Asterix (Game Boy) REVIEW

Der kleine Comic-Gallier Asterix wurde ursprünglich im Jahre 1959 von den beiden französischen Comiczeichnern René Goscinny und Albert Uderzo kreiert. Seitdem prügelt er sich zusammen mit seinem besten Kumpel Obelix durch zahlreiche Comicbücher. Doch Comics alleine reichen nicht aus, um die unbezwingbaren Gallier zu beschäftigen. Also wurden sie über die Jahre hinweg nicht nur wiederholt auf die große Kinoleinwand verfrachtet, sondern auch in Video- und Computerspiele. Bereits 1983 tauchte das erste Asterix-Videospiel auf dem Atari 2600 auf. Weitere sollten folgen.

Natürlich bekam auch der Ur-Game Boy zwei Besuche von den Galliern abgestattet. In diesem Test werfen wir einen Blick auf das erste Spiel Asterix, welches Anno 1993 nicht nur für den Game Boy, sondern auch für NES und SNES umgesetzt wurde. Im Gegensatz zur SNES-Hauptversion, welche vom französischen Publisher und Entwickler Infogrames kreiert wurde, zeichnet sich für die GB- und NES-Version der spanische Entwickler Bit Managers verantwortlich. Dies dürfte wohl auch der Grund sein, warum der Schwierigkeitsgrad der GB-Version nicht so heftig ausfällt, wie jener der SNES-Version. Ob dies jedoch ausreicht, um aus der GB-Version von Asterix ein gutes Spiel zu machen, soll folgender Test klären.

Maid in … äähm, ich meine Obelix in Not

Obelix ist nicht von seiner letzten Wildschweinjagd heimgekehrt. Majestix, das Dorfoberhaupt der Gallier schlussfolgert, dass dieser von den Römern an einen unbekannten Ort verschleppt wurde. Also wird Obelix‘ bester Freund Asterix losgeschickt, um den korpulenten Gallier aus den Fängen der Römer zu befreien. Die Reise führt Asterix von Gallien (Frankreich) aus nach Helvetia (Schweiz), Ägypten und schlussendlich nach Rom in Italien.

Es handelt sich also um einen völlig uninspirierten „Maid in Not“-Plot. Dummerweise hat man nicht bedacht, dass Obelix nicht als Entführungsopfer taugt. Wer mit der Vorlage vertraut ist, wird wissen, dass Obelix als Kind in einen Kessel Zaubertrank gefallen ist und in Folge dessen für den Rest seines Lebens mit Superkräften gesegnet wurde und quasi unbesiegbar ist. Für ihn ist es kein  Problem aus einem Kerker zu fliehen oder dergleichen. Da fragt man sich wer als nächstes als Maid in Not herhalten muss. Der Hulk? Thanos? Saitama? Und das ist nicht der einzige Handlungsfehler. Im Abspann gibt es natürlich die Asterix-übliche Siegesfeier. Bei dieser wird der Dorfmusikant Troubadix grundsätzlich gefesselt und geknebelt, damit er seine Leute nicht mit seiner grässlichen Musik belästigen kann. Im GB-Abspann darf Troubadix aber ungestört musizieren und die Gallier haben Freude daran.

Derartige Fehler sagen uns, dass die Verantwortlichen keinerlei Interesse an der Asterix-Lizenz hatten, und daher irgendwas hinschluderten, ohne sich näher mit der Sache zu beschäftigen. Warum man dann aber Geld in eine Lizenz investiert, statt sich eine Eigenkreation aus den Fingern zu saugen, verstehe ich nicht. Ich mein, es wäre jetzt ja echt kein Problem gewesen Obelix gegen Falbala auszutauschen, oder so. Damals hat man ja nicht viel von der Story eines GB-Platformers erwartet. Aber gerade bei einem Lizenzspiel muss eben das Hintergrundmaterial respektvoll umgesetzt werden. Und das ist hier nicht erfolgt. Schlechte Leistung.

Ein Gallier versucht einen italienischen Klempner nachzuahmen!?

