Black Mirror III REVIEW

Final Fear!? Ja, das ist der Untertitel den man Black Mirror III im englischsprachigen Raum verpasst hat – warum auch immer. Aber ganz falsch ist er ja nicht, denn tatsächlich wird die Handlung im dritten Teil zu einem mehr oder weniger zufriedenstellenden Ende gebracht. Im Februar 2011, also ca. anderthalb Jahre nachdem Teil II veröffentlicht wurde, fand die dritte Episode der gelungenen Grusel-Adventure-Reihe ihren Weg in die Händlerregale. Welchen storymäßigen Schrecken und spieltechnischen Freuden uns das hannoveranischen Entwicklerstudio Cranberry Production zum Serienabschluss aussetzt, wollen wir in folgenden Review herausfinden

 

Finsteres Erbe

Armer Darren Michaels. Seitdem seine durchtriebene Schwester Angelina in seinem Leben aufgekreuzt ist, geht alles den Bach runter. Zuerst tötet das Miststück seine Pflegemutter und lockt ihn anschließend nach Willow Creek in Großbritannien, wo er sich gegen eine mysteriöse Gruppierung aus vermummten Gestalten durchsetzen muss. Schlussendlich erfährt Darren, dass er der letzte männliche Nachfahre des Adelsgeschlechts der Gordons ist. Darrens wahrer Name lautet Adrian Gordon und er ist der Sohn von Samuel Gordon, dem Hauptcharakter aus dem ersten Teil. Angelina wollte ihn benutzen um den Fluch der Gordons wiedererstarken zu lassen, der vor Jahrhunderten vom finsteren Mordred Gordon ausgesprochen wurde. Um dieses Ziel zu erreichen steckt sie Schloss Black Mirror in Brand und verschleppt ihre und Darrens Mutter, sowie Darren selbst in Mordred’s Ritualraum, wo sie ihn zwingt mithilfe seines Blutes ein finsteres Ritual durchzuführen, wodurch sein Körper von Mordreds Seele besessen wird. Um Darren vor weiteren Schandtaten Angelina’s zu schützen reißt seine Mutter ihre bösartige Tochter mit in den Tod und lässt somit den verstörten und von Mordred besessenen Darren Michaels/Adrian Gordon alleine zurück …

Verwirrt und verzweifelt irrt der junge Mann mit einer Fackel durch den Wald um Hilfe zu finden. Letztendlich erreicht er das lichterloh in Flammen stehende Schloss Black Mirror, welches bereits von der Feuerwehr und der Dorfpolizei umstellt ist. Darren/Adrian ist erleichtert endlich Hilfe gefunden zu haben, doch statt Mitgefühl und Erste Hilfe zu erhalten, wird er vom arroganten Inspektor Spooner nur als potentieller Brandstifter und Mörder abgeführt. Die nächsten drei Wochen verbringt er in einer versifften Zelle, ehe sich endlich ein unbekannter Gönner erbarmt und ihn mittels Kaution raushaut. Dies ist jedoch nur eine temporäre Verbesserung von Darren’s/Adrian’s Situation, denn er ist nach wie vor der einzige Tatverdächtige für die Brandstiftung an Schloss Black Mirror und den Mord an Amanda Valley (ein weiteres Opfer von Angelina). Sein Gerede von Flüchen, satanischen Ritualen und seiner angeblichen Verwandschaft mit den Gordons hilft ihm da freilich auch nicht weiter. Im Gegenteil: Das einzige was er dadurch erreicht hat sind Zwangssitzungen bei einer Seelenklempnerin. Doch was nützt ihm schon eine Psychologin, wenn er von einem hasserfüllten Vorfahren besessen ist? Darren/Adrian bleibt nicht viel Zeit um seine Unschuld zu beweisen und Mordred aus seinem Unterbewusstsein zu verbannen, denn die Gewaltfantasien seines Vorfahren beginnen bereits überhand zu nehmen.

