Wie sich der eSport zu einem Milliardenmarkt entwickelt
Es wird immer noch stark diskutiert, ob professionelles Videospielen, auch eSport genannt, als offizieller Sport bezeichnet werden kann. Manche Länder wie Italien, Finnland oder China haben die neue Szene dem regulären Sport schon gleichgestellt, in Deutschland wird sich mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) weiterhin dagegen entschieden, während andere Länder wie Österreich, die Schweiz, Dänemark, Belgien und die Niederlande zurzeit im Prozess der Anerkennung sind. Trotz dieser Debatte und auch ohne Anerkennung als offizielle Sportart kann eines auch jetzt schon nicht mehr geleugnet werden: Der eSport hat sich mit umfangreichen finanziellen Förderungen und gigantischen Turnieren neben den traditionellen Sportarten als ernstzunehmender Wettbewerber aufgestellt und gewinnt immer mehr an Beliebtheit. Ist dies allerdings nur ein kurzfristiger Trend oder wird der eSport auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen?
Beliebte Spielevielfalt
Das Wort eSport ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von beliebten Videospielen, die professionalisiert wurden. Bevor man sich also die kommerziellen Erfolge der Szene anschaut, ist es interessant, die einzelnen Titel näher zu betrachten. Hier dominieren die Namen großer Spieleentwickler, die es schafften, den eSport mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Genres zu bereichern. So zeichnet Blizzard Entertainment für das erfolgreiche Echtzeitstrategiespiel StarCraft 2 verantwortlich, bei dem man drei verschiedene Spezies in einem Science-Fiction-Setting spielen kann. League of Legends (LoL) ist ein MOBA-Spiel (Multiplayer Online Battle Arena) von Riot Games. Als eines der ersten Spiele im eSport überhaupt feierte LoL erst kürzlich sein zehnjähriges Jubiläum. Dota 2 ist ebenfalls ein MOBA-Titel, der von Valve Corporation entwickelt wurde. Bei diesen Spielen versuchen konkurrierende Teams, die Basis des jeweiligen Gegners zu zerstören und ihre eigene zu verteidigen. Mit Counter-Strike: Global Offensive gibt es einen wichtigen Vertreter des Egoshooters. Mit diesen und zahlreichen weiteren Games sind sämtliche Genres in den professionell ausgetragenen eSport-Turnieren vertreten.
Kommerzieller Erfolg weltweit
Diese Videospiele schaffen es, ganze Arenen zu füllen und Menschen rund um die Welt zu begeistern. Ein wichtiger Träger hierfür sind die Livestreams auf der Videoplattform Twitch, die sich auf Live-Übertragungen von Videospielen spezialisiert hat, denn der Großteil der Fans schaut den Spielen online zu. Schon jetzt besteht der harte Kern der Fangemeinde aus über 200 Millionen regelmäßigen Zuschauern weltweit, wobei es mehr als 250 Millionen weitere Menschen gibt, die sich eSport-Turniere zumindest gelegentlich ansehen. Schaut man sich die Vorhersagen an, werden die Zahlen hier in den kommenden Jahren noch weiter ansteigen. Bis 2022 wird es voraussichtlich fast 300 Millionen eSport-Enthusiasten geben und fast 350 Millionen weitere gelegentliche Zuschauer. Das drückt sich auch in den Umsätzen der Branche aus. 2018 gingen die weltweiten Umsätze in der Branche bereits auf die Milliardenmarke zu, 2019 wurde ein Umsatz von knapp 1,1 Milliarden US-Dollar erreicht und bis 2021 wird sogar ein Umsatz von 1,65 Milliarden US-Dollar erwartet. Dieser immense Umsatz spiegelt sich auch in den Preisgeldern, um die bei den eSport-Turnieren gespielt wird, wider. An der Weltmeisterschaft im Dota 2 ging es 2019 um sage und schreibe 34 Millionen US-Dollar. Die bisherigen Zahlen und der aktuelle Trend zeigen damit eindeutig, dass der eSport am Weltmarkt weiterhin voranprescht.
eSport in Deutschland
Auch wenn der DOSB hierzulande weiterhin der Ansicht ist, dass der eSport nicht die Anforderungen an eine offizielle Sportart erfüllt, wächst die Branche in Deutschland unaufhaltsam weiter. Der eSport entwickelt sich zunehmend zu einem strukturieren Profisport, während sich dazu auch immer mehr professionell organisierte Ligen bilden. Mit einem Umsatz von 70 Millionen Euro stellt Deutschland den größten eSport-Markt Europas dar, der auch von Medien, Drittanbietern und traditionellen Sportvereinen zunehmende Aufmerksamkeit genießt. Zahlreiche Fußballbundesligisten wie etwa Schalke 04 und auch der FC Bayern München schicken inzwischen ihre eigenen eSport-Teams in der Virtual Bundesliga im Fußballsimulationsspiel FIFA ins Rennen. Zudem beteiligen sich auch nicht-endemische Unternehmen durch unter anderem Sponsoring und Kooperationen am eSport. Mit diesem Trend erkennen auch die Anbieter von Sportwetten die Wichtigkeit des eSports und bieten neben den traditionellen Sportarten deshalb auch bereits Wetten auf die Gaming-Turniere an. Genauso wie Nutzer auf den Ausgang eines Fußballturniers setzen können, kann nun auch bspw. auf die Dota 2 Weltmeisterschaft gesetzt werden, was den eSport traditionellen Sportarten weiterhin näherkommen lässt. Es zeigt sich somit eindeutig, dass auch ohne die offizielle Anerkennung durch den DOSB, der eSport in Deutschland ein standfester Wettbewerber zu Fußball und Co. wird und sich seinen Platz auf dem Markt zunehmend etabliert. Laut Prognosen der Unternehmensberatung Deloitte wird in Deutschland ein jährliches Wachstum von 21 Prozent erwartet, was für das Jahr 2023 ein eSport-Umsatz von 180 Millionen Euro bedeuten würde. Dem Trend scheint damit kein baldiges Ende bevorzustehen.
Der eSport gewinnt in Deutschland und weltweit an Wichtigkeit und Anerkennung. Bis zum Rand gefüllte Stadien, Millionen an Zuschauern vor den Bildschirmen, professionelle Strukturen in Teams und Ligen, Preisgelder in Millionenhöhe und ein weltweiter Umsatz im Milliardenbereich sprechen für sich: Der eSport ist gekommen, um zu bleiben.