Daymare: 1994 Sandcastle REVIEW
Das Eintauchen in die düstere Welt des Survival-Horrors ist immer ein gewagtes Unterfangen, das entweder einen modernen Klassiker hervorbringen oder auf der Strecke bleiben kann. Daymare: 1994 Sandcastle, das jüngste Mitglied der Daymare-Reihe der italienischen Entwickler Invader Studios, verspricht zunächst viel, bleibt aber trotz aller Bemühungen hinter meinen Erwartungen zurück. Auch wenn es das Genre nicht revolutioniert, zeigt es doch, dass es mehr zu bieten hat als einige seiner Konkurrenten – ich denke da vor allem an Titel wie Outbreak. Um aber wirklich in den Olymp der Survival-Horror-Klassiker wie Resident Evil aufzusteigen, müsste das Spiel an vielen Ecken und Enden nachjustiert werden.
Area 51 und die lebenden Toten
Im erzählerischen Zentrum von Daymare: 1994 Sandcastle finden wir uns in der Rolle der Golfkriegsveteranin Dalila Reyes wieder, die zu einer scheinbaren Rettungsmission in die legendäre und stets umstrittene Area 51 geschickt wird. Die Grundvoraussetzungen für ein spannendes Abenteuer sind also gegeben, doch leider krankt die Umsetzung an einer Reihe von Problemen. Insbesondere leidet die Geschichte unter einer fragmentierten Erzählstruktur und unklaren Handlungssträngen, was das Immersionserlebnis erheblich stört.
Ich habe auch das Gefühl, dass die Zwischensequenzen oder generell die Dialoge viel zu lang sind. Natürlich lässt sich in anderen Videospielen über diverse One-Liner köstlich amüsieren. Aber hier habe ich mir sehr oft gewünscht, dass man schneller auf den Punkt kommt und die Dialoge um 50 % kürzt. Vielleicht wollte man die ca. 5 bis 6 Stunden dauernde Kampagne auf diese Weise strecken.
Das Spiel baut sich anfangs vielversprechend auf und präsentiert in diesem Teil auch das Beste, was man später nicht mehr zu sehen bekommt. Meine erste Enttäuschung erwartet mich direkt bei der ersten Begegnung mit einem der generischen Gegnertypen. Ich wäre viel zufriedener gewesen, wenn mich hier nur die grafisch ansprechende Umgebung und Erkundung erwartet hätte.
Sich selbst im Weg
Das Kampfsystem präsentiert sich als einer der größten Stolpersteine auf dem Weg durch das Spiel. Obwohl minimale Fortschritte gegenüber seinem Vorgänger erkennbar sind, bleibt die Kampfmechanik größtenteils unbefriedigend. Gegner unterschiedlichster Couleur tauchen oft in den ungünstigsten Momenten und in den am wenigsten geeigneten Umgebungen auf, was zu unnötigem Frust führt. Das Gameplay legt zudem einen unverhältnismäßigen Schwerpunkt auf den Kampf und vernachlässigt damit subtilere Überlebensaspekte, die in einem Survival-Horror-Spiel eigentlich im Fokus stehen sollten. Oftmals sind die Spieler sogar gezwungen, Gebiete durch Kämpfe zu säubern, bevor sie überhaupt weitergehen können, was die Wahlmöglichkeiten und das strategische Vorgehen einschränkt.
Die Bewaffnung ist ebenfalls unausgeglichen: Während die Schrotflinte einem häufig das Leben rettet, mangelt es anderen Waffen wie der Maschinenpistole an der notwendigen Durchschlagskraft.
Der Frost Grip ist eines der markantesten Merkmale von Daymare: 1994 Sandcastle und dient sowohl dem Kampf als auch dem Lösen von Rätseln. Dieser spezielle Handschuh ist mit einem Flüssigstickstofftank verbunden und wird im Laufe des Spiels immer wichtiger. In einer Welt mit begrenzter Munition ermöglicht es der Frost Grip, Gegner einzufrieren und mit einem Finisher zu erledigen, was Munition spart.
Das Gerät kann auch über spezielle Terminals aufgerüstet werden. Zu Beginn sind die Upgrades grundlegend, wie die Erhöhung der Kapazität oder der Gefriergeschwindigkeit. Später können leistungsfähigere Optionen wie Gefrierminen und Bomben freigeschaltet werden, die strategische Vorteile bieten, z. B. bei der Abwehr von Hinterhalten.