Asterix ist ein Jump ’n‘ run, welches sich aus 12 Levels zusammensetzt und drei Schwierigkeitsgrade zur Verfügung stellt. Die Aufgabe besteht darin innerhalb eines Zeitlimits zum jeweiligen Levelausgang vorzudringen. Nach Level 12 will dann noch ein Endboss bezwungen werden. Dieser ist der einzige Bosskampf im Spiel, und so ziemlich der langweiligste Boss, den ich jemals erledigt habe.

Asterix kann gehen, springen, rennen, ducken und schlagen. Zum rennen muss der Angriffsbutton gedrückt gehalten werden. Vorsicht ist jedoch geboten, denn wenn Asterix gegen ein Hindernis wie eine Wand oder einen Block rennt, prallt er zurück. Obendrein werdet ihr umgehend feststellen, dass Asterix allgemeine Bewegung unangenehm schwammig ausfällt. Er läuft immer eins, zwei Schritte weiter als gewünscht, was natürlich viele unverschuldete Bildschirmtode provozieren wird – vor allem auch deswegen, weil das Spiel sehr gerne mit Miniplattformen arbeitet, die viel Präzision erfordern. Ein weiteres Problem ist die lächerlich niedrige Reichweite von Asterix‘ Faustschlag in Kombination mit pingeligen Hitboxen der Gegner. Hier muss man den Gegner wirklich frontal im richtigen Moment erwischen, damit man einerseits nicht selbst verwundet wird, und andererseits die Hitbox des Gegners triggert und diesen somit beseitigt. Und nein, Sprünge auf den Kopf des Gegners bringen euch hier nicht weiter.

Wenigstens verfügt Asterix über insgesamt vier Hitpoints, welche in Form von Flügeln dargestellt werden. Er steckt also einiges ein, ehe er draufgeht, und es lassen sich natürlich auch weitere Flügel zur Regeneration der Hitpoints einsammeln. Ein Sturz in einen Abgrund kostet jedoch sofort ein Leben, womit die trickreichen Platforming-Passagen die größere Bedrohung darstellen, als die Gegner. Letztere kommen in Form von diversen Römer-Soldaten, Viechern wie Wildschweinen, Fischen, Spinnen und Wespen, oder abstrakten Gegnern wie hüpfenden Spor-Standarten oder Feuerball-schießenden Horus-Statuen daher. Fallen wie Stacheln. Katapulte oder Pendel dürfen freilich auch nicht fehlen.

Damit die Rettungsmission kein vorzeitiges Ende findet, gibt es eine Menge nützlicher Gegenstände zum einzusammeln. Die kleinen Sterne ersetzen die Goldmünzen aus Mario. 50 Stück von denen schreiben ein Extraleben gut. Eine Amphore bringt euch 10 Sternpunkte, und ein Lorbeerkranz bringt ein sofortiges Extraleben. Ein Flügel regeneriert einen verlorenen Hitpoint, der Rundschild aktiviert eine temporäre Unverwundbarkeit, und der Zaubertrank aktiviert neben der temporären Unverwundbarkeit auch noch einen automatischen Sprint (man muss dann also nicht den Angriffsbutton zum rennen gedrückt halten).

All diese Gegenstände wurden entweder offen in den Levels platziert, oder verbergen sich in den A-Blöcken, welche man via Fausschlag zerdeppern kann. Bedenkt jedoch, dass zerstörte Blöcke nicht mehr als Plattform genutzt werden können. Manche zerstörte A-Blöcke aktivieren einen Schlüssel in der Nähe. Gelingt es diesen innerhalb der nächsten paar Sekunden einzusammeln, wird man in einen Bonusraum teleportiert, wo nützliche Gegenstände zum einsammeln warten.

Nach Ende eines Levels kann man zwei verschiedene Varianten von Bonusrunden erlangen. In der ersten Variante hat man ein paar Sekunden Zeit, um über Fässer zu hüpfen, die über das Meer gleiten, und kann währenddessen Gegenstände einzusammeln, die vom Himmel fallen. Diese Bonusrunde darf man aber nur spielen, wenn man am Levelende den unteren Ausgang nimmt. Hierfür muss man jedoch einen riskanten Sprung durchführen. Das obere Ende kann man gefahrlos erreichen, indem man sich von einer Wippe mit Felsblock hochkatapultieren lässt, aber das bringt halt keine Bonusrunde. Die zweite Bonusrunden-Variante taucht jedoch grundsätzlich nach den Stages 3, 6 und 9 auf. Hier befindet man sich im Lagerraum eines Schiffes und kann Lorbeerkränze am oberen Bildschirmrand erreichen, indem man die Fässerplatformen nutzt, die von einem Piraten geworfen werden.

