Squidlit REVIEW

Squidlit ist der am 02. März 2018 veröffentlichte Debut-Titel eines zweiköpfigen Indie-Entwicklerstudios, wobei das Spiel jedoch hauptsächlich von nur einer der beiden Programmiererinnen erstellt worden sein soll. Am 14. Januar 2020 wurde auch die Nintendo Switch mit dem Titel bedacht.

Wie man bereits auf dem ersten Blick erkennen kann, handelt es sich hierbei um ein Spiel welches auf dem technischen Grundgerüst des Game Boy Classics erstellt wurde. Für jemanden wie mich, der mit diesem System aufgewachsen ist, erweckt das Spiel dadurch freilich automatisch Aufmerksamkeit. Also landete das 1,59 € günstige Hüpfspiel auf der Wunschliste und wurde irgendwann eingesackt. Ob Squidlit jedoch mit den alten Klassikern des Game Boys mithalten kann oder nicht, soll folgendes Review klären.

Superspion oder unverschämter Eindringling?


Die Squidlits sind Oktopus-artike Leutchen, die ein beschauliches Leben in ihrem Dorf Blipston führen. Das Einzige was die Harmonie trübt ist das benachbarte Gruselschloss, welches die Aussicht stört. Nachdem vor einigen Monaten ein Spion der Squidlits beim Auskundschaften des Schlosses verschwand, beschließt der Dorfmagier von Blipston einen zweiten Versuch zu wagen und entsendet einen gewissen Plip zum Schloss, um den Spionage-Auftrag seines Vorgängers fortzusetzen.
Also begibt sich Plip auf den Weg in die Nachbarschaft, und entdeckt recht bald, dass das Schloss und dessen Umgebung von den sogenannten Ooblugs bewohnt wird. Die Ooblugs ekeln sich vor der Tinte der Squidlits, scheinen abgesehen davon jedoch keine Bedrohung darzustellen. Dummerweise werden diese Leute von einer gewissen Skwit Skwot angeführt, einer Art Nachtfalter, die von den Ooblugs als „God Emperor“ (Gottkaiser) angesehen wird.

Skwit Skwot arbeitet derzeit an einem Geheimprojekt. Sie braut irgendeinen Zaubertrank zusammen und schreckt auch nicht davor zurück ihre eigenen Untertanen einzukerkern, die zufällig von den Geheimprojekt erfahren haben. Nun liegt es an Plip der Gottkaiserin das Handwerk zu legen.

Wie bei den alten Game Boy-Spielen dient die Story auch hier eher dazu die Hüpferei zu rechtfertigen. Dennoch geht Squitlit bei der Handlung einen Schritt weiter als die Inspirationsquellen. So gibt es recht viele NPCs im Spiel, mit denen man ein kleines Schwätzchen halten kann, ein Feature, welches man in einem richtigen Game Boy-Platformer eigentlich nicht vorfindet. Obendrein hat man auf plumpe Gut und Böse-Schemata verzichtet. Der Protagonist ist im Grunde genommen nichts weiter als ein Spion, der in eine fremde Kultur platzt. Und es wird stark angedeutet, dass Skwit Skwots Plan eigentlich nichts böses im Sinn hatte. Diese Grauzone ist mal was erfrischend Neues in einem Retro-Platformer, wo es eigentlich meistens darum geht jemand bösen das Handwerk zu legen. Der eigentliche Star im Spiel ist jedoch das schlichte aber niedliche Design der Squidlits.

Man kann die Einsteigerfreundlichkeit auch übertreiben

Nennenswerte Optionen gibt es nicht und bereits im Titelbildschirm wird die simple Steuerung verdeutlich, die man dort sogar praktisch umsetzen kann/muss, um das Spiel zu starten. Mit den Pfeiltasten links und rechts steuert man Plip in die entsprechende Richtung, mit der Pfeiltaste nach oben wird ein NPC-Gespräch eingeleitet und die beiden Tasten dienen zum Springen. Eine weitere Betätigung des Sprungbuttons in der Luft veranlasst Plip dazu einen Tintentropfen nach unten abzufeuern. Dieser Tropfen ist eure einzige Waffe im Spiel, mehr ist aber auch gar nicht nötig, da das ca. 30 Minuten kurze Spiel verdammt leicht ausfällt.
Die Steuerung arbeitet superflüssig und mein Controller wird einwandfrei unterstützt.

Insgesamt bietet das Spiel 15 Abschnitte, die man jedoch auch in vier Level zusammenfassen kann, da man nach einigen Abschnitten halt auch mal einen Bossgegner zu erledigen hat. Plip verfügt über sechs Hitpoints, die in Form von drei Muffins visualisiert werden. Ein Treffer kostet einen halben Muffin. Innerhalb des Spiels kann man Muffins einsammeln, um die Energieleiste somit um 2 Hitpoints zu regenerieren. Mehr Sachen zum Aufsammeln gibt es übrigens nicht, was wohl in erster Linie daran liegt, dass Squidlit auf Extraleben und somit auch auf Zeitlimits und auf Game Overs verzichtet. Stirbt man, muss man den jeweiligen Spielabschnitt halt noch mal von Vorne beginnen. Dieses Szenario dürfte aber nur bei einigen Bossgegnern auftreten, da das Spiel eindeutig für blutige Anfänger konzipiert wurde. Selbst Kirby’s Dreamland, welches die offensichtliche Inspirationsquelle für Squidlit darstellt, stellt eine größere Herausforderung dar.

