Pegasus-5: Gone Astray REVIEW
Seit dem dritten Teil der Incitement-Reihe, welcher im Sommer 2015 herauskam, hat der auf Maker-RPGs spezialisierte Indie-Entwickler Astronomic Games kein Spiel mehr gebracht, welches im Weltraum-Setting angesiedelt ist. Das änderte sich jedoch mit der Veröffentlichung von Pegasus-5: Gone Astray am 11. Juli 2018.
Das Sci-fi-Abenteuer basiert dabei auf den Spielmechaniken von Snares of Ruin. Das bedeutet, dass Pegasus-5 ein auf Choices & Consequences basierendes Adventure ist, welches auch einen Dating-Aspekt … Nein, halt. Letzterer Aspekt ist in Pegasus-5 leider etwas unter den Tisch gefallen. Man kann zwar immer noch mit den Frauen flirten, aber richtiges Dating gibt es hier eigentlich nicht mehr. Und auch in anderen Punkten wirkt Pegasus-5 im Vergleich zu Snares of Ruin etwas abgespekt. Das ist ein Problem, denn der Preis von Pegasus-5 (5,69 €) ist fast genauso hoch angesetzt, wie für Snares of Ruin (5,99 €). Ob sich der Kauf von Pegasus-5: Gone Astray dennoch lohnt, soll euch folgendes Review verraten.
Space-Trucker vs. Weltraumpiraten
Der smarte Edan Vargas heuert als neuestes Crewmitglied auf dem Frachtraumschiff Pegasus-5 an. Hätte er gewusst, dass ihn ein waschechter Höllentrip bevorsteht, hätte er sich dies wahrscheinlich anders überlegt, aber jetzt ist es zu spät. Dabei fing doch alles so gut an. Die 7-köpfige (bzw. 8-köpfige, wenn man Edan hinzuzählt) Crew der Pegasus-5 setzt sich nämlich aus echt netten Leuten zusammen, und vor allem die weiblichen Crewmitglieder lassen das Herz von einem jungen Mann wie Edan höher schlagen. Doch es dauert nicht lange, bevor die positive Atmosphäre durch einen Sabotageakt vergiftet wird. Und während die Crew darüber nachgrübelt, wer der Saboteur sein könnte (Edan steht als Neuer freilich auch auf der Verdächtigenliste), machen sich schon einige Weltraumpiraten zum Angriff bereit.
Ehe sie es sich versehen, befindet sich die Crew der Pegasus-5 in einem gnadenlosen Kampf ums Überleben, denn das Raumschiff strandet während der Flucht im gesetzlosen Bereich des Weltalls. Und zu allem Unglück entpuppt sich der Anführer der Raumpiraten als sadistischer Psychopath, der absolut nicht locker lassen will. Welche der acht Raumfahrer kommen mit dem Leben davon? Oder schafft es Edan vielleicht sogar seine gesamte Crew zu retten?
Die Handlung von Pegasus-5 fällt sehr bodenständig aus. Es geht hier also nicht darum das Universum zu retten oder so. Stattdessen werden hier, wie vom Entwickler gewohnt, erwachsene Themen behandelt wie der plötzliche Tod von liebgewonnenen Personen, Hilflosigkeit und Folter. Glücklicherweise hat der Entwickler ein Händchen dafür derlei Dinge auf niveauvolle Weise zu thematisieren. Und die Crew der Pegasus-5 wächst einem auch, trotz der kurzen Spielzeit, stark genug ans Herz, das man keinen von denen verlieren will.
Ärgerlich ist hingegen, dass man den aus Snares of Ruin liebgewonnenen Dating-Aspekt ordentlich zurechtgestutzt hat. Man kann zwar immer noch mit den Mädels flirten (dieses mal gibt es ja auch nur noch vier statt sechs Ladies), aber es steckt einfach keine echte Substanz mehr drinnen. Richtige Dates oder einen erkennbaren Beziehungsaufbau wie im Vorläufer, sucht man jedenfalls vergebens. Das liegt sicherlich auch am Setting, schließlich findet das Spiel entweder auf dem kleinen Frachtraumer, oder einiger ungemütlicher Raumstationen statt. Aber wenigstens gibt euch das Sci-fi-Setting auch die Möglichkeit mit einer Androidin oder einer Außerirdischen zu flirten.
