Danganronpa 2: Goodbye Despair REVIEW
Nur wenige Wochen nach dem Steam-Release von Danganronpa – Happy Trigger Havoc (zum Test geht´s hier) liefert Publisher Spike Chunsoft nun schon die Fortsetzung der abgedrehten Visual Novel für den PC nach. Mit neuem Cast, frischen Setting und der bewährten, aber leicht modifizierten Formel will auch Danganronpa 2: Goodbye Despair in die hohen Wertungsregionen vordringen. Warum das gelingt und wieso die Fortsetzung teilweise den Erstling gar übertrumpft, klärt der Test.
Ein Schulausflug der ist lustig, ein Schulausflug der ist schön…
Ein neues Schuljahr in der Hope´s Peak Academy steht bevor. Diese gilt als die renommierteste Schule des Landes und öffnet ihre Pforten lediglich für die Besten ihres Faches, den sogenannten Ultimativen. Auch Hajime Hinata darf sich nach mühsamer Vorbereitung darauf freuen in dieser prestigeträchtigen Eliteschmiede seinen Abschluss machen zu dürfen. Doch kaum im zukünftigen Klassenzimmer angekommen, werden er und seine 15 Mitschüler nicht von einem Lehrer,sondern von einem sprechenden Hasen namens Usami begrüßt. Diese verkündet, das der eigentliche Schulbetrieb noch etwas warten kann und man stattdessen den Bund untereinander mit einem Schulausflug stärken könne. Kaum sind diese Worte vor den verdutzten Schülern gesprochen, verwandelt sich das karge Klassenzimmer auch schon in einen malerischen Strand. Wie bitte?
Danganronpa 2: Goodbye Despair lässt nicht viel Zeit verstreichen, um den Spieler mit seiner Absurdität zu konfrontieren. Ein sprechender Hase mit Zauberstab? Ein Klassenzimmer, welches sich in einen Südseestrand verwandelt? Und dann sind da ja auch noch die ganzen Ultimativen mit ihren eigenwilligen Fähigkeiten, wie der ultimative Koch, die ultimative Krankenschwester, der ultimative Yakuza, das ultimative Gaming Girl…Hajime versteht die Welt nicht mehr. Und ähnlich dürfte es auch Spielern ergehen, die hier zum ersten Mal mit der Reihe in Kontakt kommen. Zwar dürften die meisten Spieler von Danganronpa 2: Goodbye Despair den Vorgänger bereits kennen. Trotzdem kann man die Fortsetzung auch dann spielen und verstehen, wenn man den Erstling nicht gezockt hat. Allerdings gibt es viele Anspielungen auf Danganronpa – Happy Trigger Havoc, die man eben nur dann versteht, wenn man diesen auch gespielt hat.
Let the killing begin!
Gerade als sich Hajime damit abfindet, das fortan irgendwie alles wider dem normalen Menschenverstand abläuft, taucht auch schon ein alter Bekannter auf und lässt die Wolken über der tropischen Sommerinsel (im wahrsten Sinne des Wortes!!!) verdunkeln. Monokuma, der mechanische Killerbär aus dem Vorgänger, ist erneut mit von der Partie und klärt die 16 Schüler darüber auf, dass aus dem geplanten Urlaub erst einmal nichts wird. Stattdessen läutet er die Glocke zum Spiel auf Leben und Tod, an welchem die Schüler nun teilnehmen müssen.
Denn die einzige Möglichkeit von der Insel zu fliehen besteht darin einen Mitschüler zu töten und erfolgreich den darauf folgenden Gerichtsprozess zu überstehen. Kann in diesem der wahre Täter nicht ausfindig gemacht werden, so darf er von der Insel abhauen und in sein altes Leben zurückkehren. Für alle anderen Schüler wäre ein solcher Ausgang allerdings der sichere Tod. Zwar nimmt anfänglich niemand Monokuma so wirklich ernst. Doch nach und nach wird Hajime und den Anderen klar, dass hinter den Worten des sadistischen Bären mehr steckt, als sie zu hoffen wagten. Und so kommt es, dass der erste Mord nicht lange auf sich Warten lässt…
Dynamischer Genre-Mix
Zu 70% Visual Novel, 25% Point-and-Click Adventure und 5% Rhythm Spiel – diese Gewichtung dürfte einen guten Eindruck vom Ablauf geben und dem, was euch in Danganronpa 2: Goodbye Despair erwartet. Zum überwiegenden Teil erzählt das Spiel seine sehr spannende, absolut absurde und immer bizarrer werdende Handlung in gewohnt liebevoll gestalteten Standbildern. Diese sind zum großen Teil nicht vertont, lediglich ein kleiner Teil ist komplett mit einer (wahlweise englischen oder japanischen) Sprachspur versehen, der Rest ist reiner Text, der nur in englischer Sprache vorliegt. Und eben hier dürfte für manche Spieler auch eine kleine Crux liegen, denn der Inhalt ist einigermaßen komplex und vor allem mit viel Wortwitz gespickt. Wer kein gutes Englischverständnis hat, der dürfte hier kaum seine Freude finden. Und das ist bedauerlich, denn die englische Lokalisation ist ein weiteres Mal richtig, richtig gut geworden und versprüht so viel Witz und Charme, wie ich es mir häufiger wünschen würde.
