Jack Hayes: The Lazarus Sign REVIEW

Bei Jack Hayes: The Lazarus Sign handelt es sich um ein Choices & Consequences-Adventure auf Basis der RPG-Maker-Engine. Inspiriert von Astronomic Games ähnlich gearteten „Snares of Ruin“ veröffentlichte Indie Entwickler Stefan Ortelbach „The Lazarus Sign“ am 09. September 2020 auf Steam als kommerzielles Spiel. Seltsamerweise wird das Adventure lediglich in englischer Sprache angeboten, obwohl der Entwickler aus dem deutschsprachigen Raum stammt. Eine deutsche Version sollte jedoch nachgeliefert werden. Leider ist es dazu jedoch nicht mehr gekommen, da Ortelbach den Zeitaufwand lieber in sein nächstes Projekt investieren wollte. Interessanterweise kam mit diesem Entschluss auch der Rückzieher von der Kommerzialisierung. Seit August 2021 steht Jack Hayes: The Lazarus Sign daher kostenlos zur Verfügung. Ob das Spiel mit den großen Vorbildern von Astronomic Games mithalten kann oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Test.

Kauft sich ein Tycoon ne eigene Insel …

Seit dem Tod seiner Frau Hannah befindet sich US-Privatdetektiv Jack Hayes in depressiver Stimmung. Schlaflose Nächte, Alkoholkonsum und geisterhafte Einflüsterungen seiner verstorbenen Liebsten sind sein stetiger Begleiter. Besagte Einflüsterungen warnen Jack vor einer baldigen Flutwelle, welche Jack das Leben kosten könnte.
Zu Spielbeginn legt Jacks Partnerin Gabriela Carter einen neuen Auftrag auf den Tisch. Ihre Freundin Cassandra Delgado ist Polizeipräsidentin auf der Insel Thirza. Thirza ist quasi das Hoheitsgebiet des Großindustriellen Rudolph Fortis, welcher in Quantenforschung und dergleichen tätig ist.

Bereits seit 4 Jahren muss Fortis Sabotage und Anschläge des Terroristen Sheng erdulden. Letzterer scheint ein Hühnchen mit Rudolph zu rupfen zu haben, und lässt daher einfach nicht locker. Die Tatsache, dass Sheng große Teile der Unterwelt von Thirza kontrolliert, macht die Sache freilich nicht besser. Da Cassandra mit der Situation überfordert ist und Rudolph Fortis immer größeren Druck schiebt, entschloss sie sich ihre alte Freundin hinzuzuziehen. Und so fliegen Jack und Gabriela nach Thirza, um den letzten Sabotageanschlag unter die Lupe zu nehmen. Einer von Fortis LKW-Fahrern ist von der Fahrbahn abgekommen und einen Hang hinuntergestürzt. Der Fahrer hat es nicht überlebt, weitere Tote werden folgen. Wie viele Menschen im Thirza-Konflikt sterben werden, und wie viele gerettet werden können hängt jetzt von Jacks detektivischen Fähigkeiten ab.

Da es sich um ein narrativ geprägtes Spiel handelt, ist die Handlung die Hauptattraktion von „The Lazarus Sign.“ Und diese ist auch relativ interessant und wird gut erzählt. Die Protagonisten sind sympathisch und die Choices & Consequences-Situationen motivieren dazu die Geschichte zu einem möglichst positiven Ergebnis zu führen. Der große Showdown am letzten Ingame-Tag wurde gut umgesetzt. Störend ist hingegen das Ende. Dieses besteht hauptsächlich aus kurz angebunden Textboxen welche nicht wirklich befriedigen. Dementsprechend niedrig ist dann auch die Motivation für einen weiteren Durchgang mit anderen Entscheidungen. Auch die übernatürlichen Spurenelemente in Form der Einflüsterungen von Jacks verstorbener Frau wirken irgendwie überflüssig. Wenn man schon so etwas einbaut, sollte man an dieser Stelle auch mehr Substanz bieten.

Setzt ihr auf Intuition oder Save-Scumming?

Ihr steuert Jack aus der Vogelperspektive durch eine sehr überschaubare Spielwelt, deren Maps ziemlich klein geraten sind. Dementsprechend pendelt sich die Spielzeit auch nur bei ca. 4-5 Stunden ein. Das Herzstück des Spiels besteht aus Dialogen mit NPCs. Hier und da ist auch etwas Erkundung angesagt. Das Spiel verwendet eine stets aktivierte Hotspotanzeige. Interaktionspunkte werden mit einem roten Kringel markiert. Einzige Ausnahme sind die Tatorte. In diesen wird die Hotspotanzeige deaktiviert, damit man eigenständig nach Beweisen Ausschau halten kann.

Viele Dialoge konfrontieren euch mit Multiple Choice-Antworten. Je nachdem welche Antwort gewählt wird, kann man das Verhältnis zu den jeweiligen Schlüssel-NPCs verbessern oder verschlechtern. Ein guter Ruf bei bestimmten NPC sorgt dafür, dass diese im Showdown eher Bereitschaft zeigen Jacks Wünschen zu folgen. Die freundliche Antwortoption ist übrigens nicht immer die optimale. Eine pampige Antwort steigert Jacks „Assertiveness“-Skill und wird von einigen NPCs sogar bevorzugt. Assertiveness ist wohl auch dazu dienlich in bestimmten Situationen und Dialogen die Dinge zu Jacks Gunsten zu wenden.