Mit dem dritten Teil wird ein gelungener Abschluss der Gesamthandlung um den Fluch der Gordons sowie den ominösen Black Mirror geschaffen. Man erfährt endlich was genau der Black Mirror eigentlich ist und in welcher Verbindung er zum Serienschurken Mordred Gordon steht. Man bekommt wieder einige alte Bekannte aus den Vorgängern zu Gesicht und trifft auch genügend neue Charaktere, wodurch das Black Mirror-Universum weiter ausgebaut wird. Die Angelegenheit mit Mordreds Fluch wird aufgelöst und auch sonst werden einige offene Rechnungen beglichen. Die NPC’s sind glücklicherweise nicht mehr ganz so stark überzeichnet wie zuvor und auch Darren/Adrian wirkt ein Stückchen demütiger als im Vorgänger. Lobenswert ist weiterhin, dass es wieder mystischer und okkultiger zugeht als in Teil II. Die Gefahren gehen also nicht wieder ständig von irgendwelchen Typen mit Schießeisen aus. Wirklich gruselig wie im ersten Teil wird es aber auch hier nicht. Der Einfluss der von Mordred ausgeht wirkt oftmals eher ulkig als angsteinflößend – Mordreds Fetisch für Messer und Schwerter sorgte bei mir jedenfalls für einige Facepalm-Momente.^^ Oftmals hat man sogar den Eindruck er würde den großen Beschützer für seinen Wirt spielen, was ja wohl kaum Sinn der Sache gewesen sein kann. Aber nichtsdestotrotz kann das Spiel in Sachen Handlung und Charaktere gut punkten.

 

Im Gameplay nichts neues

Es wird wohl niemanden überraschen, dass sich auch dieses Point & Click-Adventure mit innovativen Elementen zurückhält. Steuerung und Spielschema sind absoluter Genre-Standard – und zwar in positiver Hinsicht! Wie in fast jedem Spiel dieser Art geht’s darum die Hotspots der Renderscreens mittels Maustasten-Klicks zu untersuchen, dabei Items einzusammeln, diese gegebenenfalls untereinander zu kombinieren und anschließend an passender Stelle zu verwenden. Hotspots die keine Relevanz mehr haben erlöschen, was fruchtloses herumprobieren minimiert.


Dialoge mit NPC’s helfen dabei wichtige Info’s zusammenzutragen und die Handlung voranzutreiben. Das bereits aus dem Vorgänger bekannte Notiz- und Tagebuch ist natürlich wieder mit dabei und hilft dabei den Überblick über die Aufgabenstellungen zu behalten. Der Komfort wird durch optional zuschaltbare Hilfestellungen aufrecht erhalten. Hierzu gehören sowohl die übliche Hotspotanzeige als auch Tutorial-Tipps und die Option Apparaturrätsel und Puzzleaufgaben zu überspringen. Wer also bei der Reparatur eines Kopiergerätes oder dem zusammensetzen eines Skeletts nicht mehr weiterkommt braucht nur den entsprechenden Button zu betätigen, der nach einiger Zeit des erfolglosen rätseln aufpoppt, um die Aufgabe somit zu überspringen.

