Metal Saga REVIEW
Nach der Veröffentlichung des hervorragenden Metal Max Returns für den Super Famicom wurde es leider lange Zeit still um die Metal Max-Serie. Zwar wurde zwischenzeitlich ein neuer Teil für Segas Dreamcast angekündigt (Metal Max: Wild Eyes), doch wurde das Projekt eingestampft, als der verantwortliche Publisher ASCII Entertainment einem Eigentümerwechsel samt Firmen-Umstrukturierung zum Opfer fiel. 2003 gabs dann noch einen Port von Metal Max 2 für den GBA (Metal Max 2 Kai). Wirklich wiederbelebt wurde die Serie aber erst am 09. Juni 2005. Da erschien in Japan nämlich ein Spiel namens Metal Saga: Chain of Sandstorm für die PS2, welches sich für den Kenner als dritter Teil von Metal Max entpuppen sollte. Dummerweise fehlten den Entwicklern die Markenrechte zum Namen „Metal Max,“ weswegen man kurzerhand „Max“ mit „Saga“ austauschte. Am eigentlichen Spielinhalt und den prägnanten Features der Serie änderte die Umbenennung in Metal Saga jedoch nichts.
Überraschenderweise war Atlus derart überzeugt von dem eigenwilligen Panzer-JRPG, dass sie sich die Rechte schnappten das Spiel in den USA zu veröffentlichen. Dort erschien Metal Saga am 25. April 2006 und bekam den Untertitel „Chain of Sandstorm“ weggekürzt. Somit war Metal Saga der erste Teil, der im Westen veröffentlicht wurde, wobei Europa leider mal wieder leer ausging. Und bis zur Veröffentlichung von Metal Max Xeno sollte es auch der einzige Serienableger bleiben, der den Sprung aus dem Land der aufgehenden Sonne geschafft hatte. Ob der PS2-Ableger einen guten Eindruck hinterlassen konnte oder nicht, soll folgendes Review aufzeigen.
Vorsicht vor den Men in Black
Viel Zeit ist vergangen, seitdem eine dreiköpfige Hunter-Gruppe (Kopfgeldjäger, die mit Panzern unterwegs sind) den durchgeknallten Supercomputer Noah in die Luft jagten und somit Rache für dessen gescheiterten Genozid-Versuch an der Menschheit übten. Der größenwahnsinnige Computer wollte die Menschheit nämlich ausrotten, um auf diese Weise Mutter Erde vor industrieller Ausbeutung zu schützen, konnte sein Ziel aufgrund des Verzichts von Nuklearwaffen und der Zähigkeit der Menschen nie vollends erreichen.
Dummerweise treiben sich trotz Noahs Niederlage immer noch dessen monströse Kreationen im Ödland herum und metzeln jeden nieder, der ihnen über den Weg läuft. Auch die Nachwirkungen der rücksichtslosen Industrialisierung sowie die Auswirkungen von Noahs Zerstörungswut plagen die Menscheit nach wie vor. Und dennoch sind Noah und seine Bezwinger schon nahezu in Vergessenheit geraten und gehören, wenn überhaupt, nur noch in den Bereich der Sagen und Legenden.
Trotz der widrigen Lebensumstände in Form von Ödland-Wüsten, Sauren Regen, Raidern und Noahs Monstern, befindet sich die Menscheit wieder so langsam auf dem aufsteigenden Ast. Alte Kulturen wurden wiederentdeckt und dienen als Grundlage für neue Siedlungen und Zivilisationen. So verbindet eine Eisenbahnlinie kleine Western-Städtchen, während die Einwohner von Torigami alte japanische Traditionen pflegen und ihrem Drachengott huldigen.