In Sachen Storytelling, Handlung und Figuren erreicht Danganronpa 2: Goodbye Despair spielend leicht die Qualität seines Vorgängers und setzt noch einmal eine Schippe oben drauf. Zwar kommen die Twists nun nicht mehr ganz so überraschend um die Ecke und der Spannungsaufbau tut sich für Kenner etwas schwer. Trotzdem fesselt das Spiel Stunde um Stunde und lässt die Zeit wie im Fluge verstreichen.
Mörderischer Schulausflug
Vor allem das neue Setting hat es mir richtig angetan. Ein wenig erinnert das Szenario nun an den Film Battle Royale: eine Gruppe Schüler wird auf einer verlassenen Insel ausgesetzt und muss sich gegenseitig töten. Der Unterschied zu dem Klassiker von Regisseur Kinji Fukasaku liegt darin, dass sich Danganronpa 2: Goodbye Despair deutlich weniger ernst nimmt und seine Handlung mit einer großen Prise schwarzen Humor garniert. Und dabei wird so ziemlich alles durch den Kakao gezogen, was dem Autor der Serie, Kazutaka Kodaka, in den Kopf kommt. Egal ob Videospiele, japanische Popkultur oder Charakterklischees – alles fällt dem kruden Humor zum Opfer. Gleichzeitig schafft es Kodaka aber seiner Geschichte einen angenehmen Touch Emotionalität zu verleihen, denn unter der Fassade jeder Figur steckt viel mehr, als es zu Beginn den Anschein macht.
Und so beginnt man als Spieler mit der Zeit zu hoffen, dass es nicht den eigenen Lieblingscharakter trifft, der in diesem mörderischen Schulausflug zum Opfer der Umstände wird. Doch nach und nach schrumpft der Cast immer weiter und man muss immer wieder daran die eigene Spürnase zu aktivieren und den Schuldigen der jeweiligen Verbrechen ausfindig machen. Hier wechselt das Spiel schließlich in seinen Point-and-Click Modus. Man befragt die anderen Figuren, klickt sich durch die Bildschirme und sucht nach Hinweisen. Ist die Suche nach Indizien abgeschlossen, beginnt ein Gerichtsprozess.
Bekanntes Prinzip, leicht erneuert
Allzu viel hat sich beim Ablauf der Prozesse nicht verändert. Nach wie vor liefert man sich hitzige Wortgefechte, macht Lücken in Aussagen aus und präsentiert zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Beweise. Der Ablauf ist dabei noch eine Spur dynamischer als im Vorgänger, bekannte Prinzipien wurden teilweise leicht modifiziert und frische Elemente implementiert. Beweise werden in die sogenannten Truth Bullets geladen und auf Aussagen geschossen, um diese entweder zu entkräften oder zu untermauern. Mit dabei sind auch wieder die kleinen, sehr auflockernden Logik- und Rythmusspiele. Bekannt ist Galgenmännchen, in welchen ein bestimmter Begriff gefunden werden muss indem man die richtige Buchstabenreihenfolge findet. Neu ist hingegen ein Minispiel, in welchen man eine Rennstrecke entlang fahren, Hürden ausweichen und nebenbei diverse Fragen beantworten muss.
Darüber hinaus gibt es erneut die Möglichkeit in der Free Time mit den Figuren zu quatschen und diese besser kennenzulernen. Dabei kann man sich relativ frei über die Insel bewegen und unter anderem auch versteckte Monokuma-Figuren finden. Für das Finden dieser erhält man Münzen, die wiederum in Items getauscht werden können. Die Items kann man an seine Mitschüler verschenken und so das die Beziehungen zu ihnen verstärken. Außerdem gibt es noch zwei neue Minispiele. In einer Tamagotchi-Variante zieht man ein digitales Haustier auf, in einem anderen Spiel kann man einen Nebenstrang von Usami erleben und sich in kleinen Jump´ n Run Aufgaben versuchen.