Wirklich nötig ist dies allerdings nicht, da Black Mirror III zumindest für einigermaßen erfahrene Adventure-Spieler keine allzu große Herausforderung darstellen sollte. Tatsächlich empfand ich das Spiel hinsichtlich der Rätsel (sowohl Inventar- als auch Puzzle/Apparaturrätsel) als etwas zu einfach. Der Vorgänger konnte mir in dieser Hinsicht mehr Freude bereiten. Das liegt aber auch daran, dass die Aufgaben nicht mehr so interessant wirken wie zuvor. Statt aus einem Stück Draht einen Dietrich zusammenzubiegen soll man hier ein Kopiergerät reparieren und statt eigenhändig Fotos zu entwickelt und dabei den hierfür notwendigen Prozess zu erlernen, muss man sich damit begnügen einen alten Filmprojektor in Gang zu setzten – gääähn. Ein weiteres Beispiel ist der Ausbruch aus der verlassenen Leichenhalle der bei weitem nicht so interessant gestaltet wurde wie der Ausbruch aus dem Bunkerverlies im Vorgänger. Hier hat mich das Spiel dann doch ein klein wenig enttäuscht. Besonders geärgert hat mich hingegen die abermals fehlende Option den Hauptcharakter rennen zu lassen. Ein Shortcut-Doppelklick wurde zwar wieder eingebaut, aber es kann doch nicht so schwer sein diesen um eine Rennen-Funktion für die Spielfigur zu erweitern! Immerhin gibt’s ne Übersichtskarte rund um Willow Creek, so dass man recht zügig an den gewünschten Ort gelangt.

Weiterhin enttäuschend waren die Situationen in denen man sterben kann. Diese wirkten in der Regel nicht sonderlich interessant und erweckten eher den Anschein sie wären nur eingebaut worden, weil sie eben zur Black Mirror-Reihe dazugehören.

Erwähnenswert ist dann noch das sechste und letzte Kapitel, wo man parallel zu Darren/Adrian die Kontrolle über eine zweite Spielfigur übernimmt. Eine Spielidee die ich zuletzt in den Animation Arts-Adventures Geheimakte und Lost Horizon gesehen habe. Leider wurde dieses Spielelement in Black Mirror III nicht ganz so interessant umgesetzt wie in eben genannten Titeln. Aber nichtsdestotrotz noch mal eine schöne Idee für das letzte Kapitel, welches auch einige der interessanteren Rätselaufgaben bietet.
Um die Sache abzurunden gibt es auch hier wieder das Extra-Menü, wo sich freigeschaltete Artworks, Renderfilmchen und „Minispiele“ einsehen lassen. Die Artworks blieben mir größtenteils verwehrt, warum weiß ich auch nicht, es wird im Handbuch nicht erklärt was man genau zu tun hat, um die Sachen freizuschalten. Renderfilmchen und Minispiele werden hingegen beiläufig eröffnet, wobei einige Filmchen und Minispiele übrigens rein optional sind und theoretisch verfehlt werden können.

 

Grafik, Sound und sonstiges

Auch in grafischer Hinsicht gibt’s nichts neues zu vermelden. Die Renderscreens sehen immer noch klasse aus, wirken durch kleinere Animationsphasen nicht zu steril und werden bei mir in höchstmöglicher Auflösungsstufe präsentiert (auf meinem damaligen PC waren das 1680×1050). Demgegenüber stehen jedoch die stocksteif animierten 3D-Charaktermodelle, die in dieser Form nicht mehr zu rechtfertigen sind. Wir reden immerhin über ein Spiel aus dem Jahr 2011. Ab einem gewissen Punkt kann man sowas eben auch nicht mehr mit der Argumentation schönreden, dass es sich um ein Point & Click-Adventure mit geringem Budget handelt. Auch die hässlichen Rendersequenzen sorgen für lange Gesichter. Ein Glück für Black Mirror III, dass der optische Reiz solcher Spiele primär aus den schicken Renderscreens gezogen wird, und die sind ja gegeben.

Enttäuscht war ich vom Soundtrack. Im Vorgänger konnte dieser noch überzeugen, aber hier geht die Qualität nicht über generische Spuk-Musik hinaus … Ja, ich weiß jetzt auch nicht wie ich’s besser beschreiben soll, aber Fakt ist eben, dass mich der OST nicht beeindrucken konnte. Die Sprachausgabe ist jedoch wieder hervorragend gelungen.

Dafür ist die technische Seite absolut vorbildlich. Abstürze und Bugs sind mir nicht untergekommen und erneut gibt es in den erweiterten Grafikeinstellungen diverse Spielereien um das Game an die Möglichkeiten des verwendeten Rechners anzupassen.

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