Act of Aggression REVIEW

Selten fiel eine Recherche im Vorfeld eines Reviews, das ich verfasst habe, so homogen aus wie in Act of Aggression. Wer sich fragt, warum das so sein mag, kann sich gerne mit einer einfachen Google-Anfrage nach dem Spiel selbst davon überzeugen: Chancen auf eine Mehrzahl der Einträge, die nicht auf Command & Conquer verweisen, bestehen im Grunde genommen kaum. Mit diesem Review möchte ich daher die Ausnahme bilden und keine ständigen Quervergleiche anstellen, sondern Act of Aggression einfach als das im Gameplay traditionelle Spiel aufgreifen, das es ist.

… Hä?

Screenshots, Eindrücke und Ankündigungen vor dem Release des Spiels ließen Hoffnung in mir aufkeimen, ein klassisches Echtzeit-Strategiespiel zu erleben, wie ich sie schon seit meiner Kindheit kenne. Wie sich später herausstellen wird, wird diese Hoffnung zu einem beträchtlichen Teil auch erfüllt. Die ersten Eindrücke lassen mich jedoch erst einmal zögerlich werden – und bald schon überwiegt bei meinem Test die Skepsis.

Aber der Reihe nach – erkläre ich an dieser Stelle zunächst einmal, warum der Start eher ernüchternd ausfällt. Nachdem das Spiel beim ersten Start selbständig die optimalen Grafikeinstellungen für meinen PC ermittelt hat, was ein paar Augenblicke dauert, finde ich mich in einem Menü wieder, das sogleich Logindaten von mir verlangt. Bitte, was? Ach so. Ich muss also auch dann einen Account bei euch anlegen, selbst wenn ich nur offline zocken will… Nun ja, allzu viel Wahl bleibt mir fürs Erste ja nicht, also wird der Account schnell erstellt und ich logge mich ein. Als positiv kann ich einen solchen Zwang jedoch keinesfalls bewerten.

Die Menüführung wirkt weiterhin dann schlicht, aber nun gut, das ist im Grunde auch unerheblich. Rechts in einem Fenster bin ich direkt mit den anderen Spielern, die online sind – ob sie das nun freiwillig sein mögen oder nicht – verbunden, und die wesentliche Wahl, die ich nun treffen muss, fällt auf Einzelspieler– und Mehrspieler– bzw. Online-Modi. Im Einzelspieler-Modus suche ich vergeblich nach einer Tutorial-Schaltfläche. Daher mutmaße ich, dass die Einführung mittels der ersten Kampagnen-Missionen vonstatten geht, die ich nun auch auswähle.

Tja, aber diesbezüglich habe ich mich wohl getäuscht. Auch in der Kampagne erhalte ich keine wirkliche Einführung. Ich starte einfach nur mit ein paar Einheiten, erhalte wirklich nur die nötigsten Informationen und soll dann auch gleich losmarschieren und ein paar Feinde um die Ecke bringen, Häuser besetzen und Zielpersonen anvisieren. Äh, okay. Naja, aber ich bin ja ein Anfänger, und das werden auch die Macher sicherlich berücksichtigt haben – da mir nichts anderes übrig bleibt, erkläre ich mir also das Wesentliche so gut es mir möglich ist eben selbst und beginne, die Missionsziele zu verfolgen.

Kopflos im Strategiespiel

Actof4

Für den Anfang klappt das alles auch ganz gut. Wenn ich mit meinen Infanterie-Einheiten Häuser besetze, sind diese also besser geschützt. Gebäude besetzt zu haben, kann mir im weiteren Spielverlauf also möglicherweise noch den ein oder anderen Vorteil verschaffen. Oh, und irgendwelche Ressourcen bringt mir das wohl auch, interessant. Nach und nach kann ich auch weitere Einheiten ausbilden, und da mir das Spiel leider nicht erklärt, welche Einheit denn nun wofür besonders gut geeignet sei, probiere ich mich auch hier durch und finde schnell einigermaßen effiziente Wege, die Missionen zu erfüllen.

