Hero of the Kingdom: The Lost Tales 2 REVIEW
Mit Hero of the Kingdom: The Lost Tales 2 haben wir bereits das fünfte Spiel der Hero of the Kingdom-Reihe. Bei den „The Lost Tales“-Ablegern handelt es sich um Prequel-Geschichten der drei Hauptteile. Bezüglich des Spielprinzips bieten die Prequels jedoch nichts neues, ganz im Gegenteil. Nach wie vor erwartet euch ein quirliger Mix aus Management-Simulation und Wimmelbild RPG-Abenteuer.
Nachdem der dritte Teil der Hero of the Kingdom-Reihe aufgrund einiger fragwürdiger Änderungen auf wenig Gegenliebe gestoßen ist, entschlossen sich die slowakischen Indie-Entwickler von Lonely Troops mit „The Lost Tales“ einen Gang zurückzuschalten und zu den Anfängen der Serie zurückzukehren. „The Lost Tales 2“ wurde am 19. November 2021 auf Steam veröffentlicht und kostet Standardgemäß 6,99 €. Was dieser Teil im Detail zu bieten hat, erfahrt ihr im folgendem Test.
Gelangweilte Prinzessin oder echte Heldin?
Erstmals in der Serie übernehmen wir die Rolle einer weiblichen Protagonistin, und erstmals bekommt die Spielfigur einen Namen spendiert: Cassandra.
Cassandra ist die Prinzessin eines nicht näher beschriebenen Königreichs. Jedoch empfindet sie wenig Freude an den lästigen Verpflichtungen als Prinzessin. Sie hängt lieber mit ihrem besten Freund Philip rum, dem Sohn der Hofköchin.
Eines Tages bittet der hässliche Magier Fendrel um eine Audienz beim König. Er möchte die sogenannte „Rüstung der Götter“ erforschen, einem wertvollen Artefakt, welches sich schon seit Generationen im Besitz der königlichen Familie befindet. Cassandra befürchtet schon einen langweiligen Mittag erdulden zu müssen, als sich Philip hereinschleicht, um Cassandra mit auf Abenteuer-Tour zu nehmen. Der Trip durch ein muffiges Keller- und Höhlenloch geht jedoch beinahe in die Hose, als die Beiden einem Bären in die Quere kommen und die Höhle kurz darauf einstürzt. Zwar gelingt die Flucht aus der kollabierenden Höhle, jedoch ist Philip nun am Bein verletzt und benötigt ärztliche Hilfe. Dank des freundlichen Vagabunden Brent wird dieses Problem jedoch schnell gelöst und der Heimweg in die Stadt angetreten. Dort angekommen erwartet das Trio jedoch eine böse Überraschung: Die Stadt wurde zwischenzeitlich von Echsenmenschen überrannt, und niemand weiß, wie das passieren konnte, oder wo die Monster überhaupt herkommen. Und so liegt es nun an Prinzessin Cassandra und ihren Gefährten das Königreich zu retten.
Wie von der Serie gewohnt, sollte man keine tiefgängige Handlung oder gar komplexe Charakterstudien erwarten. Die Handlungen dieser Reihe verstehen sich eher als Fantasy-Märchen für zwischendurch, und das ist auch völlig in Ordnung. Tatsächlich bietet „The Lost Tales 2“ (Review von Jennifer) eine der besseren und sympathischeren Stories der Reihe. Obendrein gibt es ein Prequel-Wiedersehen mit einigen alten Bekannten. Fendrel und Brent wurden ja schon genannt.
Das Respawning wird endlich abgeschafft
Tja, bezüglich des Gameplays gibt es eigentlich nichts weiter zu sagen, was ich nicht schon in den Tests zu den Vorgängern gesagt hätte. Für alle, die mit der Serie nicht vertraut sind gibts hier der Vollständigkeit halber noch mal die allgemeine Spielbeschreibung (Kenner können gerne überspringen): Die Hero of the Kingdom-Spiele sind eine unterhaltsame Mischung aus Managment-Simulation und Wimmelbildspiel. Um eure Ziele zu erreichen, müssen zahlreiche Aufträge und Arbeiten absolviert werden. Um die ganzen Aufgaben jedoch abschließen zu dürfen, erfordert es immer ein gewisses Maß an Rohstoffen, Kraft, Gold und anderen Ressourcen. Ziel ist es also, all die geforderten Dinge zu beschaffen und sich somit Stück für Stück zum Ziel hochzuarbeiten. Nebenbei gilt es auch stets den Wimmelbild-Aspekt im Auge zu behalten, denn das Geld liegt hier wortwörtlich auf der Straße. Zahlreiche Wertgegenstände wie Vogeleier und Pilze wollen per Mausklick eingesammelt werden, damit sie bei einigen der Händler in bare Münze umgewandelt, oder als Crafting-Material verwendet werden können. Glücklicherweise werden die meisten Interaktionspunkte jedoch mit Piktogrammen visualisiert, damit man immer den Überblick über die zahlreichen Händler, Auftraggeber, Angel- und Ernteplätze sowie Ein- und Ausgänge behält. Dank der Weltkarte kann man die unterschiedlichen Ortschaften bequem innerhalb von zwei Mausklicks ansteuern. Hierdurch muss man auch nie groß im Voraus planen, denn die benötigten Händler sind ja sehr schnell erreicht. Außerdem muss man ja eh immer wieder in alte Gebiete zurückkehren, denn viele Aufträge und Möglichkeiten werden erst nach und nach Verlauf des Spiels freigeschaltet.
