Captain Future Vol. 1 REZENSION
Mittlerweile sind Anime auch in Deutschland angekommen und gehören wie selbstverständlich zur Sehgewohnheit vieler Konsumenten. Doch das war nicht immer so, denn das Zeichentrickserien auch mehr sein können, als kindgerechte Unterhaltung, war hierzulande ein langer Prozess. Captain Future nimmt dementsprechend eine fast schon tragische Rolle ein, denn als erster Anime wurde das auf den Pulp Romanen von Edmond Hamilton basierende Werk Anfang der 1980er Jahre im Öffentlich rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt, musste dort aber nach Protesten von Eltern- und Jugendverbänden nach kurzer Zeit aus dem Programm genommen werden. Durch seine Zweitverwertung auf anderen Sendern in den Jahren darauf sprachen die Abenteuer des jungen Weltraumhelden aber immer mehr Kinder und Jugendliche an und wurden zum Bestandteil ihrer Jugend. Diese kann man nun ein bisschen wieder aufleben lassen, denn Universum Film bringt den Anime nun in verschiedenen Ausführungen auf den deutschen Markt.
Die Krux mit dem deutschen Jugendschutz
Wer alle deutschen Episoden sein Eigen nennen möchte, der greift am besten direkt zur Komplettbox. Diese enthält alle 40 deutschen Episoden, wahlweise auf DVD und Blu-ray und kommt mit einem schicken Schuber. Zusätzlich will Universum Film insgesamt vier Volumes im DVD-Format veröffentlichen. Die ersten beiden Volumes mit je 12 Folgen sind bereits erhältlich.
Wer ein echter Hardcore-Fan ist und das nötige Kleingeld besitzt, der kann außerdem noch zu einer limitierten Komplettbox auf Blu-ray greifen, die neben den 40 deutschen Folgen auch alle 52 japanischen Folgen in Originalsprache und deutschen Untertiteln umfasst. Diese sind zum ersten Mal überhaupt auf dem deutschen Markt erhältlich und die einzige Möglichkeit Captain Future ungeschnitten zu erleben. Die normalen Veröffentlichungen enthalten nämlich „nur“ jene Episoden, die für das deutsche Fernsehen zusammengeschnitten wurden und ein Relikt ihrer Zeit sind.
Denn Captain Future galt den Jugendschützern seinerzeit als zu erwachsen und wurde daher um einiges zurechtgeschnitten. Das hat man der Serie als Kind nicht vielleicht nicht so sehr angesehen, fällt mit dem erwachsenen Auge aber umso stärker auf. Im japanischen Original ergeben vier Folgen (mit einer Laufzeit von knapp 30 Minuten) nämlich einen abgeschlossenen Handlungsbogen. Für das deutsche Fernsehen wurde dies auf drei Episoden mit einer noch mal gekürzten Laufzeit pro Folge heruntergekürzt. Glücklicherweise waren seinerzeit aber findige Cutter am Werk, die sich darum bemüht haben die weggefallenen Parts als kleine Rückschau am Anfang einer Folge einzubetten, sodass der Zuschauer den Rahmen der Handlung nach wie vor folgen kann.
Ein Kindheitsheld erstrahlt im neuen Glanz
Und auch nach heutigen Maßstäben funktioniert Captain Future trotz dieses Makels der Vergangenheit noch gut. Überhaupt ist der Anime erstaunlich gut gealtert, bedenkt man das er in den Jahren 1978-1979 produziert wurde. Für heutige Verhältnisse wirkt der Zeichenstil sicher altbacken und gerade bei den Animationen spielen aktuelle Produktionen in einer ganz anderen Liga. Dafür besticht Captain Future mit farbenfrohen Welten, sehr kreativen Designs – gerade bei den unterschiedlichen Alienrassen und Raumschiffen – sowie einem ganz eigenen Charme, den moderne Anime in dieser Form kaum noch haben.
Einige Abstriche muss man hingegen in technischer Hinsicht machen. Das Bild wurde für die Neuveröffentlichung nicht allzu stark restauriert, zeigt sich aber dennoch in einer guten Qualität, was bei einem solch alten Anime keine Selbstverständlichkeit ist. Die Farben auf der mir vorliegenden DVD-Fassung wirken satt, wenn auch mit leichten Grünstich, der aber nur bedingt ins Auge fällt. Auch die Tonqualität wirkt mehr als solide und klar. Die alte Synchronisation lässt das nostalgische Herz sowieso höher schlagen, ebenso wie die Musik von Christian Bruhn, der mit seinem fast schon ans Psychedelische grenzenden Soundtrack einen krassen Gegenentwurf zum eher Jazz-lastigen Score des japanischen Originals geschrieben hat.
Spannende Weltraumabenteuer
Nicht zuletzt die spannenden Stories sind aber der entscheidende Grund, warum der Anime mir auch beim erneuten Sehen ungemein gefallen hat. Die je drei in sich abgeschlossenen Episoden funktionieren wie ein Film und wirken enorm kurzweilig. Auf der ersten DVD Volume befinden sich die ersten 12 Folgen des Anime. Hier müssen Captain Future und seine Crew unter anderem den mysteriösen Geschehnissen auf dem Planeten Megara nachgehen, auf welchen Menschen in bösartige Affenkreaturen verwandelt werden.
Auch die anderen Geschichten punkten mit einer spannenden Erzählung und der tollen Mischung aus Action, Science-Fiction und dem charmanten Humor. Und obwohl manche Techniken (wie etwa eine Maschine, mit der Seelen zwischen Körpern getauscht werden können) in der Welt von Captain Future heute etwas seltsam anmuten, so schafft es der Anime trotzdem seine Glaubwürdigkeit zu bewahren und nicht lächerlich zu wirken.
Fazit
Für viele Kinder der 1980er Jahre ist Captain Future eine schöne Erinnerung, in der man dank der neuerlichen Veröffentlichung nun endlich auch im Heimkino schwelgen kann. Die Geschichten um den jungen Weltraumhelden und seine Crew, die das Universum von fiesen Bösewichten befreien und dabei jede Menge Abenteuer erleben, machen auch heute noch ungemein großen Spaß und punkten mit ihrer Mischung aus Action, Science-Fiction und Humor. Die Neubearbeitung ist gelungen und zaubert ein gutes Bild mit klaren Ton auf den Bildschirm. Schade nur, das den DVDs keinerlei Extras beliegen. Aber über dieses Manko kann man ohne weiteres hinwegsehen.