Windjammers 2 REVIEW

Vor einigen Jahren hatte ich eine recht lange andauernde Phase, in der ich mich quer durch die Neo Geo Bibliothek gespielt habe. Neben den üblichen Verdächtigen (also vor allem den Fighting Games von SNK), habe ich auch sehr intensiv Windjammers (1994) gespielt, welches nicht zuletzt durch die sehr liebevolle Neuveröffentlichung von 2017 durch das französische Studio Dotemu eine komplett neue Zielgruppe erschlossen und infolge einen zweiten Frühling erlebt hat. Mit Windjammers 2 veröffentlichen Dotemu jetzt eine komplett von Grund auf entwickelte Fortsetzung und zumindest ich habe mir lange die Frage gestellt: braucht es das eigentlich?

Einfach, aber genial


Windjammers ist nämlich ein Paradebeispiel für ein Spiel, welches eine simple Idee besitzt und diese nahezu perfekt umsetzt. Am einfachsten lässt sich das Prinzip mit Air Hockey vergleichen, nur das man nicht auf einem Tisch spielt, sondern auf Tennisplatz ähnlichem Feldern, der Puck ein Frisbee ist und die Opponenten vollkommen überzeichnete Fun Sport Cracks mit Vokuhila, gespiegelten Sonnenbrillen und Cape. Gespielt wird im Best-of-Three-Modus, wer 15 oder mehr Punkte pro Runde erspielt gewinnt den Satz. Punkte werden erzielt, indem man den Frisbee ins gegnerische Tor platziert, wobei dieses meist in mehrere Punktezonen unterteilt ist, die meist zwischen 3 und 5 Punkten zählen.

Dieser Spielgedanke war bereits im Original nahezu zur Perfektion gebracht, das Remaster von Dotemu hat mit der Integration eines Online-Multiplayer sowie einiger Quality-of-life-Anpassungen das einst Neo Geo exklusive Original für moderne Plattformen fantastisch erweitert. Warum also ein zweiter Teil? Letztlich hätte ich mir diese Frage mit einem Verweis auf Tetris (simples Prinzip, gleich beim ersten Versuch zur Perfektion gebracht) und den vielen wie legitimen Adaptionen selbst beantworten können.

Mehr Fighting- als Sport-Game


Dotemu haben das Konzept nicht auf 180 gedreht und mit Neuerungen vollgestopft, sondern kleinschrittig sinnige Erweiterungen vorgenommen. Eine der wichtigsten Neuerungen ist sicherlich die Möglichkeit zu springen. Man kann hochgeworfene Frisbees nun also auch aus der Luft fangen und dem Gegenüber entweder mit voller Wucht entgegenpfeffern oder leicht anschnipsen, sodass die Scheibe auf dem Boden des gegnerischen Spielfelds landet. Eine spannende taktische Komponente kommt auch mit der neuen Spezialleiste ins Spiel. Ähnlich wie in einem Fighting-Game, lädt sich die Leiste nach und nach auf und berechtigt zum Ausführen einer mächtigen Aktion, die nur schwer zu kontern ist. Unmöglich ist das aber nicht, vor allem wenn auch der Gegner/die Gegnerin eine volle Leiste hat und mit einem Spezialangriff kontert.

Der Vergleich zu Prügelspielen kommt übrigens nicht ganz von ungefähr, denn tatsächlich schwingt im Gameplay eine Spur des auf den ersten Blick nicht sonderlich verwandten Genres mit und das nicht nur, weil es abseits des normalen Werfens und Konterns auch ein paar Manöver gibt, die man mit Tastenkombinationen auslöst, die eher in Street Fighter zu vermuten sind.

Zehn Figuren, zehn Arenen


Für mich überraschend haben sich die Entwickler dagegen entschieden, die zehn Spielfiguren mit sich zu stark unterscheidenden Movesets und Manövern auszustatten. Die Hauptunterteilung zwischen den Figuren findet zwischen Geschwindigkeit und Stärke statt. Flinke Figuren bewegen sich auch im Normalschritt schnell über das Spielfeld und haben einen flotteren Dash, Figuren mit hohen Kraftstatus hingegen hämmern das Frisbee stärker ins gegnerische Feld. Der ganz große Unterschied fällt hier aber eher im Detail auf.

