Munin REVIEW
Wie schon unzählige Geschichten aus den Mythologien erzählen, herrscht oft Streit zwischen Göttern – egal, ob in der ägyptischen, griechischen oder – wie im Falle Munins – in der nordischen Mythologie. Im Mittelpunkt stehen der weise Gott Odin und der verschlagene Loki, der einen der beiden Raben Odins verwandelt. Und so wird der eigentlich unsterbliche Rabe Munin als rechte Hand Odins zu einem sterblichen Mädchen und muss mit Hilfe des anderen Rabens seine verlorenen Federn einsammeln, um wieder seine wahre Gestalt annehmen zu können.
Die Geschichte bietet viel mehr eine Einleitung in das Spiel, als dass es sich um eine wirkliche Story handelt, da es keine Cutscenes oder sonstige Fortsetzungen der Story gibt. Sie lässt sich nur am Anfang des Spiels lesen und erfahren. Da das gesamte Spiel dem nordischen Stil angepasst ist, passt das insgesamt sehr gut zusammen. Außerdem braucht ein Puzzle-Spiel wie Munin aus meiner Sicht nicht unbedingt eine besonders aufwendig gestaltete Geschichte und kommt mit dieser Einleitung gut zurecht.
2D-3D-Puzzeln!
Zugegeben: Puzzlespiele sind nicht mein Hauptgenre, wenn es ums Videospielen geht. Trotzdem spiele und teste ich gerne ab und zu auch mal Spiele aus diesem Bereich. Das Gameplay von Munin ragt aus der Masse an Puzzlespielen insofern heraus, da es sich nicht um ein Puzzle-Spiel im klassischen Sinne handelt, denn hier werden Puzzle-Elemente mit einem Plattformer vermischt. Daher muss man sich nicht nur durch verschiedene Puzzle und Level klicken, sondern auch laufen und springen
Jedes Level besteht aus verschiedenen Elementen wie Leitern, Mauern, gefährlichen Spießen, Feuer, den gesuchten Rabenfedern und vielem mehr. Dabei wird der Spielbildschirm in größere Quadrate unterteilt – meistens sind es sechs Stück, manchmal aber auch nur drei. Dabei kann man jederzeit den eigenen Charakter durch dieses Level steuern, indem man läuft, springt oder Leitern erklimmt. Immer wieder wird man jedoch feststellen, dass der Weg nicht frei ist oder größere Hindernisse und Gefahren den Weg versperren. Wie also kommt man an solcherlei Hindernissen vorbei? Per Mausklick lassen sich alle Quadrate einzeln um 90 Grad drehen und somit in alle Richtungen ausrichten, um die Spieloberfläche komplett zu verändern und neue Wege zu erschließen. Allerdings kann man den Bereich, in dem man selber steht, nicht drehen. Und hier fängt das Puzzeln an: Wie erreicht man die Rabenfeder dort oben an der Decke? Muss ich dafür nur ein Quadrat oder alle verändern und erst an eine andere Stelle laufen? Gibt es Gefahren auf dem Weg dorthin?
Dieses Prinzip ist sehr vielseitig angewendet worden, denn neben Gefahren kommen auch noch andere Schwierigkeiten hinzu. So können beispielsweise Quadrate verbunden sein, sodass man nur beide zusammen drehen kann. Also muss man immer beide im Auge behalten und darf sich natürlich in keinem davon aufhalten. Dabei den Überblick zu behalten und schnell und gezielt alle Rabenfedern einzusammeln, ist manchmal ganz schön schwer – macht aber umso mehr Spaß! Denn jedes Level bietet an irgendeiner Stelle eine neu eingesetzte Idee, ein neues Element oder eine neue Schwierigkeit. Dadurch wirken alle 77 Level einzigartig und bieten immer wieder neue Herausforderungen. Je nach Schwierigkeitsgrad und eurem Können benötigt es für das Spiel dann 7 oder 8 Stunden. Allerdings sollte man das ein oder andere Mal eine Pause einlegen und an einem anderen Tag weiterspielen – denn wie die meisten Puzzlespiele wird es nach mehreren Stunden am Stück doch etwas langweilig, macht aber am nächsten Tag wieder Spaß. Diese Pause legt ihr allerdings ohnehin irgendwann freiwillig ein, wenn Munin euren Kopf erst einmal zum Qualmen gebracht hat.
Durch die komplex gestalteten Level und vielfältigen Ideen hat das Spiel auch einen relativ hohen Wiederspielwert. Hat man einmal alle Level einzeln durchgespielt, kann man in einem freien Modus jedes beliebe Puzzle erneut spielen, je nach Lust und Laune.
Technik
Technisch gesehen ist das Spiel ebenfalls in Ordnung, aber nicht bahnbrechend. Grafisch punktet das Spiel mit vielen schönen und handgezeichneten Leveln und Hintergründen. Außerdem sind die Level sehr unterschiedlich gestaltet, teilweise spielt man hoch oben in den Ästen von Bäumen, teilweise tief unten in der Erde und an vielen anderen Orten. Dabei fügt sich das Spiel grafisch immer in den Stil der nordischen Mythologie ein und passt so zu der Geschichte. Auch der eigene Charakter läuft flüssig und ist schön animiert worden. Ansonsten wirken die Level aber recht leblos – nichts bewegt sich, nicht einmal ein wenig Licht oder ein paar Insekten tummeln sich in den Gängen. Auch der Hintergrund bewegt sich nicht sonderlich, sondern flackert viel mehr in unterschiedlichen Helligkeiten und Farben. Dadurch sehen die Bilder leider manchmal etwas verwaschen und wenig detailliert aus, hin und wieder stören diese unregelmäßigen Wechsel sogar etwas. Eigentlich schade, da man den Hintergründen durchaus anmerkt, wie viel Mühe darin steckt.
Der Soundtrack ist insgesamt gut gelungen. Er begleitet das Spiel leise und im Hintergrund, ohne dabei zu stark aufzufallen. Dabei gibt es unterschiedliche Themen und Titel, die je nach Level abgespielt werden und so für Abwechslung sorgen. Der Soundtrack bietet zwar auch nicht wirklich viele Tracks, überzeugt aber dennoch mit genug Abwechslung. Außerdem passt die Musik oft sehr gut zu den Leveln und im Zusammenspiel mit der Grafik gut zu der Atmosphäre von Munin.
Allerdings handelt es sich hier auch „nur“ um ein Puzzle-Spiel für 10€, sodass eine nicht herausragende Technik entschuldigt werden darf. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf dem kurzen Spielen zwischendurch, weshalb eine durchschnittliche Grafik mit gutem, aber kurzweiligem Soundtrack absolut ausreicht.