Serial Cleaner REVIEW
Das am 14. Juli 2017 veröffentlichte Top-Down Stealth-Spiel Serial Cleaner war ein wichtiger Titel für das polnische Entwicklerstudio Draw Distance (vormals bekannt unter den Namen „iFun4all“). Die vorherigen Titel des Entwicklers gehören doch eher in die Kategorien „Vergessenswertes Casual-Spielchen“ oder „Shovelware.“ Mit Serial Cleaner wollte man wohl eine Qualitätsstufe aufsteigen. Also wurde ein lässiges Spiel mit simplen aber cleveren Gameplay, sowie einem coolen Look erschaffen. Was Serial Cleaner im Detail zu bieten hat, möchte ich euch im folgendem Review verraten.
Die etwas andere Reinigungsfachkraft
Der US-Amerikaner Bob Leaner ist eine selbstständige Reinigungsfachkraft, welche im Auftrag der örtlichen Mafia sowie anderen kriminellen Individuen Tatorte säubert. Er beseitigt die Leichen, sammelt verräterische Beweisstücke ein und reinigt die Blutlachen. In Serial Cleaner begleiten wir Bobby bei einigen seiner wichtigsten und spannensten Aufträge. Diese finden im Zeitrahmen des Frühlings 1972 bis zum Sommer 1976 statt.
Zwischen den Aufträgen lernen wir Bobby auch in seinem Privatleben kennen. Er bietet seiner alten, etwas tattrigen Mutter ein schönes Leben und zahlt brav die Rechnungen. Dafür lässt er sich von der Mama auch gerne bekochen. Im Fernsehen werden regelmäßig Boxkämpfe geschaut, was Bob immer wieder zu kostspieligen Sportwetten hinreißt. Unabhängig davon berichten die Nachrichten gerne vom sogenannten Echo Killer, einem üblen Serienkiller, welcher der Polizei bislang entwischt ist. Keine Überraschung für Mr. Leaner, schließlich weiß er selbst am besten wie inkompetent die Polizei ist.
In welche Richtung Serial Cleaner diese Storybrocken lenkt, müsst ihr jetzt freilich selbst herausfinden. Ich kann aber sagen, dass die Entwickler einen schönen Job geleistet haben die simple Handlung zu präsentieren. Vom Konzept zwischen den Aufträgen ins bürgerliche Privatleben des Protagonisten zu schnuppern, wird im Gaming-Bereich nicht viel Gebrauch gemacht. Außerdem sind diese Heimsegmente sehr unaufdringlich gehalten. Man kann selber entscheiden, ob man TV, Radio, Zeitung oder Gespräche mit der Mutter nutzt, bevor man zum nächsten Aufträg fährt.
Die inkompetentesten Polizisten ever!
Trotz seiner Zugehörigkeit zum Stealth-Genre, ist Serial Cleaner ein Spiel bei dem man sofort loslegen kann ohne sich groß reinfuchsen zu müssen. Aus der Vogelperspektive steuert ihr Bob durch die Maps und sammelt Beweisstücke ein, oder schultert Leichen, um sie zu spezifischen Abladepunkten zu schleppen (meistens der Kofferraum von Bobs Auto). In den meisten Aufträgen muss dann noch ein bestimmter Prozentsatz des Blutes gereinigt werden. Hierfür verfügt Bobby über einen Staubsauger, der die Arbeit schnell und zuverlässig erledigt, jedoch auch verräterische Geräusche produziert.
Geräuschreichweiten als auch die Sichtkegel der gegnerischen Polizisten werden dabei grundsätzlich visualisiert, so dass man ohne Probleme seine eigene Vorgehensweisen planen kann. Und selbst wenn man von den Polizisten erspäht wird, muss das noch nicht das Ende bedeuten. Die Polizisten haben meistens eine schlechte Kondition, so dass Bobby einfach wegrennen kann. Alternativ kann man auch in ein Versteck schlüpfen, wodurch man für die Gegner sofort unantastbar wird, selbst wenn diese sehen, wo man hineingeschlüpft ist. Nach einiger Zeit verlieren die meisten Gegnertypen dann auch das Interesse und kehren zu ihrer Laufroute zurück, so als ob nicht passiert wäre. Und falls auch das noch nicht ausreicht, so kann man per Knopfdruck eine Gesamtübersicht samt Hotspotfunktion der jeweiligen Map aufrufen.