Anders ist es da schon um die zehn Arenen bestellt. Diese unterscheiden sich mal in der Größe des Spielfelds, mal in der Größe der Tore. Manche Spielfelder haben statt eines Netzes in der Mitte Barrieren, von denen die Frisbees abprallen und die Flugrichtung verändern, während in der Casino-Arena die Punktzahl der Tore nach Zufall ausgewürfelt wird.

Zu viel Minimalismus?


Leider macht es Windjammers 2 gerade Anfängerinnen und Anfängern nicht sonderlich leicht die Tiefe des Gameplays und seine Möglichkeiten zu durchblicken. Einen richtigen Trainingsmodus, in welchem man die verschiedenen Aktionen beigebracht bekommt, gibt es nämlich nicht. Stattdessen gibt es im Hauptmenü eine Anleitung mit Zeichnungen und kurzen Erklärtexten. So richtig gut ist diese Lösung aber nicht und unverständlicherweise kann man die Beschreibungen auch nicht während eines pausierten Matches einsehen, sondern eben nur über das Hauptmenü.

Auch in Hinblick auf die Modi ist Minimalismus angesagt. Neben dem Arcade-Modus gibt es noch einen Versus-Modus (entweder 1 vs 1 lokal oder gegen die CPU) und einen Online-Modus mit der Möglichkeit des schnellen Matches und des Ranglistenspiels. Hinzu kommen noch zwei nette Minispiele, die allerdings nur im Laufe des Arcade-Modus, aber nicht separat gespielt werden können. Insofern bleibt die Fortsetzung ihren Wurzeln also treu und ist vor allem mit dem kompetitiven Gedanken gestrickt.

Rollback & Comic-Grafik


Hier muss ich den Online-Modus hervorheben. Dieser ist zwar in den ersten Tagen nach Launch noch erschreckend leer (selbst zu Stoßzeiten am Wochenende waren laut Anzeige selten mehr als 50 Spielerinnen und Spieler in der Lobby), der (Rollback-)Netcode hingegen ist ein echter Traum. Bei Manchen Partien hatte mein Gegenüber einen Ping von über 150, einmal sogar über 200, dennoch gab es so gut wie keine Lags oder Verzögerungen. Das ist natürlich gerade bei einem derart auf Präzision ankommenden Spiel willkommen.

Überhaupt ist Windjammers 2 ein unfassbar gut poliertes und audiovisuell ansprechendes Spiel. Die noch heute durch seine Detailfülle ins Auge stechende Pixelart des Originals wurde durch einen bunten Comicstil getauscht, der den Charme des Erstlings wunderbar einfängt und tatsächlich wie eine organische Fortführung wirkt. Das gleiche gilt auch für die prägnanten Soundeffekte und Sprachsamples sowie die Musik, an der unter anderem auch der Komponist des ersten Spiels Seiichi Hamada mitgearbeitet hat.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pro
  • simples, aber dennoch tiefes und vor allem befriedigendes Gameplay
  • griffige Steuerung
  • wunderschöne Grafik
  • guter Netcode sorgt für flüssiges Spielen online

thumbs-up-icon

Contra
  • kein Trainingsmodus
  • nur drei Modi

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
83
Gut
86
Multiplayer

FAZIT

Man merkt Windjammers 2 durch und durch die Entwicklungsarbeit von fast vier Jahren an. Das Spiel ist von vorne bis hinten auf Hochglanz poliert und übertrifft die Brillanz des Vorgängers sogar noch um ein gutes Stück. Meine Bedenken bezüglich der Sinnhaftigkeit eines Nachfolgers wurden mit jedem gespielten Match weniger. Windjammers 2 ist wuchtig, dynamisch, komplex und ein absoluter Spaßbringer, den ich sicherlich für viele Monate, wenn nicht gar Jahre immer und immer wieder spielen kann und werde.

- Von  Adrian

Grandioser Arcade-Spaß für daheim.
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Windjammers 2 REVIEW

USK 0 PEGI 3

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