Die Skillpunkt-Entscheidung über Leben und Tod
Wie schon im letzten Spiel, darf man vor Spielbeginn aus drei leicht variierenden Charakterportrait-Artworks für den Hauptcharakter (Edan Vargas) auswählen (Snares of Ruin bot noch vier Varianten). Danach darf man sich einen von vier Berufen für Edan aussuchen. Zur Auswahl stehen Medic Intern (Sanitäter), Assistant Negotiator (Handelsreisender), Security Guard (Sicherheitsmann) und Apprentice Mechanic (Mechaniker). Die Auswahl des Berufs beeinflusst selbstverständlich die anfänglichen Skillpunkte in den Bereichen Medicine, Athletics, Engineering und Charisma. Ein Mechaniker bekommt freilich zum Start zwei Skillpunkte für Enginnering, ein Sanitäter für Medicine usw. Abgesehen von den beiden Basis-Skillpunkten des jeweiligen Berufs, bekommt man dann noch einen Dritten, den man frei auf die übrigen drei Skillbereiche vergeben darf. Abgesehen davon, hat die Berufswahl jedoch keinen Einfluss aufs Spiel. Die ersten paar Dialoge nehmen zwar noch bezug auf Edans Beruf, aber das wars dann auch. Generell wird Edan im Spielverlauf als eine Art Allround-Fachkraft angesehen. Was angesichts der Extremsituation aber auch durchaus Sinn ergibt.
Die Verteilung der Skillpunkte nimmt dieses mal einen noch größeren Stellenwert im Spiel ein. Das ultimative Ziel des Spiels besteht im Endeffekt darin, so viele Crewmitglieder wie möglich am Leben zu erhalten (wobei es aber auch reichlich Achievements dafür gibt, wenn man diese zu Tode kommen lässt. Man kann also ruhig so spielen wie man will). Das geht aber nur, wenn man in entsprechenden Extremsituationen die notwendigen Skills mitbringt. Die erste Todesfalle kann man z.B. nur überwinden, wenn man entweder über genügend Athletics oder Engineering-Punkte verfügt. Hat man Edan anders geskillt, so muss man Hilflos miterleben, wie ein Crewmitglied ums Leben kommt. Abgesehen von der Skillung spielt aber auch der Choice & Consequence-Dialog eine wichtige Rolle. Wer seine unbewaffneten Kameraden anstachelt, auf bewaffnete Raumpiraten loszugehen, sollte sich nicht wundern, wenn diese abgeknallt werden. Wer den Helden spielt um seine Kameraden zu schützen, muss hingegen damit rechnen, dass Edan einen Skillpunkt für den Rest des jeweiligen Kapitels abgezogen bekommt.
Weitere Skillpunkte erhält man entweder automatisch, wenn man einen bestimmten Abschnitt im Spiel gemeistert hat, oder indem man die Gegend erkundet. So gibt es z.B. auf der Pegasus-5 eine Kiste, die man verschieben kann, wenn man über 2 Athletics-Punkte verfügt. Unter der Kiste findet man dann einen Bauplan für dessen Lektüre Edan einen Pluspunkt für den Engineering-Skill bekommt. In der Kantine wiederum steht ein Apparat, mit dessen Hilfe man spezielle medizinische Mittelchen zusammenmischen kann, um sich dauerhafte Skill-Pluspunkte zu beschaffen. Allerdings erhält man erst dann Zugriff auf das Gerät, wenn man einige Punkte in den Medicine-Skill investiert hat, sowie genügend Morale-Punkte zur Verfügung hat. Die automatisch verdienten Skillpunkte darf man übrigens nach eigenem Gusto verteilen. Der gewählte Beruf nimmt hierauf keinen Einfluss.
Apropos Morale-Punkte: Diese dienen als eine Art Ersatz für das Geld aus Snares of Ruin. Edan bekommt Morale, wenn er z.B. Aufgaben erfolgreich erfüllt, freundliche Gespräche führt oder sich Softdrinks am Getränkeautomaten kauft. Besagter Automat muss mit sogenannten Tokens bezahlt werden, welche man hier und da in der Spielwelt finden kann. Die Morale-Punkte dienen wiederum für viele unterschiedliche Dinge. Ein Beispiel habe ich ja bereits oben genannt. Sie sind oftmals notwendig, um an bestimmten Punkten zusätzliche Skillpunkte freizuschalten. Aber sie werden auch häufig dazu gebraucht, wenn man etwa ein System hacken will, über einen Abgrund springen möchte, oder einfach nur seine Crewmitglieder mit einigen freundlichen Worten aufmuntern möchte. Es ist immer sinnvoll einige Morale-Punkte in Petto zu haben. Man sollte sie also klug einteilen.