Man greift jedoch nie direkt ins Geschehen ein. Es geht halt nur darum die Management-Aufgaben abzuwickeln. Die Kämpfe und Arbeiten laufen dann automatisch ab und haben stets ein gescriptetes Ergebnis. Dieses muss nicht immer vollauf positiv ausfallen, denn manchmal kann auch mal ein Werkzeug oder eine Waffe zerbrechen. Der Spielfortschritt wird manchmal durch Ruhmespunkt- und Gold-Blockaden reguliert. Soll heißen, dass man an bestimmten Stellen im Spiel nur vorankommt, wenn man genügend Geld oder Ruhm (bekommt man für das bewältigen von Aufgaben) angehäuft hat.
Im Gegensatz zum direkten Vorgänger hat man jedoch die Ressourcen-Respawns komplett abgeschafft. Das heißt natürlich auch, dass sich der Schwierigkeitsgrad dieses mal wieder etwas ernster nimmt. Zumindest gegen Ende des Spiels bekam ich schon den Eindruck, dass man seine Goldmünzen und Materialien zusammenkratzen muss, um die letzten paar Gegner doch noch wegklicken zu können. Wirklich schwer ist das Spiel natürlich nicht, aber zumindest wird die Illusion geschaffen, das man etwas aufpassen muss. Und wer weiß, wer es darauf anlegt kann sich ja vielleicht doch in eine Sackgasse manövrieren? Die Ressourcen in „The Lost Tales 2“ sind jedenfalls endlich.
Die Spieldauer beträgt dieses mal ca. 4 Stunden. Bei dem Preis von 6,99 € hätte man da etwas mehr erhoffen können. Ärgerlich ist weiterhin, dass wieder nur ein Saveslot geboten wird, der automatisch speichert. Die Open-End-Funktion zum sammeln verpasster Achievements ist jedoch ein netter Zug.
Grafik und Sound
Gibt nichts, was ich hier groß erzählen müsste. Wer die Serie kennt, weiß was ihn erwartet, denn es hat sich in grafischer Hinsicht nichts getan. Das Geschehen wird immer noch in Form von isometrisch gezeichneten Renderbildern dargestellt, was freilich Erinnerungen an alte Rollenspiel-Klassiker weckt. Das Setting orientiert sich dieses mal mehr am zweiten Teil der Hauptserie, was bedeutet, dass man neben den ausgelutschten Wald, Wiese, Stadt und Höhlen-Gebieten auch wieder Sandstrände, eine tropische Insel und Piratenschiffe zu Gesicht bekommt. Etwas wirklich neues, was man nicht schon in ähnlicher Form in den Vorgängern gesehen hat, sollte man jedoch nicht erwarten. Nach wie vor gibt es keinerlei Anzeichen, dass die Entwickler Ambitionen zeigen die mittelmäßige Grafikengine zu überarbeiten bzw. zu verbessern.
Der Soundtrack besteht wieder nur aus ein paar wenigen Melodien, welche gemütlich vor sich hindudeln und eine entspannte Casual-Stimmung verbreiten. Etwas erinnerungswürdiges wird nicht geboten, aber störend sind die Tracks nun auch nicht. Die Soundeffekte bei den Klick-Aktionen sind in Ordnung, eine Sprachausgabe wird immer noch nicht geboten und die deutsche Textübersetzung ist sauber ausgefallen.
Pro & Kontra
- der hohe Suchtfaktor der Reihe ist nicht totzukriegen
- absolut unkomplizierte Steuerung
- netter Mix aus Wimmelbild-Spiel und Mikromanagement-Simulation
- erzeugt einen ordentlichen Iso-RPG-Flair (obwohl es gar kein RPG ist)
- praktische Weltkarte (zwei Mausklicks genügen um von einem Ende zum anderen Ende der Spielwelt zu springen)
- ist mit ca. 4 Stunden einer der kürzesten Teile der Reihe
- nur ein Saveslot. Dieser wird gelöscht, wenn man ein neues Spiel beginnt
- gewohnt mittelmäßige audiovisuelle Präsentation
- die Serie tritt leider immer noch auf der Stelle
- ist mit 6,99 Euro sehr überteuert, andere Teile sind günstiger zu haben