Wer keine Lust hat bei den Multiple Choice-Antworten einzig auf sein Bauchgefühl zu hören oder mit Save-Scumming zu arbeiten, kann zu Spielbeginn übrigens auch den sogenannten „Intuition-Mode“ anwählen. Dieser gibt euch bei vielen Multiple Choice-Situationen eine gedankliche Einschätzung von Jack, welche dabei helfen soll die optimale Option herauszufiltern. Meiner Meinung nach funktioniert das Spiel deutlich besser mit diese Hilfe-Funktion, da man ansonsten verstärkt mit Save-Scumming vorgehen wird, was nur unnötig Zeit kostet.

Weiteren Biss bekommt das Spiel durch Sidequests und ein Geldsystem. Bewältigte Sidequests verbessern euren Ruf bei den jeweiligen NPCs und bringen eventuell auch etwas Geld ein. Letzteres kann man in einem Shop für einige wenige Gegenstände eintauschen, wie etwa Öl zur Wartung von Jacks Pistole oder einer Flasche Wein für das abendliche Date. Und ja, es gibt winzige Spurenelemente von einem Dating-System. Es gibt drei Frauen im Spiel mit denen man anbandeln kann, um eventuell eine Schlafzimmer-Szene zu triggern, sofern man denn will. Die Komplexität der Snares of Ruin-Spiele sollte man hierbei aber nicht erwarten. Im Vergleich zu denen wirkt Jack Hayes: The Lazarus Sign leider recht oberflächlich.

Ansonsten wird jedoch guter Komfort geboten. Die Controller-Steuerung arbeitet gewohnt routiniert, und man kann das Spiel außerhalb von Dialogen jederzeit in 20 Saveslots speichern. Es wird sogar ein Questlog bereitgestellt. Nervig ist jedoch, dass man die Statistiken zur NPC-Beliebtheit und dem Assertiveness-Skill nur in Jacks Tagebuch einsehen kann, welches lediglich im Hotelzimmer zur Verfügung steht. So etwas gehört ins Standard-Menü, damit man es jederzeit einsehen kann.

Grafik und Sound

Jack Hayes: The Lazarus Sign basiert auf dem RPG-Maker MV und verwendet hauptsächlich Grafiken aus dem zugrunde liegenden Baukasten bzw. dessen Erweiterungspaketen, welche Assets im westlichen Grafikstil bereitstellen. Das Spiel ist also keine Augenweide. Zumindest hat Ortelbach mit Nikita Nanako eine Künstlerin für die Charakterartworks ins Boot geholt, weswegen die Grafik also nicht zu 100 Prozent aus dem Maker-Baukasten besteht.

Auch beim Soundtrack wurde mit Joff Winks ein externer Künstler engagiert, und dieser hat auch gute Arbeit geleistet die Stimmungen des Spiels einzufangen. Nennenswerte Soundeffekte oder eine Sprachausgabe werden leider nicht geboten. Wenig überraschend sind die Beiträge der engagierten Künstler deutlich hochwertiger als das, was die RPG-Maker-Bausteine anzubieten haben. Doch die Maps und Sprites basieren nun einmal auf vorgefertigten Material und können daher nicht so recht überzeugen, zumal man hier ja die westlichen Erweiterungspacks verwendet, die schon immer etwas trashig wirkten.

Abgesehen von einem lästigen Grafikfehler in Jacks Hotelzimmer (statt eines Kühlschranks wird eine Badewanne gezeigt) sind mir bei meinem Spieldurchlauf zwei derbe Bugs untergekommen. An einer Stelle wurde versäumt den Ausgang von einem Tatort zu blockieren. Verlässt man den Tatort und kehrt zu diesem zurück, wird ein falsches Script für die Map geschaltet, was bedeutet, dass man in einer permanenten Sackgasse landet. Da hilft nur einen alten Speicherstand zu laden. Der zweite Bug sabotiert eine Sidequest. Hier wird nach dem Script zum erfolgreichen Abschluss der Quest umgehend eine Scriptvariante mit Scheitern der Sidequest gestartet. Glücklicherweise gab es eine alternative Herangehensweise diese Quest erfolgreich zu lösen, weswegen ich diese doch noch mit gutem Ausgang lösen konnte. Dennoch gehören solche schweren Scriptfehler ausgemerzt. Letzteres wird jedoch nicht mehr passieren, da das Spiel ja aufgegeben wurde.

Pro & Kontra

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Pros
  • ist kostenlos
  • gewohnt unkomplizierte Steuerung via Tastatur oder Controller
  • relativ interessante Story mit ein wenig Choices & Consequences

thumbs-up-icon

Cons
  • die RPG-Maker-Grafikengine (Tiles und Sprites) wirkt hier leider recht unattraktiv
  • es gibt einige derbe Bugs
  • kommt nicht an die großen Vorbilder von Astronomic Games heran

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