Princess Remedy in a Heap of Trouble REVIEW
Das kostenlose „Princess Remedy in a World of Hurt“ entpuppte sich als Überraschungshit auf Steam. Was liegt da also näher, als einen zweiten Teil zu produzieren, der zwar etwas umfangreicher ausfällt, dafür aber auch kostenpflichtig ist? So oder so ähnlich dürfte wohl der Gedankengang vom schwedischen Indie-Entwickler Ludosity ausgesehen haben. Also kreierte man ein Prequel mit den Namen Princess Remedy in a Heap of Trouble und veröffentlichte dieses am 09. September 2016 auf Steam, wo es aktuell für 3,99 Euro zu erwerben ist. Ob das Spielkonzept in seiner kommerziellen Form immer noch überzeugen kann oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Test.
Zerplatzter Urlaub
Wie bereits geklärt, handelt es sich um ein Prequel. Die Handlung spielt also vor den Ereignissen des ersten Teils: Eigentlich befand sich Prinzessin Remedy, ihres Zeichen Heiler-Azubine, im Urlaub. Dummerweise brachen zwischenzeitlich in der Nachbarregion der Heiler-Akademie, dem sogenannten „Boss Tower,“ mehrere seltsame Krankheiten aus. Also wurde Remedy von ihrem Lehrer Wash-Olof zurückbeordert, um die Bewohner des Boss Towers zu heilen sowie den Ursprung der Krankheiten zu ermitteln und zu beseitigen.
Und mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Die Handlung dient nun wirklich nur noch als Mittel zum Zweck, um ein weiteres Spiel raushauen zu können. Aber das haben Prequels ja nun einmal so an sich. Nichtsdestotrotz wurde der Schrifttext im Spiel wieder sehr charmant und amüsant verfasst. Die Krankheiten sind so bekloppt wie eh und je, und statt einer Hochzeit gibt es zum Schluss nun ein Tanzdate auf einem Ball – Tanz-Minigame inklusive. Ehrensache, dass man sich seinen Tanzpartner wieder aus allen im Spiel auftauchenden NPCs aussuchen darf und jeder von denen seine eigene Tanz-Melodie mitbringt. Besagtes Tanzspiel ist im Stil von „Dance Dance Revolution“ gehalten und variiert, je nach Tanzpartner von leicht bis brechend schwer. Das Tanz-Minigame ist jedoch ein reiner Bonus und greift nicht in die Endwertung ein. Ungeschickte Spieler brauchen sich diesbezüglich also keine Sorgen machen.
Jetzt auch mit Dating-Partnern und mehreren Bosskämpfen
Die groben Spielschemata haben sich seit Teil 1 nicht geändert. Es ist eine unterhaltsame Verschmelzung aus Erkundung und Kampf, RPG-Elementen und Shoot’em Up. Das Spiel wird aus der Vogelperspektive gesteuert, unterstützt Controller und bietet drei Schwierigkeitsgrade sowie Speicherslots. Der Umfang wurde seit dem Vorgänger angehoben und bietet nun ca. die doppelte Spieldauer bei gründlicher Spielweise (also ca. 90 Minuten).
Details zum allgemeinen Gameplay findet ihr in meinem Review zu „Princess Remedy in a World of Hurt.“ An dieser Stelle möchte ich nur auf die Änderungen und Neuerungen eingehen, da die beiden Spiele ansonsten identisch funktionieren: So wurde der Statistikwert „Regen“ gegen „Drain“ ausgetauscht. Soll heißen, dass Remedys Lebenspunkte nicht mehr automatisch regenerieren, sondern nur noch, indem man Gegnern Schaden zufügt. Die altbekannten Herzbarrieren, welche erst passiert werden dürfen, wenn man genügend Lebenspunkte angehäuft hat, offenbaren nun Bosskämpfe die zu bewältigen sind, wenn man in das neue Gebiet vorstoßen möchte. Die Bosskämpfe sind dabei erfreulich abwechslungsreich und halten eine gute Balance aus ansteigendem Schwierigkeitsgrad. Lediglich der reguläre Endkampf ist mehr oder weniger eine Kopie des Endkampfes aus Teil 1. Da hätte man vielleicht etwas mehr Kreativität erwartet. Aber als Ersatz gibt es ja noch einen versteckten Bonus-Endgegner.