Wir übernehmen die Rolle eines jungen Burschen aus dem Junkyard, einem kleinen Städtchen, welches dank des benachbarten Schrottplatzes ein guter Ort zum handeln und leben ist. Der Jüngling ist der Sohn des Entdeckers und Ex-Hunters Eddy und der Mechanikerin und Werkstatts-Eigentümerin Nina. Nina will, dass ihr Sohn in ihre Fußstapfen tritt und ein sicheres Leben als Mechaniker führt. Doch die Alternative dem Vater nachzueifern und ein aufregendes Leben als Hunter zu führen ist natürlich weitaus reizvoller. Schließlich winken erfolgreichen Huntern jede Menge Geld, Heldentum und natürlich der Besitz von zahlreichen coolen Panzer-Vehikeln. Doch bevor man als vollwertiger Hunter durchstarten kann, gilt es erst einmal seine erste Kopfgeldjagd abzuschließen, und hierfür sollte man sich besser ein durchschlagskräftiges Panzerfahrzeug besorgen. Glücklicherweise stehen beide Dinge auf dem benachbarten Schrottplatz zur Verfügung. Nachdem die ersten Erfolge erzielt wurden, gehts in die weite Welt hinaus. Es gilt neue Mitglieder für die eigene Gruppe zu rekrutieren, neue Panzer zu erbeuten, aufzurüsten und zu modifizieren, Kopfgelder einzustreichen, hübsche Mädels zu beschenken und zu ehelichen, Ausrüstung und Möbel zu kaufen, Sekten und Raider-Gangs auszulöschen und und und.
Die Hauptaufgabe umfasst jedoch einen gewissen Alex, dem Anführer einer angeblich wohltätigen Organisation aus Men in Black. Alex und seine Handlanger durchsuchen die Ruinen des Ödlands nach alten Artefakten und spannen für ihre Suche auch gerne Hunter ein. Doch je öfter wir den MiB-Agenten über den Weg laufen, desto klarer wird, dass diese Typen keineswegs für die gute Sache kämpfen, sondern ein eigenes dubioses Süppchen kochen. Was es mit Alex auf sich hat und welche Pläne er und seine Men in Black verfolgen, müsst ihr aber schon selbst herausfinden.
Aber wie von der Serie gewohnt, geht es hier weniger darum die Haupthandlung abzuschließen, nach deren Abschluss das Spiel sowieso als Open End-Spiel weiterläuft, sondern viel eher darum die Welt zu erforschen, neue Leute kennenzulernen, Monster und Raider wegzupusten und und und. Spieler die großen Wert auf eine spannende Haupthandlung legen oder ausgefeilte Charakterstudien erleben wollen, werden mit Metal Saga also nicht unbedingt glücklich werden. Der Protagonist fungiert als stummes Bindeglied zum Spieler und seine Begleiter bieten oftmals nur minimalen Charakterhintergrund, den man oftmals sogar erst einmal durch rein optionale Events erschließen muss. Selbiges gilt auch für die wichtigeren NPCs, denen man begegnet. Tatsächlich besteht ein großes Gimmick in Metal Saga darin, dass man zahlreiche (Neben)Story-Events und dergleichen keineswegs vor die Füße gelegt bekommt, sondern eben diese viel eher durch Eigeninitiative entdecken muss. Spieler die lieber mit Scheuklappen durch ihr lineares Final Fantasy rushen sei von Metal Saga also abzuraten. Open World-Fans freuen sich hingegen über zahlreiche Möglichkeiten das Spiel bereits frühzeitig in den Würgegriff zu bekommen. Denn rein theoretisch kann man bereits in den ersten Spielstunden in die finalen Städte vordringen, wo freilich die besten Ausrüstungstücke angeboten werden.
Fußgänger oder Panzerführer?
Trotz aller Innovationen ist Metal Saga im Kern ein typisches JRPG. Man erkundet die Spielwelt via Weltkarte, besucht Siedlungen und Dungeon-Areale, tratscht mit NPCs, die auch tatsächlich sinnvolle Sachen zu sagen haben, erbeutet Ausrüstung aus Kisten, Schränken und Schubladen, erledigt seine Feinde in rundenbasierten Gefechten, um Geldeinheiten für Händler und Erfahrungspunkte für Level-Ups zu kassieren … Es ist eben ein JRPG und jeder Interessierte sollte wissen, was ihn hier erwartet.
Die Steuerung arbeitet gewohnt routiniert und im Gegensatz zu Metal Max Returns, hat man hier sogar endlich die Menüführung in den Griff bekommen. Die absurden Menü-Verschachtelungen aus Returns gehören in Metal Saga also endlich der Vergangenheit an. Erfreulich ist weiterhin, dass die fortschrittliche Option eigene Hotkeys auf die überschüssigen Tasten des Controllers zuweisen zu dürfen auch in Saga enthalten ist.
