Ghost in the Shell: The New Movie REZENSION
Mit dem nun auch in Deutschland auf DVD und Blu-ray (via Universum Anime) erscheinenden Ghost in the Shell: The New Movie endet die Prequel-Reihe des populären Cyberpunk-Franchise. Die Vorgeschichte begann 2013 mit der vierteiligen OVA-Serie Arise ihren Anfang und beschäftigt sich mit den Anfängen von Motoko Kusanagi und ihrer Einheit bei der Sektion 9. Das Echo vieler Fans war seit jeher gespalten: zu wirr inszeniert, zu viele Huldigungen an das Original von 1995, zu wenig eigene Impulse und eine technisch eher maue Umsetzung gehörten zu den Hauptkritikpunkten. Kann der Abschluss in Spielfilmlänge nun versöhnlich stimmen?
Das Geheimnis von Fire Starter
Major Motoko Kusanagi und ihre Spezialeinheit werden zu einer Geiselnahme gerufen, um diese möglichst ohne Blutvergießen zu beenden. Die Situation gerät jedoch vollkommen außer Kontrolle, als drei Geiseln plötzlich selbst zur Waffe greifen und das Feuer eröffnen. Kusanagi ist schnell klar, das der Fire Starter Virus dahinter steckt und die Gedanken der Geiseln manipuliert hat. Zur gleichen Zeit werden außerdem der Premierminister und Kusanagis ehemalige Vorgesetzte Kurts bei einem Bombenanschlag getötet, und auch hier scheint Fire Starter seine Hände im Spiel zu haben. Was plant er? Oder sie? Oder es?
Fire Starter? Sektion 9? Wie bitte? Um die Zusammenhänge von Ghost in the Shell: The New Movie verstehen zu können, kommt man nicht umher sich zuvor mit Arise beschäftigt und bestenfalls alle Folgen gesehen zu haben. Der Film steht also nicht als eigenständiges Werk, sondern baut auf die OVAs und der dort begonnenen Geschichte auf. Da insgesamt fünf Episoden umfassende Miniserie teilweise sehr zäh ist und nie so wirklich in die Gänge kommt, ist es zunächst etwas schade, das der Film keine komplett eigene Handlung erzählt, die auch für Neueinsteiger ohne Abstriche funktioniert. Doch gerade im Vergleich zu den Arise Episoden wirkt der Abschluss der Prequel-Reihe wie ein großer Sprung nach vorne.
Nachvollziehbare Motivationen
Erstaunlich: die wahre Identität von Fire Starter und die verschiedenen Zusammenhänge machen gar nicht mal den Großteil der Spannung von Ghost in the Shell: The New Movie aus. Es ist vielmehr die überraschend persönliche Geschichte von Kusanagi, die hier mehr Screentime erhält und uns verdeutlicht, woher sie eigentlich kommt, warum sie handelt, wie sie eben handelt und vor allem, was sie eigentlich antreibt. Überhaupt sind die Figuren weitaus besser ausgearbeitet, ihre Motivationen nachvollziehbarer veranschaulicht.
Demgegenüber steht die bereits aus Arise bekannte Mischung aus politischen Intrigen, Action und Cyberpunk. Leider konnte Autor Tow Ubukata erneut nicht so ganz darauf verzichten mit Twists um sich zu werfen, anstatt die Geschichte etwas geradliniger und mit weniger Ballast zu erzählen. Dadurch wirkt die Handlung wieder unnötig aufgeplustert. Erneut verzichten muss man auf den philosophischen Überbau, den man vor allem vom Original-Film aus dem Jahre 1995 gewohnt ist. Man kann den Prequels durchaus zugute heißen, das sie sich von dem Erstlingswerk lossagen und ihren thematischen Schwerpunkt mehr auf politische und wirtschaftliche Verflechtungen verlagern wollten, leider schafft es aber auch Ghost in the Shell: The New Movie nicht so richtig eine ähnlich starke Sogwirkung zu entfalten, die auch nach dem Abspann noch weiter beschäftigt.
Wertige Inszenierung
Inszenatorisch erlaubt sich der Film hingegen weniger Fehltritte. Vor allem der Actionpart wurde noch einmal nach vorne gestellt und beschert uns viele spannende Szenen. Diese sind handwerklich richtig gut umgesetzt und wirken enorm wertig – wie eigentlich die gesamte Inszenierung und visuelle Gestaltung. Man merkt Ghost in the Shell: The New Movie deutlich das im Vergleich zu den OVAs höhere Budget an. Vor allem die Umgebungen wirken lebendiger und mit mehr Details ausgearbeitet, die Actionszenen sind nachvollziehbar und wuchtig gestaltet, ohne übertrieben zu wirken. Das Charakterdesign gefällt mir zwar noch immer nicht so ganz, hat aber ebenfalls noch einmal etwas Politur erhalten. Richtig gut sind erneut die deutschen Sprecher sowie die Musik. Diese stammt wieder vom japanischen Musiker Cornelius und setzt wie gehabt auf treibende Elektroklänge, die gerade in den Actionparts ein stimmiges Gesamtbild erzeugen.
Adrian sagt
Die OVAs hatten zwar stets das Potenzial, aber nicht die finanziellen und zeitlichen Mittel um ihre Geschichten schlüssig zu erzählen. Das alles ist beim Film anders: die Inszenierung ist erstklassig, vor allem die Actionszenen wirken handfest und machen stets Spaß. Die Handlung ergibt tatsächlich Sinn und ist nachvollziehbar, vor allem die sehr persönliche Hintergrundgeschichte von Kusanagi hat mir gefallen. Ich bin wahrlich kein allzu großer Freund der Arise Reihe, doch mit Ghost in the Shell: The New Movie wurde ich letztlich doch noch versöhnlich gestimmt. So sehr, dass ich mir sogar eine Fortsetzung wünsche, sofern das qualitative Niveau des Films gehalten werden kann.