Battleborn REVIEW

Lange hat der Borderlands-Entwickler Gearbox Software am MOBAShooter Battleborn gearbeitet, doch nun ist er endlich da. Wir konnten einen Blick auf den brandneuen Hybrid aus Ego-Shooter und MOBA werfen, der sich mit Blizzards Overwatch messen muss. Wieso Battleborn nicht der erhoffte Hit wurde, erfahrt ihr in unserem Test.

Gearbox, humorvoll wie eh und je

Battleborn Screenshot7

Die Ausgangslage ist denkbar schlecht, es gibt nur noch einen bewohnbaren Planeten in der bekannten Galaxie, den Stern Solus. Dort kommen Helden aus der ganzen Galaxie zusammen und fechten einen Kampf um die letzten Zentimeter des Planeten aus. Bereits während des Intros fällt der gewohnte, derbe Humor des Gearbox-Titels auf. Ist die Situation auch noch so ausweglos, kann man sich das Schmunzeln oftmals nicht verkneifen. Alle Charaktere verfügen über eine individuelle, verrückte Persönlichkeit, die für Wiedererkennungswert sorgt.

Nach der Eröffnungssequenz geht es direkt ab in die Einführung, wo ihr euch mit den Gameplay-Mechaniken vertraut macht. Battleborn präsentiert sich dabei als Mix aus klassischem MOBA und klassischen Ego-Shooter, wer also in beiden Genres schon Erfahrungen gesammelt hat, sollte ab der ersten Minute gut mit dem Gameplay zurechtkommen. Selbst Einsteiger sollten sich schnell an die einfache Steuerung und das grundsätzlich recht simple Spielprinzip gewöhnen.

Ist der Prolog nun abgeschlossen, gibt es zwei Möglichkeiten, wie es nun weitergeht. Möglichkeit eins ist, die Story weiterzuverfolgen und den Planet Solus vor den bösen Mächten zu beschützen. Insgesamt stehen nach dem Prolog acht Story-Missionen zur Verfügung, die euch an abwechslungsreiche Schauplätze auf Solus führen. Wahlweise lässt sich die Kampagne alleine oder mit bis zu vier Mitspielern absolvieren. Diese können, müssen aber nicht in eurer Freundesliste sein.

Trotz der abwechslungsreichen Schauplätze jedes Levels, wirkt der Story-Modus zwar mit einer guten Portion Humor gesegnet, doch gesamt etwas lieblos und eher als kleine Dreingabe, um überzeugte Einzelspieler nicht zu verärgern. Hier kämpft ihr euch durch Schlauchlevels, die euch Wellen an Feinden entgegenwerfen, bis am Ende jeder Mission ein mehr oder weniger eindrucksvoller Boss wartet. Durchschnittliche Spieler sollten dabei an die acht bis zwölf Stunden unterhalten werden und sammeln zudem Erfahrungspunkte, um neue spielbare Charaktere freizuschalten.

Der etwas andere Shooter

Battleborn Screenshot5

Die zweite Möglichkeit neben dem Story-Modus ist der direkte Einstieg in den kompetitiven Multiplayer, der das Herzstück von Battleborn darstellt. Hier treten, typisch für ein MOBA, zwei Teams zu je fünf Spieler gegeneinander an. Zur Auswahl stehen dabei 25 brandneue Helden verschiedener Klassen, die auf diversen Maps um den Sieg kämpfen. Die Vielfalt an verfügbaren Helden stimmt, jedoch sind zu Beginn nur etwa sieben der 25 Kämpfer wählbar, die anderen werden mit fortschreitendem Spielerlevel freigeschaltet. Damit entfernt sich Entwickler Gearbox vom System anderer Genre-Vetreter, wo entweder alle Helden von der ersten Spielminute an verfügbar sind oder mit Ingame-Währung erworben werden können.