Wie gehabt liegt die große Besonderheit der Serie nicht nur im Open World-Konzept, sondern auch darin, dass man hier neben seiner bis zu vierköpfigen Truppe auch noch deren Panzerfahrzeuge kontrolliert. Aber gehen wir erst mal auf die reguläre Gruppe ein. Diese besteht aus drei Menschen, welche in die Klassen Hunter, Mechanic und Soldier untergliedert sind und einem Hund. Neuerdings gewährt einem das Spiel auch die Auswahl aus verschiedenen Charakteren für die Begleiter-Klassen. Das Spiel bietet zwei verschiedene Mechanics, drei verschiedene Soldiers (einer von denen ist aber versteckt und kann nur sehr spät im Spiel gefunden werden) und vier Hunden. Insgesamt gibt es also 10 spielbare Charaktere. Allerdings darf man immer nur einen Charakter einer Klasse mit auf die Reise nehmen. Den Anderen darf man aber jederzeit einen Besuch abstatten, um sie in die aktive Gruppe einzuwechseln, wenn einem der Sinn danach steht. Allerdings leveln inaktive Charaktere nicht auf, deswegen wäre es vielleicht doch nicht verkehrt sich im Vorfeld festzulegen, sofern man nicht doppelt grinden möchte. Die Unterschiede der Charaktere belaufen sich auch in erster Linie anhand der Waffen und Skills die genutzt werden können. So kämpft z.B. Rashid mit Schwertern, während sich Cowgirl Charlene auf Schießeisen und Panzerfäuste spezialisiert.
Die Skills werden hier übrigens als käufliche Ware gehandhabt. In fast jeder Siedlung gibt es einen alten Lehrmeister, der einige Skills anbietet und auch dazu genutzt werden kann alte Skills zu verlernen. Warum verlernen? Nun, leider ist die Gesamtanzahl der Skills auf sechs Stück pro Charakter beschränkt. Außerdem bringen manche Skills auch negative Aspekte mit sich. Manch aktiver Skill muss nach Kampfende nämlich mit Barem bezahlt werden. Klingt zwar komisch, ist aber so. Dennoch sollte man den Nutzen der Skills nicht unterschätzen.
Weiterhin erwähnenswert ist, dass Hunde ausschließlich von der K.I. gesteuert werden und der Spieler lediglich begrenzten Einfluss auf die Qualität der K.I. nehmen kann. Hierzu muss man seinen Statuswert „Coat“ (Fell) verbessern, indem man ihn mit Hundefutter füttert – nein, das ist kein Witz. Also ja, Metal Saga bietet auch abseits der Panzer ziemlich eigenwillige Mechaniken. Apropos Panzer, gehen wir doch am besten aufs schwere Kriegsgerät ein, wobei aber nicht jedes Fahrzeug ein Panzer ist. Abseits der Sonderkraftfahrzeuge lassen sich auch ein Bus und ein Feuerwehrtruck auftreiben.
Jede der drei menschlichen Spielfiguren darf ein eigenes Panzerfahrzeug besteigen (der Hund kann logischerweise keinen Panzer fahren). Darüber hinaus darf man noch einen vierten Panzer in Schlepptau nehmen. Wie gehabt werden die Fahrzeuge in zwei Kategorien eingetailt. Jene die man selber findet und die einem danach vollständig zur Verfügung stehen, und diejenigen, die man sich von entsprechenden Shops mieten kann, was aber dazu führt, dass man einen Teil des erbeuteten Geldes als Miete abdrücken muss. Glücklicherweise kann man die Miet-Option völlig ignorieren, da in der Spielwelt bis zu 15 Vehikel und Panzer darauf warten eingesackt zu werden. Erwartet aber nicht, dass ihr die Fahrzeuge einfach so geschenkt bekommt. Manche von denen sind echt gut versteckt oder erfordern einen nicht zu unterschätzenden Mehraufwand, um in Besitz genommen zu werden.
Die Vehikel unterscheiden sich nicht nur im Aussehen, sondern auch am Verteidigungswert sowie der Anzahl und am Typus der Waffensysteme die genutzt werden können. Andere Aspekte wie Engine (Motor) oder C-Unit können hingegen frei umgerüstet werden. Wer bock darauf hat den schwächlichen Buggy mit dem stärksten Motor und der dicksten Kanone zu bestücken, kann dies ohne weiteres tun. Auf die Verteidigungskraft des Buggy-Chassis hat man jedoch keinen Einfluss. Dementsprechend sollte man schon zusehen, dass man bessere Vehikel auftreibt, die mehr aushalten und mehr Waffen montieren können als der kleine Buggy den man auf dem Schrottplatz findet.
