Endless Legend REVIEW

Bei Endless Legend sah ich mich als absoluter Serienneuling, ja eigentlich sogar fast schon Genreneuling einem vermeintlich helfenden Tutorial ausgeliefert. Für gewöhnlich laufen solche Einführungen häppchenweise ab, sind in kleine Minimissionen gegliedert und bringen einem behutsam die Spielmechaniken bei, um das Hauptspiel später von Anfang an ausreizen zu können. Leider ist es hierbei nicht so reibungslos.

Obwohl scheinbar alles Notwendige erklärt worden war, fühlte ich mich im späteren Verlauf des Spieles doch sehr hilflos. Der Grund war eigentlich recht einfach – fast schon im Minutentakt wurde eine Spielefunktion nach der anderen erklärt. Mit ein paar Mausklicks auf die richtigen Buttons „bestätigt“ und schon hatte man es im Optimalfall drauf. Leider funktioniert mein Hirn nicht ganz auf diese Weise. Meiner Meinung nach sollte ein Tutorial mit ausgiebig Praxis beseelt sein, um EINE Funktion nach der ANDEREN zu erklären – nicht so als ob man ein Rennen gestalten müsste, in dem der schnellste Erklärbär gewonnen hat und alles Wissenswerte runterrattert, wie auf einer Liste, die es abzuarbeiten gilt!

Spielprinzip

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Das Grundprinzip des Spiels wiederum ist ein recht einfaches Ausbauen, Ressourcen sammeln, Expandieren und Kämpfen. Auch Diplomatie spielt in Endless Legend eine Rolle, aber dazu später mehr. Die Spielhandlung findet in der Fantasywelt von Auriga statt, der ein Katastrophenwinter bevorsteht. Für die elfenähnlichen Wildläufer oder die Wanderclans heißt es nun, in die Zukunft zu investieren und teilweise miteinander zu agieren. Das gemeinsame Credo: baut eine sichere und langfristig orientierte Gesellschaft auf und verhelft ihr zum dauerhaften Erfolg. Hierbei kommen insbesondere die unterschiedlich ausgerichteten Charaktere der einzelnen Völker zum Tragen. Und nicht immer ist der kriegerische Weg auch der Beste!

Alles in Endless Legend findet auf einer mit hexagonalen Kacheln, zufällig generierten Weltkarte statt. Auf jeder dieser Kacheln können anhand von simplen Symbolen, Zahlenwerte für die wirtschaftliche Potenz angezeigt werden. Mit dem Ausbau der eigenen Stadt im späteren Spielverlauf wird dieser Wert noch eine wichtige Rolle spielen und euren Fokus auf die Positionsbestimmung ausrichten. Anfangs läuft das Spiel, wie bei jedem genretypischen Game auf das Pushen des Helden, der Armee und der Stadt hinaus. Die Helden der acht Fraktionen besitzen allesamt einen eigenen Fertigkeitenbaum, den es auszubauen gilt. Also ergreift die ersten paar Einheiten des Spiels und beginnt mit der Erforschung der näheren Umgebung. Der Ablauf erfolgt rundenbasiert, ähnlich wie bei Heroes of Might and Magic. Gelegentlich erforscht ihr wichtige Ressourcenorte, ein anderes mal legt ihr euch mit einem grobschlächtigen Feind an, der nur auf einen Kampf aus ist.

Wählt ihr, wenn möglich den Weg des Befriedens, so müsst ihr vorher den einen oder anderen Sidequest durchführen, um die Gunst der Nebenfraktion zu erlangen. Dies kann, da die Karten zufällig generiert werden dazu führen, dass ihr Gegner besiegen müsst, die eure eigene Entwicklungsstufe übertreffen. Feindliche Gebiete sind daher immer mit Vorsicht zu betrachten, sofern ihr noch ein kulturelles Greenhorn seid. Der bloße Kampf gestaltet sich hingegen schon einfacher, wenngleich nicht alle Einheiten in die Schlacht ziehen dürfen. Gerade die gestellten Einheiten, die aus einer befriedeten Nebenfraktion stammen, sind nur in der Lage, Ressourcen und Belohnungen nach einem siegreichen Unterfangen einzusammeln. Leider offenbart sich auf diesem Weg auch schon die größte Schwäche, neben dem Katastrophentutorial natürlich :-). Die Rede ist vom Kampfsystem.