Am bewehrten Spielprinzip des Genres hat Gearbox indes wenig verändert. In drei unterschiedlichen Spielmodi kämpfen zwei Teams um den Sieg. Typisch für ein MOBA starten alle Spieler in ihrer Heimatbasis, die über mehrere Laufwege mit der des Feindes verbunden ist. Gespielt wird dabei auf unterschiedliche Spielziele wie die Zerstörung des feindlichen Wächters oder auf Punkte durch Erobern diverser Bereiche auf der Karte wie in einem Battlefield. Die verwinkelten Karten bieten viele taktische Möglichkeiten und die Chance für den einen oder anderen Hinterhalt. Während des Kampfes sammeln alle Helden Erfahrung, die wiederum in Fähigkeitspunkte investiert werden kann. Anders als in anderen MOBA werden die Fähigkeitspunkte auf Attribute verteilt, die etwa die Gesundheit eures Recken erhört oder seine Basisangriffe verstärkt. Erfahrung gibt es für das Erlegen von Minions oder der Beteiligung an einem Kill.

Mittels Kristalle, die besiegte Feinde fallen lassen, lassen sich zudem Verteidigungstürme oder Versorgungsstationen errichten, denn klassische Türme wie etwa in League of Legends gibt es schlichtweg nicht. So solltet ihr immer ausschau nach der wertvollen Währung sein, denn die kann öfter als erwartet große Vorteile bringen. Zudem wurde auf eine automatische Heilung in der Heimatbasis komplett verzichtet, wertvolle Gesundheit lässt sich also nur aus Versorgungsstationen beziehen.

Battleborn spielt sich für einen Shooter-Hybrid sehr „casualhaft“, etwas klobig und nicht allzu schnell, wird aber dadurch Neueinsteigern gegenüber sehr tolerant. Wir würden den Titel als Mix aus Ego-Shooter und MOBA, mit einem großen Fokus auf Teamplay bezeichnen. Bisher verzichten die Entwickler auf einen offiziellen Ranglistenmodus, sowohl bei Einzel- als auch Teamwertung. Damit wird sich der künftige Einstieg in die eSport-Szene überaus schwierig gestalten. Weiters sollte Gearbox neben der allgemeinen Balance der einzelnen Helden, die im Moment noch zu wünschen übrig lässt, am Ausrüstungssystem schrauben, denn Battleborn verzichtet während einem Spiel komplett auf den klassischen Itemshop. Ausrüstung, die während einer Partie eingesetzt wird, muss zuvor aus sogenannten Booster-Packs gezogen werden, deren Inhalt zufallsbasiert zusammengewürfelt wird.

Einige Faktoren trüben den Spielspaß

Battleborn Screenshot1

Diese Booster enthalten Ausrüstung sowie Charakter-Skins und lassen sich außerhalb einer Partie über den Shop, mit zuvor erspielten Credits kaufen. Das führt zwangsläufig dazu, dass Spieler die viel Zeit „Ingame“ verbringen über ein besseres Inventar verfügen als Neulinge. Bestimmte Booster lassen sich überhaupt erst ab einem gewissen Spielerlevel freischalten. So muss man gut 20 Spielstunden investieren, um an die Päckchen zu kommen, die Skins für die Charaktere Montana und Benedict enthalten. Das Ausrüstungssystem wirkt sich in unseren Augen eher schlecht auf die Balance aus, da ein knapper Sieg im Zweifel an das besser ausgerüstete Team geht, sprich das Team mit mehr Gesamtspielzeit.

Zudem sind, wie anfangs bereits erwähnt, einige Helden etwas zu stark bzw. schwach. Vor allem Fernkampfhelden wie Montana oder Benedict sind kaum zu erledigen. Letzterer verfügt außerdem über die Fähigkeit zu fliegen, was die Situation für Angreifer zusätzlich erschwert. Mit ihm hat man auch die Möglichkeit, sich an erhöhten, für andere Spieler unzugänglichen Positionen zu verstecken. So schwerwiegende Komplikationen, was das Gleichgewicht zwischen den spielbaren Helden betrifft, dürfen wirklich nicht vorkommen.