Ferner sollte man etwas Kenntnis über die Waffensysteme haben. Im groben kann man die Waffen in Main Guns (Kanonen), Sub Guns (Maschinengewehre und dergleichen) und SE Guns (Mörser, Zielsuchraketen etc.) unterteilen. Main Guns und SE Guns verbrauchen Munition und sollten daher vorwiegend gegen harte Gegner eingesetzt werden. Sub Guns verfügen über unbegrenzte Munition und sich die erste Wahl gegen reguläre Gegner. Darüber hinaus gibt es noch viele Detail-Treppchen zu beachten. Fliegende Gegner lassen sich z.B. fast nur mit Anti-Luft-Geschützen bekämpfen, für die man aber auch einen besonderen Flakpanzer benötigt. Gegner die sich im Boden einbuddeln, außer Reichweite sind oder einen Stealth-Schild aktivieren muss man mit einer speziell für die besagte Situation entwickelten SE-Spezialwaffe bearbeiten. Einfach nur draufballern ist also oftmals keine Option.
Bevor man aber beginnt seine wertvollen Waffenslots zu belegen, sollte man zusehen, dass man sich nen starken Motor kauft, damit das Vehikel die schweren Schießeisen und Kanonen überhaupt schleppen kann. Und je schwerer ein Fahrzeug bestückt ist, desto weniger Panzerplatten können anmontiert werden, welche die Hitpoints des Panzers festlegen. Montiert man hingegen zu viele Panzerplatten wird das Fahrzeug dermaßen langsam, dass es im Rundenkampf als letzter an die Reihe kommt und die Gegner zuerst angreifen dürfen. Glücklicherweise kann ein Panzer nie vollends zerstört werden. Defekte Fahrzeuge darf man abschleppen und zerbrochene Teile lassen sich kostengünstig reparieren.
Ein paar negative Zustandsveränderungen wie etwa Säure sind zwar immer noch im Spiel enthalten, wurden im Vergleich zu Returns jedoch stark zurückgefahren und spielen kaum noch eine Rolle. Ähnliches gilt für Dinge wie Vogelkot und Pilzbefall am vernachlässigten Panzer, der zu lange unbenutzt im Freien stand. Theoretisch sind diese Dinge immer noch im Spiel enthalten, treten in der Praxis aber kaum oder niemals auf, so dass man das Gefühl bekommt sie wären gar nicht mehr vorhanden. Netterweise ist die Waschanlage auch keine Besonderheit mehr wie in Returns, sondern steht bereits im Junkyard zur Verfügung und ist sehr günstig, womit das Spielelement der Verdreckung irgendwie obsolet wirkt.
Keineswegs obsolet ist hingegen die Option die Panzer, sowie deren Bauteile und Waffen gegen Geld zu modifizieren, um deren Leistung zu pushen. Das wird jedoch ein teuerer Spaß, bei dem man auch die Tragekapazität des Panzers im Auge behalten sollte. Denn ein überladener Panzer kann nicht fahren. Oder man hat kaum noch Platz für Panzerplatten, um sich gegen feindlichen Beschuss zu schützen.
Also ja, ihr seht schon, dass die Handhabung und Verwaltung eurer Panzer eine kleine Wissenschaft für sich darstellt. Aber es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen, denn die Panzer teilen logischerweise wesentlich mehr Schaden aus und können mehr einstecken als die drei Menschlein und ihr Hund. Allerdings gibt es auch immer wieder Situationen wo man aus dem Panzer aussteigen muss und nur noch zu Fuß weiterkommt. Daher ist es auch wichtig die Ausrüstung der drei Helden im Auge zu behalten.
Und das ist gar nicht so einfach, denn der Platz im Inventar ist stark begrenzt. Man darf nur 64 reguläre Gegenstände mitführen. Darunter fallen diverse Heilmittel, als auch überschüssige Ausrüstung, wichtige Schlüsselgegenstände oder der Metalldetektor. Letzterer hilft dabei verbuddelte Wertsachen auf der Weltkarte zu offenbaren. Und unter Wertsachen fallen im übrigen auch neue Panzer oder Einzelteile, mit denen man sich in entsprechenden Shops neue Waffen und Panzerteile zusammenbasteln lassen darf. Also seht zu, dass ihr den Metalldetektor einer Hotkey-Taste des Controllers zuweist, damit ihr ihn bequem nutzen könnt. Auf dem Junkyard lassen sich immerhin noch 200 reguläre Gegenstände und ebenso viele Panzer-Bauteile und Waffen lagern. Aber bei der Masse an Gegenständen, die man hier erbeuten kann, ist das auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dies ist eine Einschränkung, auf die ich gut und gerne verzichten kann. Wenigstens gibt es aber auch hier wieder zwei Teleportationssysteme, welche eine zuverlässige Schnellreise zwischen den Siedlungen des Spiels ermöglichen.
