Stray REVIEW

Das Internet hat ein neues Lieblingsspiel. Schon im Vorfeld der Veröffentlichung von Stray hat das Erstlingswerk von BlueTwelve Studio mit Meldungen über den ersten Platz bei den Steam-Vorbestellungen und einem Hype auf Social Media auf sich aufmerksam machen können, spätestens seit der Veröffentlichung für PC, PlayStation 4 und PlayStation 5 ist das Spiel um eine einsame Katze inmitten einer dystopischen Zukunft aber vollkommen ins Zentrum der Gaming-Öffentlichkeit gerückt. Memes, Mods und von dem Spiel faszinierte Vierbeiner funktionieren natürlich wunderbar als zusätzliche Werbetrommel. Aber hat das Spiel diese Reichweite überhaupt verdient?

Katzenwanderer


Stray handelt von einer Katze, die durch ein Missgeschick den Anschluss an ihre Gruppe verloren hat. Daraufhin findet sich der Vierbeiner in einer düsteren Kanalisation wieder, in der ihr feindlich gesinnte Wesen namens Zurks lauern. Auf ihrer Flucht vor den an Zecken erinnernden Kreaturen erreicht der ungewöhnliche Protagonist der Geschichte eine zunächst verlassen wirkende Stadt. Diese ist allerdings bewohnt: von Robotern. Zunächst sind diese dem Neuankömmling gegenüber noch vorsichtig, denn ein organisches Wesen haben sie bereits lange nicht mehr gesehen. Das wiederum eröffnet beim Spielenden natürlich die Frage: was ist hier passiert? Wo sind die Menschen? Für den Helden von Stray geht es aber vor allem um eines: einen Weg nach Hause zu finden.

Vierbeiner trifft auf Roboter


Bei diesem Vorhaben unterstützt uns ein kleiner Roboter namens B-12. Dieser übersetzt nicht nur die Sprache der Roboter in für uns verständliche Worte, sondern dient auf Knopfdruck auch als nützliche Taschenlampe sowie später (wenn auch nur für einen kurzen Abschnitt) als Waffe gegen die Zurks. Stray ist aber alles andere als ein Actiongame, vielmehr haben die Entwickler eine Mischung aus atmosphärischen Walking Simulator und Adventure-Spiel mit Rätseln geschaffen.

Das Erkunden der Spielwelt steht vor allem am Anfang im Vordergrund und ist durch den Perspektivwechsel faszinierend. Denn obwohl das Medium Videospiel viele Möglichkeiten bietet, so sind die Beispiele von Titeln, in denen wir das Geschehen aus der Sicht eines Tieres erlebt haben, doch ziemlich überschaubar. Zu Beginn hat Stray bei mir vor allem Assoziationen zu Tokyo Jungle hervorgerufen, wobei die beiden Spiele im Kern einen gänzlich anderen Ansatz verfolgen. Wo im Letzteren das Überleben im Fokus steht, ist beim vorliegenden Spiel insbesondere die Handlung der das Getriebe laufen lassende Faktor.

Der Star: die Spielwelt


Der Plot selbst und auch der Weg zum Ende ist recht simpel gehalten. Der Höhepunkt hier sind vor allem die Figuren, teilweise sind diese mir trotz des überschaubaren Umfangs von knapp fünf Stunden ans Herz gewachsen. Das Schicksal der Katze auf der Suche nach ihrer Familie und der emotionale Kniff zum Ende hingegen konnten bei mir nicht so richtig zünden – schade. Dennoch hatte ich Spaß an der Interaktion von Katze und Roboter, nicht zuletzt, da die Blechbüchsen teilweise richtig gut charakterisiert sind. Auch das Mysterium um das Verschwinden der Menschen ist interessant, steht aber schlauerweise nicht im Zentrum der Story. Das Spiel gibt genügend Hinweise auf die Gründe des Verschwindens menschlich Lebens, lässt aber auch genügend Puffer, damit man sich eigene Gedanken machen kann.

