Capcom Fighting Collection 2 REVIEW

Wenn es um das verfügbar machen alter Spiele auf modernen Plattformen geht, ist Capcom ganz vorne dabei. Das Unternehmen mit Sitz in Osaka, Japan hat in den vergangenen Jahren zig Spiele aus der ersten, zweiten und dritten Reihe neu veröffentlicht, darunter teilweise auch richtig seltene Spiele, die auf dem Gebrauchtmarkt teils horrende Summen fordern oder bislang nur Arcade exklusiv gewesen sind. Auch mit der jüngst veröffentlichten Capcom Fighting Collection 2 für PlayStation, Xbox, Nintendo Switch und PC schließt man eine Lücke und holt mehrere Fighting-Games aus den späten 1990er und frühen 2000er Jahren zurück.

Ein Hauch von Arcade liegt im heimischen Wohnzimmer


Im Fokus der Capcom Fighting Collection 2 stehen Spiele, die vornehmlich für das Sega NAOMI erschienen sind und aufgrund der ähnlichen Architektur zur Dreamcast auch für die finale Konsole von Sega umgesetzt wurden. Mit dabei sind:

Capcom vs. SNK: Millennium Fight 2000 Pro
Capcom vs. SNK 2: Mark of the Millennium 2001
Capcom Fighting Evolution
Street Fighter Alpha 3 UPPER
Power Stone
Power Stone 2
Project Justice
Plasma Sword: Nightmare of Bilstein

Mit Ausnahme der beiden Power Stone Titel, die eher dem Brawler zugehörig sind, handelt es sich bei allen Spielen um Fighting-Games, die in der noch jungen 3D-Ära entstanden sind. Jeder Titel wurde gelungen portiert und für moderne Plattformen angepasst. Ich habe auf der PlayStation 5 gespielt und bin durch und durch mit der Umsetzung zufrieden. Man spielt in der originalen Auflösung oder dreht die interne Auflösung etwas hoch, man erhält in jedem Spiel eigene Artworks für die Bildschirmbalken rechts und links. Es gibt alternative Steuerungsoptionen, mit denen man mächtige Kombos mit nur einer Taste auslösen kann (schön für Anfänger, Puristen verdrehen hingegen Augen und Finger). Außerdem gibt es einen Museums-Modus mit Artworks und die Möglichkeit, über 300 Musiktitel aus allen acht Titeln einzeln anzuhören. Außerdem kann man alle Spiele sowohl im lokalen Multiplayer zocken als auch online. So weit, so normal für diese Art der Sammlungen.

Capcom does what Nintendo does…oder so


Was die Capcom Fighting Collection 2 besonders macht sind, nun ja, die Spiele. Enthalten sind nämlich ein paar richtige Schmankerl, an die man auf legalen Wege bisher nur schwer rangekommen ist. Die beiden Power Stones etwa, die beinahe jedem mit Dreamcast-Vergangenheit in wohliger Erinnerung sein dürften. Wer die Reihe gar nicht kennt, stelle sich vor Capcom hat Smash Bros. auf dem Nintendo 64 gesehen und eine eigene Interpretation von der chaotischen Keilerei gemacht. Ich bin bis heute davon überzeugt, bei Nintendo hat man ebenfalls auf Power Stone geguckt und sich für die weitere Entwicklung der Super Smash. Reihe inspirieren lassen, denn das in einer in komplett 3D gestalteten Welt stattfindende Gekloppe wirkt schon sehr wie Nintendos große Reihe.

Gekämpft wird in mal mehr, mal weniger großen 3D-Arenen, wobei immer vier Figuren bzw. Spielerinnen/Spieler zugegen sind. Man sammelt Waffen ein, besetzt Schützentürme oder sogar Panzer. Und vor allem hat man es auf die namensgebenden Power-Steine abgesehen. Hat man drei davon gesammelt, verwandelt man sich für einige Zeit in eine stärkere Version des eigenen Charakters und teilt mehr Schaden aus. Ich bin bis heute kein ganz großer Fan von dieser Art von Spiel. Bei Nintendo wird es mir mittlerweile zu schnell zu chaotisch und auch in Power Stone geht die Übersicht recht schnell baden, denn es geschieht ständig etwas auf dem Bildschirm und auch Veränderungen in der Stage sind zugegen. Aber die arcadige Keilerei hat etwas, insbesondere der zweite Teil und ich verstehe jeden Fan, der aufgrund der Neuauflage aus dem Häuschen ist.