Und da jetzt auch das Hacking erwähnt wurde: Solange man nicht in den Engineer-Skill investiert, muss man für Hacking-Aktionen ein kleines Puzzle-Minigame absolvieren. Diese kommen in drei Variationen daher und zielen immer darauf ab, dass man rote Blöcke grün einfärben soll. Besagte Minigames sind anfangs lachhaft simpel, werden im späteren Spielverlauf aber durchaus trickreich und unterhaltsam. Es ist auch ein netter Zug, dass man eine Hilfefunktion in diese Mini-Puzzle eingebaut hat. Und wie gesagt: Ingenieure können diese Segmente sogar komplett überbrücken.
Traditionelles Adventure-Gameplay ist hier jedoch nur noch in sehr rudimentärer Form vorhanden. Ab und zu soll man mit Person A tratschen, eins, zwei Schlüsselgegenstände auftreiben und an Person B übergeben oder bei Hotspot C anwenden. Allerdings geschieht vieles davon mehr oder weniger automatisch und anders als in Snares of Ruin ist auch eine permanente Hotspot-Anzeige aktiviert, welche einem die Sache freilich nochmals erleichtert. Und da die Levelkarten grundsätzlich sehr übersichtlich gestaltet sind, entfällt auch lästige Laufarbeit. Wo man in Snares of Ruin noch eine etwas weitläufigere Stadt mit einigen NPCs zur Erkundung hatte, entfällt in Pegasus-5 sogar dieser Aspekt. Das spart zwar Laufarbeit, sorgt aber auch für eine arg überschaubare Spielwelt und natürlich auch die kurze Spieldauer von maximal 4 Stunden.
Die Steuerung arbeitet nach bewährtem RPG-Maker-Standard und bietet selbstverständlich auch Controller-Unterstützung. Speichern darf man überall nach eigenem Ermessen in 20 verschiedenen Saveslots.
Grafik und Sound
In grafischer Hinsicht hat sich nichts getan. Es ist ein RPG-Maker MV-Spiel und das sieht man auch. Die Tiles und Sprites können nichts herumreißen und dienen einfach als Mittel zum Zweck. Aufgrund des bodenständigen Sci-fi-Settings muss man sich obendrein mit nüchternen Farben wie Grau und Braun befassen. Einziger Vorzug sind die schicken Charakter-Artworks, die im selben Zeichenstil gehalten sind, wie jene aus Snares of Ruin. Auch die variablen Gesichtsausdrücke für die Charakter-Zeichnungen wurden beibehalten. Leider hat das Budget dieses mal nicht für die „Schlafzimmer-Artworks“ gereicht. Und das ist nicht nur eine einfache Enttäuschung eines Fans, sondern ganz einfach ein eindeutiger Qualitätseinbruch im Vergleich zu Snares of Ruin.
Ähnliches kann man auch zum Soundtrack sagen. Es ist eine Mischung aus altbekannten Tracks vorheriger Astronomic Games-Titel und einiger neuer Melodien. Ich weiß nicht, ob hier Eigenkompositionen genutzt werden, oder nur Vorgaben des RPG-Maker-Programms verwendung finden. Unabhängig von dieser Frage leistet der OST jedoch einen soliden Job, ohne jedoch irgendetwas herumzureißen. Das Problem liegt jedoch darin, dass ein potentieller Trailer/Credits-Song der Schere zum Opfer gefallen ist. Snares of Ruin hatte solch einen geboten. Pegasus-5 muss hingegen ohne einen individuellen Themesong auskommen.
Unterm Strich muss man einfach festhalten, dass der Qualitäts-Standard des vorherigen Spiels (Snares of Ruin) schlicht und einfach nicht eingehalten wird, obwohl der Preis für Pegasus-5 fast genauso hoch ausfällt wie für das letzte Spiel. Das ist einfach nicht in Ordnung und schlägt sich dann auch auf die Endwertung nieder.
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