Avowed REVIEW

Am 18. Februar 2025 war es endlich soweit: Avowed, Obsidians neues Mystery-Rollenspiel, kam zumindest für alle Käufer der normalen Edition in den Handel. Ich und wahrscheinlich auch viele von euch wussten lange Zeit nicht, was da auf uns zukommt. Erst im Januar, als ich Avowed in unserer Jahresvorschau erwähnte, hatte ich nach einigen Recherchen bezüglich letzter aktueller Details und Trailer ein gewisses Interesse an diesem Action-RPG entwickelt. Ob mich Avowed darüber hinaus wirklich begeistern konnte oder nicht, verrate ich euch in unserem Test.

Obsidian als RPG Garant

Wenn Obsidian Entertainment etwas kann, dann sind es Rollenspiele. Zumindest haben sie in diesem Genre relativ viel Erfahrung gesammelt und wissen, worauf es ankommt. So haben sie in der Vergangenheit bereits Spiele wie Star Wars The Old Republic, Fallout New Vegas, The Outer World oder auch Pillars of Eternity herausgebracht. Und genau in diesem Universum spielt auch Avowed. Jedoch mit eigenen Charakteren und ohne direkten Bezug. Aber worum geht es in den Spiel?

Wir selber sind ein Gesandter bzw. ein Gottähnlicher, der vom aedyranischen Kaiser in das Land der Lebenden geschickt wurde, um eine Seuche zu bekämpfen. Wir beginnen unsere Reise als Schiffbrüchiger in der kleinen Hafenstadt Paradis. Doch bevor wir die Story überhaupt starten, können wir unseren Charakter in einem recht umfangreichen Editor erstellen. Was sofort auffällt, sind diverse Auswüchse am Kopf, welche man hier einstellen kann. Von pilzartigen Auswüchsen bis hin zu Hörnern lassen sich viele kosmetische Details auswählen. Selbstverständlich könnt ihr euch in der Erstellung eures Charakters auch klassisch halten.

In der Welt der Lebenden ist die Seelenseuche ausgebrochen und wird über verschiedene Pilzsporen in der Luft übertragen. Die Folgen sind verwirrte Personen bzw. Lebewesen im Allgemeinen. Im weiteren Verlauf der Seuche werden diese Personen unberechenbar, bis sie schließlich pilzartige Wucherungen bekommen und sich sogar gegen ihre eigenen Freunde stellen.

Während unserer Reise hören wir auch ständig eine Stimme in unserem Kopf, welche uns zu Beginn des Spiels noch völlig mysteriös erscheint. An dieser Stelle möchte ich aus Spoilergründen nicht zu viel verraten, jedoch ist die Story schon recht interessant erzählt. Sowohl die Welt als auch die Geschichte sowie diverse Charaktere dahinter wirken sehr glaubwürdig und vermitteln nicht das Gefühl, „beliebig“ austauschbar zu sein. Laut Entwickler handelt es sich hier nicht um eine Open World, es fühlt sich aber mehr oder weniger genau danach an. Im Kern sind es einzelne Gebiete, welche durch einen kurzen Ladebildschirm miteinander verbunden sind. Ähnlich wie in den alten Monster Hunter Teilen, die von einem Gebiet zum nächsten kurz laden mussten. Dadurch, dass die Gebiete hier aber sehr groß ausfallen, fühlt es sich ausgesprochen nach Open World an.

Doch wie spielt es sich denn nun?

Für mich ist „DIE“ positive Überraschung überhaupt das Gameplay. Was einem recht schnell bewusst wird: Avowed wurde wohl von Anfang an für die Ego-Perspektive entwickelt. Eine optionale 3rd-Person-Ansicht kam erst später hinzu und ihr werdet diese im Verlauf des Spiels höchstwahrscheinlich meist deaktiviert lassen.

Doch woran liegt das? Avowed verfügt über eine Art Parcours System. Ihr könnt durch die Welt rennen und bei entsprechenden Hindernissen oder Felsvorsprüngen fast überall hinauf- oder herüberklettern. Auch stehen nicht nur die klassischen Waffen wie Pfeil und Bogen, Schwert und Schild oder Axt zur Verfügung, sondern auch Pistolen und Gewehre. Und hier ist gerade beim Zielen die Ego-Perspektive besonders wichtig. Aus der 3rd-Person-Ansicht wirkt das Spiel eher schwammig und ungenau.

