überrascht. Dass das 500 Millionen teure Projekt auf einem sehr hohen Niveau agiert sollte kaum überraschen. Art-Design, Gameplay, Atmosphäre – all das gefällt mir bereits sehr gut. Unsicher bin ich mir noch, was die Erzählung angeht. Die in der Beta verbauten Versatzstücke fördern bereits den Wunsch zu wissen, was hinter dem „Reisenden“, der mysteriösen Macht und überhaupt der Mythologie des Spieles steckt. Es bleibt zu hoffen, das Bungie hier eine wirklich in sich geschlossene Rahmenhandlung erzählen kann und wird. Letztendlich wichtiger als eine kohärent erzählte Geschichte, ist sicherlich das Gameplay. Und dieses bereitet mir derzeit noch ein wenig Kopfzerbrechen. Denn obwohl die Kämpfe gut von der Hand gehen, das Level-System motivierend und der Entdeckungsdrang groß ist, so wirkt das Gameplay nach einigen Spielstunden fast schon generisch. Bedenkt man, das „Destiny“ über mehrere Jahre hinweg funktionieren und Spieler an sich binden muss um kein finanzielles Desaster zu werden, bleibt auch hier zu wünschen, das Bungie auf lange Sicht Inhalte bereit stellen wird, die zumindest Ansatzweise Abwechslung in die Sache bringen. Ein finales Urteil wird man natürlich erst ziehen können, wenn das Spiel ab September in den Händlerregalen steht.

- Von  Adrian

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USK 16 PEGI 16

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