Nervige Schlampereien und ein sehr geiles Feature
Ehrensache, dass man auch hier wieder jede Menge Nebenaktivitäten spendiert bekommt. Viele Dinge sind natürlich bereits aus dem letzten Spiel bekannt. Auch hier kann man Möbel für sein Zimmer kaufen, Geld an ein Haustier-Monster verfüttern, Minigames an Spielautomaten in den Bars zocken, der Jukebox lauschen oder vier optische Linsen zusammensuchen, um sich eine Waffe bei einem verrückten Professor zusammensetzen zu lassen. Neuerdings gibt es auch ein Casino mit den gängigen Glücksspielen in Form von Einarmigen Banditen, Black Jack und Roulette. Besonders cool ist die Option gekaufte Möbel und Kleidungsstücke an seine Freunde zu verschenken. Bei den Mädels kann man auf diese Weise sogar Beziehungen aufbauen, welche in einem Fall sogar in einer Hochzeit enden kann.
Das Herzstück der Nebenaktivitäten ist jedoch immer noch die Kopfgeldjagd. In jeder Stadt gibt es Steckbriefe und eine Huntergilde. Diese informieren euch über die optionalen Bossgegner, welche ordentlich viel Schotter einbringen. Allerdings müssen diese fiesen Gestalten und Kreaturen erst mal gefunden werden, wofür man aber i.d.R. ein paar Tipps von der Hunter-Gilde erhält. Insgesamt bietet Metal Saga 40 dieser „Wanted“-Bosse. Einige von denen sind jedoch extrem gut versteckt oder generell schwer herauszufordern. So gibt es z.B. zwei fliegende Wanted-Bosse, welche theoretisch über der ganzen Weltkarte fliegen können und dementsprechend schier unauffindbar sind. Andere Wanted-Bosse tauchen hingegen nur als seltene Zufallsbegegnung auf. Komplettierern wird es also nicht leicht gemacht. Ehrlich gesagt wurde es hier übertrieben. In Returns musste man sich keinen abbrechen um alle Gegner zu entdecken. Spätestens beim Blick in eine Komplettlösung war die Sache geregelt, wobei selbst das nur zwei mal nötig war. In Metal Saga ist der Aufwand, der für die Wanted-Jagd betrieben werden muss jedoch schlicht und einfach zu hoch und frustruierend (zumindest wenn man unbedingt alle 40 erledigen will).
Aber auch andere Aspekte des Spiels wirken unausgegoren oder unfertig. Man merkt zum Beispiel deutlich, dass es zu wenige Heirats-Optionen gibt. Es gibt im Spiel ca. sechs passende Mädels die man beschenken kann und wo es dann auch kleinere Sequenzen freizuschalten gibt. Im Endeffekt bekommt man aber nur bei Zweien die Möglichkeit zur Heirat.
Wirklich problematisch sind jedoch die nervigen Dungeons. Diese sind oftmals die grafisch langweiligsten Gebiete im Spiel und haben obendrein auch noch die Angewohnheit sich in die Länge zu ziehen. Es ist nicht so einfach sich in den Dungeons zu orientieren, da sich hier die Grafik-Assets zu sehr ähneln und der Aufbau in einigen Fällen viel zu unübersichtlich ausfällt. Darüber hinaus irritieren diese Gebiete auch mit einer starken Inkonsistenz. So gibt es Dungeons in denen man scheinbar vergessen hat Zufallskämpfe einzubauen, obwohl dies nicht den geringsten Sinn ergibt. Ich mein, wenn ich ein Raider-Versteck aushebe und gleich am Eingang von den Wachen entdeckt und attackiert werden, kann ich doch davon ausgehen, dass ich mich durch die ganze Bande prügeln muss. Aber nichts da, stattdessen wird angenommen, dass ich ein Zivilist bin, der als Spion für die Raider arbeitet, was soll das? Dann kann es noch passieren, dass in einigen Dungeons eine Art Hotspot-Anzeige für versteckte Gegenstände genutzt wird (ein blinkendes Leuchten). Das Problem hierbei ist nur, dass es im Rest vom Spiel eigentlich gar keine Hotspot-Anzeige gibt und deren Präsenz in einigen wenigen Dungeons somit völlig beliebig und eigenartig daherkommt. Es sind solche Schlampereien, welche den Eindruck eines unter Zeitdruck hingeschluderten Billig-Produkts erwecken.