Sind alle Extraleben verbraucht, darf man auch noch auf Continues zurückgreifen, welche einen zum Startlevel des zuletzt besuchten Landes bringen. Man beginnt das Spiel mit einem Continue, kann sich jedoch durch das verdienen von jeweils 100.000 Punkten ein weiteres hinzuverdienen. Punkte kassiert ihr für das sammeln von Gegenständen, erledigen von Gegnern und verbleibende Zeit nach Levelende.

Das was beim spielen von Asterix sehr auffällt, ist die starke Ähnlichkeit zu Nintendos Klassiker Super Mario Land. 12 Level in vier verschiedenen Ländern, optionale Bonusrunden nach Levelende, Präzisionssprünge über Miniplatformen, die Blöcke, der Grafikstil … Die Inspirationsquelle ist eindeutig zu erkennen. Auf Shmup-Stages wurde leider verzichtet. Stattdessen muss Asterix zwei mal mit Schienenfahrzeugen manövrieren, was aber wenig Spaß macht, da hier zu viel auswendig gelernt werden muss.

Die Spieldauer von Asterix ist ähnlich kurz wie in Super Mario Land. Daher kommt das Modul auch ohne Speicherbatterie oder Passwörter daher. Die drei Schwierigkeitsgrade bieten zumindest ein Argument für mehrere Spieldurchläufe. Höhere Grade platzieren mehr Gegner und Fallen in den Levels, und stellen somit eine sinnvolle Herausforderung dar. Im Vergleich zum großen SNES-Bruder von Infogrames, fällt der Schwierigkeitsgrad der GB-Version jedoch deutlich humaner aus. Dank der großzügigen Vergabe von Extraleben, kann man auch mit der schwammigen Steuerung einigermaßen leben. Einen Preis für Qualität oder Kreativität hat das Asterix GB-Modul jedoch nicht verdient.

Grafik und Sound

Auch in grafischer Hinsicht orientiert sich Asterix an Nintendos GB-Klassiker Super Mario Land. Die grafische Gestaltung ist also recht minimalistisch, aber dafür auch sauber, übersichtlich und durchaus charmant. Dummerweise haben sich die Uhren 1993 bereits bedeutend weitergedreht. Das heißt im Klartext, dass sich Asterix den Vergleich mit einem Super Mario Land 2: 6 Golden Coins gefallen lassen musste, welches im Ausland bereits Ende 1992 verfügbar war. Und natürlich kann Asterix diesen Vergleich, trotz minimalen Parallax-Scrolling, beim besten Willen nicht standhalten. Das erste Super Mario Land erschien ja bereits 1989. Asterix für den GB ist als 2-3 Jahre zu spät dran.

Glücklicherweise schneidet das Modul beim OST bedeutend besser ab. Die launigen und abwechslungsreichen Melodien des begnadeten Videospiel-Komponisten Alberto Jose Gonzales gewähren dem eher mittelprächtigen Spiel jedenfalls einen klaren Mehrwert. Eigentlich schade, dass der OST keinem besseren Spiel angehört. Die Soundeffekte passen auch, von daher kann man zumindest in akustischer Hinsicht nichts an Asterix kritisieren.

Video zum Spiel

Pro & Kontra

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Pros
  • solides Platforming-Gameplay, aber …
  • 3 Schwierigkeitsgrade sorgen für etwas Wiederspielwert
  • gelungener OST

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Cons
  • … eine unangenehm schwammige Bewegungssteuerung
  • liebloser Umgang mit der Lizenz
  • ein fast schon dreister Super Mario Land-Klon, der obendrein 2-3 Jahre zu spät auf den Markt kam

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