Ghostrunner 2 REVIEW

Am 26. Oktober 2023 erschien mit Ghostrunner 2 der Nachfolger des Überraschungshits von 2020. Denn noch vor Cyberpunk 2077 erschien damals mit Ghostrunner ein völlig neues Spiel im „Cyberpunk-Universum“, das auf Anhieb sehr gute Kritiken erhielt. Kann das Entwicklerstudio von „One more Level“ mit Teil 2 daran anknüpfen oder hat sich der Cyber-Ninja und das dazugehörige Cyberpunk-Universum mit der Zeit zu sehr abgenutzt? Das wollen wir heute herausfinden!

Eine kleine Information vorweg! Letzten Dienstag, also vor knapp einer Woche, habe ich euch bereits kurz vor Release ein Technikvideo zu Ghostrunner 2 präsentiert. Dort habe ich die PlayStation 5 Version inklusive der drei Grafikmodi „Quality, Performance & Performance“ mit der PC Version in epischen Settings auf FullHD verglichen und getestet. Daher werde ich hier und jetzt nur kurz auf die Technik eingehen.

Technik-Check

Ich habe die PlayStation 5 Version nun ausgiebig getestet und die drei Grafikmodi vom 27 Zoll Samsung Monitor in Full HD bis zum 50 Zoll Samsung Q80B in 4K immer wieder gegeneinander verglichen und kaum bis gar keinen nennenswerten Unterschied feststellen können. Ghostrunner 2 ist ein so schnelles und herausforderndes Spiel, dass man hier im Performance Modus ruhig den 120 Hz den Vorzug geben kann, ohne allzu große optische Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.

Tatsächlich gibt es aber einen Punkt, den wir in der ansonsten wirklich gut aussehenden Grafik erwähnen und gleichzeitig kritisieren müssen. Und zwar spreche ich hier von der Charakterdarstellung! In einer vorgerenderten Cutscene ist das eigentlich kein Problem. Hier interagieren die Charaktere ganz anders und wirken situationsbedingt ganz normal. Wenn ich aber Dialoge aus dem Spiel heraus starte, dann wundere ich mich schon, warum mein Gegenüber minutenlang den Bohrer oder den Schraubenzieher oder generell die Arme völlig unbequem starr in einer festen Position verharren lässt und dabei im Gesicht ziemlich emotionslos nur den Mund und bestenfalls die Augen ein wenig bewegt und alles in allem ziemlich leblos wirkt. Das ist wirklich schade, denn es reißt mich schon ein wenig heraus und lässt mich die ganze Zeit emotional nicht so richtig eintauchen. Weitere Details zur Technik findet ihr im Video.

Eine kleine Einführung

Aber worum geht es eigentlich in im zweiten Teil? Vorab: Ihr müsst den ersten Teil nicht gespielt haben, um mit der Fortsetzung zu starten. Im Menü unter „Extras“ bekommt ihr eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse aus Teil 1 und werdet so auf Ghostrunner 2 vorbereitet.

In der Zukunft leben die Menschen in einem riesigen Turm – genauer gesagt im Dharma Tower. Die Welt um ihn herum ist verlassen und völlig zerstört. Für viele ist der Turm alles, was sie kennen. Im ersten Teil ging es gegen die Herrscherin und nun müssen wir mit unserem Cyber-Ninja Jack gegen eine ganze Sekte antreten, die den Turm mit einer Tyrannei an sich reißen möchte. Und genau dieses Szenario gilt es zu verhindern.

Wer jetzt aber denkt, Ghostrunner 2 spielt sich wie ein DLC zu Teil 1 nur mit neuen Stages, der irrt! Zwar wird uns im Prinzip „more of the same“ geboten, aber eben besser.