Die Entwickler gingen sogar so weit, auf Abgründe zu verzichten, somit stellen die Gegner die einzige Bedrohung für Plip dar. Wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür, dass es zwei Abschnitte im Spiel gibt, in denen man eine bestimmte Anzahl an Gegnern erledigen muss, ehe man weitermarschieren darf. Sorry, aber das geht dann doch zu weit. Einen reinen Platformer ohne Abgründe, Lavagruben und dergleichen zu spielen ist irgendwie vergleichbar mit der Fahrt in einem Auto mit viereckigen Rädern – es ist einfach bescheuert. Dementsprechend langweilig spielt sich Squidlit dann auch. Und da können auch einige Pseudo-Dialogoptionen nichts dran ändern. Wirklich interessant sind dann nur die Bossgegner, die teilweise auch recht clever designed und auf Plips Tintenschuss zurechtgeschnitten wurden. Beim ersten Boss konnten es sich die Entwickler übrigens nicht verkneifen die Shmup-Karte auszuspielen. Aber ist ja durchaus verständlich, denn dieses Gimmick war bei einschlägigen GB-Platformern ja sehr beliebt.

Das was Squidlit letztendlich vorm totalen versumpfen im Mittelmaß rettet, sind die gut gemachten Achievements (die jedoch erst nachträglich bereitgestellt wurden). Hier gilt es dann Speedrun-Rekorde zu brechen, das Spiel ohne Verlust eines Hitpoints durchzuschaffen, Bossgegner XYZ unter bestimmten Bedingungen zu schlagen usw. Dank der Achievements gewinnt Squidlit also einen gewissen Mehr- und Wiederspielwert. Wer sich für Achievement-Jagd jedoch nicht interessiert, wird das Spiel nach dem ersten Spieldurchgang wieder deinstallieren.

Grafik und Sound

Einerseits gefällt Squidlit durch eine überraschend authentische Game Boy-Grafik, aber andererseits kann es das Spiel auch in optischer Hinsicht nicht mit den alten Klassikern wie Kirby’s Dreamland aufnehmen. Es gefällt mir, dass das Spiel Farbwahl und Screenformat der Original-Hardware gekonnt umsetzt. Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass das Spiel auf eine GB-Cartridge passen würde und direkt auf dem Game Boy gezockt werden könnte. Großes Kompliment dafür an die Entwickler. Allerdings ist die Grafikqualität selbst für GB-Verhältnisse nichts was vom Hocker reißt. Es wirkt wie ein sehr früher GB-Platformer, der einem Nintendo-Titel nicht das Wasser reichen kann. Und das wäre auch völlig in Ordnung, wenn Squidlit nur nicht so derbe auf der Kirby’s Dreamland-Masche pochen würde. Kirby war seinerzeit nunmal ein waschechter Grafikblender, also sollte man auch veruchen dessen Grafikpomp zu emulieren, wenn man schon so derbe an dieser spezifischen Nostalgie-Wurzel zerrt.
Der Sound macht da schon eine wesentlich bessere Figur. Sowohl die Melodien als auch die Soundeffekte passen wunderbar zum Spiel und klingen sehr niedlich, lustig und liebevoll. Da merkt man deutlich, dass Squidlit trotz aller Treppchen mit sehr viel Energie erstellt wurde.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pro
  • authentisches Game Boy-Feeling
  • lupenreine Steuerung
  • guter Soundtrack
  • sehr gute Achievements sorgen für Wiederspielwert, der ansonsten nicht vorhanden wäre

thumbs-up-icon

Kontra
  • lächerlich niedriger Schwierigkeitsgrad
  • ist extrem kurz (ca. 30 Minuten)
  • die Grafik wird der offensichtlichen Inspirationsquelle (Kirby’s Dreamland) nicht gerecht
  • ein Platformer ohne Abgründe ist überraschend öde

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Spiel Bewertung
Singleplayer
60
60
-
Multiplayer

FAZIT

Squidlit ist so ein Spiel, bei dem man deutlich merkt, dass es mit viel Liebe des Entwicklers erstellt wurde. Dummerweise ist Squidlit aber auch so ein Spiel, bei dem man ebenso deutlich merkt, dass Dinge wie Liebe, Nostalgie usw. bei weitem nicht ausreichen, um ein gutes spielenswertes Spiel zu schaffen. Es ist mir zum Beispiel schleierhaft, wieso man einen Platformer kreiert jedoch (bewusst) versäumt Abgründe zu integrieren. Oh sicher, ich verstehe, dass Squidlit dem Einsteiger-Konzept von Kirby's Dreamland hinterher eifert, aber selbst Kirby's Geburtsstunde bot Dinge wie Abgründe, Extraleben und einen zweiten Schwierigkeitsgrad für die Profis. Das sind Dinge die Squidlit nicht bietet und das Spiel somit wesentlich langweiliger dastehen lässt, als es sein könnte. Wenigstens wurden Achievements nachgeliefert, die dem Spieler Motivation für spezielle Herausforderungen und Speedruns liefern. Deswegen grade noch 6 von 10 Punkten. Ein zweiter Teil, der die groben Schwächen von Squidlit beseitigt und neue Features bietet, könnte jedoch viel Potential haben. Das Design der Squidlits ist nämlich ebenso charmant wie das von Kirby.

- Von  Volker

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