Was mir persönlich sehr gefallen hat, war die offene Herangehensweise, die das Spiel mir geboten hat. Es war mir selbst überlassen, ob ich erst die Karte aufdecken und alles erkunden oder einfach nur der Story folgen möchte. Doch wer glaubt, das Erkunden der Welt sei langweilig oder gar belanglos, der irrt. Obsidian belohnt dich förmlich, wenn du dich dazu entschließt, die Welt zu entdecken. Am Ende wartet fast immer eine kleine Belohnung auf dich. Spring in einen Teich, um am Grund auf eine kleine Höhle zu stoßen, wo es einen Heiltrank oder Goldmünzen zu finden gibt. Oder du erklimmst einen Berg und entdeckst ein Artefakt, welches du für viel Geld beim Händler verkaufen kannst. Irgendwo gibt es immer eine Schatztruhe und zu keiner Zeit hast du das Gefühl, etwas umsonst getan zu haben. Optional stehen auch diverse Nebenquests zur Verfügung, welche insgesamt ca. 8 bis 10 Stunden unterhalten dürften. Die Hauptstory selbst wird euch je nach Schwierigkeitsgrad und Spielweise mindestens 15 bis 20 Stunden beschäftigen. Wer alles auf- und entdecken, sowie Haupt- und alle Nebenquests erledigen will, wird definitiv bis zu 40 Stunden mit Avowed verbringen.

Kampf- und Levelsystem

Das Kampf- und Levelsystem ist etwas gewöhnungsbedürftig. Grundsätzlich verwendet hier Obsidian die gleichen Grundmechaniken wie jedes andere Action-Rollenspiel, doch sind diese individuell verpackt und man muss sich mit dem Game etwas auseinandersetzen. Im Spiel selbst könnt ihr zum Beispiel zwei Waffen tragen. So lässt sich unter anderem auch eine Pistole oder Gewehr zusammen mit einem Schwert anlegen. Oder wahlweise ein Zauberbuch, mit dem Feuer-, Elektrizität- oder Eismagie gewirkt werden kann. Gleichzeitig könnt ihr aber auch Granaten werfen oder eine Spezialfähigkeit nutzen, wie in meinem Fall Energiekugeln, welche das Ziel verfolgen. Ihr seht, ein Kampf in Avowed kann sehr individuell und abwechslungsreich sein. Definitiv aber sehr fordernd.

Für jedes Level-Up erhaltet ihr Stufenpunkte, womit ihr die Fähigkeiten eurer Charaktere weiter steigern könnt. Das Schöne hierbei ist, es gibt keine Charakterklassen. So habt ihr im Spiel auch nicht das Gefühl, etwas zu verpassen, weil euch eventuell eine Waffe oder Fähigkeit fehlt, die euch das Leben vereinfacht hätte. Ihr könnt zwar die Herkunft eures Charakters bestimmen, wonach sich die Anfangswaffe richtet, jedoch hat das auf den Spielverlauf keinerlei Auswirkung.

Wirklich schade ist, dass man in Avowed zwar mit einer Party aus bis zu drei Charakteren unterwegs ist, diese aber nicht im lokalen Multiplayer anderen Spielern zuweisen kann. Da sie an die Story und dessen Verlauf geknüpft sind, mag das sinnvoll sein, dennoch wäre es gerade in den Kämpfen schön, wenn Mitspieler die Kontrolle übernehmen könnten. Aber wahrscheinlich hat hier auch der Splitscreen Grenzen gesetzt, da bei doppelter Berechnung die Frames jenseits von Gut und Böse wären. Trotzdem schade, dass eine so schöne Welt nicht zu zweit erkundet werden kann.

Technik

Doch nun zur Grafik. Grundsätzlich muss man sagen, dass die Welt von Avowed schön detailliert und lebendig gestaltet wurde. Die Hauptcharaktermodelle, denen man im Spiel immer wieder begegnet und welche die Story mit vorantreiben, wirken insgesamt detaillierter als jene, die man nur beiläufig trifft. Auf der Xbox Series X kommt noch hinzu, dass unabhängig vom Grafikmodus bei schnellen Kamerabewegungen das Bild leicht unscharf wirkt und sich erst wieder stabilisiert, sobald man einen Fokus hat. In den Grafikeinstellungen gibt es auch keine Option, dieses Feature zu deaktivieren. Auf der Series X kommt selbst im Performance Modus das Spiel hin und wieder ins Stocken, wo man den einen oder anderen kleinen Ruckler bemerkt. Dies ist aber zu keiner Zeit wirklich schlimm und auch der Grafikmodus ist die meiste Zeit über konstant in seiner Framerate spielbar. Hier und da sind mir noch ein paar Bugs aufgefallen, die aber zugegeben recht selten vorkommen. Insgesamt macht der Titel eine gute Figur.

Leider gibt es in Avowed keine deutsche Vertonung und so müssen sich Spieler mit der englischen Sprachausgabe inklusive deutscher Untertitel zufriedengeben. Hier dürften einige relativ enttäuscht sein, ich persönlich jedoch finde die englische Vertonung qualitativ richtig gelungen. Man muss zwar mehr lesen, wenn man der englischen Sprache nicht mächtig ist, doch hat mich Avowed in den letzten Tagen richtig abgeholt, sodass ich auch bereit war, in diesen Aufwand zu investieren.

Review-Video

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • Gutes Gameplay
  • Schöner Artstyle und Grafik
  • Interessante Story
  • Große Spielwelt für +40 Std.

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Cons
  • Keine deutsche Vertonung
  • Leichte Ruckler in jedem Modus
  • Nicht alle Charaktere sehen detailliert aus

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