Der Schwierigkeitsgrad wird jedoch schon früh im Spiel stark erhöht, weshalb ich mit meinem Trial & Error-Vorgehen schon bald an meine Grenzen stoße. Okay, diesmal hab ich es vergeigt, dann vielleicht auf diese oder jene Weise – und schon klappt es. So bahne ich mir zwar immer weiter meinen Weg ins Spiel, richtig befriedigend ist das alles jedoch nicht. Eine anständige Einführung und das alles wäre völlig in Ordnung gewesen – warum aber muss ich im Jahr 2015 immer noch monieren, dass mir die Spielmechanik nicht erklärt wurde? Ich bin darüber weniger verärgert als eher ziemlich verwundert, denn bei einem Spiel wie Act of Aggression komme ich einfach nicht dahinter, was sich ein Entwickler dabei gedacht hat, ganz einfach kein Tutorial einzubauen.

Dass dieses fehlende Tutorial so stark ins Gewicht fällt, ist jedoch vor allem der Komplexität des Spiels zuzuschreiben – und damit komme ich zu den wirklichen Stärken des Spiels. Bei all den anfänglichen Schwierigkeiten, die ich nun lang und ausführlich dargelegt habe, darf man nämlich eines nicht vergessen: Act of Aggression macht wirklich Spaß! Die Vielzahl an Einheiten zu Fuß, in Fahrzeugen oder in der Luft lässt ebenso wie die Besetzung von Gebäuden und die clevere Nutzung des Geländes einigen Spielraum für taktische Geplänkel – und gerade auf diese bin ich als Echtzeit-Strategiespieler scharf. Sind die gröbsten Hürden überstanden, kann ich auch endlich gezielt eine Basis errichten und meine Ziele verfolgen. Die fünf verschiedenen Schwierigkeitsstufen des Computers haben es bisweilen zwar noch ganz schön in sich, doch solange ich mich nicht übernehme, kann ich noch gut einige weitere Kniffe lernen und mich nach und nach verbessern. Das Chatfenster im Hauptmenü verrät mir außerdem, dass ich wohl bei weitem nicht der einzige Spieler bin, der schon ab der mittleren Schwierigkeitsstufe seine Probleme hat. Zudem kann ich online noch gegen alle möglichen menschlichen Spieler zocken, die natürlicherweise alle ihre Eigenheiten haben.

Nüchterne Präsentation

Die Präsentation ist wiederum ein Aspekt, der eher negativ auffällt. Für ein Vollpreis-Spiel wirkt Act of Aggression oftmals viel zu sehr wie ein Low-Budget-Titel – grafisch ist das alles zwar soweit in Ordnung, aber die nur in englischer Sprache verfügbare Sprachausgabe sowie die sich schnell wiederholenden Sätze der einzelnen Einheiten sind für ein solches Preisniveau dann doch etwas zu wenig. Wenn die Story in verschiedenen Bildern, die beispielsweise eine Nachrichtensendung simulieren sollen, erzählt wird, wirkt das auf den ersten Blick nicht allzu übel – auch wenn echte Videosequenzen die edlere Wahl gewesen wären – doch so richtig warm wird man mit der ganzen Aufmachung dennoch nicht. Wer sind die Feinde? Wer sind wir überhaupt, was sind unsere Ziele? Dass es drei Fraktionen mit jeweils eigenen Einheiten und Eigenschaften gibt, wird schnell klar, aber so richtig tief geht weder die Story, noch die Darstellung der verschiedenen Gruppierungen. In Sachen Inszenierung wäre einfach so viel mehr drin gewesen – schade!

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
80
Okay
85
Multiplayer

FAZIT

Act of Aggression punktet mit seinem guten Gameplay, das Freunde von Echtzeit-Strategiespielen auch längere Zeit an den Bildschirm fesseln wird. Das ist der Kern des Spiels - und da dieser wirklich gut ist, ist eine Wertung im insgesamt guten Bereich auch absolut gerechtfertigt. Die wirklich schlechte Einführung in ein solch komplexes Spiel ist in meinen Augen jedoch nicht nachvollziehbar und gibt ebenso Punktabzug wie die Präsentation, die für einen Titel dieses Kalibers und Preissektors Wünsche offen lässt. Wer aber nur ein wirklich gutes Strategiespiel sucht und die notwendige Geduld zum Einstieg mitbringt, ist mit Act of Aggression auf der sicheren Seite.

- Von  Roman

MS Windows

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USK 12 PEGI 12

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