Lernkurve

In Ghostrunner 2 durchlaufen wir wie im Vorgänger in guter alter „Ninja Warrior“-Manier einzelne Stages und überwinden mit Wallruns und Riesensprüngen teils abgrundtiefe Hindernisse. Das Zusammenspiel von Hand-Auge-Koordination muss hier in Sekundenschnelle passen. Jede Tastenkombination muss sitzen und man wird den einen oder anderen virtuellen Tod sterben. Ach was sage ich, man stirbt im Minuten- oder gar Sekundentakt! Aber warum ist mein Controller nicht gegen die Wand geflogen, fragt ihr euch? Das frage ich mich auch! Wahrscheinlich liegt es an dem wirklich gut durchdachten Gamedesign, die Respawn-Punkte so setzen, dass sich bei euch schnell eine Lernkurve einstellt. Niemandem wäre geholfen, wenn man sich erst minutenlang zum Startpunkt zurückkämpfen müsste. Habt ihr einen virtuellen Tod gefunden, geht es ohne große Ladezeiten mehr oder weniger genau da weiter, wo ihr gestorben seid. Natürlich bin auch ich manchmal 10 oder 12 Mal hintereinander gestorben, aber irgendwann packt einen nicht nur der Ehrgeiz, sondern auch die Lernkurve und man überwindet stolz die entsprechenden Hindernisse. Gerade Bosskämpfe können herausfordernd und befriedigend zugleich sein!

Aber Ghostrunner 2 ist zum Glück nicht nur ein Rennen von Stage zu Stage. Zwischen den einzelnen Missionen haben wir einen Unterschlupf im Tower. Quasi unsere Basis, in der wir die einzelnen Dialoge führen können, um mehr über die Story zu erfahren. In den Levels sammeln wir aber auch lilafarbene Speicherchips, mit denen wir unseren internen Cyberspeicher erweitern können, um weitere Fähigkeiten zu erlernen. Diese können wir hier in unserem eigenen Quartier am entsprechenden Terminal ausrüsten.

Aber auch beim Leveldesign und dem Spielablauf hat man sich Gedanken gemacht. Die wohl größte Neuerung ist die neu gewonnene Freiheit auf zwei Rädern. Nämlich auf einem Motorrad! Und zugegeben, die Abschnitte spielen sich wirklich überraschend frisch und passen doch zum gewohnten Ghostrunner-Prinzip! Doch die neu gewonnene Freiheit“ ist durchaus wörtlich zu nehmen! Denn mit dem Motorrad geht es nun auch nach draußen, weg vom großen Dharma Tower. Und genau diese verlassene Stadt gilt es nun zu erkunden. Es ist keine komplette große Open World, auch wenn das Außengelände um den Turm herum schon recht groß ist. Ich könnte jetzt kritisieren, dass die Welt sehr leer und leblos und dadurch teilweise auch sehr langweilig ist, aber genau das soll die Welt ja auch sein. Nicht umsonst dreht sich storytechnisch alles um unsere Heimat im Inneren des Turms.

Cyberspace mit Techno

Ab uns zu wechseln wir auch von der realen Welt in das Cyber-Space! Hier gibt es einige Aufgaben zu erfüllen. Mal müssen wir Kugeln einsammeln, mal Gegenstände zerstören und mal einen ganzen Parcours durchlaufen. Dies erinnert irgendwie an Cyberpunk 2077 oder auch an System Shock.

Der Techno-Soundtrack im Hintergrund kommt gut und atmosphärisch rüber! Dass in der trostlosen Außenwelt keine treibenden Technobeats zu hören sind, ist sowohl gewollt als auch atmosphärisch passend. Die Sprachausgabe ist solide, ohne wirklich ein Highlight darzustellen. Hier und da versucht man in den Dialogen witzig zu sein, was leider nur halb so gut rüberkommt.

Bei der Steuerung per Controller hat man sich auch noch einmal hingesetzt und sich ein paar Gedanken gemacht. So springt man jetzt nicht mehr mit den Schultertasten des Controllers, sondern mit der „A“ oder „X“ Taste, was viel besser von der Hand geht! Mit den Schultertasten „R1“ oder „RB“ aktiviert man jetzt die kurze Bullet Time. Generell bin ich mit dem gewählten Tastenlayout der Controller sehr zufrieden. Im Vergleich zum ersten Teil ein echter Fortschritt.