Wer nun noch immer nicht abgeschreckt wurde, muss weiters mit einer sehr eigenwilligen Community vorlieb nehmen. Während unserer Testzeit etwa, verließ in jeder dritten Partie mindestens ein Spieler bereits während der Heldenauswahl das Spiel. Frei gewordene Plätze werden derzeit übrigens nicht nachbesetzt. Kommt es dann doch einmal zu einem erfolgreichen Spielstart, bei dem noch alle Spieler da sind, gibt es so gut wie jede Runde einen Spieler im eigenen oder Gegnerteam, der mit Salz nur so um sich wirft und seine Mitspieler aufs Übelste beschimpft. Schlussendlich verlässt dieser Spieler dann auch noch die laufende Runde, was für sein Team das Aus bedeutet, denn ein 4 vs 5 lässt sich in den meisten Fällen nicht mehr gewinnen. Im Sinne des Spielspaßes sollte Gearbox schleunigst eine Lösung für dieses Trollproblem finden.

Zumindest auf Mikrotransaktionen hat man verzichtet, doch springt einem bei jedem Spielstart eine große „Hole dir jetzt den Season Pass“-Info ins Bild. Die hat zwar keinerlei Einfluss auf das eigentliche Spielgeschehen, strapaziert die Nerven des Spielers. Schon etwas dreist, dem Spieler direkt nach Kauf der Vollversion noch einmal 20 Euro entlocken zu wollen. Der Season Pass soll Käufer in den nächsten Monaten mit neuen Inhalten wie fünf brandneue Charaktere versorgen. Ob diese auch mit Ingame-Währung dauerhaft freigeschaltet werden können, ist derzeit leider noch unbekannt.

Technik

Battleborn

Technisch basiert Battleborn wie auch die Borderlands-Reihe auf der, schon etwas in die Jahre gekommene Unreal Engine 3. Die bietet zwar nicht die grafischen Möglichkeiten der Nachfolge-Engine, ist aber auch wesentlich sparsamer, was die Hardwareanforderungen angeht. Gearbox hat mit dem bunten, aber schlichten Cell-Shading Look einen guten Kompromiss aus Detailgrad und „Hardware-Hunger“ gefunden. Wer großen Wert auf die neueste Technik und die schönsten optischen Eindrücke legt, wird mit Battleborn wohl nicht glücklich werden. Die von uns getestete Xbox One-Version weist zwar nicht den Detailgrad der PC-Version auf, doch der Cell-Shading Look kaschiert so manch matschige Texturen.

In Sachen Sound präsentiert sich Battleborn klassisch durchschnittlich. Der Soundtrack fügt sich gut ins Gesamtkonzept ein und die Dialoge wurden mit dem, von Gearbox gewohnten Humor vertont. Die Sprachausgabe liegt neben Englisch auch in Deutsch und Spanisch, inklusive passender Untertitel vor.

Battleborn läuft auf Konsole durchaus stabil, wenn auch mit gelegentlichen Framerate-Einbrüchen. Während unseres mehrstündigen Tests lief der Titel ohne erkennbare Probleme absturzfrei. Zudem blieb die Serververbindung stets aufrecht und auch Lags waren nicht zu bemerken. Ganz anders sieht es wohl auf PC aus, dort macht Battleborn zwar optisch einen besseren Eindruck, doch im Steam-Forum beklagen sich einige Spieler über technische Probleme wie Abstürze oder starke Ruckler.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
70
72
73
Multiplayer

FAZIT

Mit Battleborn hat Gearbox Software eine neue Marke ins Leben gerufen, von der sich die Community wohl zu viel erhoffte. Der Hybrid aus MOBA und Shooter möchte mit vielen Neuerungen auftrumpfen, kann diese jedoch nur ansatzweise umsetzen. Die Maps bieten Abwechslung, das Gameplay ist leicht zu erlernen und die Gegenspieler stellen in den meisten Fällen eine Herausforderung dar, doch der Funke will einfach nicht überspringen. Für einen gelungenen Shooter spielt sich Battleborn viel zu klobig und auch das Itemsystem erzeugt leider nicht den erhofften Sammelspaß wie etwa ein Borderlands. Der Titel hat mit vielen Spaßbremsen wie beleidigenden Teamkameraden, vielen Macken im Matchmaking und einer unzureichenden Balance der 25 spielbaren Helden zu kämpfen. Der altbekannte Gearbox-Humor kann Battleborn leider nicht beflügeln, doch vielleicht kann das Entwicklerstudio den MOBA-Shooter mit gut überlegten Verbesserungen noch retten.

- Von  Fabian

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