Armello REVIEW

Der König der Löwen ist von der Fäule befallen und regiert sein Königreich nicht mehr so, wie es ein netter und ehrenhafter König führen sollte. Die Klane der Hasen, Wölfe, Ratten und Bären machen sich nun auf, um den verseuchten König zu stoppen! Entweder muss der König auf einfachem Kampf, Mann gegen Ma… – besser Tier gegen Tier – geführt, oder mit vier Geiststeinen geheilt werden. Aber auch die Dunkle Seite der Macht ist möglich, denn ist man verseuchter als der König, ist er mit der Übermacht an Fäule vom Thron zu stürzen. Allerdings ist es von Nöten, den Kampf mit dem König zu überleben, denn ist dies nicht der Fall, gewinnt der Spieler mit dem höchsten Ansehen im Königreich.

  • Vom Wolfe zum Bären, die Klane erklären,
  • die Zeit ist gekommen, der Thron wird erklommen.
  • Denn die Fäule schleicht, sie verwirrt unsren König,
  • Helden, erhebt euch! Rettet Armello!

 

Willkommen in der Welt von Armello

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Man könnte fast meinen, man schaut einen Studio Ghibli Film, denn die Charaktere sind hübsch modellierte Tiere in einer Märchenwelt, quasi wie ein „Animal Games of Lion Thrones“. Zu Beginn ist es unausweichlich, den Prolog Teil zu spielen, denn dieser dient nicht nur als hilfreiches Tutorial, sondern weiht euch in die Geschichte von Armello ein. Die Ratten sind natürlich die gemeinen Trickser, während die Hasen gut im Erkunden sind. Die Wölfe sind die Kämpfer und die Bären teils Magier, teils Kämpfer. Jeder hat seine Spezialfähigkeit, wie 1 Gold vom Besitzer der eingenommenen Siedlung stehlen oder ein Geist statt Kampf bei Kämpfe gegen Flüche bekommen. So wird jeder der vier Klane vorgestellt und gleichzeitig mit Text-Dialogen Stück für Stück die ganzen Elemente des Spiels erklärt. Schade, dass diese Geschichte nur hier so schön erzählt wird und es keine Story-Kampagne gibt. Der Einzelspieler-Modus funktioniert genau wie der Multiplayer, allerdings spielt man eben nur gegen die KI. Prinzipiell kann auch nur zu viert gespielt werden.

Armello ist ein Brettspiel mit taktischen Kartenspiel- und RPG-Elementen. Das Spielbrett wird in jeder Session neu generiert und die Hexagon-Felder unterschiedlich angelegt. Das gestaltet sich aber nicht in Form von flachen Plättchen wie in (Siedler von) Catan, sondern in schön 3D-gestalten Bereichen wie Verliesen, Wäldern, Städten, Ebenen, Bergen, Sümpfen und Steinkreisen. Die Figuren an sich laufen in Riesengestalt über die Felder hinweg und lösen unterschiedliche Aktionen aus. Prinzipiell gibt es einen rundenbasierten Tag- und Nacht-Zyklus. Jede Runde stehen euch 3 Aktionspunkte (AP) zur Verfügung, die hauptsächlich zur Fortbewegung genutzt werden. Jedes Feld kostet eine Bewegung und Berge sogar zwei. Zum Start dürft ihr euch eine Aufgabe aussuchen, die ihr auf dem Spielbrett erreichen und erfüllen könnt.

Jeder Spieler besitzt Kampf-, Körper-, Verstand- und Geist-Werte, die sich je nach Charakter unterscheiden. Kampf bestimmt die Anzahl eurer Kampfwürfel, Körper bestimmt eure Lebensenergie, und geht diese zu Neige, werdet ihr zurück in euer Klangebiet versetzt. Der Verstand-Wert ist die Anzahl der Karten, die ihr bei Rundenbeginn auf die Hand bekommt bzw. wie viele Würfel euch beim Meistern von Gefahren zur Verfügung stehen. Am Abend wird eure Magie für Zauberkarten aufgefüllt und dieser Wert wird durch euren Geist bestimmt. Die Karten sehen mit ihren animierten Bildern nicht nur besonders cool aus, sondern bieten euch auch jede Menge strategische Vorteile. Sie sind unterteilt in Gegenstand, Zauber und Schwindelei. Gegenstände kosten Gold, was durch Einnahmen mittels besetzter Siedlungen zur Morgendämmerung gescheffelt werden kann. Bis zu drei Waffenkarten könnt ihr tragen, doch ab und zu gibt es auch Heiltränke oder andere Sachen. Die Zauberkarten schwächen eure Gegner, bauen mächtige Pflanzenmauern oder verhelfen euch, mit einem Teleport an weit entfernte Stellen zu gelangen. Schwindeleien sind für die Trickreichen unter euch, denn unter ihnen befinden sich unter anderem “Gefahren” , die man auf Felder setzen kann, damit der nächste Reisende auf dem Feld eine Würfelaufgabe erfüllen muss, um keinen Schaden zu erleiden.