Das bedeutet aber nicht, dass Serial Cleaner ein Spaziergang ist. Spätere Maps bringen immer wieder neue Features und Gegnertypen. So muss man Durchgänge schaffen bzw. blockieren, um Gegnerrouten umzulenken, geschickt Abkürzungen nutzen, oder Geräuschquellen aktivieren, um die Polente abzulenken. Auch die Polizei hat den ein oder anderen kompetenten Cop auf der Gehaltsliste. Spätere Cops erschießen Bobby direkt bei Sichtkontakt, oder sind derart flott, dass man ihnen nicht einfach davonrennen kann.
Es muss auch dazu gesagt werden, dass Bobby trotz seiner kriminellen Tendenzen ein Pazifist ist. Kämpfen oder gar Töten ist für ihn, und somit auch für den Spieler, ein absolutes Tabu! Sollte man geschnappt werden, kann man die Map aber sofort erneut probieren. Hier wird kein Geschiss aus einer Niederlage gemacht, wie in den meisten anderen Spielern – sehr vorbildlich!
Ehrensache, dass die Steuerung sehr simpel gehalten ist und butterweich funktioniert. Einziger Wermutstropfen ist, dass man für das Aufsammeln bzw. Abladen von Leichen einen separaten Aktionsbutton gelegt hat. Dies sorgt immer wieder für Verwirrung und Irritation, und kann sogar einige Auftrags-Fehlschläge provozieren. Warum man für die Handhabung der Leichen nicht einfach den regulären Aktionsbutton verwendete, ist mir ein Rätsel.
Serial Cleaner bietet 20 Storyaufträge. Jeder freigespielter Auftrag kann jederzeit neu gespielt werden. Wer mehr will, kann aber noch 10 Bonusaufträge ohne jeglichen Storyballast freischalten. Hierfür muss man Filmrollen innerhalb der Storymaps einsammeln. Und wenn man schon dabei ist, kann man auch die sogenannten Eleganzza-Magazine einsacken, welche bis zu 10 alternative Outfits für Bobby freischalten.
Leider muss man für die Sammelobjekte, als auch für 100 %-Blutreinigungen (zur Freischaltung entsprechender Achievements) ernsthaftes Pixelhunting betreiben. Ich selbst musste z.B. für drei der Filmrollen eine Komplettlösung zu Rate ziehen. Aber das ist nur für Perfektionisten und Achievement-Jäger relevant. Bei regulärem Spiel muss man nur 60-90 % des Blutes reinigen und kann notfalls auf die Bonusgegenstände verzichten.
Motivierte Spieler unter euch, dürfen sich hingegen auf Leaderboard-Challenges freuen. Von denen gibt es 20 verschiedene Varianten, wie etwa Deaktivierung von Sichtkegeln oder Versteck-Plätzen, ein Highscore-Endlosmodus usw. Ein regulärer Spieldurchlauf dürfte um die 5 Stunden Spielzeit spendieren. Wer auf alle Achievements abzielt, wird aber eher 10-11 Stunden für Serial Cleaner benötigen.
Grafik und Sound
Auf Basis der Unity-Engine nutzt Serial Cleaner einen abstrakten, stylischen Paper Cut-Out-Stil für die grafische Darstellung. Dieser passt überraschend gut zum 70er-Jahre-Setting und wirkt angenehm zeitlos. Hervorzuheben ist auch die coole Introsequenz beim Spielstart. Leider gibt es im Spiel keine weiteren Zwischensequenzen dieser Art, was doch eine verpasste Chance ist. Farblich wird in erster Line auf Grau-Braun-Töne gesetzt, wobei diese jedoch im Pastell-Stil gehalten sind. Ansonsten ist die grafische Darstellung ganz einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Passend zum Setting klingt der OST sehr funky und lässig. Die Tracks gehen gut ins Ohr und unterstützen das Spielgeschehen. Einen waschechten Disco-Ohrwurm sollte man jedoch nicht erwarten. Abgesehen von einigen Ausrufen der Polizisten, lässt Serial Cleaner leider eine Sprachausgabe vermissen. Dafür haben die Soundeffekte eine unterhaltsame Ausdrucksstärke, welche den Spielspaß fördert.
Pro & Kontra

- simple aber spaßige Stealth-Mechaniken
- leicht zu lernen, knifflig zu meistern
- charmante audiovisuelle Präsentation
- netter Bonusinhalt, Achievements und sogar Leaderboard-Challenges sorgen für hohen Wiederspielwert

- verschiedene Buttons zum aufsammeln von Leichen und Beweisstücken ist eine unnötige Verkomplizierung
- Pixelhunting-Probleme
- hätte vielleicht noch Cutscenes und Sprachausgabe gebrauchen können
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