Anfangs fand ich es ziemlich cool, direkt auf der „Oberwelt“-Karte meine Kämpfe auszutragen. Allerdings trübte sich diese Euphorie ziemlich schnell ein, als ich merkte, dass ich lediglich die Truppenbewegung bestimmen konnte. Beispielsweise war es mir möglich die Fernkämpfer in höhere Lagen zu lenken, oder den Befehl zum Angriff zu geben. Mehr blieb mir allerdings verwehrt. Bestenfalls würde ich mich als eine Art Fußballtrainer dabei sehen, der von der Seitenlinie nur zuschauen darf. Theoretisch kann man den Kampf auch ganz ausrechnen lassen, was wiederum schade ist, da schon hier eine Menge Potenzial verschenkt wird.

Und so verbringt ihr auch die erste längere Zeit damit, immer mehr und mehr aus eurer Umgebung herauszuholen, um eure Stadt auszubauen. Mit der Expansion wird eure City allerdings immer teurer und teurer und verlangt zudem mehr Rohstoffe – genauso wie in der realen Welt. Gerät ferner die Weiterentwicklung ins Stocken, kommt man um die Eroberungszüge außerhalb liegender Ländereien nicht mehr herum. Ob ihr mit der Feder oder dem Stahl kämpfen solltet, kommt übrigens ganz auf das Volk an, welches ihr gewählt habt. Zu Anfang werden euch die Besonderheiten des jeweiligen Volkes angezeigt, dessen Unterschiede in der Expansionspolitik inbegriffen sind. Während die „Bösen“ des Spiels, die Nekrophagen gerne andere Völker töten bzw. assimilieren, sind die Drakken begnadete Diplomaten.

Verzwickt

Was anfänglich noch recht leicht von der Hand geht (search and destroy), wird im Laufe des Spiels aber immer komplizierter. Irgendwann sind einfach die Ressourcen am Limit angekommen und verlangen nach Nachschub. Denn eine Stadt in Endless Legend am Leben zu halten, ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Ressourcen sind allein schon für die insgesamt vier Fertigkeitenbäume mit jeweils vier Stufen unabdingbar. Werden zudem noch die Nahrungsmittel knapp, schränkt dies den Einwohnerschwung ein, was sich wiederum in der Bauzeit von Gebäude und anderen Anlagen bemerkbar macht. Alles steht irgendwie in Verbindung miteinander und bildet ein komplexes System, das ohne Weiterentwicklung langfristig zum Stillstand führt. Denn alles in Endless Legend ist auf eine gewisse Weitsicht ausgelegt: Wie lange kann ich mit meinen angrenzenden Ressourcen überleben? Ist meine Armee rechtzeitig fertig und vor allem groß genug, um mir neue Landstriche zu erobern? Sollte ich Gebäude XY mit mehr Arbeitern füttern, damit es schneller fertiggestellt wird? All solche Fragen zielen auf vorausschauendes Denken ab. Denn durch geschicktes Umverteilen der Ressourcen sowie Arbeiter können beispielsweise Gebäude schneller errichtet werden. Reicht jedoch dann mein übrig gebliebenes Material für spätere Investitionen aus? Schlussendlich kann auch das Umsiedeln in andere Gefilde die einzige Lösung sein, denn in Endless Legend darf nur eine Stadt pro Land erreichtet werden. Dies wiederum verlangt ebenfalls nach einer guten Planung im Voraus, die mit einer optimalen Positionierung einhergeht.

Das Multiplayer-Erlebnis ist zwar von der Mechanik ähnlich, ist aber dank menschliche Gegenspieler schwerer einzuschätzen. Durch die taktische Reife des menschlichen Gehirns birgt der Titel einen großen Wiederspielwert.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
78
Okay
80
Multiplayer

FAZIT

All das, was sich jetzt aber nach viel Arbeit anhört, und letztlich auch ist, macht sich wiederum bezahlt, denn wenn erst das Spielprinzip mit all den Feinheiten durchschaut ist, bietet es sehr viel Tiefe. Die sehr umfangreichen Ausbaumöglichkeiten der Helden und vor allem der Stadt ermutigen euch, immer mehr Material und vor allem Land zu erwerben. Dies kann durch den friedvollen aber mühseligen Weg, oder den schnellen aber risikoreichen Kämpfen vonstattengehen. Natürlich schließen sich beide Wege nie komplett aus, vielmehr hängt es ganz von eurem Spielverhalten ab. Einen dicken Minuspunkt erhält aber das total daneben gegangene Kampfsystem, das den Spieler auf die Bank zum Zuschauen verdonnert. Stattdessen hätte ich mir hier dieselbe Komplexität wie schon im Wirtschaftsteil von Endless Legend gewünscht. Wer also genug Zeit hat sich doch die ein oder andere (frustreiche) Stunde einzuarbeiten, kann dann aus dem völligen Potenzial dieses Rundenstrategiespiels schöpfen und ungleich mehr Stunden an Spaß herausholen!

- Von  André

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