Auch der Kampf und das Exp-System sind nicht das Gelbe vom Ei. Es gibt zwar viele Gegner, die nur mit bestimmten Waffentypen attackiert werden können, da sie zu weit entfernt sind, fliegen oder sonst was, aber wenn ich ehrlich bin, ist dieser Aspekt die einzige Form um die Kämpfe anspruchsvoll zu gestalten. Sicherlich muss man herausfinden welche Waffensysteme die geeignetsten sind, aber der Rest wird hauptsächlich von der Levelstufe des Spielers bestimmt. Ist der Level hoch genug wird man gewinnen, und wenn nicht heißt es eben grinden. Dies mag zwar bis zu einem gewissen Grad auf jedes JRPG zutreffen, aber in Metal Saga sticht diese Problematik besonders stark hervor. Für jeden Level Up werden nur 100 Erfahrungspunkte benötigt, allerdings arbeitet das Spiel mit Exp-Scaling. Kämpft man gegen Gegner, die einen niedrigeren Level haben als wir, bekommt man kaum Punkte gutgeschrieben. Im schlimmsten Fall gibt’s halt nur einen einzigen Gnadenpunkt pro Gegner. Kämpft man hingegen gegen Feinde, die einen höheren Level haben, kann es hingegen passieren, das man gleich mal die vollen 100 Exp für das Level-Up kassiert. Mehr als 100 Exp wird man aber nie kassieren, selbst dann nicht, wenn man mit nem Stufe 1 Charakter in der Gruppe gegen einen Stufe 50 Feind gewinnt.
Durch die Open World kann man das Spiel natürlich sehr sehr einfach in die Knie zwingen. Einfach mal schnell mit den Zug in eine Stadt auf der westlichen Hälfte der Spielkarte fahren, wo man ein paar gute Ausrüstungsstücke für den Panzer kaufen kann, und schon hat man quasi den kompletten Ostabschnitt der Spielwelt in der Tasche, da die dortigen Gegner nicht mit einem derart hochgezüchteten Panzer mithalten können. Ist natürlich einerseits geil ein Spiel derart zu brechen, aber so etwas wie ein gutes Balancing ist in Metal Saga absolut nicht vorhanden (Metal Max Returns war da wesentlich besser strukturiert). Es hat halt alles seine Vor- und Nachteile. Das merkt man deutlich in diesem Spiel. Ein immenser Vorteil in Metal Saga, den ich mir extra für den Schluss aufgehoben habe, ist jedoch, dass das Spiel ein extrem geiles Feature bietet, welches eigentlich zum Grundrepertoire jedes einzelnen rundenbasierten JRPGs gehören sollte. Im Kampf wird nämlich eine Vorspul-Funktion bereitgestellt. Auf Knopfdruck (L2-Taste) wird die aktuelle Kampfrunde im extremen Zeitraffer vorgespult, wodurch man jeden Kampf, und vor allem billige Trash-Mobs, innerhalb weniger Sekunden abwickeln kann! Hierdurch kann man den langweiligen Part, den nahezu jedes JRPG plagt, in Metal Saga fast vollständig ausbooten, was den Spielspaß beträchtlich zu Gute kommt und über die eher öden Kämpfe hinwegsehen lässt.