Weiter im Text

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Ein Aktionspunkt kann natürlich auch zum Kämpfen genutzt werden. Greift ihr einen Konkurrenten auf dem nächsten Feld an, bzw. werdet ihr angegriffen, setzt die Kampfphase ein. Jeder schmeißt seine Würfel in den Pool, dann kommen die Würfel der angelegten Kampfkarten hinzu. Die Symbole der Würfel zeigen Schwerter und Schilde, was selbsterklärend ist. Daneben gibt es aber auch Sonne und Mond. Je nachdem ob Tag oder Nacht ist, gibt dies einen Extraangriff. Der Wyldnisbaum gibt einen Angriff und explodiert, was einen Bonuswürfel gibt. Der Wurm, ein Zeichen der Fäule, ist ein Fehlwurf. Nun gibt es einen weiteren Strategiepart: Die Karten auf eurer Hand besitzen ebenfalls die Symbole der Würfel und können “verbrannt” werden. Dadurch nimmt einer eurer Würfel automatisch das gewählte Symbol an. Verteidigungswürfel blocken die Angriffe ab, alles was durchkommt trifft euch mit voller Härte. Wer noch Leben in sich hat, wird vom stärkeren auf das nächste Feld verdrängt, wer stirbt, landet wieder in seinem Klaneck.

Ein wichtiger Wert in Armello ist euer Ansehen im Königreich. Das kann man auf unterschiedliche Art erlangen. So ergibt das Besiegen anderer Mitstreiter ein Ansehen, ebenso Befreiung von terrorisierten Städten, das Lösen von Aufgaben oder Töten von “Flüchen”. Zur Morgenstunde verabschiedet der König ein neues Gesetz. Der Ansehensanführer darf dies mitbestimmen und sucht eins der beiden vorgeschlagenen Gesetze aus. Das kann z.B. “ein Herz für König und Ansehensanführer” oder “der Führende muss 1 Gold an alle andere geben” sein. Der König sendet allerdings auch Wachen aus und setzt Kopfgelder. Wenn ihr eine Wache des Königs angreift, verliert ihr nicht nur ein Ansehenspunkt, sondern bekommt auch ein Kopfgeld angehängt. Das interessiert natürlich den Rest der geldgierigen Bande sehr!

Stirbt der König mitsamt seinem Angreifer, gewinnt derjenige mit dem höchsten Ansehen. Doch was hat es mit der Fäule auf sich? Dafür gibt es Zauberkarten, die nicht mit Magie, sondern mit Fäule bezahlt werden. Steigt dieser Wert auf 5, seid ihr vollkommen verseucht. Flüche sind riesige schwarze Vogelkreaturen, die mit einem gewissen Fäulewert daherkommen. Wer gegen eine verfluchte Kreatur antritt, muss einen Wertevergleich antreten und der Unterlegene muss diesen Wert an Würfel dem Gegner geben. Das wird ganz wichtig zum Fäulekampf gegen den König! Ist man verflucht, wechselt auch die Funktion des Wurms mit dem Wyldnisbaum.

Wer die Geiststein Strategie fahren will, muss auf den immer wechselnden Steinruinen jene sammeln oder in Aufgaben erfüllen. In den Aufgaben gibt es diese aber nie einfach so für umme. Denn bei jeder Aufgabe müsst ihr euch für die leichte oder risikoreiche Variante entscheiden. Bei der leichten bekommt ihr nur eure Werte verbessert, während bei der schweren Variante eure Fähigkeit auf die Probe gestellt wird. Habt ihr eine Kampfprüfung und einen Wert von 4, dann steht die Wahrscheinlichkeit des Gelingens bei 40 % und es wird nach Zufallsverfahren bestimmt.

Zum Abschluss gilt es noch zu wissen: Wer zum König möchte, muss zuerst in den Palast eindringen und eine nicht ganz so einfache Würfelaufgabe erfüllen, ansonsten fliegt man mit einem Lebensabzug wieder hinaus.

Kurz und knapp

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Puhhh, das war jetzt eine Menge Zeug und könnte natürlich etwas überwältigend sein, aber wer den Prolog spielt, bekommt Stück für Stück alles erklärt und fühlt sich nicht so erschlagen wie ihr jetzt vielleicht gerade. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, Strategien zu entwickeln, um ans Ziel zu kommen.

Hier nochmal im Überblick: Jede Runde im Tag und Nachtwechsel müsst ihr mithilfe der aufgefüllten Kartenhand Aufgaben meistern, um so stärker in Fähigkeiten und wichtigen Werten zu werden. Rüstet euch mit Waffenkarten aus, die euch im Kampf mehr Würfel bescheren, oder auch mit Helfern für eure Gruppe, die euch unterstützen. Nehmt Städte ein, die euren morgendlichen Goldvorrat auffüllen, bremst eure Gegner aus, bekämpft Mitstreiter und Flüche und steigert euer Ansehen. Vielleicht mögt ihr die Dunkle Seite der Macht und versucht, die Fäule anzuhäufen, die zwar jeden Tag einen Energiepunkt abzieht, jedoch bei Besiegen anderer die Herzen komplett wieder auffüllt. Achtet auf Gefahren, nutzt die Vorteile wie Gebirge, die euch ein Schildsymbol verleihen, oder Steinruinen, die euch ein Herz auffüllen, oder taucht in Wäldern unter, damit eure Mitstreiter euch nicht sehen. Wenn der König komplett der Fäule erliegt, ist das Spiel endgültig vorbei.

