Neodori Forever REVIEW

Bei dem auf Geschicklichkeit basierendem Rennspiel Neodori Forever handelt es sich um den Debuttitel des italienischen Indie-Entwicklers Strobetano. Das Game setzt auf einen kunterbunten Low-Poly-Grafikstil, welcher Erinnerungen an die fünfte Konsolengeneration wecken soll. Neodori Forever wurde erstmalig am 15. Juni 2022 auf Steam veröffentlicht. Und seit dem ersten Quartal 2023 kann man das Spiel auch auf der Nintendo Switch und der PlayStation 4 erwerben. Ich selbst habe es auf der PlayStation 4 gespielt. Was der Racer abgesehen von seiner Grafikmasche sonst noch so zu bieten hat, soll folgender Test offenbaren.

Geschicklichkeits- oder Rennspiel, das ist hier die Frage

Eigentlich bietet Neodori Forever ja fünf verschiedene Spielmodi, jedoch steht einem zu Beginn lediglich der Hauptmodus „Odyssey“ zur Verfügung. Die anderen Modi werden erst freigeschaltet, sobald man die komplette Odyssey geknackt hat – merkwürdige Designentscheidung. Die Racing-Odyssey setzt sich aus 33 Levels zusammen, welche durch 10 verschiedene Ortschaften führen, die jeweils 3-4 Level umfassen. In jedem Level geht es ganz einfach nur darum lebendigen Leibes zum Ziel zu gelangen. Ca. ein Drittel der Level setzen euch nach der Zieleinfahrt dann noch eine Art Duellrennen gegen einen NPC vor die Motorhaube. Aber auch beim Duell geht es nur darum lange genug durchzuhalten, ehe man nach einem unsichtbaren Zeitlimit als Sieger durchgewunken wird.

In Neodori Forever fährt man nämlich keine richtigen Rennen, sondern muss einfach nur lange genug überleben. Das ist freilich leichter gesagt als getan, da man an einen Sprit- bzw. Heilbalken gekoppelt ist der stetig abbaut und auch durch Kollisionen spürbar zusammenschrumpft.

Das Spiel gibt einem keine Kontrolle über die Geschwindigkeit des Autos. Der namenlose Fahrer wird stets versuchen die Maximalgeschwindigkeit zu fahren, was angesichts einiger scharfer Kurven, dem Zivilverkehr und Polizeikontrollen verdammt heikel werden kann.

Die Steuerung des Wagens ist extrem simpel, mit dem linken Analogstick lenkt man nach links und rechts. Ein Button dient zum driften und ein Weiterer dazu den Turbo-Boost zu aktivieren. Fertig, komplexer wird die Steuerung nicht. Das heißt aber nicht, dass Neodori Forever eine anspruchslose Casual-Gurkerei ist. Der Wagen lenkt sich sehr empfindlich, wenn man den Analogstick nicht feinfühlig bedient, wird man sehr schnell Kollisionen ansammeln und den Sprit- bzw. Heilbalken dezimieren. Das Spiel fühlt sich aufgrund dessen eher wie ein Geschicklichkeitsspiel an, als ein Racer. Ein Umstand der so einige Spieler vergraulen dürfte. Und es kann eine ganze Weile dauern, ehe man sich einigermaßen an die feinfühlige Wagenkontrolle in Kombination mit den eingeschränkten Fahrmöglichkeiten gewöhnt hat.

Um scharfe Kurven ohne Schaden zu nehmen, muss man per Knopfdruck driften, was aber aufgrund des Zivilverkehrs nicht immer vor einer Kollision bewahrt. In Kombination mit den zufallsgenerierten Strecken, bekommt man immer wieder das Gefühl, dass hier das Glück eine zu große Rolle spielt. Der Frustfaktor von Neodori Forever ist jedenfalls nicht zu unterschätzen.
Immerhin kann man auf der Strecke Benzinkanister einsammeln, welche den Sprit- bzw. Heilbalken zum Teil regenerieren. Diese Kanister werden schon recht bald absolut überlebenswichtig sein, um das Spiel zu knacken. Weitere Sammelobjekte sind die Blitzsymbole, um den Turbo-Balken aufzubauen, sowie die Geldmünzen. Für 300 Geldmünzen darf man sich ein neues Auto freikaufen. Insgesamt bietet das Spiel 32 verschiedene Wagen. Allerdings handelt es sich hierbei lediglich um kosmetische Skins. Geschwindigkeit und Fahrverhalten ist bei jedem Wagen gleich.

Der selbsterklärende Turbo-Boost ist, wenn überhaupt, nur bei den Duellrennen relevant. Hat man während eines Duells eine Kollision, besteht die Gefahr, dass der Kontrahent einen zu großen Vorsprung aufbaut, was eine Niederlage und einen Neustart des Levels bedeutet. Mit dem Turbo-Boost, kann man aber versuchen dieses Szenario zu verhindern. Allerdings bedeutet der Turbo auch, dass es noch schwerer wird Kollisionen zu vermeiden. Folglich sollte man den Boost wirklich nur in Duell-Notfällen einsetzen, und sollte ansonsten ignoriert werden.
Der letzte Stolperstein sind dann noch die Polizeikontrollen. Auf der linken Fahrbahn tauchen immer mal wieder gelbe Warndreiecke auf. Passiert man diese, taucht für eine kurze Zeit ein Polizeiwagen auf, der versucht den Spieler zu rammen. Man kann solch einer Polizeikontrolle jedoch entgehen, indem man sich in den Gegenverkehr auf der rechten Streckenseite begibt.