Lieber Rätseln als Kämpfen
Eine weitere Herausforderung stellen die Bosskämpfe dar. Statt mit taktischer Finesse oder kreativen Mechaniken zu glänzen, setzen sie vor allem auf repetitive Muster und Ausdauertests, die eher ermüden als begeistern.
An einigen Stellen glänzt das Spiel mit Erkundungselementen und zu lösenden Rätseln. Diese sind zwar nicht fehlerfrei, bieten aber zumindest eine angenehme Abwechslung zu den Kämpfen und sind gut in das Leveldesign integriert. Ich habe mich tatsächlich dabei ertappt, wie ich wieder motiviert durch die Kulissen gestapft bin und auch die Hackermechanik als durchaus gelungen empfunden habe. Es ist wie ein Minispiel aufgebaut, bei dem man durch das Verschieben von Buchstaben ein Passwort nachbauen kann.
Ich wünsche mir für einen potenziellen Nachfolger mehr Fokus auf diese Komponenten. Invader Studios kann Spannung aufbauen und Kulissen darstellen. Wenn es schon weniger mit dem Design der Gegner klappt, dann doch bitte hier mehr ausarbeiten.
Alleine unterwegs in technisch hübscher Kulisse
Technisch gibt es Fortschritte, vor allem bei den Charakteren und den Animationen. Aber auch hier stolpert das Spiel über unzuverlässige Hitboxen und kleinere, aber störende Bugs. Dennoch. Alles, was abseits der Gegner passiert, sieht gut aus, lässt einen in diese Welt eintauchen. Man will mehr davon. Mehr sehen, mehr erleben, mehr Rätsel lösen. Die Unreal Engine 4 glänzt und lässt euch selbst auf dem Steamdeck mit solider Performance spielen. Die von uns getestete PC Version macht eine gute Figur und ist auf Singleplayer ausgelegt.
Wer sich jetzt fragt, was ist mit dem Klang? Dazu kann ich eigentlich nichts Negatives sagen. Die Waffengeräusche bleiben flach, die allgemeine Geräuschkulisse ist okay. Nichts, was mich besonders beeindruckt oder schockiert hätte. Bis auf die gut platzierten Jumpscare-Momente, die sowohl optisch als auch auf den Ohren für freudiges Zucken sorgen.
Wo steht die Genre-Konkurrenz?
Daymare: 1994 Sandcastle zeigt in vielen Aspekten, dass es Ambitionen hat, die leider nicht immer in eine kohärente Spielerfahrung münden. Die fragmentierte Erzählstruktur, der übermäßige Fokus auf das Kampfsystem und einige Designschwächen halten das Spiel davon ab, sein volles Potenzial zu entfalten. Trotz dieser Schwächen besticht das Spiel durch seine atmosphärische Kulisse und den interessanten Einsatz des Frost Grips, der für einige spannende Momente sorgt. Besonders positiv fallen die Erkundungselemente und Rätsel auf, die einen Kontrast zu den oft frustrierenden Kampfsituationen bieten. Technisch kann das Spiel mit soliden Animationen und Grafiken punkten, wobei kleinere Bugs und unzuverlässige Hitboxen den Gesamteindruck schmälern. Der Soundtrack ist passend, aber kaum bemerkenswert, mit Ausnahme der gut platzierten Jumpscare-Momente.
Für Fans des Survival-Horror-Genres könnte Daymare: 1994 Sandcastle einen Blick wert sein, insbesondere wenn man bereit ist, über seine Mängel hinwegzusehen. Allerdings sollte man keine Revolution des Genres erwarten. Invader Studios hat definitiv Raum für Verbesserungen, und es wäre interessant zu sehen, wie sie die Stärken des Spiels in zukünftigen Titeln weiter ausbauen könnten. Bei der derzeitigen Ausführung bleibt es jedoch bei einem durchschnittlichen Beitrag zum Survival-Horror-Genre, der mit einigen guten Ansätzen aufwartet, aber letztlich nicht in der Liga der Genreklassiker mitspielen kann.
Pro & Kontra

- Schicke Optik die zum erkunden einlädt
- Frost Grip macht Laune
- Horror Aspekt ist vorhanden und gut

- Zuviel Fokus auf den Kampf...
- ...und zu wenig Waffen-Balance
- Cutscenes zu lang, Story zu unausgegoren
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