Aber da ist noch mehr… jedoch nicht viel

Im Multiplayer kann man ebenso wenig wie im Singleplayer die KI der Computer Gegner einstellen und die stellen sich manchmal doch sehr doof an. Einmal habe ich versucht, mit ordentlicher Fäule in den Palast zu kommen, aber die Ratte musste ja früh zum König und wurde getötet, dann hat ein anderer wegen hohen Ansehens gewonnen. Das ist auch mein Kritikpunkt, dass man mit hohem Ansehen immer noch am besten fährt. Eine hohe Fäule ist schwer zu bekommen, da der König mit jedem Abend Fäule hinzubekommt und mindestens 8 Runden durchhält. Die vier Geiststeine sind auf der Karte verteilt und müssen trotz Aufgaben durch weite Wege eingesammelt werden. Als ich mit einem Freund spielte, habe ich drei Mal versucht in den Palast zu kommen, habe die Aufgaben nicht geschafft, wurde oft getötet, was mich erst zwei Runden kostete, um erneut in den Palast zu kommen. Der Freund hatte schon einen zu hohen Ansehenswert und letztendlich ist der König gestorben und er hat aufgrund des Ansehens gewonnen. Da sollten die Entwickler vielleicht noch ein paar Änderungen vornehmen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Zeit. Armello ist kein Gateway-Brettspiel, das man mal für 15 Min spielt und fertig. Man muss schon um die 90 Minuten mit einberechnen. Das liegt aber auch an der längeren Warte- und Bedenkzeit, die jeder der vier Mitspieler aufbringt.

In Sachen Grafik und Sound kann man gar nicht meckern. Schöne Texturen und die Gegend, in Pastellfarben gehalten, tragen zum märchenhaften Ambiente bei. Man kann Wolken vorbeiziehen sehen, der Tag–/ Nacht-Wechsel glänzt mit tollen Lichteffekten, Raben fliegen krähend vorbei, alles wirkt lebendig. Als ich mir das tolle Intro angeschaut habe, wollte ich noch viel mehr sehen, doch leider Fehlanzeige. Ich hätte mir zumindest beim Sieg für jede Figur eine kurze Animation gewünscht, dass man sieht, wie der Bär den König besiegt und sich die Krone aufsetzt zum Beispiel.

Die Musik klingt wunderschön und man träumt direkt mit der Welt mit. Die klirrenden Klingen, das Klimpern der Goldmünzen – an alles wurde gedacht. Anfangs gab es an manchen Stellen knackende Soundprobleme, was aber schon längst wieder gepatched wurde. Es ist immer schön zu sehen, wenn sich die Entwickler um die Spiele kümmern, weswegen ich noch Hoffnung für die Zukunft habe. Denn die Langzeitmotivation ist jetzt nicht übermäßig vorhanden, da sich das Spielbrett zwar dynamisch ändert, aber dennoch immer gleich ist. So wäre eine Vulkangegend oder Ähnliches ganz nett. Vielleicht wären eine Koop-Option oder weitere Spielmodi noch interessant. Aber das Paket ist dennoch umfangreich genug, und es gibt ja schließlich auch Dinge zum Freispielen. So geben euch Ringe und Fertigkeiten bei der Charakterauswahl, die ihr nach und nach erlangen könnt, nochmal einen individuellen Schub. Eine Galerie darf natürlich nicht fehlen, bei der es jede einzelne im Spiel eingesetzte Karte zum näher Betrachten gibt.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
80
Okay
85
Multiplayer

FAZIT

Als Brettspiel-Fan war ich natürlich gleich Feuer und Flamme und muss sagen, dass ich die Spiele sowohl alleine als auch mit einem Freund unterhaltsam fand. Das Spielprinzip ist einfach, aber es gibt so viele taktische Möglichkeiten und auch so manchen “fiesen Grinser”, wenn man einfach mal einen Banditen Richtung Mitspieler schickt und dieser stirbt, obwohl man Meter weit entfernt ist. Ich sehe es allerdings etwas problematisch, denn ein Brettspiel spielt man normalerweise mit vielen Leuten in einem Raum, was bei Armello gerade das Gegenteil ist. Man muss also vor allem im Freundeskreis jemanden finden, der 20€ ausgeben will, damit man am anderen Ende der Leitung zusammen spielen kann. Dennoch bietet es viele interessante Spielmechaniken, die toll in Szene gesetzt wurden und ich bin gespannt, was da noch so alles kommen wird!

- Von  Dennis

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Armello REVIEW

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