Grafik und Sound
Grafisch kann Metal Saga leider nicht überzeugen. Obwohl das Spiel relativ spät im Lebenszyklus der PS2 erschien, wirkt es in optischer Hinsicht eher wie ein Starttitel der PS2, welcher obendrein mit begrenzten finanziellen Mitteln produziert wurde. Die Texturen sind matschig und die Assets sind sehr detailarm und werden gerne recycelt. Letzteres merkt man vor allem in den Dungeons, wo die Orientierung aufgrund der sich stark ähnelnden Räume und Durchgänge sogar etwas erschwert wird. Auch das Artdesign der Charaktere kann mich nicht so recht überzeugen, da hier doch ein stärkerer Moe-Einfluss zu erkennen ist, der mal überhaupt nicht zu einem Post-Apokalyptischen Setting passen möchte. Seltsamerweise ist das Artdesign in dieser Hinsicht auch etwas inkonsistent. Es gibt nämlich Charaktere, die durchaus cool aussehen und nicht mit riesigen Moe-Äuglein versaut wurden. Dies erweckt jedoch den Eindruck, dass hier zwei verschiedene Zeichner am Werk waren, was niemals erstrebenswert ist.
Positiv ist hingegen der kreative Umgang mit dem Setting. Ich habe ja schon im Storybereich dargelegt, dass sich die Menscheit an die Post-Apokalypse gewöhnt hat und versucht die Welt wieder aufzubauen. Die Thematik bekommt also einen positiven Touch mit auf den Weg, welcher Metal Saga von den meisten anderen Post Apokalypse-Spielen unterscheidet. Einige Siedlungen sind angenehm kreativ, da dient z.B. auch mal eine Ölbohrplatform als Stadt und der Western-Touch ist auch eine schöne und passende Idee. Fans des PA-Genres kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Auch das Intro-Video im Anime-Stil ist überaus gelungen und wird man sich sicherlich mehr als nur einmal anschauen. Und es ist natürlich ehrensache, dass das Design der gegnerischen Monster und Panzerfahrzeuge wieder angenehm abgedreht, um nicht zu sagen japanisch daherkommt.^^
Hinsichtlich Soundtrack zeigt sich das Spiel von seiner starken Seite. Im Anime-Intro bekommt man eine mit Metal aufgepeppte Version des ikonischen Wanted-Bosskampf-Themes zu hören, der selbstverständlich auch innerhalb der Wanted-Kämpfe im Spiel genutzt wird. Weiter gehts mit coolen Metal-Klängen im Titelscreen, welche von schneidigen Militär-Trommeln im Screen für die Namenseingabe abgelöst werden. Da hat man gleich mal drei megageile Tracks in den ersten paar Spielminuten geboten bekommen – so solls sein! Auch der Rest vom OST ist ziemlich gelungen. In den Städten verbreitet der OST Gute Laune-Stimmung, in den Bars Western-Stimmung und auf der Weltkarte gediegene Reiselust oder Roadmovie-Flair, je nachdem ob man zu Fuß oder im Panzer unterwegs ist. Einziger Wermutstropfen ist jedoch der reguläre Kampftheme, welcher ncht wirklich meinen Geschmacksnerv treffen konnte und entsprechend nervte. Da man hier einen Großteils des Spiels mit regulären Kämpfen verbringt, ist das dann schon ein etwas größerer Makel. Wobei ich aber dazu sagen muss, dass es sich hier durchaus um eine subjektive Einschätzung handelt. Manch einem könnte der Kampftheme ja durchaus gefallen.
Unterm Strich wird also ein toller OST geboten, der leider nicht von einer Sprachausgabe unterstrichen wird, denn diese hat man sich bei Metal Saga komplett gespart. Als Entschädigung werden aber sehr wuchtige Soundeffekte für die unterschiedlichen Waffensysteme der Panzer geboten. Und auch die übrigen Soundeffekte sind prägnant und können restlos überzeugen. Mit einer kompetenten Sprachausgabe hätte Metal Saga locker eine 9er-Wertung für den Bereich Sound verdienen können.
Pro & Kontra
- auch „Saga“ bietet das originelle und coole Panzerfahrzeug-System der Metal Max-Reihe
- absolut geniale Vorspul-Funktion im Kampf!
- Open World mit Open End-Funktion
- cleveres Post-Postapokalypse-Setting
- es gibt wieder gewohnt viel zu entdecken und zu tun, dieses mal kann man sogar heiraten
- billige Grafik und das Artwork wird durch unpassende Moe-Einflüsse geschädigt
- die Haupthandlung ist nur Beiwerk und nicht der Fokus des Spiels. Das könnte viele Spieler demotivieren
- einige Wanted-Bosse sind absurd schwer zu finden
- ziemlich schlechtes und inkonsistentes Dungeondesign
- man kann nur schlappe 200 Items zwischenlagern. Das ist viel zu wenig