Die größte neue Attraktion ist jedoch das Dating-System. Ihr könnt jeden NPC im Spiel daten, sofern dieser gesund ist. Das bedeutet im Klartext, dass er euch begleitet und Remedys Zweitwaffe, die altbekannte Flask-Granate, gegen seine eigene Spezialfähigkeit ersetzt. Diese Fähigkeiten können entweder Variationen der Flask-Granate sein, oder spezielle Funktionen für den automatisch feuernden Standard-Schuss, wie etwa Schnellfeuer oder zielsuchende Projektile. Oder wie wärs mit einer geringfügigen Heilung oder einer schnelleren Laufgeschwindigkeit? Ein gewisser Teil des Spielspaßes liegt also darin, mit diesen Zweitwaffen-Variationen und Sonderfunktionen herumzuexperimentieren und zu gucken, was einem am meisten nutzt. Wer darauf keinen Bock hat, kann das Dating-System jedoch auch komplett ignorieren und bei der altbekannten Flask-Granate bleiben. Dieses neue Feature schießt Puristen also keineswegs in die Quere. Da können sich andere Fortsetzung eine Scheibe abschneiden.
Remedys geheimer Egoshooter-Trip
Etwas, was man nur mitbekommt, wenn man sich im Steam-Forum umschaut (oder dieses Review liest), ist das versteckte Bonus-Spiel „REALLYDAD.“ Dieses aktiviert ihr, in der Schwierigkeitsgrad-Auswahl, wo ihr mehrere Sekunden lang die Rechts-Taste gedrückt halten müsst, bevor dieser Spielmodus offengelegt wird.
Hierbei handelt es sich um einen sehr primitiven Egoshooter, der sich ziemlich mies spielt, da er, wie auch das reguläre Spiel, kein Strafing erlaubt. Während das im regulären Spiel verschmerzbar ist, da dieses um diese Beschränkung aufgebaut wurde, passt diese Einschränkung zu einem Egoshooter freilich hinten und vorne nicht. Man sollte also kein Spiel erwarten, das Spaß macht. Ein cooles Kuriosum ist REALLYDAD aber dennoch.
Die Handlung fungiert zum Beispiel als Prequel zu „in a Heap in Trouble.“ Eine Krankheitswelle ist in der Heiler-Akademie ausgebrochen. Remedy macht sich auf ihre Mitschüler zu heilen und die Quelle der Krankheiten zu beseitigen. Nach getaner Arbeit bekommt sie von ihrer Mutter, der Königin, eine Urlaubsreise geschenkt.
Der Egoshooter verwendet dieselben Gameplay-Bausteine wie das Primärspiel, weswegen ich nicht weiter darauf eingehen werde. Geändert wurden im Grunde genommen nur die Perspektive und die Manövrierbarkeit der Spielfigur, die hier auch rückwärts laufen kann. Dennoch fühlt sich Remedys Beweglichkeit nicht gut an und die Egoperspektive kostet natürlich auch den Großteil der Übersicht, was den Shooter nicht unbedingt leichter macht. Einen Dating-Parter kann man auch nicht wählen. Netterweise ist REALLYDAD vorbei ehe es zu sehr auf die Nerven geht. Im Endeffekt ist es halt nur ein kleiner cooler Bonus.
Grafik und Sound
Grafisch hat sich seit dem letzten Teil nichts geändert. Auch hier wird der Stil alter ZX Spectrum Heimcomputer-Spiele emuliert. Es gibt also nur eine sehr limitierte Farbpalette vor schwarzem Hintergrund. Es ist ein minimalistischer, aber charmanter Grafikstil, der jedoch bei den meisten Retro-Gamern keine nostalgischen Gefühle wecken dürfte, da der ZX Spectrum außerhalb Englands einfach kein großes Thema war. Dennoch kann dieser Grafikstil gefallen, wenn man sich darauf einlässt. Witzigerweise wurde die Grafik auch recht ordentlich in den Bonus-Egoshooter übertragen.
Beim Soundtrack gibt es wieder nichts zu meckern. Die Tracks fangen den Charme gefälliger 8-bit-Melodien mühelos ein und die Soundeffekte passen ebenfalls. Wer die Akustik des ersten Teils mochte, wird auch hier gut bedient.pro
Pro & Kontra
- geniale Verschmelzung von Shmup und RPG-Elementen
- ist extrem charmant
- toller Retro-OST
- sinnvolle Erweiterungen des Spielprinzips
- verstecktes FPS-Bonusspiel
- ist ein kommerzielles Spiel, der Umfang wirkt für 3,99 € vielleicht etwas gering
- es ist nur eine Prequel-Story, die den Charme des ersten Teils nicht erreicht
- es macht bezüglich des Schwierigkeitsgrad-Balancings zwar Sinn, aber dennoch vermisst man eine Strafing-Funktion