Was ich etwas schade finde, Ghostrunner eignet sich generell super für Speedruns und Highscores. Warum es kein Leaderboard für die einzelnen Stages gibt, um sich online in einer Rangliste zu vergleichen oder warum es keine wöchentlichen Herausforderungen gibt, bleibt mir ein Rätsel. Dass es keinen klassischen Multiplayer gibt, okay! Aber gebt mir einen Grund, das Spiel auch nach dem Durchspielen weiter zu spielen. Denn es ist wirklich gut!

Randnotizen

Je nachdem, wie man vorgeht, alles sammelt oder nur die Story durchspielen will, kommt man auf eine Spielzeit von ca. 8 bis 12 Stunden. Und hier muss ich sagen, dass Ghostrunner 2 ein wirklich schweres Spiel ist. Aufgrund des Schwierigkeitsgrades und des schnellen Gameplays ist es nicht für jeden geeignet, selbst wenn man grundsätzlich ein Fan des Genres ist. An dieser Stelle hätte ich mir optional einen Einsteigermodus gewünscht.

Ansonsten gibt es bis auf die bescheidene Charakterdarstellung und die dadurch wenig emotionale Story kaum etwas zu meckern. Eine Sache aber doch! Warum man für die Brutal Edition im Vergleich zur normalen Version ganze 30€ mehr aus der Tasche des Spielers ziehen möchte für gerade mal eine Handvoll Schwerter und Skins für Jack, sowie eine Motorradlackierung ist mir ein großes Rätsel. Auch die 2 Tage früherer Zugang rechtfertigen das einfach nicht! Natürlich sollte man der Vollständigkeit halber noch erwähnen, dass man einen Season Pass erhält, aber trotzdem hier kosmetische Inhalte zusätzlich verkauft, die schon von Anfang an verfügbar sind. Selbstverständlich ist es jedem selbst überlassen, ob er 35€ bis 40€ für die normale oder 65€ bis 70 für die Brutal Edition je nach Händler oder Onlineshop bezahlt. Grundsätzlich finde ich diese Vorgehensweise in dieser Branche generell recht fragwürdig und wird auch von mir immer wieder kritisiert. Nun trifft es ausgerechnet Ghostrunner 2, denn die optionalen Skins machen das Spiel weder besser noch schneller. Ich persönlich hätte es besser gefunden, ein fertiges Spiel mit allen Inhalten und einem optionalen Season Pass zu verkaufen, um dann zu einem späteren Zeitpunkt bei Bedarf neue Inhalte konsumieren zu können. Dies hat aber keinen negativen Einfluss auf die Wertung des Spiels und ist daher nur eine persönliche Meinung.

Video-Review

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • Gute Grafik
  • Abwechslungsreiche Level
  • Verbessertes Gameplay
  • Ordentlicher Umfang

thumbs-up-icon

Cons
  • Schlechte Charakterdarstellung
  • Story emotional wenig mitreißend
  • Kein Anfänger-Modus

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Spiel Bewertung
Singleplayer
88
88
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Ghostrunner 2 ist unterm Strich „more of the same“, aber nur eben um einiges besser! Fans des ersten Teils und interessierte Cyberpunk-Fans, die einen hohen Schwierigkeitsgrad nicht scheuen, sind herzlich willkommene, mit Jack für die eigene Heimat in den Kampf zu ziehen. Dennoch möchte ich noch einmal erwähnen, dass selbst Liebhaber des Genres an ihre Grenzen kommen könnten. Der virtuelle Tod ist in dem Spiel unausweichlich! Nichtsdestotrotz, die Motivation aufrecht zu erhalten, versteht das Spiel und allgemein überwiegen klar die Vorzüge!

- Von  Gerrit

MS Windows
Xbox Series X
PlayStation 5

Ghostrunner 2 REVIEW

USK 18 PEGI 18

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