Stray funktioniert vor allem dann, wenn die Atmosphäre und die betörend schön inszenierte Spielwelt aufeinander aufbauen. Gerade das Erkunden hat mir viel Freude bereitet, insbesondere der erste größere Abschnitt, den man frei entdecken kann, bietet ein paar visuell schöne Ecken. Das sich die Entwickler sehr stark an visuell asiatisch zu lesenden Motiven in der Gestaltung der Spielwelt abarbeiten, ist im Cyberpunk-Genre zwar mittlerweile ziemlich ausgelutscht. Aber die Designer und Architekten der Welt haben doch immer wieder Orte geschaffen, die mich fasziniert haben, darunter etwa eine Wohnung, die quasi eine einzige Bibliothek ist, oder auch ein von organischer Masse überwucherter Bereich, der nach und nach eine beklemmende Horrorstimmung entwickelt. Absolut grandios ist dabei stets die Musik. Für mich schon jetzt die beste Spielmusik des Jahres, wenn nicht gar der letzten Jahre!

Kompaktes Abenteuer


Auch die meist klein gehaltenen Rätsel haben mir gefallen. Hier muss man selten um die Ecke denken, in der Regel sind die Aufgaben ziemlich geradeaus. Schön: das fleißige Erkunden hat sich vor allem in der ersten Hälfte ausbezahlt. Zunächst habe ich die Story und die Questgeber nämlich links liegen gelassen und mich auf meinen vier virtuellen Pfoten selbst auf die Suche nach kleinen Abenteuern gemacht und die Welt bis in jeden Winkel erkundet. Dadurch habe ich teilweise für Quests nötige Gegenstände gefunden und ins Inventar packen können, obwohl ich die dazugehörigen Aufgaben noch gar nicht erhalten habe. Dadurch habe ich mir mehrmaliges Hin- und Herlaufen gespart. Schön, dass die Entwickler hier nicht unnötig Spielzeitstreckung betreiben.

Abgesehen von dem Erledigen von Aufgaben und den dranhängenden Puzzles, gibt es mit gelegentlichen Flutchseqeuenzen, Schleichpassagen im letzten Drittel sowie leider recht banalen Sprungeinlagen noch drei größere Gameplaymechaniken. Diese sind alle okay umgesetzt, aber gerade das Springen habe ich als unbefriedigend empfunden. Man kann nämlich nicht frei herumspringen, wie man das gerade möchte, sondern nun an vorgegebenen Punkten springen. Das Einblenden der entsprechenden Taste kann man bei Bedarf im Menü deaktivieren, was der Immersion förderlich ist, beim Spielen selbst aber nicht allzu praktisch ist.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • toll inszenierte Spielwelt
  • Erkundung macht gerade am Anfang Spaß und wird auch belohnt
  • schön gemachte Rätsel
  • charmante Figuren
  • grandiose Musik

thumbs-up-icon

Cons
  • fader Plot
  • emotionale Wucht wird nicht entfaltet
  • Sprünge nur an vorbestimmten Stellen möglich

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Spiel Bewertung
Singleplayer
79
79
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Stray ist ein wirklich schönes, kleines Abenteuer geworden und hat mich immer wieder positiv überrascht. Ich habe mich vor allem in die Spielwelt verliebt, die mit liebevoll gezeichneten Figuren und stellenweise tollen Orten aufwartet und dabei stets von einer absolut grandiosen Musik begleitet wird. Auch hatte ich an den kleinen Puzzles und Rätseln meinen Spaß, die zwischen Erkundung und den nicht sonderlich guten Flucht- und Stealth-Passagen eingestreut werden. Ausgerechnet aber die Story und ihre Hauptfigur haben bei mir nicht so richtig gezündet. Ich mag zwar den Wechsel der Perspektive hin auf eine Katze und der vierbeinige Protagonist ist auch wirklich süß anzusehen und bin knuddeligen Animationen recht lebhaft gestaltet. Als aber die Credits über den Bildschirm liefen, war bei mir ich emotional auch schon wieder auf dem Weg nach Hause. Das klingt vielleicht hart, aber ein Spiel, welches mich mit seinen Figuren mitnehmen und mit deren Schicksal voll investieren will, muss sich eben auch an seinem Vorhaben messen lassen. Dennoch habe ich meine kurze Zeit mit Stray genossen und werde Entwickler BlueTwelve Studio in Zukunft im Blick behalten.

- Von  Adrian

Playstation 4
MS Windows
PlayStation 5

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USK 0 PEGI 3

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