Die anderen Spielmodi

Für den Fall, dass man es schafft den Odyssey-Modus durchzuspielen, schaltet man vier zusätzliche Spielmodi frei.

  • Night Ride: Eine komplett neue Kampagne mit 22 zusätzlichen Levels. Die Polizisten und Rivalen des Odyssey-Modus werden hier gegen schießwütige Mafioso ausgewechselt, was den Schwierigkeitsgrad noch mal ordentlich nach oben treibt. Die Maschinengewehr-Salven und Granaten werden eurem Nervenkostüm jedenfalls ordentlich einheizen. Obendrein muss man versuchen die Gangster in der Duell-Phase zu bezwingen, indem man sie in den Zivilverkehr reinfahren lässt. Sehr knifflig, aber eine coole Variation des Spielprinzips und eine spannende Herausforderung.
  • Endless: Dies ist im Grunde genommen nur der Odyssey-Modus als Endlosspiel. Hier gibt es also keine Levelstruktur. Man wird im Endless-Modus wohl nicht allzu lange überleben, dementsprechend wird man mit diesem Modus auch nicht viel Zeit verbringen.
  • Zen: Keinen Bock auf andere Verkehrsteilnehmer, Duelle, Polizei oder gar Mafioso? Dann spielt den Zen-Modus, welcher all diese Dinge rauswirft und euch eine recht entspannte Fahrt ermöglicht. Mit dem Sprit- bzw. Heilbalken werdet ihr euch aber auch hier auseinandersetzen müssen, also immer schön die Benzinkanister einsammeln, um einen neuen Ausdauerrekord zu stellen.
  • Rival Rush: Dieser Modus konzentriert sich auf die aus dem Odyssey-Modus bekannten Duellrennen. Es gibt hier keine Polizei oder Gegenverkehr, weswegen ihr euch voll und ganz auf die Duellrennen konzentrieren könnt. Wie viele Duelle werdet ihr gewinnen, ehe euch der Sprit ausgeht?

Diese zusätzlichen Spielmodi sind definitiv ein Mehrwert und stellen ein gutes Argument dar weitere Zeit mit Neodori Forever zu verbringen. Ärgerlich ist nur, dass das Spiel keine Leaderboards bietet, mit denen man seine Leistung in den Modi Endless, Zen und Rival Rush veröffentlichen könnte. Eine verpasste Chance der Entwickler. Obendrein verstehe ich nicht, warum man diese Modi sperrt und erst nach dem Sieg des Hauptspielmodus öffnet. Bei Night Ride sehe ich das ja noch ein, aber die anderen drei Modi hätten schon von Beginn an verfügbar sein sollen.

Grafik und Sound

Auf Basis der Unity-Engine bietet Neodori Forever einen feinen Low-Poly-Grafikstil im Stil der fünften Konsolengeneration. Die Grafik gefällt durch ihre bunte Farbwahl, welche auch gerne mal in Pastelltöne driftet. Die Ortschaften bieten ein grundsolides Spektrum für einen Racer und weisen genügend Details auf, so dass man auch gerne mal die Augen von der Straße nimmt, um über den Streckenrand zu blicken. Schön ist auch, dass man bei den Herausforderern Konterfeis in die Textboxen packte. Ein paar von Denen sind zwar etwas zu grob gestaltet, aber dennoch ein willkommener Bonus. Wer auf Low-Poly-Grafik steht wird hier jedenfalls gut bedient.

Auch in akustischer Hinsicht kann das Spiel überzeugen. Der OST stammt vom italienischen Musikus Wheazel und setzt sich aus treibenden Technobeats zusammen, welche einfach super zum Spielgeschehen passen, und die man sich auch gerne mal außerhalb des Spiels reinzieht. Die Soundeffekte, wie etwa das Brummen des Automotors oder Explosionen klingen jedoch etwas zu leise und sind zu sehr im Hintergrund. Eine Sprachausgabe gibt es nicht, aber dafür ist die deutsche Textübersetzung kompetent und sauber.

Pro & Kontra

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Pros
  • sympathische audiovisuelle Präsentation
  • gutes Preis- Leistungsverhältnis
  • fünf recht abwechslungsreiche Spielmodi
  • eine interessante Idee Geschicklichkeit mit Racing zu kombinieren

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Cons
  • merkwürdige Spielbarkeit, an die man sich nie so recht gewöhnt
  • Vier der fünf Spielmodi sind geschlossen und öffnen sich erst, wenn man den Hauptmodus durchgespielt hat
  • keine Leaderboards
  • einige miese Grinding-Achievements

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