In der Schule ist die Hölle los


So ging es mir übrigens mit Project Justice. Kennt in westlichen Gefilden auch kaum jemand, wenn überhaupt, vielleicht unter dem alternativen Titel Rival Schools. Als Setting dient ein seinerzeit modernes Japan, in welchem Bullies, Sportler, Schulmädchen und Lehrer in 3er Teams gegeneinander antreten. Das visuelle Design der Figuren besitzt diesen typischen Charme von Anime aus den 1990er Jahren und ist herrlich überzeichnet. Das gilt übrigens auch für das Setting und seine Umsetzung, aber auch für die Spezialattacken, bei denen sich die Entwickler seinerzeit so richtig ausgetobt haben.

In eine ähnliche Kerbe schlägt Plasma Sword: Nightmare of Bilstein. Wie auch Project Justice, so erinnert das in diesem Falle eher in einem Sci-Fi verhaftete Plasma Sword an die frühen Ableger von Reihen wie Virtua Fighter oder Tekken. Die räumliche Tiefe der Stages wird nicht so geschickt ausgenutzt, wie heute, hat aber durchaus schon Ansätze, die später voll zu tragen kommen sollten.

Capcom gegen SNK, SNK gegen Capcom


Die populärsten Spiele in der Sammlung dürften sicherlich die beiden von Capcom entwickelten Ableger der Capcom vs. SNK Reihe sein. Der Charme dieser Art von Crossover liegt ganz klar im Aufeinandertreffen von Figuren beider Firmen, wobei Charaktere aus Street Fighter, Final Fight, King of Fighters und Fatal Fury vorhanden sind. Die beiden genannten Spiele sowie Capcom Fighting Evolution und Street Fighter Alpha 3 UPPER sind übrigens wieder 2D-Games, wobei sie in dieser seltsamen Zeit entstanden sind, in der man die schöne Kunst der Hintergründe etwas vernachlässigt hat. Ich sag mal so, Street Fighter 2 auf dem SNES hat (in meinen Augen) ansprechendere Hintergründe als jedes der anderen 2D-Games in der Sammlung.

Dafür haben die vier genannten Titel aber spielerisch interessante Ansätze. In Capcom vs. SNK 2: Mark of the Millennium 2001 wählt man beispielsweise vor dem Kampf aus sechs Modi aus, die darüber entscheiden, wie man die Leiste für Spezialangriffe auflädt. So gibt es Modi, bei denen man davon profitiert, wenn man offensiv vorgeht und viele Angriffe austeilt. Andere Modi hingegen belohnen das erfolgreichen Blocken.

Durchweg gefallen mir auch die 2D-Spiele durchweg, zumal sie erstaunlich abwechslungsreich voneinander sind. Teilweise werden Ideen voneinander aufgegriffen, aber anders umgesetzt oder neu arrangiert. Lediglich Capcom Fighting Evolution fällt qualitativ ein bisschen raus, hat dafür mit dem Dino Hauzer aber einen Charakter, welcher den gesamten Bildschirm einnimmt – albern, aber irgendwie cool. Aber vor allem albern (…und cool…).

Video zum Spiel

Pro & Kontra

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Pros
  • acht richtig coole Arcade-Games in einer Sammlung
  • technisch sauber portiert
  • inhaltlich wie spielerisch recht abwechslungsreiche Spieleauswahl
  • Online-Netcode ist ziemlich ordentlich und erlaubt lagfreies Spielen

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Cons
  • das Museum könnte noch mehr Hintergrundinformationen zu den Spielen anbieten

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